Ist das Smartphone aus marxistischer Sicht ein Produktionsmittel?
Vor Kurzem habe ich in den Kommentarspalten unter einem online-Artikel zu Karl Marx eine interessante Diskussion verfolgt.
Einer der Schreiber meinte, dass heute nahezu jeder Mensch in den westlichen Industriestaaten ein privates Produktionsmittel besitzt: das Smartphone. Er argumentierte, dass jeder sein Smartphone sinnvoll nutzen kann, etwa indem er mit Hilfe des Gerätes neue Sprachen, das Programmieren oder ähnliche gefragte Fähigkeiten erlernt, die man auf dem Markt gewinnbringend einsetzen kann.
Andere Diskussionsteilnehmer hatten ihre Zweifel daran, ob man ein Smartphone im marxistischen Sinne als "Produktionsmittel" ansehen kann. Karl Marx selbst verstand unter diesem Begriff vor allem Ressourcen, Werkzeuge, Maschinen, Fabriken usw. Aber natürlich lebte Karl Marx lange vor unserer heutigen Zeit und konnte sich Computer oder Handys wohl nicht einmal im Traum vorstellen.
Wie seht ihr das? Gerne auch mit Begründung!
5 Antworten
Das Smartphone ist ein elektronisches Schweizermesser. Kann vieles, wenn richtig genutzt.
Natürlich ist es auch eine Ressource, bzw ein ganzer Schrank voller Ressourcen: Ich kann Medien produzieren, alles komplett im Gerät, ich kann komplexe Berechnungen vornehmen, wo früher vielleicht eine externe Ressource (Computer) benötigt wurde. Ich habe ein Telefon - auch eine Ressource, ich bin mit der Welt vernetzt, kann Bankgeschäfte erledigen u.v.a.m.
Der alte Begriff ist sicher vornehmlich auf mechanische Werkzeuge, Hilfsmittel etc. gemünzt. Aber es war ja damals auch nicht möglich, diese neuen Werkzeuge vorauszusehen.
Ich würde das Smartphone direkt nicht als Werkzeug sehen, denn ein Smartphone kann sein, was immer es will. Als Produktionsmittel ist es aber erst zu sehen, wenn man es als solches nutzt.
Es kann ein Taschenrechner sein, ein Fotoapparat, ein Kompass oder Diktiergerät. All das sind Werkzeuge.
Eine Maschine ist es zweifellos. Ob man es als Fabrik sehen kann? Ich denke das machen eher Server.
Aus originär marxistischer Sicht waren Produktionsmittel die, welche die "herrschende Klasse" benützt-e, um darin Macht über die arbeitende Klasse auszuüben, indem sie jenen die Beteiligung an jenen untersagt, sie daran hindert, jene eigenständig und in Selbstverwaltung zu benützen. Ein Smartphone kann aktuell ein "Produktionsmittel" sein/ werden, aber da sich der Begriff "Produktionsmittel" klassischerweise auf industrielle Fertigung bezieht, ist es aus marxistischer Sichtweise nicht als solches anzusehen, (meine ich).
Schau dir doch einfach die Marx'sche Definition für "Produktionsmittel" an - und dann denke (falls du das kannst).
"Kapital", Bd. 1 u.a.
" Eigentum an Werkzeugen, Werkstoffen, Masvhinen"
Nein, es ist kein Produktionsmittel. Denn es stellt keine Güter her. Es schafft keine Werte.