Warum ist Pädophilie kein Teil von LGBTQ+, aber Transgender schon?

9 Antworten

Naja, alle anderen Sexuellen Orientierungen, Neigungen oder Identitäten, werden in der Regel einvernehmlich ausgelebt (bzw. sind halt bei Transsexualität ja primär nur die Personen selbst betroffen), selbst Fetische, u.a. SM- und Machtphantasien werden ja in erster Linie zwischen erwachsenen Personen einvernehmlich ausgelebt (sind zwar kein Teil von LGBTQ+, werden aber z.B. auch CSDs immer mal wieder gezeigt, und als zu unrecht zumindest teilweise "geächtete" Gruppe oder Minderheit von Personen (die unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung/ -Identität dafür gesellschaftlich nicht unbedingt akzeptiert werden) gehören sie da in meinen Augen irgendwie auch dazu)

Pädophilie, auch wenn man man es explizit von Pädosexualität abgrenzt, involviert ja zwangsläufig einen Part, der noch nicht die entsprechende Reife besitzt um da einvernehmlich etwas ausleben zu können. Auch wenn es nur der Gedanke, das Interesse oder eine Phantasie ist, ist es natürlich sehr schwer abzugrenzen, und schwer abzuschätzen, ob es nicht vielleicht doch irgendwann dazu kommen könnte, dass irgendwann mal etwas ausgelebt wird.

LGBTQ+ geht es ja vordergründig darum, dass Menschen ihre Sexualität ohne Benachteiligung leben können WEIL sie damit eben niemandem schaden (Zumindest was den Punkt angeht, stimme ich dir so weit zu, dass Leute, die entsprechende Interessen bei sich feststellen sich ohne Stigmatisierung etc. da beraten und helfen lassen können, allerdings eben nicht dahingehend das auszuleben, sondern dahingehend, mit diesem Interesse umzugehen, damit man es eben NICHT (evtl. bewusst garnicht gewollt) auslebt! Ich bin mir nicht sicher, ob du vielleicht das meinst).
Gerade im Bezug auf Transsexualität geht es eher darum es nicht mehr als Störung zu sehen (zumindest nicht mehr im psychologischen Sinne, sondern eher in dem Sinne, dass die körperlichen Merkmale nicht der Geschlechtsidentität entsprechend ausgeprägt sind)

Der wesentliche Grund ist, selbst wenn das o.g. vielleicht mehr Thema sein sollte, das gesellschaftliche Ansehen, die Akzeptanz. Da hat es LGBTQ+ so schon nicht allzu leicht. Sich in dieser Stellung auf die Fahne zu schreiben, dass man sich für Pädophile einsetzt... nun ja, ich sag mal, kann falsch verstanden werden. Zumal sich verschiedene LGBTQ-Vereine ja auch in Form von Beratungsangeboten, Jugendclubs etc. mit jüngeren Leuten beschäftigen. Eine solche Verbindung kann da viel der bisherigen Arbeit, der bisher erreichten Ziele gefährden. Und damit ebenso das Ansehen der anderen zu LGBTQ+ zugehörigen Minderheiten. Von daher bin ich selbst als Schwuler auch relativ froh, dass Pädophilie nícht allzu oft in diesem Kontext erwähnt wird

guitschee  14.07.2022, 20:33
ob es nicht vielleicht doch irgendwann dazu kommen könnte, dass irgendwann mal etwas ausgelebt wird.

Du stellst also alle unter Generalverdacht. Dann könntest du es auch bei sowas wie BDSM tun - wer sagt dir da, dass es immer einvernehmlich sein muss...

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Amadeas  15.07.2022, 04:21
@guitschee

Möglicherweise war dein Kommentar nur Polemik.

Aber: Wenn es bei BDSM nicht safe, sane und consensual zugeht, ist das kein BDSM, sondern Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, Körperverletzung, ...

BDSM ist IMMER freiwillig. Auch Sklaven im BDSM machen das nur, weil es ihnen gefällt. Kein Mensch wird wirklich "gezwungen" etwas zu machen, was er nicht will.

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TabrisTheMAP  15.07.2022, 10:40
@guitschee
Dann könntest du es auch bei sowas wie BDSM tun - wer sagt dir da, dass es immer einvernehmlich sein muss...

Das BD(S)M ist wohl von Bedeutung und das offensichtlichste Gegenargument wäre wohl, dass es einvernehmlich (mit anderen Menschen) ausgelebt werden kann.

@TomEF98 Meinst du generell das Ausleben oder nur wenn echte Kinder involviert sind?

Man könnte argumentieren, dass sowohl Pädophile als auch Sadisten, die ihr sexuelles Interesse einvernehmlich mit anderen Menschen ausleben wollen, das nicht gleichermaßen können. Sadisten können daher einvernehmlichen Sex haben, Pädophile jedoch nicht.

Die darauf aufbauende Argumentation ist dann, dass die LGBTQ-Community sich nur für sexuelle Interessen einsetzt, die einvernehmlich mit anderen Menschen ausgelebt werden können. Dass Pädophilie auch ohne die Beteiligung von Kindern ausgelebt werden kann und dass diese Möglichkeiten immer wieder unter rechtlichen Druck gerät, ist somit nicht von Bedeutung für die LGBTQ-Community. Damit geht man gekonnt der negativen Assoziation mit Pädophilie aus dem Weg, wie oben bereits erwähnt.

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guitschee  15.07.2022, 21:14
@Amadeas

Keine Polemik, sondern der Versuch dem Antworter oben etwas aufzuzeigen.

Um es dir auch aufzuzeigen:

Warum regt dich diese Frage, bzw. mein Vergleich oben so auf? (Rhetorische Frage!)

BDSMler stehen auf Machtspiele, stehen auf Untwerfungsspiele, benutzen dafür Gewalt und Zwang. Benutzen dafür auch sowas wie vorgetäuschte Vergewaltigung.

Warum also regt dich die Frage auf?

Weil sie so unfair ist, nicht wahr? Weil die meisten BDSMler durchaus unterscheiden können, zwischen einer echten Gewalttat, einer Vergewaltigung und ihren sexuellen Spielen. Weil die allermeisten von ihnen den Partnern das nicht in echt antun wollen würden (es ihnen keinen Spaß brächte) - weil das in echt ein Leben kaputt machen würde. Weil sie einen Sinn für richtig und falsch haben.

Das ist der Grund, warum diese Frage für dich nach "Polemik" klingt - und nur um eines klar zu stellen - würde man vor mir behaupten, BDSMler wären alles potentielle Gewalttäter und Vergewaltiger - dann würde ich genauso empört sein wie du.

ABER, und jetzt der Grund, warum es eben KEINE Polemik ist:

Was ist der Unterschied zu Pädophilen?

Auch die meisten Pädophilen wissen, dass sie ein Leben zerstören würden, würden sie ihre Neigung mit Kindern ausleben. Dass es IMMER Vergewaltigung wäre. Dass es immer Gewalt wäre. Auch die meisten Pädophilen möchten niemanden vergewaltigen und auch ihnen würde eine Vergewaltigung keinen Spaß machen. Auch die meisten Pädophilen haben einen Sinn für richtig und falsch.

Deswegen: ich finde es super, dass dich mein Vergleich, meine Frage aufgeregt hat - jetzt fehlt nur noch ein einziger Schritt: neutral nachdenken, ob dich die implizite Behauptung, dass alle Pädophilen potentielle Vergewaltiger sind, nicht genauso aufregen müsste.

Genau DAS sollte mein Post zeigen. Genau das sollte er bringen. Genau DESWEGEN habe ich ihn gebracht - nicht zum Zwecke der Polemik. Und ich entschuldige mich bei allen BDSMlern die sich dadurch eventuell angegriffen gefühlt haben könnten. Da ihr eure Neigung in Deutschland ja frei ausleben könnt: Viel Spaß dabei.

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Amadeas  15.07.2022, 23:43
@guitschee

Danke für die ausführliche Antwort. Ich habe sie wohl falsch aufgefasst und mit deiner Erklärung verstehe ich sie viel besser. Natürlich regt mich das genauso auf. Nur weil jemand pädophil ist, heißt das weder, dass er/sie jemand vergewaltigt oder auch nur ansatzweise ein Kind irgendwie belästigt. Das ist mir so klar, dass ich da gar nicht reagiert hab, sondern nur auf den BDSM-Teil eingegangen bin. Dass jemand sofort impliziert, dass jemand das annehmen könnte, ist mir so fern, dass ich nicht dran gedacht habe.

Ich bin völlig deiner Meinung. Das von Pädophilen anzunehmen, ist genau so ein Vorurteil, wie anzunehmen, dass alle Polizisten schlecht seien, Unterhemdträger ihre Frauen schlagen, Blonde dumm sind und Polen stehlen. Nichts als unreflektierte Vorurteile von Menschen aus bildungsferneren Schichten. Und DAS regt mich auf.

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Und ja, danke! Ich hab mit BDSM viel Spaß mit meinem wifebeater-tragenden Lieblingsmenschen und hab aber als Polizistentochter maximal sein Herz gestohlen. ;-)

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guitschee  16.07.2022, 00:02
@Amadeas

Die meisten Polizisten sind gut. Auch wenn ich schon auf Demos war, wo Polizisten offensichtlich auf Krawall und (uneinvernehmliche) Machtspielchen aus waren - für mich sind die allermeisten Polizisten immer noch der Freund und Helfer ;-).

wifebeater-tragenden

Ich weiß nicht, was das ist, und will es vermutlich auch nicht wissen ;-) - aber solange es dir Spaß macht ;-).

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Amadeas  16.07.2022, 00:47
@guitschee

Wifebeater sind ganz harmlos... das sind normale, weiße ärmellose Unterhemden. :-) Der Name kommt von den Vorurteilen, die damit zusammenhängen. Ich weiß nicht, wie Polizisten heute drauf sind. Vor 40 Jahren waren sie noch Freunde und Helfer.

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Hallo Said313,

es wird da in all diesen Dimensionen noch sehr viel pathologisiert.

Betrachten wir geschlechtliche Identifikationen und Dimensionen, die sich aus einer eigenen Wahrnehmung gegenüber sich selbst ergeben, mag das im ersten Moment als Störung gegenüber dem biologischen Geschlecht moralistisch wahrgenommen werden. Das wird sich, je vertrauter die Identifikationen werden, aber auflösen und sich entpathologisieren.

Unbenommen ist, dass es Leidenssituationen geben kann, die wegen der eigenen Wahrnehmung ggf. eine Identifikation oder Dimension bevorzugen, eine andere in den Hintergrund drängen.

Mit dem Begriff der Pädophilie verbindet sich eine sexuelle Neigung gegenüber Kindern, die in sehr vielen Fällen mit einem sexuellen Misbrauch oder auch nur Gewalt einher gehen kann. Streng genommen ist die Pädophilie nicht notwendigerweise etwas Sexuelles und auch kein Misbrauch, sondern nur eine besondere Nähe, die Menschen gegenüber Kindern anbieten und auch mit ihnen auf Augenhöhe pflegen, ohne dass es da ein wie auch immer geartetes Benutzen gibt.

Misbrauch kann auf einer Leidenssituation beruhen - aber auch einfach ein Thema einer eigenen Attitude sein. Vieles, was anderen Menschen Freiraum raubt, entspringt einer eigenen Attitude - und wird gesellschaftlich in vielen Fällen akzeptiert und nicht pathologisiert.

Denkbar sind aber auch Leidenssituationen, die zu einer größeren Nähe zu Kindern führen (z.B. im Zusammenhang mit dem "inneren Kind", wo eine Person einfach Kinder stellvertretend für das "innere Kind" lieben könnte).

LGBTQ+ bezieht sich auf geschlechtliche Identifikationen und Dimensionen sowie Neigungen zwischen diesen Identifikationen - aber nicht auf Kinder, die in sich keine geschlechtliche Identifikation darstellen.

Wo LGBTQ+ eine Einheit aller Menschen darstellen mag, mag dies auch Kinder integrieren. Es würde aber nie einen Misbrauch von Kindern, der ja mit dem Begriff der Pädophilie sehr häufig in Verbindung gebracht wird, dulden. Das wäre in extremer Prägnanz gegen die Einheit.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – langjährige Lebenserfahrung und persönliche Anschauung
isilang  16.07.2022, 00:47
Mit dem Begriff der Pädophilie verbindet sich eine sexuelle Neigung gegenüber Kindern, die in sehr vielen Fällen mit einem sexuellen Misbrauch oder auch nur Gewalt einher gehen kann.

Das klingt nacb einer falschen Vorannahme, dass Pädophile irgendwann zu Tätern werden.

Tatsächlich sind die meisten Kindesmissbrauchstäter nicht pädophil. Das sollte hier an dieser Stelle nochmals betont werden.

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EarthCitizen20  16.07.2022, 12:45
@isilang

Der Begriff der Pädophilie hat sich sicherlich wegen des Misbrauchs, der sich sehr extrem auswirken kann, mit dem Misbrauch assoziiert, so dass er eher schon synonym verwendet wird.

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Die ausgelebte Sexualität der unter LGBTQ+ zusammengefassten Personen ist in der Regel nicht strafbar. Ausgelebte Pädophilie oder auch Sodomie ist aus gutem Grund strafbar. Außerdem möchte ganz gewiss die genannte Community nicht mit einschlägig strafbar gewordenen Pädophilen in einen Topf geworfen werden.

guitschee  14.07.2022, 08:38

Viele Pädophile werden nie strafbar, weil sie nie illegale Handlungen begehen.

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verreisterNutzer  14.07.2022, 08:42
@guitschee

Ich habe doch extra darauf verwiesen, dass es nicht um Pädosexualität (das Ausleben) geht.

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guitschee  14.07.2022, 08:46
@verreisterNutzer

Ja, hast du. Aber: a. lesen nicht alle bis zum Ende. und b. ist es in vielen Köpfen unauflösbar verbunden, sodass sie vielleicht das eine nicht ohne das andere denken können.

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sonnenperlchen  14.07.2022, 09:00
@guitschee

Ich habe sehr wohl bis zum Ende gelesen und auch meine Antwort entsprechend eindeutig formuliert. Das Verständnisproblem liegt eher woanders...

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JamesBaxter  14.07.2022, 09:48
@sonnenperlchen

Dann hast du die Frage nicht verstanden bzw. keine entsprechende Antwort darauf geliefert.

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Weil Pädophilie als Assoziation nicht gewünscht wird.

Es ist eines der letzten wirklich großen Tabuthemen in Deutschland. Es ist ein Totschlagargument. Mit dem Vorwurf der Pädophilie kann man den Ruf eines Menschen sehr schnell und nachhaltig zerstören. Es ist immer noch benutzt, vielfach, als massive Beleidigung.

Damit möchten die queeren nicht in Verbindung gebracht werden. Es käme einem massiven Rufmord gleich.

Zumal viele Menschen Schwierigkeiten haben, zwischen Pädophilie und Missbrauchstat zu unterscheiden...

Womit wir zu einem zweiten Punkt kämen:

Transsexualität auszuleben schadet niemandem, es schadet nur dem Menschen, der es ist, wenn er es nicht auch auslebt.

Pädophilie auszuleben würde schaden.

ABER: wenn es nach mir ginge, ich würde Pädophilie als Teil davon sehen, ja, denn Pädophile, die keine Täter sind, die sind massive Opfer wegen ihrer Neigung und sollten darum ebenfalls geschützt werden.

verreisterNutzer  14.07.2022, 08:44
Es ist eines der letzten wirklich großen Tabuthemen in Deutschland.

Wäre ein offener Umgang nicht zielführender, um Betroffenen auch die Möglichkeit zu geben darüber zu sprechen, sich Hilfe zu suchen, und eben nicht stigmatisiert zu werden?

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guitschee  14.07.2022, 08:48
@verreisterNutzer

Selbstverständlich, das wäre sehr hilfreich - sowohl für Betroffene, als auch für die Gesellschaft und auch potentielle Opfer.

Aber: so weit ist unsere Gesellschaft ganz offenkundig nicht. Ich hoffe, sie wird es werden - aber das wird ein langer (schmerzhafter) Prozess werden.

Und bis dahin, wird man schon zum Teil stigmatisiert, wenn man nur für die Seite der Pädophilen spricht, die nicht Täter sind.

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isilang  16.07.2022, 00:43

Guter Beitrag. 👍

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Isso0  27.07.2022, 01:49

Das Problem an der Sache ist aber auch, das die Menschen die zu LGBTQ+ gehören eigentlich dafür kämpfen ihre Sexualität, romantische Attraktion und/oder ihr Geschlecht ohne Diskriminierung (aus-) leben zu dürfen. Wenn die Community jetzt aber etwas aufnimmt was nun einmal nicht ausgelebt werden sollte (auch wenn mir die Leute die so fühlen und ernsthaft versuchen das zu unterdrücken weil sie es nicht wollen, leid tun) würde das die Sache doch irgendwo über den Haufen werfen. Für die meisten wäre das dann auch das Ende ihrer Zeit in der Community, in der es jetzt schon Probleme gibt. Was dann wohl das endgültige Ende der eigentlichen Bewegung bedeuten würde, oder sie spaltet sich auf.

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guitschee  27.07.2022, 10:44
@Isso0

Ich sehe die Aufgabe und auch das Ziel völlig woanders.

Es geht dabei nicht vorwiegend um das Ausleben können - sondern darum, sein zu können, wie sie sind, mit ihrer Sexualität (und co). Es geht darum, dass sie nicht mehr diskriminiert werden. Es geht darum, dass sie in einer Gesellschaft leben können, in der sie offen damit umgehen können, ohne fürchten zu müssen, dafür eingesperrt, misshandelt oder verachtet zu werden.

Genau dieselben Anliegen sehe ich auch bei Pädophilen.

Bei Bi-, Homo-, und co ist ein Nebeneffekt dieser Ziele natürlich auch, dass sie eben auch das Ausleben dürfen - aber das ist meines Erachtens eben absolut nicht das Hauptanliegen.

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Störung ist so ein weiter und übergeordneter Begriff... Du rechnest ja auch eine Störung im Verkehrsfluss nicht dazu. Auch im Bereich der Sexualität nicht, z.B. hat eine sexuelle Funktionsstörung auch nichts mit LBGTQ zu tun.