Meinung des Tages: Klimasünder Privatjetreisende - teilt Ihr die Meinung der Grünen?
(Kurz-)Trips mit dem Privatjet werden von vielen nicht nur als Ausdruck von Dekadenz erachtet, sondern Privatjets gelten zudem als immense CO2-Schleudern. Die Grüne Jugend möchte diese am liebsten schnellstmöglich von den Flughäfen verbannen.
Privatjet-Reisen - so sah's 2022 aus!
Alleine im vergangenen Jahr gab es hierzulande insgesamt 94.000 Starts und Landungen; ein neues Rekordhoch! Dabei gilt jedoch zu beachten, dass es keine konkreten Zahlen dazu gibt, wie viele dieser Flüge von Privatpersonen oder als Geschäftsreise durchgeführt wurden. Genaue Zahlen allerdings liegen zum CO2-Verbrauch dieser Flüge vor: Alleine in Deutschland belief sich die Zahl im Jahr 2022 auf ca. 1.000.000 Tonnen. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa einer Zahl, die ansonsten 100.000 Deutsche verbrauchen. Ein einzelner Privatjet-Flug produziert ungefähr so viel CO2 wie 14 gewöhnliche Flüge in der Economy-Class. Vor allem für Timon Dzienus der Grünen Jugend sei das ein Schlag ins Gesicht der jungen Generation, die sich ernsthafte Sorgen um das Klima der kommenden Jahrzehnte mache.
Exkurs - Klima-Doku von STRG_F
Auf dem Youtube-Kanal von STRG_F wurde kürzlich eine Reportage mit dem Titel "Privatjets, Yachten, Kaviar: Wie beeinflussen Superreiche das Klima?" veröffentlicht, die in den sozialen Medien für reichlich Diskussionsstoff gesorgt hat. Kritisch sind vielen Online-Nutzern insbesondere die Aussagen einiger Protagonisten aufgestoßen, die sich bzgl. ihres CO2-Verbrauchs keine ernsthaften Gedanken machen würden, sich uninformiert fühlen und nicht bereit seien, ihren Lebensstil auch nur ein Stück weit einzuschränken. Darüber hinaus ging es in den Diskussionen um die Frage nach dem größten Klimasünder und wie sinnvoll es sei, mit dem Finger einzig auf Privatjetreisende zu zeigen.
Welche konkreten Maßnahmen wären sinnvoll?
Dass ein generelles Verbot nicht umsetzbar sei, wird auch seitens der Grünen Jugend erkannt. Der Staat solle seine Anteile an Flughäfen beispielsweise nutzen, um Starts und Landungen zu verbieten. Stefan Gelbhaar von den Grünen wünscht sich anstelle von Flug-Verboten die Pflicht, Jets in Zukunft mit E-Fuels zu betanken. Stefan Reuther von der FDP hält wenig von Verboten und verweist auf die wirtschaftliche Bedeutung von Privatjet-Flügen. Auch Klimaökonomin Claudia Kemfert sieht Flug-Verbote eher kritisch und appelliert primär an den Staat, Privatjet-Reisen deutlich höher zu besteuern und das Geld in den Ausbau des Nahverkehrssystems zu investieren.
Unsere Fragen an Euch: Wie denkt Ihr über Reisen in Privatjets? Haben Reiche eine höhere Klima-Verantwortung? Sind Verbote hier prinzipiell sinnvoll?
Wir freuen uns auf Eure Antworten.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quelle:
23 Antworten
Auch wenn das jetzt vielleicht bloßer "whataboutism" ist: Die Leute, die hier am lautesten Krähen, sollten sich überlegen, ob sie irgendwelche Konsumgüter bei Wish oder Temu bestellen und aus China einfliegen lassen sollten.
Klar, sind solche Flieger Klimasünder, aber das sind Kreuzfahrtschiffe beispielsweise auch.
In Sachen Klima hat jeder sein eigene Päckchen zu tragen. Das ist nicht allein die Verantwortung von Superreichen. Bevor ich also mit dem Finger auf andere zeige, sollte ich selbst bei mir hinterfragen, ob ich nicht etwas ändern kann.
Es geht nicht allein um China, sondern auch um den Konsum von billigster Ware oder Nachhaltigkeit. Ich kauf mir ein Shirt von Primark, dass ich vielleicht ein paar Wochen/Monate trage, bevor es in den Müll wandert. Wegwerfgesellschaft.
Ja, da muss sich der Otto-Normalverdiener natürlich echt an die eigene Nase fassen, wenn er mal wieder die alljährliche Kreuzfahrtschiffstour bucht! ;)
Dem kann ich nicht ganz folgen. Ich kenne etliche Personen, die regelmäßig Mittelmehrkreuzfahrten o.ä. buchen. Eine Mittelmehrkreuzfahrt im Herbst bekommst du teilweise für 400 EUR pro Person.
Ansonsten mach halt den Wochenendausflug mit Ryanair für 19,99 EUR draus.
Ok, touché, auch mit mittlerem Einkommen kann man offenbar vieles falsch machen. Dennoch: Je höher das Einkommen, umso mehr Möglichkeiten hat man zu konsumieren, und Konsum ist nun mal nicht gut fürs Klima. Ich behaupte explizit nicht, dass jeder, der ein sehr hohes Einkommen hat, es auch auf diese Art einsetzt, aber ich würde behaupten, die meisten Superreiche tun es, da gibt es im Netz diverse Statistiken dazu. Das Argument "aber die Mittelklasse ist auch schuld" finde ich also nicht haltbar. Klar wäre es super, wenn jeder durch weniger Konsum zu einer nachhaltigen Wirtschaft beitragen würde. Genauso klar ist aber: Wer sehr viel konsumiert, der kann auch sehr viel Konsum einsparen.
Und hier noch ein Comic, das zwar nicht ganz passt, aber fast. ;)
Grundsätzlich hast Du natürlich recht, dass ein höheres Einkommen einen höheren Konsum ermöglicht. Auf der anderen Seite ermöglicht ein höheres Einkommen theoretisch (!) aber auch ein nachhaltigeres Konsumverhalten.
Zum Beispiel: Ich muss mir dann kein Fleisch aus Massentierhaltung kaufen, sondern kann Bio-Ware beim Bauern um die Ecke holen. Es muss auch kein Billig-Shirt aus Fernost sein, sondern es ist auch ein Shirt "Made in Germany/Europe" möglich.
Aber ja, die Tendenz geht in die Richtung, dass Reiche einen höheren Anteil daran haben. Eines ist aber bei jeder Gesellschaftsschicht gleich: Die wenigsten machen sich Gedanken über den Klimawandel, wenn Neuanschaffungen oder Urlaube anstehen. Da nehme ich mich persönlich auch nicht raus, zumindest nicht beim Urlaub.
Ja, das stimmt grundsätzlich, aber wir reden hier ja genau über diejenigen, die Privatjets nutzen, also genau nicht die nachhaltige Alternative.
genau! bei den grünen sinds immer die anderen! es nervt! die anderen, die anderen die anderen! was it mit euch selber, ihr grünen wichte?
Teilweise ist die Aussage richtig. Aber nicht nur superreiche beeinflussen das Klima das tun wir alle zb mit unseren Konsum.
Zb zu oft neue Kleidung kaufen, immer das neuste Handy wollen. Zu viel Fleisch essen und nein ich bin nicht vegan
Die Textilindustrie produziert mehr co 2 als Schiffs und Flugverkehr zusammen und leitet Abwässer ungeklärt in die Flüsse. Zudem verbraucht allein ein T Shirt 2000 Liter Wasser.
Für Handyrohstoffe wird Regenwald im großen Stil gerodet auch für Futteranbau und Palmöl.
Und auch Grüne oder Klimakleber sind schon geflogen.
Pivatjets haben auch nicht mehr Anteil an Klima usw als andere Flugzeuge , Schiffe, Verkehr
Es gibt die Problematik, dass "Reiche" zwar sehr exzessiv konsumieren können. Pro Person gerechnet sehr viel CO2 dann verursachen. Aber: Es gibt halt nicht so viele Reiche. Am Ende würde da Einschränkung weniger bringe als wenn man da ansetzt wo die breite Masse konsumiert.
Auf der andern Seite: Es ist natürlich nötig, dass man auch Reiche reglementiert. Und wenn man die breite Masse angeht - durch höhere Abgaben, etc. ... darf es auch nich so sein, dass Ärmere sich plötzlich etwas gar nicht mehr leisten können. (Beim Fleisch kann man das spüren - und da wird immer stärkere Reglementierung gefordert, wodurch die Preise noch höher gehen könnten.)
Von Verboten halte ich da nichts - höhere Bepreisung (durch entsprechende regeln) um bei den Reichen abzugreifen - ein Zeichen zu setzen, dass man diese auch in die Pfliht nimmt ... und über die Einnahman von dort ein bissl was Richtung Umwelschutzmaßnahmen umzulenken ... wäre korrekt. Auch beim Fliegen.
Privatjetsteuer oder sowas. :D
Für Normalbürger abwägen: Inlandsflüge und dauernd nach Australien oder mehrfach in Urlaub fliegen ist sicher kein muss - das kann ruhig teurer werden, dass auch gehobene Mittelschicht sich einschränken muss. 1x nach Malle sollte aber für den Mindstlöhner auch noch möglich sein, damit es nicht zu Aufständen kommt.
Ich finde es in der heutigen Zeit unpassend. Auch normale innerdeutsche Flüge sind nicht mehr zeitgemäß. Und da sollten zuerst mal unsere Politiker im Bundestag und in den Ministerien mit gutem Beispiel voran gehen, wenn sie nicht mehr mit dem Flugzeug zwischen Bonn und Berlin pendeln.
Gleichzeitig bin ich aber auch gegen Verbote. Das wird nichts bringen. Die Leute, die sowas nutzen, wandern dann alle ins Ausland ab.
Auch eine höhere Besteuerung ist sinnlos. Wer sich ein Privatflugzeug leisten kann, zahlt dann auch schnell mal das Doppelte, wenn "es sein muss". Damit ist dann aber dem Klima nicht geholfen.
Welchen Vorschlag ich richtig gut finde, wäre ein Gestz auf europäischer Ebene, dass solche Flugzeuge dann nur noch mit E-Fuels oder anderen Alternativen fliegen dürfen. Wir würden uns wundern, wie schnell es dann Flugzeuge mit E-Motoren, mit Wasserstoff oder mit E-Fuels geben würde. In China oder den USA hypen doch schon längst die ersten Startups für Personen-Flugdrohnen.
Erste Taxi-Drohne für den Personentransport vorgestelltVielen Dank für die sehr ausführliche Antwort Deinerseits.
Natürlich sind solche Flüge ein Dorn im Auge der Umweltschützer.
Sollte man sowas verbieten...?
Oder zumindest intensiv bepreisen?
Ja, ich wäre dafür.
Nur: wo drückt man noch ein Auge zu und wo nicht?
Es gibt sicherlich weniger Milliardäre, die zum Spaß ins All düsen - aber es gibt sie.
Und das ist ebenfalls nicht ok.
Und was ist mit den Millionen (genau genommen) völlig überflüssiger Schlachtenbummler, die quer durchs Land tingeln, um ihren Verein live spielen zu sehen...?
Wie viele Menschen (allein in Deutschland) fahren just for fun Motorrad? Nicht "von A nach B" und das ganze "anstatt mit dem Auto", sondern einfach so als Hobby?
Und wenn wir schon das Fliegen - zu Recht - kritisch beäugen: wer MUSS denn wirklich jedes Jahr im Urlaub weiß nicht wohin fliegen? Würde das nicht auch alle drei Jahre genügen...?
Und in Sachen "Kleinigkeiten mit großem Energieaufwand": Wieviel Milliarden Pakete werden jährlich in Deutschland zugestellt, weil Leute im Internet (online) bestellen, was das Zeug hält? Wird zum großen Teil von irgendwo her aus Fernost zu uns rüber gekarrt. Denkt da einer wirklich mal drüber nach...?
Und, liebe Deutsche, wisst Ihr, wie verschwenderisch wir leben? In einer 120 qm Behausung leben wir mit 4 Leuten und klagen über zu wenig Platz...?
Große Klasse auch: die Leute, die (ganz aktuell) gegen die Abholung der Regenwälder demonstrieren, aber sich alle paar Jahre neue Möbel anschaffen, weil die alten ja irgendwie nicht mehr so schick waren...
Es gibt sooo viel Potenzial.
Und jeder hat da ganz tolle Ideen.
Und bei einer Sache sind sich alle einig:
"Bitte nicht bei MIR anfangen!"
stimmt´s...?
Auch ein herzliches Dankeschön an Dich für Deine Antwort.
Da musst du dann auch die Formel 1 Rennen, die Motorradrennen , quasi alle Rennen bei denen Verbrennungsmotoren die Maschinen antreiben, verbieten.
Millionen fahren jedes Wochenende zu Fussballspielen oder anderen Sportveranstaltungen., mitunter sehr weite Strecken.
Kauf über das Internet ? Wenn hier Containerweise die Produkte aus China zu uns kommen, dann landen die irgendwo in Geschäften oder Versendern.
Das sind Massen an Produkten die zunächst nur einen Transportweg haben. Kaufst du nun bei einem Versender, so stellt dieser die Ware für dich zusammen und schickt dir das Paket zu. Es kommt also Ware bei dir an, die nur von einem Transportunternehmen angeliefert wird. Du musst also nicht mit dem Auto verschiedene Geschäfte anfahren,, um deinen Bedarf zu decken. Hier sehe ich ein PRO für den Umweltschutz.. Millionen bestellen bei Versendern und können das Auto in diesem Falle stehen lassen, weil das Paket angeliefert wird.
Freilich schadet das dem ortsansässigen Einzelhandel.. Da muss man eben entscheiden, Für oder gegen Umweltschutz.
Abholzung des Regenwaldes. Hier geht es ums Geld, obwohl es sich um einen Raubbau an der Natur handelt.
Flugverkehr. Wie wäre es, wenn man Kerosin besteuerrn würde ? Dass würde dass Reisen mit dem Flugzeug verteuern und unserenFluggesellschaften nicht mehr wettbewerbsfähig machen, weil andere Länder keine Steuern auf Kerosin verlangen.
Muss man in die Türkei für billig Geld, eingeschlossen all inclusive fliegen, um dort Urlaub zu machen, oder nach Bulgarien ?
Wenn du hart arbeitest, gutes Geld verdienst, warum solltest du dir keine 120 qm Wohnung leisten ? Irgendwo sollte es auch eine Belohnung dafür geben, wenn man bereit ist, etwas zu leisten.
Bei all dieser Klimahype muss man bedenken, dass es sich nicht nur um ein nationales Problem handelt, welches wir alleine zu lösen hätten. Bei uns wird im Vergleich zu anderen EU Ländern, oder Ländern überhaupt, schon sehr viel für die Umwelt getan. Doch eines ist sicher , mit Geld kann man kein Klima kaufen, auch wenn die CO2 Steuer jährlich angehoben wird. Das ist reine Verdummung was uns die Politiker da vormachen.
Meinst du, wenn man brav bei MediaMarkt bestellt, braucht es keinen Transport aus China?
Ja, da muss sich der Otto-Normalverdiener natürlich echt an die eigene Nase fassen, wenn er mal wieder die alljährliche Kreuzfahrtschiffstour bucht! ;)