Neue Wohnung hat Schimmel trotzdem mieten?

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"Der Grund von Schimmelentstehung ist zu etwa 90% falsches Lüftungsverhalten."

Damit wird Dir suggeriert, Du könntest mit dem richtigen Lüftungsverhalten alles richtig machen und zukünfig den Schimmel vermeiden. Das ist falsch!!!

Solange der Schimmel an den Aussenwänden wächst, ist die Hauptursache nämlich nicht das falsche Lüftungsverhalten und Schimmel wächst häufig an den Aussenwänden.

Aussen- und Innenwände werden im Raum von der gleichen Luft angeströmt. Im Gegensatz zu den Innenwänden kühlt sich die Raumluft aber an den Aussenwänden ab, was die Luftfeuchte ansteigen lässt und das ist die Ursache des Schimmelwuchses - die Luftfeuchteerhöhung durch Luftauskühlung vor kalter Aussenwandoberfläche.

Klar kann man nun argumentieren, wenn besser gelüftet wird, also die allgemeine Raumluftfeuchte gesenkt wird, dann steig die Luftfeuchte an der kühleren Aussenwandoberfläche nicht so schnell in den schimmelgefährdeten Luftfeuchtebereich. Das ist das übliche Argument der Vemieter: mehr (besser) Lüften.

In Wahrheit würde aber eine bessere Wärmeverteilung im Raum die zu kalte Aussenwandoberfläche vermeiden und damit würde die zu starke Luftfeuchteerhöhung vor der kühleren Oberfläche vermieden werden und damit auch den Schimmelwuchs. Damit würde man Lüftungsorgien eingrenzen können auf das übliche Maß von 1-2 Mal Lüften am Tag.

Aber bevor man auf eigene Kosten an die Heizungsanlage geht, ist es besser, dem Mieter aufzuerlegen, die auf seine Kosten erwärmte Luft 3-4 Mal am Tage oder sogar häufiger hinaus zu lüften. Das führt letzendlich zur Energieverschwendung.

Ursache des Dilemmers ist die millionenfach falsch eingebaute Heizung in den Wohnräumen, denn offensichtllich ist man in der Branche der Meinung, eine schnelle Lufterwärmung in den Wohnräumen bringt schnelle Behaglichkeit. Das ist Falsch.

Der Mensch steht mit seiner Umwelt im Strahlungsaustausch und daher sind die Oberflächentemperaturen in der Umgebung des Menschen für das Wohlbefinden entscheidend. Steht man neben der kühlen Aussenwand fröstelt es einen, egal, wie warm die Raumluft ist.

Der Heizkörper unter dem Fenster macht aber in erster Linie das Falsche: Er erwärmt die Raumluft. Und je mehr Wellenbleche, etc. an ihm angeschweisst sind, um so mehr wird die Raumluft erwärmt und um so weniger nützliche Wärmestrahlung sendet der Heizkörper aus.

Naturbedingt steigt aber die Warmluft nach oben und damit ist die Grundlage für die falsche Wärmeverteilung im Raum geschaffen: Oben ist es Warm und untern ist es kalt. Daher beginnen die Schimmelprobleme oftmals an den unteren Wandbereichen der Aussenwand, weil dort kaum noch die Wärme des Heizkörpers ankommt.

Eine bessere Wärmeverteilung durch die Temperierung (einfaches Heizrohr unten vor der Wand, unten im Wandoberflächenkontakt oder unten dicht unter Putz, bzw. die Heizleiste unten vor der Aussenwand) würde hier für eine deutliche bessere Wärmeverteilung im Raum sorgen und damit die Schimmelbildung dauerhaft vermeiden ohne das der Mieter Lüftungsorgien zur Schimmelvermeidung veranstalten muss.

Wenn der Vermieter also so schlau ist und die Temperierung der Wohnung zur zukünftigen dauerhaften Schimmelvermeidung vornimmt, kannst Du die Wohnung nehmen. Ansonsten würde ich die Finger von der Wohnung lassen, denn die Gefahr, das der Schimmel wiederkommt, wäre mir zu hoch.

Manchmal hilft das beste Lüftungsverhalten nichts, wenn die Wärme der Heizung nicht bis zur letzten Ecke zur Oberflächenerwärmung vordringt und dann dadurch dort die Luftfeuchte trotz sehr guter allgemeiner Raumluftfeuchte (40-50%) in den schimmelgefährdeten Bereich (über 70%) ansteigt.


CATFonts  16.01.2019, 15:57

Sehr richtig, aber einen der gröbsten Energiespar-Fehler hast du noch gar nicht genannt. Viele Nachkriegs-Wohnungsbau-Häuser waren ja mit kaum Wärmedämmung in den Mauern gebaut, bestenfalls war da noch ein (belüfteter) Hohlraum zwischen Außen und Innen(ziegel)wand, die Fenster aber waren Einscheiben-Fenster mit Holzrahmen ohne elastische Dichtung, und oft unten eine Wasserrinne mit Abflußbohrung nach Außen, also gewissermaßen mit Zwangslüftung (was ja für die Ofenheizung auch nötig war, denn der entlüftete ja auch die Räume, und zog so auch Dampf ab) Die kalten dünnen Glasscheiben waren dann eben zusätzlich "Luftentfeuchter" die im Winter mit den schönsten Eisblumen verziert waren. Man hatte ohne zusätzliches Lüften im Winter sogar zu trockene Luft.

Und dann kamen in den 1970er Jahren die ersten Energiespar-Förderungen. Was wurde gemacht? Ofen raus, Zentralheizung mit Heizkörpern unter den Fenstern rein, und diese Heizkörper bilden vor den Fenstern praktisch einen Luftvorhang, wie er beispielsweise vor Kühlregalen im Supermarkt einen Luftaustausch verhindert. Und statt die Wände zu dämmen, wurde dicht schließende Isolierverglasung eingebaut. Ergebnis: die einzig trockene Fläche waren jetzt die gut isolierenden Fensterscheiben, während die Wände begannen klitschnass zu werden. und die Deutschlandweite Schimmelzucht begann...

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Nun, es kommt drauf an...

Es gibt 2 Möglichkeiten:

1. Baumangel; der wird unbedingt im Übergabeprotokoll festgehalten und vom Vermieter bestätigt, dass die Mängel FACHGERECHT saniert werden UND die Ursache abgestellt wird bis zum xx.xx.xxxx

2. Lüftungsmangel des Vormieters; auch der wird unbedingt im Übergabeprotokoll festgehalten und vom Vermieter bestätigt, dass der Schimmel FACHGERECHT saniert wird bis zum xx.xx.xxxx

Wichtig sind diese Formulierungen und auch genaue Fristsetzungen und bei der Sanierung nicht "bald". Weiterhin solltest du dir vor Anmietung jemanden mitnehmen, der sich mit Bautechnik etwas auskennt und sich die Wohnung näher ansieht. Der findet vermutlich Mängel, die du nicht als solche erkennst.

Wenn das alles paßt, kann man mieten. Es schadet - bei der Vorgeschichte - vermutlich nicht, wenn man in den Mietvertrag hineinschreibt, dass man UNBEDINGT auf den vereinbarten Einzugstermin angewiesen ist (damit der Vermieter etwas Druck hat und nicht einschläft).

Tja, die Frage ist, woher der Schimmel kommt. Wenn nur falsch gelüftet wurde, ist es kein Problem. Dann lässt er sich leicht beseitigen. Wenn Baumängel ursächlich sind, solltest du auf keinen Fall einziehen.

Vermutlich ist es aber wirklich nur ein Belüftungsproblem. Bei einem ernsthaften Problem hätte der Vermieter die Flecken vor der Besichtigung wahrscheinlich oberflächlich entfernt. Dass er es nicht getan hat, spricht für ihn. Aber du solltest die Tatsache unbedingt im Mietvertrag festhalten.

Ich habe halt Bedenken, dass es nicht richtig gemacht wird bzw. zurückkehrt. 

Die hätte ich auch und ich persönlich würde die Finger davon lassen.

Die Entstehung von Schimmel in einer Mietwohnung hat immer einen Grund, z.b. kalte Außenwände oder schlechte Isolierung.

Eigentlich auch ziemlich dumm vom Vermieter den Schimmel nicht vor der Besichtigung zu beseitigen. Finde ich nicht besonders vertrauenswürdig.

Und insofern kann ich deine Bedenken schon nachvollziehen, ob das zum einen vernünftig beseitigt wird, und ob es nicht in Kürze wieder auftritt wegen der kalten Witterung.


Spiff123  14.01.2017, 02:01

Der Grund von Schimmelentstehung ist zu etwa 90% falsches Lüftungsverhalten.

Das finde ich nicht dumm vom Vermieter, sondern ehrlich. Er hätte ja auch mit irgendeiner Farbe einfach nur drüberstreichen und den Schimmelschaden verschweigen können.

Der Schimmel und vor allem dessen Ursache sollten fachmännisch beseitigt werden. Ich würde mich beim Vermieter genau erkundigen, welche Maßnahmen er geplant hat, um das Problem in den Griff zu bekommen.

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Onki73  14.01.2017, 12:44
@Spiff123

Man kann auch einfach irgendeine Farbe drüber streichen, eine Heizrohrschleife zur Oberflächenerwärmung vor der Aussenwand verlegen und dann kann man den Schimmelschaden getrost vergessen.

Die Wand trocknet, der Schimmel vertrocknet ebenfalls (sofern überhaupt hinter der Farbe noch biologisch aktiv) und es ist billig und dauerhaft saniert.

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