Sollen wie in Schweden Schüler ihre Lehrer im Unterricht duzen dürfen? Umfrage?
Es gehört zur Höflichkeitsform aber...
Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen
11 Antworten
Nein, das egalisiert zu sehr die verschiedenen Stellungen der beteiligten Parteien.
Wie ein Vorgesetzter von mir in einem Betrieb mal formulierte, warum er das generalisierte Dutzen im Betrieb nicht gutheißt: Man sagt viel eher „Du Ar...loch als „Sie Ar...loch“. Die Ränge in einem Betrieb sind nicht nur negativ und distanzieren, sie erfüllen auch den Zweck, dass ich ein niedrigerer Rang sich von einem höheren eher mal was sagen lässt. Wenn sich die Ränge aber durch das Duzen subjektiv egalisiert haben, geht es verloren, dass dem niedrigeren Rang klar ist, dass es dem höheren inhaltlich folgen muss…
Im Betrieb, in welchem ich heute tätig bin, dutzt sich fast jeder, abgesehen vom Chef. Dadurch merke ich aber deutlich, dass sich ein scheinbar freundschaftliches Verhältnis im Gespräch auch zu Untergebenen Arbeitskräften entwickelt, dadurch kommt es viel eher dazu, dass eine Anweisung meinerseits an Untergebene von selbigen diskutiert wird oder locker hingenommen wird und nicht eins zu eins umgesetzt wird. Das finde ich für den alltäglichen Arbeitsablauf nicht wünschenswert. Für das rein menschliche Miteinander ist natürlich das reine Dutzen in einem Betrieb was schönes. Macht aber wie beschrieben den Arbeitsablauf nicht unbedingt immer besser und sicherer…
T3Fahrer
Ein grundsätzlich sehr schöner Kommentar! Aber betrachte doch mal, wie die Menschen hierzulande darüber reden, z.B. über Schweden, wie sie begeistert sind, dass es dort kein „Sie“ gibt! Die Leute denken eben, dass es egalisiert ist und wenn du hier Arbeitsbereiche betrachtest, wo nur geduzt wird, ist es halt (leider) auch nicht selten egalisiert – erlebe ich täglich bei der Arbeit...
Und wenn wir jetzt mal voraussetzen, dass ein „Du“ keine Vertrautheit signalisiert, dann ist es doch vielleicht auch gar nicht mehr so erstrebenswert sich überall zu dutzen, oder? Denn der Vorteil wird doch oft als das Verschwinden des Rangsystems gepriesen. Darüber hinaus ist es dann ja auch ein größerer Interpretationsspielraum, um zu interpretieren, ob ein „Du“ vertraut ist oder distanziert.
Denn der Vorteil wird doch oft als das Verschwinden des Rangsystems gepriesen.
Eine allerdings wertlose Lobpreisung.
Aber betrachte doch mal, wie die Menschen hierzulande darüber reden, z.B. über Schweden, wie sie begeistert sind, dass es dort kein „Sie“ gibt!
Und wie schnell die Begeisterung verschwunden ist, wenn sie von ihrem schwedischen Chef gehörig den Kopf gewaschen kriegen, wenn sie Mist gebaut haben.
In jeder Organisation gibt es ein Rangsystem, eine Hierarchie. Die verschwindet nicht mit der Anrede und wer das glaubt, tritt schneller in ein Fettnäpfchen oder gleich in eine Öllache, als ihm lieb ist. Hierarchie bedeutet nicht, daß man keine Verantwortung für sein eigenes Handeln tragen müßte. Eine flache Hierarchie hat Vorteile, jeglicher Verzicht auf Hierarchie hingegen nicht.
mein opa hat immer gesagt wenn du erwachsene beleidigen willst sag "du a**chloch" und sag dann "oh entschuldigen sie für das du"
Mir macht das Sie nichts aus, aber ich fände es auch cool, duzen zu dürfen :) Man würde sich irgendwie näher fühlen und es ist ja erwiesen, dass Kinder besser lernen, wenn sie sich vom Lehrer gemocht fühlen und den Lehrer selbst auch mögen. Da könnte das ein kleiner Schritt sein, also es wäre weniger Distanz.
Dazu gehört natürlich, dass sich in Schweden alle Menschen duzen, nicht nur Schüler ihre Lehrer. Damit verbunden sollte aber auch sein, dass das "Du" keine Unhöflichkeit beinhaltet. Respekt kann ich auch für einen Menschen empfinden, den ich Duze. Und mit Respekt sollten Schüler ihre Lehrer behandeln, ganz unabhängig vom "Du" oder "Sie".
Nein, das Duzen hat in Schweden einen ganz anderen Stellenwert als hier bei uns. In Schweden duzen sich nämlich alle - ausgenommen sind die Mitglieder des Königshauses. Das "Du" ist die allgemeine Anrede - wie bei uns das "Sie" - und eben kein Ausdruck besonderer Nähe.
Warum sollten wir unsere Sprache um eine Anredeform kastrieren? Es gibt bei uns beide Anredeformen und ich sehe keine Veranlassung, daran etwas zu ändern.
Es ging mir einzig um die Anrede-Form in Schweden !
Ja, in Schweden. Da ist es eben so. Da redet die Aushilfskraft im Lager auch den Generaldirektor des Unternehmens mit "Du" an. Im Prinzip gibt es dort nur noch eine Anredeform.
Und wir in Deutschland haben zwei Anredeformen, die situiationsbedingt verwandt werden. Und diese beiden genügen doch auch. Warum sollten Schüler in Deutschland ihre Lehrer mit einer schwedischen Variante anreden?
"Sollten" schon mal gar nicht.
Es gehört in Schweden (inzwischen) zum zwischenmenschlichen Umgang, dass man sich Duzt. Es gibt keinen Grund, in der Schule eine Ausnahme zu machen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Du-Reform
In Deutschland ist das "Sie" die Regel. Auch hier gibt es keinen Grund, in der Schule davon abzuweichen. Selbstverständlich ist das "Du" nicht verboten. Alle Beteiligten können es vereinbaren. Hier ein Blogbeitrag zum Thema:
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/grosse-pause-mit-frau-w/sie-koennen-auch-du-zu-mir-sagen-86141
Gruß Matti
Es ist eben ein längerer Prozess. Wenn das "Sie" verschwinden sollte, dann muß ebenfalls die Einstellung verschwinden, das "Du" wäre in irgend einer Weise vertraulich. Tatsächlich ist es das nämlich nicht - zumindest nicht in den Ländern, in denen nur noch eine Anredeform verwendet wird. Da kann das "Du" genauso distanziert wirken wie ein "Jawoll, Herr General". Rangunterschiede drücken sich dort lediglich anders aus als bei uns - sie sind keineswegs eingeebnet worden.