Sprachenfragen Schweiz: Ist Schweizer Französisch auch so viel anders wie Schweizer Deutsch?

8 Antworten

  1. Nein, das Französisch und das Italienisch, welches in der Schweiz gesprochen wird, weicht nicht so sehr von der "Schriftsprache" ab, wie es beim Schweizer-Deutsch oft der Fall ist. Es gibt aber einige Worte, an welchen man zum Beispiel auch bei der Französischen Sprache merkt, dass es sich um die Schweizer-Version handelt.
  2. Wenn Französisch oder Italienisch sprechenden Schweizer Deutsch lernen, lernen sie Hochdeutsch... und haben dann ebenfalls Probleme, den gesprochenen Deutschen Schweizer-Dialekt zu verstehen.
  3. Und nein, es werden eigentlich keine Filme extra auf Schweizer-Deutsch synchronisiert. Wenn wir TV gucken, Zeitungen oder Bücher lesen, müssen wir uns mit dem Hochdeutschen begnügen. Es gibt auch keine Rechtschreib-Regeln für den Schweizer-Dialekt.

Das mit dem Deutschen Schweizer-Dialekt verhält sich in etwa so, wie die verschiedenen deutschen Dialekte in Deutschland. Bei diesen Dialekten haben auch Schweizer Mühe, sie zu verstehen. Und wenn ich das recht verstanden habe, verstehen auch nicht alle Deutsche, alle Dialekte, die bei ihnen gesprochen werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
SarahSchweiz  13.11.2019, 15:53

Da gibt es eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen.

Vielleicht noch ein weiterer gefragter Punkt zu 2. betreffend den Deutschschweizern: Ja, die lernen in der Schule mindestens französisch. Italienisch wird später zum Wahl- aber nicht zum Pflichtfach. Zudem orientieren wir uns sprachlich in der Schule am "Hochfranzösisch", am "Hochdeutsch" und am "Hochitalienisch", wenn man diese Ausdrücke dann überhaupt so verwenden darf. Wir lernen generell keine Dialekte - ausser beim Englischen, wo wir uns in der Regel am British Oxford orientieren (nach Schulstoff zumindest).

Und als kleine Ergänzung zum dritten Punkt: Die meisten Filme, die nicht in der Schweiz auf Dialekt oder in Deutschland auf Hochdeutsch produziert werden, laufen bei uns ab 18:00 Uhr in der Originalsprache mit Untertitel. Heute findest du in der Deutschschweiz nur noch deutsche Untertitel (analog FR und IT für die anderen Regionen), früher waren die Filme jeweils deutsch UND französisch gleichzeitig untersetzt, italienische Untertitel gab es nur im Tessin.

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Das Französisch der Welschen ist sehr nahe am Französischen. Es gibt einige Germanismen wie z. B. poutzer statt nettoyer. Bei den Zahlwörtern 70, 80 und 90 zählen sie meist anders, nämlich septante, huitante, nonante, nicht soixante-dix, quatre-vingt, quatre-vingt-dix.

Das Schweizer Fernsehen ist vollständig getrennt nach Sprachgruppen.

freieswort2  13.11.2019, 17:49

Ergänzung: Warum weicht das Schweizerdeutsch deutlich vom Hochdeutschen ab und das welsche Französisch viele weniger vom Französischen?

Im deutschen Sprachraum führten alle Dialekte ein viel stärkeres Eigenleben als die französischen Dialekte, die sehr früh vom Hochfranzösischen überlagert wurden. Auch in DE sind die Dialekte immer noch stark und weichen deutlich voneinander ab, so dass ein Hamburger einen bayrisch Sprechenden auch kaum versteht. Hintergrund ist die frühe Zentralisierung Frankreichs und die lange Zersplitterung Deutschland in den Flickenteppich der Klein- und Mittelstaaten. Im Fall der Innerschweiz, der Keimzelle der Schweiz, kommt die abgeschiedene Lage im Hochgebirge hinzu, die zu einer starken politischen Identität und auch zu einer ausgeprägten sprachlichen Sonderentwicklung geführt hat.

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zu 1) Heute spricht man in der Westschweiz überwiegend ein Französisch, das dem Standard sehr nah kommt. Ich habe das auch schon selber gehört, man versteht dies gut (vorausgesetzt, man hat etwas Französisch gelernt).

Das liegt auch daran, dass man ab 1900 in Frankreich (aber wohl auch in der Westschweiz) in der Schule recht konsequent nur noch den Standard unterrichtet und zugelassen hatte. Die Sprachpolitik war damals restriktiv, und die "Bauerndialekte" waren nicht hoch angesehen.

Die Deutschschweizer hatten aber seit jeher eine sehr positive Einstellung zu ihren alemannischen Dialekten, und es gab auch keine zentrale deutsche Sprachpolitik (wie diejenige, die von Paris ausging).

Früher sprach man Francoprovençal, ein paar Beispiele kann man hier lesen:

https://fr.wikipedia.org/wiki/Francoproven%C3%A7al#Littérature

Französisch:

"Ils sont venus le douze de décembre,
 Par une nuit aussi noire que d’encre;
 C’était l’an mil six cent et deux,
 Qu’ils vinrent parler un peu trop tôt."

Francoprovençal:

"Ils sont vegnus lo doze de dècembro
Per una nuet asse nêre que d'ancro,
O étêve l'an mil-siéx-cent-et-doux,
Qu'ils vegniront parlar un pou trop tout."

zu 2) Es werden wohl die Standardvarianten gelehrt.

zu 3) Eine Synchronisation eines ausländischen Films in Schweizerdeutsch habe ich noch nie gehört.

Nein, das Franz und Italienisch, was wir sprechen/Lernen ist das selbe wie in Frankreich/Italien.

Die Franz/Italosprechenden lernen Hochdeutsch in der Schule (oder garnichts von beidem da bin ich mir nicht sicher)

Filme schauen wir mit demselben Hochdeutsch wie ihr

Retrohure 
Fragesteller
 13.11.2019, 15:28

Komisch, dass ausgrechnet das Deutsche dann so viel anders ist irgendwie.

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Ich weiss das die Zahlen von Frankreich anders ausgesprochen werden als in der West Schweiz (Frankreicher Schweiz) z.b 70 = septante = soixante-dix, 90 = nonante = quatre-vingt-dix

Ich hoffe ich konnte dir weiter helfen