Warum ist der Beruf des Fluglotsen stressig?
Fluglotsen haben so viele Vorteile:
• Arbeit ist weniger körperlich anstrengend.
• (Sehr) Hohe Vergütung bei weniger wöchentlicher Arbeitsstunden.
• Arbeit bis etwa 55, dann Rente und weitere Jahre Vergütung.
• Etwas mehr Urlaub.
• Ausbildung ist kürzer.
• Grundsätzlich weniger Arbeitstage.
12 Antworten
Sie werden nicht zum Sitzen bezahlt, daher ist der Stress und die mentale Anstrengung auf einem anderen Level, sowie die Notwendigkeit, organisiert und schnell zu reagieren.
... und sie haben so viele Nachteile:
- Sie starren den ganzen Tag nur auf einen Bildschirm
- Sie müssen dabei absolut hochkonzentriert arbeiten
- Sie müssen ständig eine große Anzahl von Daten und Angaben im Kopf behalten, auch wenn ihnen Computer helfen.
- Sie müssen auf jede kleinste Veränderung und Abweichung achten und diese sofort erkennen.
- Sie müssen blitzartig reagieren und dann sofort alle notwendigen Maßnahmen einleiten können.
- Machen sie einen Fehler, kostet das sehr vielen Menschen das Leben - vom entstehenden wirtschaftlichen Schaden mal gar nicht zu reden.
Naja, ich würde nicht jeden dieser Punkte einen Nachteil nennen.
Anfangend beim "den ganzen Tag auf einen Bildschirm starren" - schonmal von Tower-Lotsen gehört? Da wird mehr aus den Fenstern geguckt als auf irgendwelche Bildschirme. Die Sonnenaufgänge und -untergänge sowieso Wettergeschehen beobachten zu können, ist oft wunderschön. Centerlotsen arbeiten fast nur vor ihren Bildschirmen, das stimmt, aber in Bürojobs o.Ä ist das doch genau so.
Hochkonzentriert arbeiten macht den meisten Lotsen tatsächlich Spaß. Auch viele andere Berufe erfordern hohe Konzentration, für mich ist das kein Nachteil.
Eine große Anzahl von Daten und Angaben im Kopf behalten stimmt auch nicht, alle Daten/Zahlen/Angaben/Freigaben sind ständig dokumentiert. Was man selbst im Gedächtnis behalten muss, ist nicht viel.
Die beiden Punkte danach sind für mich auch keine Nachteile, das macht den Beruf doch aus. Ich liebe es, wie Aufmerksamkeit ständig notwendig ist und derjenige zu sein, der im Notfall sofort den Plan B auspacken kann. Genau dafür werden Lotsen doch ausgebildet, das macht den Beruf nunmal aus.
Und die Menschenleben die auf dem Spiel stehen gibt es in anderen Berufen ebenso, Bahnfahrer/Busfahrer/Piloten/Ärzte. Lotsen können auch Fehler machen ohne direkt Katastrophen auszulösen, bis dahin muss schon mehr als ein Fehler passieren.
Um mal ein paar "richtige" Nachteile zu nennen: Schichtdienst. Wenig Mitspracherecht was den Standort angeht, da geht's in erster Linie um Bedarf. Lange Wartezeiten für Standortwechsel, idR. 5-8 Jahre. Ja, der Beruf ist manchmal stressig und man braucht die Auszeiten zur Erholung, aber das weiß man vorher und der Stress ist wichtig um gut arbeiten zu können.
Alle Nachteile werden in den Schatten gestellt durch die Vorteile; die Arbeitszeiten, Anzahl Arbeitstage im Jahr, Urlaubstage, Gehalt, Kollegen, die DFS als Arbeitgeber und diverse Benefits. Und dieser Beruf ist in meinen Augen einfach der spannendste und abwechslungsreichste der Welt - subjektiv.
Extreme Verantwortung
Hohe durchgängige Konzentration notwendig
das mag stimmen, wenn du aufdem Flughafen in Kassel arbeitest, da hast du nur eine Landebahn und nur maximal 2 GROSSE Flugzeuge am Tag.
Aber arbeite mal am Frankfurter Flughafen, da hast du dann 4 Pisten, wo dann die Landerichtung je nach Wind wechselt. Und es ist ja nicht so da sFlugzeuge einfach so anhalten können.
In Frankfurt da starten und landen die Flugzeuge im minutentakt, ein Fehler und es kommt zur Katastrophe
Danben wird das Kurzzeitgedächtnis noch extrem gefoerdert. Der Pilot gibt seine Kennung und seine Höhe durch, also wer da wirklich noch nachfragen muss der hat in seinem Job nichts verloren.
In Frankfurt gibt es mehrere Lotsen, die gleichzeitig da sind. Außerdem sind Airliner nicht anders als Kleinflugzeuge, eher im Gegenteil. In Airlinern sitzen Berufspiloten, für die Funken kein Problem ist. In Kleinflugzeugen hat man öfter Schüler drinsitzen oder Leute, die nicht regelmäßig mit einem Tower kommunizieren müssen. Das ist nochmal stressiger für den Lotsen. An kleineren Plätzen ist teilweise mehr zu tun als Fluglotse als an den Großen. Da ist der Lotse öfter mal alleine und wenn man da zuhört im Funk, dann brummt einen der Kopf. Ich fliege selber an einem kleineren Flughafen, Airliner haben wir nicht mehr, ein paar Jets am Tag, der Rest Kleinflugzeuge und Hubschrauber. Der Lotse ist alleine in seiner Schicht und redet wirklich nonstop durch.
Weil jeder Fluglotse gleichzeitig mehrere Maschinen "bearbeiten" muss. Wo ist die Maschine gerade, wie schnell wie hoch, wie ist die Sink- oder Steigrate, und das alles schön durcheinander und schnell wechselnd.