Sahne=Rahm

3 Antworten

Rahm ist das ehemals gebräuchlichste deutsche Wort für die sich in stehender Milch nach oben absetzende dickflüssige und fettreiche Schichte, und "Rahm" findet sich noch als Standardwort im Dt. Lebensmittelgesetz von 1927, sodass z.B. die Große Brockhaus-Enzyklopädie der 1930er Jahre unter "Sahne" (Bd. 16) nur mit einem Pfeil auf den langen "Rahm"-Artikel (Bd. 15) verweist, wo dann auch "Süßrahm", "Schlagrahm", "Sauerrahm" und sogar "Kunstrahm" behandelt werden.

Im Alt- und im Mittelhochdeutschen hieß das Wort roum, und in den Niederlanden ist dieses Wort als room noch üblich, und in Norwegen haben sie die rømme.

In manchen dt. Landschaften waren/sind andere Bezeichnungen daheim:
Ursprünglich aus Frankreich (Altfrz. saime f.) kam einst die "Sahne" ins Süd-Niederländische (heute noch zaan) und dann durch Siedler von dort im 12. Jh. in die Mark Brandenburg, von wo sie in die nieder- und mitteldeutsche Umgangssprache eindrang und eigenartigerweise in wenigen Jahren während des Dritten Reiches die größten Teile des dt. Sprachgebiete außer dem Süden und dem Nordwesten eroberte, sodass "Sahne" heute als der Standardbegriff gilt.

In Wien entwickelte sich im 19. Jh. das "Obers" mit "Schlagobers" und "Kaffeeobers" und eroberte große Teile Österreichs, doch da die Wiener nun 2 Wörter hatten, Obers neben Rahm, wurde in ihren Köpfen der Rahm sauer - also Achtung bei Wiener Kochbüchern: "Rahm" bedeutet saure Sahne!
Die Tiroler, die das "Obers" nie richtig akzeptiert hatten, sind nun in großer Zahl vom (Schlag-)Rahm direkt zur (Schlag-)Sahne übergelaufen.

Als Schweizer solltest du aber auch das Nidle kennen, und in anderen Gegenden wars der Schmant, der Schmetten oder das Flott,

languagewizard  07.01.2014, 16:47

Ich pfeif Dir hinterher, Könnerin -- erste Sahne!

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Koschutnig  07.01.2014, 17:03

Oder ist's die Nidle oder gar der? (Etliche Schreibungsvarianten gibt's ja auch)

Feminin ist's bei Jeremias Gotthelf ("Michels Brautschau"): "Drei große Milchkacheln voll ganzer Milch, d. h. die Nidle nicht abgestreift, standen auf dem Tische. Ein besonderer Napf stand neben Michel, gefüllt mit purer Nidle, so gut und dick, als Anni sie z'weg bringen konnte."

Wo das Wort neben dem Rahm überhaupt noch bekannt ist, hat es ein ähnliches Schicksal erfahren wie der Rahm in Wien: Da sich im Zeitalter der homogeniserten Milch praktisch keine Nidle mehr ansammelt, in Bechern aber der Rahm, Kaffeerahm, Halbrahm, Vollrahm ver- und gekauft wird, ist für das überflüssig gewordene Wort Nidle eine neue Bedeutung gefunden worden: die Haut auf der gekochten, heißen Milch.

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Die Begriffe gibt es auch in DE. Wobei Schlagrahm und Sauerrahm wohl am häufigsten sind, Rahmsause hab ich z.B. noch nie gehört.

Bei der frühen Übernahme des frz. Wortes „sauce" hatte die Lautung Vorrang, und eine Citronat-Soße** hab ich in einem Lexikon von 1785 gefunden, doch findet sich die Beschränkung auf die eingedeutschte Konsonantenschreibung des frz. "C", die ihr verwendet, ebenfalls: 1791 gibt’s die Rahm-Sause** in einem Kochbuch, das in „Carlsruhe“ gedruckt wurde und 1838 die Rahmsause** in einem aus Stuttgart. Außer bei euch ist man aber dann zur frz. Schreibung mit "C" - also zu “Sauce“ - zurückgekehrt, ehe sich schließlich die eingedeutschte Schreibung “Soße“ außer auf angeberischen Speisenkarten endgültig durchgesetzt hat.

So findest du die bairische „Soß“ in Lena Christs „Erinnerungen einer Überflüssigen“ schon 1912:

  • Dann kam die Kellnerin und fragte: „Was gibt's heut z'essn für d'Leut?“ , worauf die Mutter mit ihrer metallenen Stimme erwiderte: „ An Nierenbra'n, Brustbra'n, Schlegl in da Rahmsoß , an Schweinsbra'n und a unterwachsens Ochsenfleisch mit Koirabi“

Duden lässt immer noch beide Schreibungen – Sauce, Soße – zu, empfiehlt aber die Letztere, und die „Rahmsoße“ wird definiert als „mit Sahne zubereitete Soße

"Sauersahne" ist wohl nicht üblich, die nennt man, wenn man nicht "Sauerrahm" gebraucht, "saure Sahne".
Zur Verbreitung deiner Wörter aber google besser selbst, denn der Gebrauch variiert recht stark. Allgemein kann gesagt werden, dass die Zusammensetzungen mit „Rahm“ in großen Teilen von D noch zu hören sind, dass jedoch daneben auch die Begriffe statt mit „Rahm“ mit "Sahne" gebräuchlich sind und leider von zahlreichen Sprechern als die "korrekten" betrachtet werden.