Warum gibt es so viele inkompetente Lehrer?

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi,

ich muss sagen, dass du dann wohl ziemlich Pech mit deinen Lehrern hattest. Von (nur Gymnasiallaufbahn betrachtet) 53 Lehrern waren lediglich sieben inkompetent. Liegt vielleicht an meiner Schule, keine Ahnung. 

Meine Lehrerschaft ist allerdings (bis auf Ausnahmen) sowohl als Lehrer als auch als Mensch klasse und meine Lehrer haben mich enorm geprägt. Sie schätzen ihre Schüler, sind darauf erpicht, ihnen etwas beizubringen und möchten, dass jeder es versteht. Sie sind vielleicht teilweise streng, aber super. Auch menschlich gesehen sind meine Lehrer Goldstücke. Sie achten sehr darauf, dass kein Mobbing stattfindet - falls doch, gibt es sofort Konsequenzen. Die Lehrer sind sehr hilfsbereit und wenn sie bei einem Schüler ein besonderes Talent entdecken, setzen sie alles daran, diesen Schüler entsprechend zu fördern. In Mathe, Physik, Chemie und Latein ist mir dies widerfahren und ich bin enorm stolz darauf. Meine Lehrer wissen auch, dass ich selbst einmal diesen Beruf ausüben möchte und geben mir jetzt schon die ihnen offenstehenden Möglichkeiten, mich dahingehend einzubeziehen. So durfte ich in Mathe und Physik schon unterrichten, in Latein/Altgriechisch steht das noch bevor und in der Chemie-AG bin ich die assistierende Lehrerin meines Chemielehrers, der mich auch im LK unterrichtet. Auch in diesem lässt er mich Aufgaben einer Lehrerin übernehmen. Ich schätze ihn ohnehin sehr und bin ihm unglaublich dankbar, dass er mich so fördert. 

Meine Lehrer glauben auch an Schüler, die nicht so gut sind. Meine ehemalige Lateinlehrerin (meine absolute Lieblingslehrerin und eines meiner großen Vorbilder!) scheint auch immer an mich geglaubt zu haben, obwohl ich nie gut bei ihr war. Sie nimmt mich trotzdem wie ich bin und freut sich total mit mir, dass ich nun einen großen Sprung gemacht habe und nun Kursbeste bin.

Soviel zu meinen Lehrern, die einfach toll sind! Deshalb finde ich es auch so schade, dass viele inkompetente Lehrer eingestellt werden. Lehrer sind unheimlich prägend für das spätere Leben ihrer Kinder. Meine Lehrer haben mich so beeinflusst, dass ich selbigen Beruf ausüben möchte und mir nichts anderes mehr vorstellen kann! Nun zu deinen Kommentaren und Fragen.

Einige Lehrer sind sogar aggressiv oder unglaublich autoritär eingestellt, sodass man Angst hat in den Unterricht zu kommen und mit Angst kann man nicht lernen.

Es kommt immer sehr darauf an. Mein Lateinlehrer aus der achten Klasse war ein solcher Mann. Ich bin extrem dankbar für die Erfahrung, die ich bei ihm gemacht habe. Ein herzensguter Mensch, dieser Lehrer, aber als Lehrer unglaublich Streng. JEDER war bei ihm leise und es brach immer Panik in der Klasse aus, wenn er kam. Ich hatte keine Angst vor Latein. Ich habe seinen Unterricht geliebt, eben wegen dieser Strenge. Er hat sehr viel dazu beigetragen, dass ich mich in Latein so sehr verbessert habe. Ich habe bei ihm die erste Eins in Latein geschrieben, die ich bis dato je hatte und mündlich kam ich von einer 4-auf eine gute Zwei. Dies hat mich auf jeden Fall mit angespornt, noch besser werden zu wollen. Nun - in der zwölften Klasse und somit kurz vor dem Abitur - stehe ich da und habe 15 Punkte in Latein, die ich ohne diese Beeinflussung seinerseits wohl nie erreicht hätte. Man muss sich dem nun mal fügen. Natürlich ist zu viel Strenge nicht gerade förderlich für ein gesundes Lernklima, aber bei ihm hat es definitiv funktioniert. Er war aber enorm hilfsbereit und wirklich ein total lieber Lehrer. früher hatte ich Angst vor ihm, aber im Laufe des Jahres habe ich ihn sehr schätzen gelernt! Aggressivität hingegen geht gar nicht als Lehrer!

Erstmal Respekt an alle die den Beruf des Lehrers in Anspruch nehmen weil sie Kindern etwas beibringen möchten, und nicht weil sie verbeamtet werden möchten, ich schätze euch sehr!

Ich schätze die Lehrerschaft auch sehr, zumindest die gute. Und bin ihnen dankbar, dass sie mich so positiv beeinflusst haben! Ich werde in Berlin studieren und vermutlich auch dort mein Referendariat beenden und so in den Lehrerberuf einsteigen. Eine Wunschhule habe ich bereits; in Berlin gibt es allerdings keine Verbeamtung mehr. Mir ist das egal, da mir primär die Bildung der Jugend am Herzen liegt und ich den Schülern zeigen möchte, dass Latein und Chemie auch Spaß machen können! Viele sagen mir, ich sei perfekt für den Beruf des Lehrers geschaffen und würde wohl auch sehr gut erklären. Ich gebe bereits jahrelang Nachhilfe und dort konnte ich auch schon einige, wertvolle Erfahrungen sammeln. Ich lerne, mit Schülern umzugehen, die nicht alles perfekt können und ihre Schwierigkeiten haben. Didaktik und Pädagogik ist auch äußerst wichtig und gerade wenn diese Anteile stimmen, hat man einen guten Lehrer. Das ist leider oft fehl am Platz, da stimme ich zu. Allerdings gibt es ja bereits im Studium Praktika, die einen in das Lehramt einführen sollen.

Aber wie kann es sein, dass so viele zu Lehrern werden, obwohl sie einfach nicht dafür geeignet sind?

Das kann ganz verschiedene Gründe haben, die einzeln aufzuzählen, wäre langweilig. Aber oft ist es so, dass sich viele dazu berufen sehen und dann merken, dass sie im falschen Beruf sind. Die haben sich das dann anders vorgestellt und sind dann unzufrieden. Das lassen einige dann an den Schülern aus, was pädagogisch nicht im Geringsten wertvoll ist!

Wenn ich mich bei der Polizei bewerben möchten würde, könnte ich die Ausbildung nicht in Angriff nehmen, weil ich zu sensibel bin, das würde man mir auch knallhart sagen. Wieso kann jeder Depp der ein Abi hat Lehrer werden? 

Weil Lehrer gesucht werden - zumindest für einige Fächer - und ganz allgemein auch Lehrermangel herrscht. Durch die immer älter werdende Bevölkerung und dem daraus resultierenden Anstieg an pensionierten Lehrern mangelt es immer mehr an Lehrkräften, sodass dringend mehr Lehrer her müssen. Das ist ein mir plausibel erscheinender Grund.

Wieso gibt es keine Ausschlussverfahren für das Lehramt? 

Gibt es - das Referendariat :-)

Wieso wird ein Lehrer nicht bestraft wenn er eine ganze Klasse ruiniert? 

Wird er, wenn man eine kompetente Schulleitung hat und Beweise vorlegen kann. Ich habe einen solchen Fall in meinem Sportkurs. Wir haben einen sehr - nun ja - seltsamen Lehrer. Ich möchte nicht weiter ins Detail gehen. Fest steht, dass wir kurz davor sind, die Schulleitung einzuschalten, die auch handelt! Wir hatten einen solchen Sportlehrer schon mal und das ging über die Schulleitung sofort an seinen Seminarleiter (der war noch Referendar).

Wieso gehen die wirklich kompetenten und geeigneten Leute lieber in andere Berufe, obwohl sie exzellente Lehrer wären? 

Weil sie vielleicht dort nicht ihren Leidenschaften nachgehen können oder dem Beruf psychisch nicht gewachsen sind? Das ist ein verdammt anstrengender Job, der einem auf der falschen Schule das Leben ruinieren kann. Was denkst du, warum viele Lehrer psychische Probleme haben? Die können durchaus aus dem Beruf kommen...

Wieso wird im Studium hauptsächlich der Stoff seiner “Fächer“ durchgenommen, und nicht der Umgang mit Schülern?

Genau das wird auch durchgenommen. Zwar leider immer noch untergeordnet, aber ab dem Master ist das Lehramtsstudium vor allem auf die Erziehungswissenschaften ausgerichtet. Wie bereits erwähnt gibt es auch Praktika, die die angehenden Lehrer in den Beruf einführen sollen - da merken viele Leute schon, dass sie für diesen Beruf nicht geeignet sind und steigen aus. Mal abgesehen davon muss man seinen Schülern auch irgendwas beibringen können. Mein exzellenter Chemielehrer zum Beispiel hatte früher einen anderen Beruf und ist quasi "Quereinsteiger" und nun ein exzellenter Lehrer. Man muss das natürlich irgendwo im Blut haben; Einen Teil erlernt man aber auch durch die Praktika. Dazu sind diese ja da :-)

Ich hoffe, ich konnte dir einen ausreichenden Einblick in die Lehrerwelt geben (auch, wenn andere User das vielleicht besser erklären können) und deine Frage hinreichend beantworten. Bei Fragen melde dich gern! Tolle Frage übrigens!

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Angehende Lehrkraft mit abgeschlossenem Masterstudium
ScienceFan 
Fragesteller
 30.09.2016, 00:29

Ich habe ein bisschen geklatscht als ich die Antwort gelesen habe, das ist die beste Antwort auf eine meiner Fragen die ich bis jetzt gelesen habe! Danke,du lässt mich hoffen, dass es neben den ganzen 2-Wort Antworten noch mehr gibt, Bravo!!!

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DieChemikerin  30.09.2016, 06:40
@ScienceFan

Dankeschön für den freundlichen Kommentar! Freut mich, dass ich dir geholfen habe!

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Naja, es liegt natürlich größtenteils an den Lehrern... allerdings muss man sich als Schüler auch zumindest etwas für die Lehrer öffnen.

Ich spreche da aus Erfahrung, hatte in der Mittelschule enorme Probleme und Leistungseinrbrüche bei meinem Biologie-Lehrer, obwohl ich eigentlich überall Einsen schrieb( und schreibe).

Nun habe ich ihn im Leistungskurs Biologie bekommen, habe mich dann auch selbst zusammengerissen und bin nicht schon mit einer anlehnenden Haltung in den Unterricht gekommen, das hat mit auf jeden Fall geholfen.

Damit will ich nicht sagen, dass es an den Schülern liegt. Sicherlich gibt es so einige Lehrer, die generell kein Interesse am Austausch mit ihren Schülern haben und diese nur als Objekte, die Klausuren möglichst gut schreiben sollen, ansehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo ScienceFan,

es gibt zugegebenermaßen auch inkompetente Lehrer. Aber als Depp macht er schon mal kein Abitur. Hürden und Beurteilungen hast du dann im Studium, bei den Staatsprüfungen, in der praktischen Ausbildung des Referendariats und im Berufserfolg oder -nichterfolg.

Aber hier dein Schlüsselsatz:
Die Kompetenz definiere ich durch den Lernerfolg und allgemein durch den “Gewinn“ den ich durch diesen Lehrer bekommen habe. Nur 6 haben dies geschafft,...

Ein Lehrer hat die Aufgabe, Schüler anzuleiten, wie sie lernen - aber die Aufgabe zu lernen liegt beim Schüler.

Wenn ein Schüler allerdings meint, man müsse ihm alles beibringen und "eintrichtern", dann geht er von anderen Voraussetzungen aus - und der Kompetenzmangel liegt dann an anderer Stelle..

paulklaus  30.09.2016, 11:59

Nee, nee !! Gerade das (zusammenhanglose) Eintrichtern, das die Lehrer "seit Generationen" hemmungslos praktizieren, bemängele ich !

Zu mir: Ich war begeisterter Lehrer "aus Berufung" und habe vier Jahre über die Pensionsgrenze hinaus, also bis zum Alter von 69, unterrichtet.

Der fast schon krankhafte ; - )) Hang zu meinem Beruf lässt mich selbst heute noch - einige Stunden ehrenamtlich - unterrichten !

pk

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ScienceFan 
Fragesteller
 30.09.2016, 14:49

Sorry, da muss ich widersprechen. Schüler wissen nicht wie man lernt, keiner hat ihnen beigebracht Gehirn gerecht zu lernen, und durch die meist sehr negativen Lernerfahrungen die sie in der Schule gemacht haben lernen sie erst Recht nicht. Ein Lehrer ist schlicht und ergreifend nicht in der Lage einen so sehr zu begeistern dass er wirklich aus eigener intrinsischer Motivation heraus lernt. Viele lernen erst Recht nicht, wenn sie gezwungen werden, so ein trotziges Verhalten liegt bei vielen Schülern inklusive mir vor und es lässt sich nicht abstellen, falls eine reifere Person dann mit diesem Kind redet, kommt diese zwangsläufig zum Schluss dass man verhaltensgestört, ist obwohl es bei vielen ein normaler Teil der Entwicklung ist der selbst weg geht. Ein Schüler lernt nur wenn er es will, und die meisten Lehrer schaffen es nicht diese Motivation zu erreichen, weil die meisten Schüler zu inkompetent im lernen sind, eben weil sie es nie gelernt haben. Deshalb kann man bbbdie Aufgabe des Lernens nicht immer auf die Schüler übertragen.

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paulklaus  30.09.2016, 14:58
@ScienceFan

Äääääh, es wäre hilfreich zu erfahren, WEM du widersprichst... (offenbar nicht mir ?!).

pk

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Nadelwald75  30.09.2016, 18:10
@paulklaus

Hallo paulklaus,

in Kommentaren versuche ich, den Adressaten zu nennen. Dann ist das klar. ScienceFan scheint aber mich zu meinen. Er rennt da allerdings offene Türen ein.

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Nadelwald75  30.09.2016, 18:56
@ScienceFan

Hallo ScienceFan,

wir liegen wohl nicht so weit auseinander. Du rennst da bei mir offene Türen ein. Meine Antwort war wohl etwas pauschal, daher noch einmal ein neuer Versuch:

Es gibt den inkompetenten Lehrer, so wie du ihn charakterisierst. Es gibt auch den Lehrer, der aufgrund schwacher eigener Leistungen keine Chancen in der freien Wirtschaft sieht, auch den, der meint, Lehrer sei ein gutbezahlter Halbtagsjob. Und den, der glaubt, sich nicht fortbilden zu müssen.

Gott sei Dank werden das immer weniger.

Eine Stellungnahme, wie ich sie akzeptiere, wäre etwa die Antwort hier von heide2012, in der auch über Gegenmaßnahmen bei inkompetenten Lehrern geschrieben wurde.

Nach meiner Erfahrung (und die sind sehr begründet!) ist dann aber das Verhältnis nicht 6 positive zu 34 negativen, sondern umgekehrt. Und dann nicht 34 zu 6, sondern 34 positive zu 3 negativen, um mal bei deinen Größenordnungen zu bleiben.

Weiteres dazu: Bei einem Argument bleibe ich allerdings: Es ist nicht Aufgabe des Lehrers, dem Schüler etwas einzutrichtern, sondern ihn zum Lernen anzuleiten. Aber lernen muss er selbst.

Das wird heute den Schüler, auch im Gymnasium, gezeigt, wie das geht. Ein Lehrer ist heute gehalten, individuell zu unterrichten, zu differenzieren, jeden Schüler da abzuholen, wo er steht. Schüler erhalten (auch schriftlich) Handreichungen, wie etwa Vokabeln oder Texte, Gedichte optimal gelernt werden. Lerntechniken (Lernen mit allen Sinnen) werden thematisiert. Es werden ihnen kursartig Veranstaltungen angeboten wie „Das Lernen lernen“. Das ist bestimmt nicht generell eingeführt, aber die Belege habe ich.

Das schließt nicht aus, dass manche Inhalte, vor allem Übungsstoffe und Faktenwissen, teilweise „gepaukt“ werden.

Zur Motivation: Ein Lehrer kann keinen Schüler motivieren, weder intrinsisch noch extrinsisch. Das würde pädagogisch bedeuten, dass er einen Schüler zu etwas herumkriegen will, was der eigentlich nicht will. Der Lehrer kann aber die vorhandene Motivation verstärken (oder umgekehrt auch behindern).

Schließlich: Wenn ein autoritärer „Pauker“ auf einen motivierten Schüler, der selbständig sich entwickeln will stößt, dann ist das eine Lage, die zum Misserfolg führt.

Ebenso führt es auch zum Misserfolg, wenn der Lehrer, der zur eigenen Lernentwicklung Hilfestellung gibt, auf einen Schüler der Null-Bock-Mentalität trifft, der bestenfalls ohne Eigentätigkeit alles eingetrichtert haben will.

Und das war es auch, was ich mit Kompetenzmangel an anderer Stelle gemeint hatte.

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1. Es gibt viele - ich wiederhole aus meiner 42-jährigen Lehrer-Erfahrung - viele Lehrer, die ihren Beruf nur gewählt haben, um finanziell auf der sicheren Seite zu sein ODER weil sie nichts Anderes / Besseres  "wussten" als das Lehramt (so die ehrlichen Aussagen von -zig Kollegen in diversen Jahrzehnten).

2. Schüler mit hervorragendem Abi-Zeugnis unterliegen dem furchtbaren Trugschluss, WEGEN der gute Noten dieses und / oder jenes unterrichten zu können - wobei die Noten NICHTS - GAR NICHTS - über die künftige Qualität von VERMITTLUNG von U-Inhalten aussagen.

3. An der katastrophalen, wirklichkeitsfremden Lehrer-Ausbildung hat sich inhaltlich seit den späten 60ern bis heute NICHTS geändert. Lediglich die Sprache ist einem hohlphrasigen, pseudo-pädagogischen Kauderwelsch gewichen.

Natürlich gibt es weitere Gründe; die genannten indessen sind für mich die wesentlichen...

pk

Nadelwald75  30.09.2016, 19:29

Hallo paulklaus,

zu 1: Ja und nein

zu 2: Die Ausbildung der frühen 60er Jahre war praxisbezogener, zumindest die Volksschullehrerausbildung. Pädagogische Ausbildung für Gymnasiallehrer - gabs die überhaupt?

zu 3: Dann kennst du auch "Unterricht - Analyse und Planung (Heimann - Otto - Schulz) .....die Komplexität der Faktorenkonstellation ist  proportional......(1965)

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paulklaus  30.09.2016, 22:17
@Nadelwald75

zu 2: Aberwitzig, aber wahr: Nein, es gab keine (!) spezielle Gymnsiallehrer-Ausbildung ! Irre, nicht ?! Im Studium konnte man Pädagogik-Kurse belegen - allenfalls.

zu 3: Logo ! Ich kenne die damalige "Bibel" ! Kennst DU Werner Fulds "Die Bildungslüge" ?

pk

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Nadelwald75  01.10.2016, 15:04
@paulklaus

Hallo paulklaus, Fulds kenne ich nicht. Ich habe aber mal eine Rezension darüber gelesen mit einigen interesannten Bemerkungen:

Mit einem hat Werner Fuld sicherlichRecht: Wissen allein genügt nicht. Man muss auch Zusammenhänge verstehen undBezüge herstellen können. An unseren Schulen kommt die Sorte von Lehre, dieeben dazu befähigte, in der Tat entschieden zu kurz!.....

 

Mit einem aber hat Werner Fuld sicher nicht Recht -- dasswir nämlich durch die Bank (wirklich) zu viel wüssten. Beispiel dafür, dass derAutor (auch zweier Lexika zu einigermaßen abseitigen Themen!) manchemMissverständnis aufsitzt, ist seine Forderung nach der weit gehendenAbschaffung des Geschichtsunterrichts in den Schulen: "Nur noch diedeutsche Geschichte seit 1945 sollte eigenständiger Lerninhalt bleiben."Dazu bedarf es wohl keines Kommentars. Und ebenso unkommentiert kann man FuldsRatschlag lassen, man solle keine Bücher lesen, zumindest keine Klassiker.

(Hier zum ersten Absatz: Da habe ich aus meiner eigenen Schulzeit durchweg positivere Erfahrung gemacht.)

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paulklaus  01.10.2016, 16:09
@Nadelwald75

Natürlich muss man bei der "Bildungslüge" gewisse Abstriche machen; selbst ich tue das als ketzerischer Lehrer - einerseits. Andererseits finde ich die "Kampfschrift" großartig, allein den Satz des Vorworts: "Ein Großteil der heutigen Curricula gehört auf die geistige Müllhalde des 19. (!) Jahrhunderts.", den er dezidiert begründet.

Aber wahrlich: Fuld ist nicht jedermanns Sache, wenn ich beispielsweise an die äußerst einseitig-kritische Biografie über einen meiner Lieblings-Autoren, Wilhelm Raabe, denke.

pk

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Das Problem ist m.E. dass viele Lehrer ihre Entscheidung in dem Alter vieler Gute Frage Fragensteller fällen, zu einem Zeitpunkt also zu dem man noch ziemlich unreif (sorry Kids aber wir waren alle mal Kids) und noch mitten in der Entwicklung steckt, die ja so bis ca. 30 geht. Und mit dieser Entscheidung soll man dann das Pensionsalter erreichen Häufig klappt das nicht, was man an den Fehlzeiten sieht, an den ganzen Burnouts und den Frühpensionierungen. Der Horizont dieser Leute ist ja auch eng, außer Schule, Hochschule und dann wieder Schule haben die nichts gesehen. Häufig ist Lehramt auch eine reine Absicherung, man studiert zwar das worauf man Lust hat - Anglistik, Germanistik - und hätte mit dieser Studienwahl gewisse Probleme einen angemessenen Job zu bekommen. Der Staat bietet sich hier dann an - aber eben um den Preis Preteens und Teens unterrichten zu müssen die nun wirklich keine leichte Kundschaft darstellen. Mancher Lehrer - ich erinnere mich an einen Physiklehrer - sieht dies wohl als geradezu kränkend an. Der Mann würde ich mal sagen ist ziemlich narzisstisch strukturiert und dachte wohl dass er an der Uni oder in der Industrie Karriere macht. Daraus wurde nichts, er war arbeitslos, wurde Quereinsteiger im Lehramt. Und seine Verachtung hat er alle spüren lassen und beschissenen Unterricht gemacht, er hat etwa seinen Lehrplan nicht mit der Mathematik Kollegin abgesprochen die im Gegensatz zu ihm eine fähige Didaktikerin ist - obwohl diese ihn darum bat. Ich bezweifle dass die Änderungen durch Bologna hier einen Fortschritt bringen werden - der Master of Education führt erst recht dazu dass jene denen einen anderer Master zu hoch ist oder die keine Chance als Fachwissenschaftler sehen, sich eben aufs Lehramt stürzen werden. Das gabs schon früher nicht selten, Vordiplom und dann Studiengangwechsel auf Lehramt. Lehrer sollten m.E. erstmal allgemeinpädagogisch Erfahrungen sammeln. Lehramt besteht m.E. aus drei Bereichen und jeder dieser Bereiche stellt mitunter ein Problem dar: Allgemeine Pädagogik, Wissensvermittlung (Didaktik) und fachlicher Kompetenz .- die fachliche Kompetenz bekommen die meisten noch hin, wobei es mir hier auch passiert ist dass etwa Englischkenntnisse nicht wirklich befriedigend waren - aber dann noch Klugscheissen und Formulierungen beanstanden die völlig io sind. Am Abischnitt würde ich das nicht festmachen, viele dieser Lehrer waren durchaus strebsam und mussten auch entsprechende Schnitte erreichen um zugelassen zu werden. Aber da sind wir dann beim nächsten Thema, was macht eine(r) der immer gut durchgekommen ist mit Schülern mit Leistungsproblemen und Leistungsblockaden? Es bräuchte dann eben entsprechende Einsichten im Studium, aber die finden eben auch oft nicht statt. Lehrer finde ich ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, es geht darum Kinder und Jugendliche durch sehr kritische Lebensabschnitte zu bringen. Gerade am Gymnasium sehen sich da eben viele als reine Wissensvermittler, und das sind sie eben nicht nur bei einem Kind in der 5. Klasse oder bei den auf der Schwelle zum Erwachsenen stehenden 14-16 Jährigen, gerade die 14Jährigen mit einem Schritt in der Kindheit mit einem anderen im Erwachsenenalter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung