mit links schreiben lernen? geht das und wenn ja, wie?

9 Antworten

Im folgenden findest Du einige Spätfolgen, wenn Du versuchst, mit der nicht dominaten Hand zu schreiben. Es spielt dabei keine Rolle, ob Du Dich selbst umerziehst, oder ob Du von anderen gezwungen wirst.

Primärfolgen der Umschulung der Händigkeit können sein:

  • Gedächtnisstörungen (besonders beim Abrufen von Lerninhalten)
  • Konzentrationsschwierigkeiten (schnelle Ermüdung)
  • legasthenische Probleme (Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten)
  • Raum-Lage-Labilität (Links-Rechts-Unsicherheit)
  • feinmotorische Störungen (die sich z.B. im Schriftbild äußern)
  • Sprachstörungen (Stammeln bis zum Stottern)

Diese Primärfolgen können sich dann in unterschiedliche Sekundärfolgen umsetzen:

  • Minderwertigkeitskomplexe
  • Unsicherheit
  • Zurückgezogenheit
  • Überkompensation durch erhöhten Leistungseinsatz
  • Trotzhaltungen, Widerspruchsgeist, Imponier- und Provokationsgehabe
  • unterschiedlich ausgeprägte Verhaltensstörungen
  • Bettnässen und Nägelkauen
  • emotionale Probleme bis ins Erwachsenenalter mit neurotischen und/oder psychosomatischen Symptomen

Quelle: "Der Umgeschulte Linkshänder: Oder der Knoten im Kopf"; Autorin: Barbara Sattler.

Mit "Primärfolgen" sind die direkten Folgen gemeint. Aus diesen ergeben sich dann die "Sekundärfolgen"

Natürlich müssen nicht alle diesen Folgen auftreten. Ich kann Dir versichern, keine für sich alleine ist angenehm. Ich bin Linkshänder und bis zur 4. Klasse immer wieder gezwungen worden, Dinge mit der rechten Hand zu machen. Auf mich treffen mindestens 3 der Primärfolgen zu. Auch wenn ab der 4. oder 5. Klasse (so genau weiß ich das nicht mehr) dieser Zwang unterblieb, sind die Folgen ein Leben lang vorhanden.

Wenn Du eine wahre Geschichte eines Chirurgen lesen willst, der sich selbst umerzogen hat, bitte schön: http://www.lefthander-consulting.org/deutsch/KnotenBuchVor.htm Von dieser Seite stammen auch die oben genannten Folgen.

Ich weiß, dass man sich als junger Mensch ungern etwas von anderen sagen lässt. Am wenigsten von Erwachsenen. Man möchte seine eigenen Erfahrungen machen. Aber glaub mir, auf mache Erfahrungen kannst Du verzichten. Vor allem, wenn die Folgen irreparabel sind. Das bedeutet, dass sie nicht mehr rückgängig zu machen sind. Zur damaligen Zeit waren die Folgen der Umerziehung nicht bekannt. Heute ist es in der Schule verboten, Kinder zu zwingen mit der nicht dominanten Hand zu schreiben. Nicht umsonst wäre in solchen Fällen der Tatbestand der Körperverletzung erfüllt.

Jetzt hast Du wichtige Informationen und kannst Deine eigene Entscheidung treffen.

Gruß Matti

MeLlamoLara 
Fragesteller
 28.05.2013, 16:41

vielen dank für die ausführliche erklärung

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  1. Ja, es ist angeboren - oder in sehr, sehr früher Kindheit festgelegt. Jedenfalls so leicht nicht zu ändern.

  2. Mehrere Jahrhunderte wurden Linkshänder zu Rechtshändern umtrainiert (aus religiösen/kulturellen Gründen). Soweit ich weiß, hat man irgendwann mal festgestellt, daß dieses Umtrainieren einen erheblichen negativen Einfluß auf die geistige und motorische Entwicklung der Kinder hatte. Insofern kann es angeraten sein, darauf zu verzichten (wie es im fortgeschrittenen Alter ist, weiß ich nicht; vermutlich schadet es dann eher nicht mehr; hat wahrscheinlich noch keiner ernsthaft erforscht).

P.S.: zum Trainieren der Geschicklichkeit der linken Hand ist Klavierspielen äußerst nützlich.

aber es ist genau, wie wenn man geborene linkshänder zwingt mit rechts zu schreiben, nicht gut für dich dich zu zwingen mit links zu schreiben es werden so immer geistige Fähigkeit eingeschränkt

Zum einen bräuchtest du sehr viel Übung, einfach anfangen. Aber wir schreiben in Deutschland ja von Links nach Rechts, das heißt also wenn du mit Links schreibst und einen Füller benutzt, dann darf deine Hand nicht auf dem Blatt aufliegen, sonst verwischst du alles, erst recht als Einsteiger ;)