Pferd genervt?

9 Antworten

Ich vermute dass Du an einem Punkt bist, an dem Du die Beziehung zwischen Dir und Deinem Pferd mit Verunsicherung betrachtest. Vielleicht hast Du Angst, dass andere zu ihren Pferden eine innigere Beziehung haben, als Du sie zu Deinem Pferd hast, weil Du glaubst, dass die anderen Pferde ihre Besitzer mehr lieben, weil diese ihnen mehr durchgehen lassen.

Da ich weder Dich noch Dein Pferd kenne, kann ich nicht beurteilen, wie innig Eure Beziehung ist. Aber ich kann Dir auf jeden Fall versichern, dass das Level nicht durch Schubbern oder nicht Schubbern-lassen bestimmt wird.

Manchmal liegt es einfach auch am Pferd selber. Es gibt welche, die hängen sich mit jeder Faser ihres Herzens an ihre Bezugsperson und andere, die sind so selbstbewusst und zufrieden, dass sie ihren Mensch mögen, genau so gut aber auch ohne ihn auskommen würden.

Am Ende entscheidest Du doch, ob Du beschubbelt werden möchtest, oder nicht. Und es ist Dein gutes Recht für Dich zu entscheiden, dass Du eben genau das nicht möchtest. Doch deshalb liebst Du Dein Pferd nicht weniger als die, die ihre Pferde schubbeln lassen. Vielleicht sind die einfach weniger konsequent.

Und wenn wir mal beim Vermenschlichen sind: Auch Deine Eltern haben dir bestimmte Grenzen gesetzt. Vielleicht auch an Stellen, die Dir nicht passen. Trotzdem liebst Du Deine Eltern, auch wenn andere Kinder manchmal mehr dürfen oder anders dürfen als Du.

Ich möchte auch nicht der Schubbelbaumersatz meines Pferdes sein. Aber ich weiß, dass ihm die Rübe juckt, hat er beim reiten viel geschwitzt. Also tue ich ihm wenn die Trense ab ist, den Gefallen und rubbel ihm mit einem Handtuch den Kopf. Ich weiß mittlerweile genau wie er das mag und wo er das am meisten mag und freue mich immer, wenn ich ihm nach intensiver Arbeit damit Danke sagen kann. Aber ich bin auch nicht irgendwelchen festen Regeln der Horsemanship verpflichtet und nehme mir die Freiheit, manches auch aus dem Bauch heraus zu entscheiden, einfach weil ich mein Pferd kenne, seine Eigenarten und seine Vorlieben. Wir zwei sind ein ganz schön aufeinander eingespieltes und eingeschworenes Team und funktionieren extrem gut miteinander.

Ob Dein Pferd keinen Bock auf Dich hat, das kann ich nicht beurteilen. Aber wenn dann sicherlich nicht, weil es sich nicht an Dir schubbeln darf. Entspann! Du liebst Dein Pferd und sorgst für Dein Pferd und genau das macht den Ausschlag. Bleib konsequent und nachvollziehbar, liebevoll und Deiner Linie treu. Mach Dir nicht so viele Sorgen. Mit Sicherheit mag Dich Dein Pferd.

Urlewas  07.09.2020, 15:58

Ich lese den Text so, als handle es sich um ein und das selbe Pferd, welches bei anderen schubbern darf und bei FS nicht...

Dennoch halte ich Konsequenz nicht für den Grund, wenn das Pferd „keinen Bock“auf sie zu haben scheint.

0

Auch Pferde haben mal schlechte Tage, aber ständiges genervt sein von dem Besi nur weil er Grenzen setzt ist, dürfte nicht der Fall sein. Auch in der Natur in der Herde werden untereinander täglich des öfteren Grenzen gesetzt. Deswegen verlassen Pferde auch nicht ihre Herde oder vertrauen einander nicht mehr. Es muß ein Maß gefunden werden zwischen zurechtweisung und loben.

Es hat auch nichts mit genervt sein zu tun wenn das Pferd gewisse Dinge (die es nicht darf) bei anderen macht aber bei Dir nicht. Das ist bei mir Zuhause in gewissen Sachen das selbe. Füttere ich z.B. im Offenstall, dürfen meine Pferde nicht an das Futter bis ich fertig bin und das Heu verteilt habe. Das selbe gilt auch für den Futtertrog. Ich hasse es geschubst zu werden und außerdem wird mir das zu gefährlich zwischen ner Meute Pferde zu stehen die sich nur auf das Futter und nicht auf mich konzentrieren. Dutzidutzi liebes Pferd gibt's bei mir da nicht, hält sich ein Pferd nicht daran wird es weg getrieben. Da kommt auch der eine oder andere Brüller meinerseits.

Bei meinem Mann schauts da anders aus. Da werden oft Dinge ausprobiert die die Pferde bei mir nicht machen nicht mal versuchen. Aber, wenn ich im Offenstall oder Weide bin und rufe sie, kommen die sofort zu mir. Macht das mein Mann, dauert das alles etwas länger. Ich bin im allgemeinen um einiges konsequenter als mein Mann und wären die Pferde so genervt von mir, würden die auch nicht freiwillig sofort zu mir kommen. Schrubben oder knabbern geht gar nicht sowie fressen beim führen ect.

Aber ich muß jetzt mal nachfragen ... wie kommst Du darauf das das Pferd von Dir genervt ist? Weil es bei Dir nicht Geduldete Dinge nicht versucht? Oder wie darf ich das jetzt verstehen?! Weil eigentlich solltest Du doch froh sein wenn das Pferd weis okay jetzt bist Du da, da darf man das nicht. Was andere machen mit ihren Pferden dürfte für Dich doch nebensächlich sein. Oder?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reite seid über 30 Jahren, bin selbst Pferdebesitzer

das kann schon sein. Ich denke da an das Pferd einer Bekannten von mir. DAs Pferd wurde vorbildlich gehalten - Offenstallreitstall - sehr gut gefüttert, geputzt, geritten mit Maßsattel. Meine Bekannte ist sehr diszipliniert. Sie hat 1000de in die Ausbildung gesteckt und hat Kurse bei allen bekannten Horsemanshiptrainern gemacht. Parelli. Leslie Desmond, und wie sie alle heißen. Außer Linda Tellington - leider.

Sie arbeitet viel mit ihrem Pferd und es ist unendlich viel besser erzogen als mein verwöhntes Vieh. (SIe kann allerdings nicht mit ihm ausreiten). Im Gegensatz zu ihr bin ich das Muster von Inkonsequenz. "Was? Du willst nicht?.......na, dann musst du auch nicht.) Ihr Pferd hätte nie um ein Leckerli gebeten - meins fordert es: "Leckerli her!", ihr Pferd hätte sich nie geschubbelt an ihr, meins tut das. Wem´s juckt, der kratze sich." Ich sag dann schon mal: "Lass es!" aber sie macht es trotzdem.

ABER: mein Pferd kommt ,wenn ich es rufe, oft wiehert es dabei sogar. Ihr Pferd ging, wenn sie kam. Das Pferd sah immer motzig, schlecht gelaunt aus. Wenn sie ankam, konnte man meinen, dass es sich gleich übergibt. Immer.

Aber dann verliebte sich ihre Frauchen neu und hatte plötzlich viel weniger Zeit für ihr Pferd. Es wurde immer noch sehr diszipliniert gepflegt, gefüttert, etc.. aber für Bodenarbeit war keine Zeit mehr. Es wurde zwar immer noch geritten, aber auch nicht mehr so viel wie vorher. Und mit jedem Tag, wo das Frauchen weniger Zeit hatte, um so vergnügter wurde ihr Pferd. Nach einer Weile kam es sogar an den Zaun, wenn sie kam und es rief.

Denk da mal drüber nach. Man kann das Beharren auf Rangordnung - Ich Cheffe, du nix - auch gewaltig übertreiben. Lass diesen Parellischeiß, lies lieber mal die Bücher von Linda Tellington. Auch die hat gehorsame Pferde, aber keine Sklaven.

Dahika  07.09.2020, 12:02

ach ja, das Pferd hatte parellilevel 3.

0

Glaubst du jetzt echt, es wäre weniger genervt, wenn es sich an dir schubbern dürfte...? Für mich klingt das eher nach Vermenschlichung, die Rückschlüsse, die du ziehst (genervt, weil es nicht der Chef sein darf), zieht ein Pferd nicht. Klar gibt es immer Pferde, die haben es halt grundsätzlich nicht so mit Menschen oder auch mit speziellen Menschen. Die einen freuen sich, wenn der Mensch kommt und arbeiten auch gerne, die anderen eben nicht.

Ganz ehrlich, ein gut gehaltenes Pferd hat idR 22 h/Tag, an denen es machen kann, was es will. Da wird es überleben, wenn 2 h/Tag die Regeln des Menschen gelten. Ein Boxenpferd ist ohnehin froh um alles, was die Eintönigkeit durchbricht.

Zudem sind Pferde einfach nur gottfroh, wenn sie wissen, woran sie (mit "ihrem" Menschen) sind.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Ach, die alte Leier mit dem Schubbern und der Rangordnung.

Ich persönlich lasse mein Pferd sich nicht an mir schubbern. Dafür kann es alles andere in der Nähe nutzen, aber mich nicht. Was andere machen, ist mir dabei herzlich egal - und auch Pferde, die das so gewähnt sind, wissen ganz schnell, bei mir nicht. Da gibts dann auch keine Diskussionen.

Ich habe das Gefühl, dass du dein Pferd doch etwas vermenschlichst. Dieses genervt sein kenne ich stets als Interpretation des Menschen.

Pferde mögen klare Regeln und klare Führungen - sowie eine Körpersprache, die eindeutig zu lesen ist. Dabei geht es aber auch um ein Miteinander - die Geschichte mit der Rangordnung ist doch schon relativ überholt. Es gibt nicht nur schwarz und weiß. Auch der Ranghöhere nimmt Rücksicht auf den Rangniedrigsten. Sagt der Rangniedrigste "Ich kann das nicht" wird das auch so akzeptiert. So, finde ich, darf jedes Pferd ein gewisses Mitspracherecht bekommen in der täglichen Arbeit. Wir fühlen uns manchmal auch nicht gut für was bestimmtes. Pferde auch - dann ist es doch okay, wenn man sich nicht "durchsetzt", sondern sagt "okay, machen wir was anderes!" Das ganze ist aber auch kein Ausweichen, oder Vermeiden der Situation, sondern ein ernsthaftes Zuhören.

Ich frage mich, warum DEIN Pferd sowas wie schubbern bei anderen macht - oder ist es ein Schulpferd oder hast du RBs an dem Pferd? Wenn es RBs sind würde ICH denen verbieten, das zu dulden. Dein Pferd, deine Regeln.

Aber genervt bezweifle ich sehr stark. Höchstens zu sehr schwarz/weiß gedacht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin