Was denkt ihr hat die Entfremdung (nach Karl Marx) für Auswirkungen auf die Gesellschaft?
3 Antworten
"...Marx ist der Ansicht, dass sich der Mensch in seiner Arbeit und dem von ihm geschaffenen Produkt verwirklicht und von Natur aus produktiv ist. Die Entscheidung zu arbeiten erfolgt dabei bewusst und aus freiem Willen heraus. Diese freie und selbstbestimmte Ziel- und Zwecksetzung der auszuführenden Tätigkeit ist es, die den Menschen vom Tier unterscheidet. Im Kapitalismus geht diese Natur des Menschen jedoch verloren, die Arbeit erfolgt lediglich um Bedürfnisse außerhalb der Arbeit zu befriedigen. Anstelle der erfüllenden und bereichernden Arbeit tritt „Zwangsarbeit“. Diese kapitalistische Denkweise ist Marx zufolge jedoch fatal, da das („Gattungs“)Wesen des Menschen unteilbar ist, der Mensch also nicht 6 Tage die Woche 14 Stunden arbeiten, und gleichzeitig am siebten Tag der Woche frei sein und sich z.B. politisch engagieren kann. Es gibt keine klare Trennung zwischen privatem und politischem Leben. Der Mensch ist zwar ein soziales Wesen, verwirklicht sich aber durch seine Arbeit. Dadurch wird er frei; sein Gattungsleben erfüllt sich....Was ebenfalls wichtig ist und leicht übersehen werden kann, ist, dass sich auch der Nicht-Arbeiter, der Kapitalist, also der Fabrikbesitzer z.B., im Kapitalismus entfremdet. Durch die Abgabe der Arbeit an den Arbeiter findet ebenfalls eine Entfremdung von sich und dem Prozess der Arbeit statt. Der Kapitalist kann mit dieser Entfremdung jedoch weitaus besser leben, da seine Entfremdung in Reichtum resultiert, und nicht wie beim Arbeiter in Knechtschaft. Er lebt aber nicht im Einklang mit seiner menschlichen Natur und ist auch entfremdet und dementsprechend nicht frei.
https://blogs.fu-berlin.de/menschenbilder/2017/12/19/karl-marx-und-die-entfremdung-des-menschen/
Die Entfremdung nach Karl Marx und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen sind längst von der Entfremdung durch die moderne und hoch arbeitsteilige Gesellschaft überholt worden.
Das ist fast zu vergleichen mit der Frage, welche Auswirkungen die Erfindung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert auf die Mobilität der Menschen von heute hat, wo es eine Hypermobilität durch Autos und Flugzeuge gibt.
Nach Marx liegt die Ursache der Entfremdung darin, dass die Menschen isloliert voneinander Dinge herstellen, die sie weder selber gebrauchen, noch von denen klar ist, ob es dafür einen Abnehmer gibt. Sie geben diese Produkte nur gegen geld ab, womit sie nichts anfangen können als selber Produkte und Dienstleitungen, derer sie bedürfen, bei anderen zu kaufen.
Statt zu sagen es ist überholt worden, würde ich lieber sagen es trifft in immer größerem Maße zu.
Nicht-entfremdete Arbeit führt zu physischen und geistigen Selbverwirklichung des Einzelnen durch Gestaltung seiner Umwelt.
Erst dann ist der Mensch wahrlich frei.
Genau darum geht es doch bei Marx: die Entfremdung durch eine arbeitsteilige Gesellschaft!