Sind Wahlmänner gut?

10 Antworten

Es ist die nackte Katastrophe.

Das haben sie sich ursprünglich ausgedacht, um Befürchtungen der Sklavenstaaten im Süden zu beschwichtigen, sie könnten mal irgendwann von den Abolitionisten im Norden stumpf überstimmt werden.

Resultat ist aber, dass die Stimmen der am dünnsten besiedelten Gegenden krass überproportional stark gewichtet sind. Clinton hat jetzt landesweit 2,5 Millionen mehr Wählerstimmen bekommen, das muss man sich mal reinziehen.

Dazu kommt das völlig intransparente System der Vorwahlen (Primaries), wo die Leute stellenweise überhaupt nicht wissen, für wen oder was sie eigentlich abstimmen.

https://youtube.com/watch?v=_S2G8jhhUHg

Und das Phänomen des "Gerrymandering", also Wahlkreisgrenzen aberwitzig zu manipulieren, um sich eine Mehrheit zu sichern. Das ist der Grund, weshalb die Reps den Kongress so fest im Griff haben. Mit einer Abbildung des Volkswillens hat das alles überhaupt nichts mehr zu tun.

https://youtube.com/watch?v=aIMgfBZrrZ8
"Taking the risk out of democracy" nennt man das, und mit dem Risiko ist hier jegliches Risiko für die herrschenden Eliten gemeint, jemals Macht oder Reichtum abgeben zu müssen.

https://youtube.com/watch?v=QlMsEmpdC0E

Hi, ich bin faul desswegen hier ein Copy-Paste meiner Antwort auf eine andere Frage:

Das Problem ist, dass die USA eine "Vereinigung von Staaten" ist. Würden dort die Menschen den Präsidenten direkt wählen, könnten eine
Hand voll Staaten mit sehr hohen Populationen den Präsidenten quasie im alleingang wählen. Das da die Staaten mit niedrigen populationen nicht lange mitmachen würden sollte einleuchtend sein.

Desswegen wurde das System mit den Wahlmännern eingeführt. Desto mehr

Leute in deinem Staat wohnen, desto mehr Wahlmänner bekommst du,
allerdings nur bis zu einer bestimmten Grenze. Danach nimmt der
Wahlmännerzuwachs pro Einwohner stark ab.

Mit anderen Worten, Staaten mit sehr hohen Populationen haben zwar auch sehr viele Wahlmänner, pro Kopf allerdings weniger als Staaten mit
geringeren Populationen. So ist sichergestellt, das jeder Staat
zumindest ein wenig beim Wählen des Präsidenten mitzuentscheiden hat.

Aus Sicht des Wählers ist das natürlich nicht sehr fair, dass einige Stimmen einfach mehr Wert sind als Andere. Das ist der Nachteil, den die
USAler mit überragender Mehrheit willens in Kauf nehmen, nur um sicher
zu stellen das jeder auch tatsächlich etwas zu sagen hat.

Früher hatte es vielleicht einmal Sinn gemacht, aber heutzutage (2016) halte ich das System für veraltet. Das heutige System bewertet Stimmen bevölkerungsarmer Staaten (z.B. Wyoming) höher als Stimmen bevölkerungsreicher Staaten (z.B. Kalifornien).

Zudem ist dieses System insofern nachteilig, als dass ein "Zweiparteien-System" gefördert wird, und Dritt- und Viertparteien (die im deutschen System eine wichtige Rolle spielen) nur unter "Dabeisein ist alles" laufen.

Hillary Clinton hat in Kalifornien 4 Millionen mehr Stimmen bekommen als Donald Trump. Insgesamt hat sie trotzdem nur 2,5 Millionen Stimmen mehr, folglich hat sie im Rest der Staaten (!) 1,5 Millionen Stimmen weniger als Donald Trump. 

Genau diese Übermacht eines einzigen Staates (Kalifornien) will das US-Wahlgesetz verhindern, in dem jeder Staat eine festgelegte Anzahl von Wahlmännern entsendet. Im übrigen vom System her nicht anders als in der EU das Parlament gewählt wird.

Also ja. Wahlmänner haben ihren Sinn.

OlliBjoern  05.12.2016, 22:10

Die "Übermacht" von Kalifornien resultiert schlichtweg daraus, dass dort eben sehr viele Menschen leben. Und Demokratie basiert nun mal auf den Menschen (meiner Ansicht nach), warum sollte sie auf irgendeiner Fläche basieren?

Es käme ja auch keiner in Deutschland auf die Idee, die Wahlstimme eines Berliners weniger zu werten als die eines anderen Bundesbürgers, mit dem Argument, eine "Übermacht" von Berlin verhindern zu müssen.

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Wellenstein  05.12.2016, 23:11
@OlliBjoern

Gutes Beispiel, denn wir können froh sein, dass Berlin nach Wahlstimmen noch nicht so eine Übermacht darstellt, wie Kalifornien in den USA. Sonst hätten wir die Rot-Rot-Grüne Berliner Regierung auch längst auf Bundesebene und das wäre eine Katastrophe für ganz Deutschland. ;)

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Es führt eben im Exremfall dazu, dass (wie jetzt gesehen) ein Kandidat rund 2 Millionen Stimmen mehr hat, aber dennoch die Wahl nicht gewinnt. War bei Bush auch schon so.