Stromschlag durch Fernsehkabel?

5 Antworten

Was da passiert ist, ist eigentlich recht einfach, benötigt aber ein paar elektrotechnische Grundlagen, um es zu verstehen.

In dem Receiver befindet sich ein Netzteil, heutzutage vermutlich ein Schaltnetzteil, aber das ist prinzipiell egal. Bei einem "klassischen Netzteil" mit Netztrafo und linearem Spannungsregler würde das gleiche passieren. Ein Schaltnetzteil enthält gewissermaßen auch einen "Transformator", nur dass dieser mit sehr hoher Frequenz (eben der "Schaltfrequenz" des Netzteils) betrieben wird, dadurch erheblich kleiner (geringere Induktivität und damit weniger Wicklungen und weniger Eisen/Ferrit im Kern) ausfallen kann und "Übertrager" genannt wird.

Zwischen den Wicklungen des Transformators/Übertragers ("Primärseite", an der die hohe, im Fall eines Schaltnetzteils "zerhackte", Netzspannung anlieget und "Sekundärseite", an der die Ausgangsspannung abgegriffen wird) besteht eine Kapazität, da es sich um elektrisch leitfähige Materialien (Kupferdraht) handelt, die sich nahe beieinander befinden und durch einen Isolator (Dielektrikum) getrennt sind, wie in einem Plattenkondensator eben auch. Das ganze verhält sich also wie ein Kondensator. Jede Wicklung ist gewissemaßen eine "Kondensatorplatte". Dadurch pendelt sich die Sekundärseite ("Ausgangsseite") des Netzteils auf etwa die halbe Netzspannung (also 115 V beim 230 V Netz) gegenüber Neutral ein. Das ist dann das "Bezugspotential" (signal ground) für alle Signale im Gerät. Da keine tatsächliche Erdverbindung besteht, bezeichnet man das in dem Fall als "floating ground" (etwa "schwebende Erdung").

Diese Spannung besteht aber nur im "Leerlauf". Wenn Du das Gehäuse (oder die Außenseite der Antennenbuchse, die mit der "Signalerde" im Gerät verbunden ist) berührst, "ziehst Du" den "floating ground" gegen das tatsächliche Erdpotential, da Du eine erheblich höhere Kapazität zur Umgebung aufweisen wirst, als die kleine "parasitäre Kapazität", die im Übertrager entsteht. Dadurch kommt es zu einem sehr schwachen Ausgleichstrom durch Deinen Körper und die Spannung bricht sofort zusammen.

Das ganze ist auf gar keinen Fall gefährlich. Die "parasitäre Kapazität" des Übertragers muss so gering sein, dass es nicht zu einem gefährlichen Stromfluss kommen kann, aber der geringe Stromfluss kann eventuell spürbar sein, eventuell auch ein wenig unangenehm. Wenn Du das vermeiden möchtest, solltest Du das Antennenkabel immer stecken lassen. Die Schirmung des Antennenkabels ist geerdet und wird im Gerät mit der Signalmasse verbunden, sodass diese nicht anfangen kann, zu "schweben".

wie NoHumanBeing schon so schön erklärt hat, ist das relativ normal und üblicherweise auch eher harmlos. er hat es nur ein wenig lang erklärt. dabei ertappe ich mich auch zu weilen...

ich würde dir raten, in zukunft dich ein wenig besser an die anleitungen zu halten. in der von deinem reciver sollte drin stehen, dass man vor dem anschluss des satkabels den reciver auschalten und oder vom netz trennen soll...

lg, Anna

da muss schon ein fehler vorliegen denn bei der geringen spannung bekommt man keinen schlag zu spüren

NoHumanBeing  10.10.2014, 16:06

Doch, die Spannung ist sogar recht hoch (~115 V, warum es zu diesem Wert kommt, siehe mein Beitrag), nur die Stromstärke ist extrem gering. Ich habe an einem Schaltnetzteil einmal versucht, diesen "parasitären Stromfluss" zu messen. Das Amperemeter hat aber selbst im kleinsten Messbereich (Mikroamperebereich) nichts angezeigt. Der Stromfluss ist also wirklich minimal (aber vorhanden, sonst könnte sich ja kein Potential aufbauen). Ein Voltmeter hat aber die ~115 V Spannung gegenüber Erdpotential (z. B. Schutzleiter, aber jedes andere geerdete Objekt funktioniert auch) angezeigt, weil es hochohmig genug war, um nicht zu einem nennenswerten Abfluss des Potentials zu führen.

Warum spürt man diesen Stromfluss im Mikroamperebereich? Nun, der Hautwiderstand des Menschen ist nicht konstant, sondern spannungsabhängig. Bei geringen Spannungen liegt er Bereich einiger MOhm. Bei höheren Spannungen (ab einigen zehn Volt) "bricht er zusammen" und liegt schließlich nur noch bei etwa 10 kOhm, wo er auch für höhere Spannungen bleibt. (Ganz grobe Werte!)

Wenn Du das Gerät berührst, kommt also zunächst ein Widerstand von mehreren MOhm mit ihm in Berührung. Das ist ein sehr hoher Widerstand, die Spannung bricht kaum ein, wodurch extrem kurzzeitig tatsächlich ~115 V über Deinem Körper (genauer gesagt Deiner Haut) abfallen. Diese hohe Spannung löst in Deiner Haut eine chemische Reaktion aus, die dazu führt, dass Dein Hautwiderstand an dieser Stelle schlagartig auf die ~10 kOhm abfällt. (Man spricht davon, dass der Hautwiderstand "durchschlagen wird".) Diese ~10 kOhm sind nun eine unglaublich starke Belastung für die "parasitäre Kapazität" im Schaltnetzteil, sodass die Spannung sehr schnell auf einen sehr kleinen Wert zusammenbricht. Da nun keine hohe Spannung mehr anliegt, kehrt Deine Haut die chemische Reaktion wieder um und erhöht ihren Widerstand wieder in den MOhm-Bereich. Dann allerdings wird die "parasitäre Kapazität" widerum kaum belastet und es wird sich rasch wieder eine hohe Spannung aufbauen, die dazu führt, dass der Hautwiderstand "durchschlagen wird" und so weiter. Und diese ständigen "Spannungsspitzen", die sich bilden, wenn Deine Haut gerade wieder "hochohmig wird", die spürst Du eben.

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wollyuno  10.10.2014, 16:19
@NoHumanBeing

seit wann sind da 115 Volt,du hast gerade mal 14 und 18 Volt wegen der umschaltung

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NoHumanBeing  10.10.2014, 20:00
@wollyuno

Ich meine nicht die Spannung, die an der Sekundärseite (zwischen den Enden der Spulen) entsteht, sondern die Spannung, die die Spule als ganzes (wenn Du so willst "die Mitte der Spule") gegenüber dem Erdpotential aufweist.

Wenn an der Primärwicklung Netzspannung anliegt, wird das Ende, das auf den Neutralleiter geht, auf 0 V liegen, das Ende, das auf den Außenleiter ("Phase") geht auf 230 V. Nun hat die Sekundärwicklung aber zu jedem Teil der Primärwicklung die gleiche (parasitäre) Kapazität, d. h. sie wird sich auf ein Potential "einpendeln", das dazwischen liegt.

Die Sekundärseite ist ja von der Primärseite galvanisch getrennt, das heißt es gibt keine Gleichspannungsverbindung dazwischen, aber es gibt eine (ungewollte) Kapazität. Und diese Kapazität ist zu jedem Teil der Primärwicklung gleich und wird die Sekundärspule als ganzes somit auf das "mittlere Potential", das an der Primärwicklung (über der ja 230 V "abfallen") ziehen und das liegt nunmal bei 115 V.

Diese "parasitäre Spannung" der Sekundärwicklung gegen Neutral kannst Du mit einem sehr hochohmigen Voltmeter an einem Schaltnetzteil auch messen. Es ist nicht die Ausgagsspannung des Netzteils. Die ist natürlich in der Regel viel geringer, aber die gesamte Anordnung, die durch die Sekundärseite und nachfolgende Schaltkreise dargestellt wird, ist "frei schwebend" (soweit sie nicht anderweitig, z. B. eben über das steckende Antennenkabel geerdet ist) und wird sich auf 115 V gegenüber Neutral "einpendeln". Das kannst Du mit einem sehr hochohmigen Voltmeter wie bereits erwähnt auch messen.

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NoHumanBeing  10.10.2014, 20:09
@NoHumanBeing

Sorry, jetzt weiß ich welche 14/18 Volt Du meinst.

Ich dachte zuerst Du meintest die Ausgangsspannung des Schaltnetzteils, aber Du meinst die Spannung, um High-Band/Low-Band auszuwählen. Darum geht es hier nicht.

Die gesamte Receiverschaltung, sprich die komplette Elektronik, "schwebt", bedingt durch das Prinzip, mit dem ein Schaltnetzteil arbeitet, gegenüber "der Erde" (Schutzleiter, Antennenschirmung, etc.) auf ~115 V. Zumindest solange, wie die "Signalmasse" (das interne Bezugspotential des Gerätes) nicht irgendwo anders "hingezogen" wird. Wenn Du das Antennenkabel ansteckst, wird die "Signalmasse" mit der Schirmung des Antennenkabels verbunden und somit auf das lokale Erdpotential (das dem des Schutzleiters gleichen sollte) gezogen.

Das ganze hat nicht wirklich technische Gründe. Diese "parasitäre Kapazität" zwischen den Wicklungen des Übertragers im Schaltnetzteil ist eher unerwünscht, aber eben nicht wirklich zu vermeiden. Es ist keine Spannung, die man "haben will". Es ist eher ein "unerwünschter (aber nicht sonderlich schlimmer) Nebeneffekt".

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Das Kommt von dem Sateliten Kabel. Ist völlig ungefährlich. Ich glaube wenn du ein Stromschlag bekommen hättest, könntest du jetzt nicht mmehr schreiben :)

Ist nicht gefährlich, aber ja, man kann Stromschläge von einem Antennenkabel bekommen. Das kannst du z.B. sehen, wenn du das Kabel erst in die Wand und dann in den Receiver steckst, da kann's schon mal leicht funken.

NoHumanBeing  10.10.2014, 15:53

Das stimmt. Aber natürlich funkt es auch, wenn man das Kabel erst in den Receiver und dann in die Wand steckt. Dem Kabel ist es nämlich herzlich egal, an welcher Seite die Verbindung zuletzt zustande kommt. An derjenigen wird es aber funken. In Wanddosen ist das nur häufig nicht so gut zu sehen, wie am Receiver. ;-)

Es ist übrigens nicht wirklich ein "Stromschlag vom Antennenkabel". Das Antennenkabel steht nicht unter Spannung, im Gegenteil! Die Schirmung ist sehr gut geerdet! Der Receiver selbst kann allerdings "unter Spannung stehen" (genauer gesagt "ein Potential aufweisen, das nicht dem Erdpotential entspricht", warum siehe mein Beitrag) und wird dann durch das Antennenkabel "geerdet", wodurch diese Potentialdifferenz (= Spannung) abfließt.

Das ist ein wesentlicher Unterschied. Wenn Du das Antennenkabel berührst, wird niemals ein Fehlerstrom durch Deinen Körper fließen. (Es sei denn an der Antenneninstallation ist gewaltig etwas faul.) Wenn Du allerdings das Gehäuse des Receivers berührst, wird über "parasitäre Kapazitäten" in der Umgebung immer ein gewisser Fehlerstrom über Deinen Körper fließen, es sei denn der Receiver ist bereits durch ein Kabel, das eine Signalmasse bereitstellt (egal ob Antennenkabel, Audiokabel, HDMI-Kabel, etc.) mit einem Gerät oder einer anderen Einrichtung verbunden, das/die in irgendeiner Weise geerdet ist.

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