Warum ist laut Karl Marx Wirtschaftswachstum nötig?

2 Antworten

Der Wachstumszwang ergibt sich aus dem Wesen des Kapitals. Kapital ist, vereinfacht ausgedrückt, sich vermehrendes Geld. Der Kapitalist ist derjenige, der das Kapital "zum laufen bringt", also praktisch ein Funktionär des Kapitals. Nicht der Kapitalist bestimmt über das Kapital, sondern das Kapital "herrscht" über alle Gesellschaftszweige.

Niemand investiert sagen wir mal 1 Million Euro, wenn er danach maximal 1 Million Euro wieder raus bekommt. Dann lässt er es lieber ganz sein. Wirtschaftstätigkeit im Kapitalismus lohnt sich also nur, wenn ein Mehrwert dabei herausspringt. Damit ist der Zwang zum Wachstum gesetzt.

Hinzu kommt die Konkurrenz, die jeden Kapitalisten zwingt, preiswerter zu produzieren als die anderen. Das geht auf Dauer nur durch den Einsatz modernerer Maschinen, die entweder mit gleich viel Arbeitern mehr produzieren (also Wachstum), oder die dieselbe Menge wie bisher mit weniger Arbeitern produzieren. Im zweiten Fall werden Arbeiter freigesetzt, also arbeitslos, weil sie durch produktivere und billigere Maschinen ersetzt werden. Soll die Gesellschaft aber nicht innerhalb kürzester Zeit zusammenbrechen, weil immer mehr Arbeiter freigesetzt werden, so müssen diese Arbeiter irgendwo einen neuen Job finden. Das geht nur, wenn irgendwo anders zusätzliche Produktionskapazitäten entstehen, also wiederum Wachstum.

Deshalb sind alle Politiker und Wirtschaftsweisen so hinter dem Wachstum her.

Der Zwang zum Wachstum hat also nichts mit Gier oder Egoismus zu tun. Ein Kapitalist, der auf Wachstum verzichten würde, wäre über kurz oder lang weg vom Fenster.

Eine Gesellschaft ohne kapitalistische Produktion kann zwar auch Wachstum generieren. Allerdings gibt es dazu keinen Zwang, solche Gesellschaften können auch ohne Wachstum auskommen. So ist es ja bei den früheren Wirtschaftsformen z.B. der Antike und des Mittelalters gewesen. Da gab es manchmal über Jahrhunderte so gut wie kein Wachstum, ohne das die Menschen deshalb verhungert wären. Im Kapitalismus dagegen herrscht schon Panik, wenn einmal zwei Jahre hintereinander kein Wachstum erfolgt.

Wachstum ist notwendig, da es sonst zu einem Stillstand und Depression kommt. Bspw will jeder Beschäftigte jedes Jahr mehr Geld (was ja auch gut ist), dies führt jedoch dazu das jedes Jahr mehr Kosten entstehen. Diese Mehrkosten müssen über das Wachstum ausgeglichen werden (also mehr Produkte verkauft oder die Preise erhöht werden).

Durch Wachstum werden Produkte billiger ... wenn größere Stückzahlen produziert werden, werden Produkte billiger, führen aber natürlich auch zu mehr Umsatz. Es findet dann natürlich auch ein Verdrängungsvorgang statt; unrendable Unternehmen bzw. solche die keine großen Stückzahlen fertigen können verschwinden.

Wachstum ist notwendig um Innovationen voranzutreiben. Bspw hat Biontech ein neues Verfahren zur Gewinnung von Impfstoffen entwickelt, was zu einem Mehrumsatz bzw. Wachstum in diesem Bereich führte ....