Literatur als Wettkampf?

DocPsychopath  19.10.2023, 20:52

Ist ein Marathon ein Wettkampf?

Machtnix53 
Fragesteller
 19.10.2023, 21:10

Im Sport ja, beim Lesemarathon bisher nicht. Aber hier im Titel.

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Ich war zwar schon ein paar Mal als Gast bei Poetry Slams, wo es ja auch darum geht, Texte im Wettbewerb gegeneinander vorzutragen, vom Publikum bewerten zu lassen, und dann eine Reihenfolge zu bilden. Aber auch da hat mich der Wettbewerbsgedanke zumindest etwas irritiert. Immerhin, dabei ist den Wettbewerbern wohl klar, dass es einfach darum geht, die Gunst des Publikums zu erringen. Die "literarische Qualität" (wenn man so tun möchte als sei diese messbar) des vorgetragenen Textes ist dabei nur eines von mehreren Mitteln zum Zweck und kann im Zweifelsfall von Entertainerqualitäten leicht ausgeglichen werden. Ich denke aber, es hat wohl niemand die Vorstellung, dass dabei eine objektive Bewertung von Kunst herauskommt, und so sind es dann insgesamt doch ganz amüsante Veranstaltungen.

Das, was du bei der genannten Veranstaltung befürchtest, spielt sich sicher auf einem anderen Level ab. Ich finde allerdings im Text nichts zu dem in der Überschrift angekündigten "Wettkampf". Ich verstehe die Ankündigung eher so, dass ein Vergleich stattfinden soll zwischen von einer KI generierten Texten und echter, menschgemachter Literatur. Ich stelle mir vor - oder hoffe! - dass es eher darum gehen soll, Unterschiede zwischen diesen beiden Arten von Texten zu finden und deutlich zu machen, und nicht zu einer Rangfolge der Texte der beteiligten Autoren zu kommen.

Allerdings, dieses seltsame Bestreben, etwas zutiefst Subjektives wie Kunst irgendwie messen zu wollen und in eine objektive Rangfolge zu bringen, ist beileibe nichts Neues, siehe hier:

https://www.20min.ch/story/gold-fuer-gedichte-silber-fuer-symphonien-473663651176

Machtnix53 
Fragesteller
 20.10.2023, 11:33

Vielen Dank für deine Antwort, ich hatte schon befürchtet, garkeine mehr zu bekommen.

Dass die vermeintliche Objektivierung von Kunst nichts Neues ist, ist mir schon klar. Aber bisher habe ich das als Bestrebung von Kunstverwertern wie Verlagen und Veranstaltern gesehen. Neu für mich war jetzt aber, dass der VS als Vertreter der Künstler selbst darauf einsteigt. Das würde ja auch bedeuten, dass sich das Selbstverständnis von Künstlern geändert und der Warengesellschaft angepasst hat.

Für mich ist Kunst kein käufliches Produkt sondern Kommunikation. Mein Aphorismus dazu:

Wahre Kunst ist wie Flaschenpost. Kommunikation mit unbekanntem Empfänger in der Hoffnung, dass es irgendwann bei irgendwem ankommt.

2
Pomophilus  20.10.2023, 12:38
@Machtnix53

Gerne!!

An eine Definition, was Kunst ist, würde ich mich nicht herantrauen. Aber das Bild mit der Flaschenpost gefällt mir, das möchte ich noch ein bisschen ausbauen:

Es gibt Flaschenpost- Autoren, denen scheint es sogar egal, zumindest behaupten sie das, ob ihr Werk irgendwann irgendwo ankommt. Ihnen geht es, nur darum, eine in ihren eigenen Augen gute Flaschenpost herzustellen, oder nur um den Prozess der Herstellung einer Flaschenpost.

Am anderen Ende des Spektrums gibt es diejenigen, die sie oft in sehr großer Stückzahl herstellen und großen Wert darauf legen, sehr auffällige Flaschen zu verwenden, die Flaschen nicht irgendwo dem Meer zu übergeben, sondern nur dort, wo die Strömung sie ganz bestimmt dorthin trägt, wo sehr viele Menschen vorbeikommen. Sie informieren sich auch sehr genau, was die Menschen in einer Flaschenpost besonders gerne lesen und lassen sich mehr davon leiten als von eigenen Gedanken.

Ich selbst bin nur ein Flaschenpost- Sammler mit einer gewissen Neugier auf den Inhalt, der mir dann manchmal gefällt, manchmal nicht. Am Spülsaum halte ich die Augen offen und kehre gelegentlich dorthin zurück, wo ich schon einmal eine interessante Flasche fand.

Ich denke, auch bei Künstlern gibt es eben solche und solche. Und auch beim Publikum: ob ich einen Draht zu Werk und Künstler finde, das ist doch ein zutiefst subjektiver Prozess. Aber manche scheinen es zu brauchen, dass beides auch von Anderen, "Experten" am besten, für gut befunden wird.

Im wahren Leben habe ich tatsächlich einmal eine echte Flaschenpost gefunden. Auf dem Zettel darin stand, in südhessischem Dialekt: "Wannste meenst, da steht was drin, na haste dich gedeischt!"😂

Interessanter Podcast:

https://www.geschichte.fm/archiv/gag384/

3
Pomophilus  20.10.2023, 20:49

Dankeschön!🌟

2

Natürlich! Hier ist eine Kurzgeschichte über Regen:

Es war einmal ein kleines Dorf, das von einer langen Dürreperiode geplagt wurde. Die Felder waren trocken, die Bäche ausgetrocknet und die Bewohner waren verzweifelt. Jeden Tag beteten sie für Regen, aber ihre Gebete schienen ungehört zu bleiben.

Eines Tages jedoch geschah etwas Ungewöhnliches. Dunkle Wolken zogen am Himmel auf und ein sanfter Nieselregen begann zu fallen. Die Bewohner des Dorfes waren überglücklich und liefen hinaus, um den ersehnten Regen zu begrüßen. Sie tanzten und lachten, während die Tropfen auf ihre Gesichter fielen.

Der Regen wurde immer stärker und verwandelte den staubigen Boden in eine schlammige Masse. Die Bewohner des Dorfes rannten zurück in ihre Häuser, um sich vor dem Unwetter zu schützen. Doch sie waren dankbar für den Regen, denn er bedeutete Leben und Hoffnung für ihre Gemeinschaft.

In den folgenden Tagen regnete es weiterhin ununterbrochen. Die Felder wurden mit Wasser versorgt und begannen zu erblühen. Die Bäche füllten sich wieder und das Dorf erstrahlte in einem frischen Grün. Die Bewohner waren voller Dankbarkeit für den Regen, der ihre Existenz gerettet hatte.

Mit der Zeit hörte der Regen auf und die Sonne kam wieder zum Vorschein. Das Dorf war nun voller Leben und die Bewohner waren gestärkt durch die Erfahrung der Dürre. Sie hatten gelernt, die einfachen Dinge im Leben zu schätzen und sich nicht mehr über Kleinigkeiten zu ärgern.

Der Regen hatte nicht nur das Land erfrischt, sondern auch die Herzen der Menschen. Sie hatten gelernt, dass manchmal schwierige Zeiten notwendig sind, um zu wachsen und zu schätzen, was man hat. Und so lebten sie fortan in Harmonie mit der Natur und waren dankbar für jeden Regentropfen, der auf ihr Dorf fiel.

Ende der Geschichte. Ich hoffe, sie hat Ihnen gefallen!
Chatgpt 3.5

-------------------------

Im Bereich der Kultur bzw. Kulturwirtschaft hat Wettbewerb in mehrfacher Hinsicht Bedeutung. Einerseits werden gezielt Ideen- und Realisierungwettbewerbe (z. B. Städtebau-, Architektur- oder Kunstwettbewerbe) ausgelobt, um Aufträge zu vergeben oder um komplexe, meist öffentlich relevante, Problemstellungen zu lösen. Andererseits findet eine Auszeichnung für besondere Leistungen in Form von Preisverleihungen statt. Man spricht daher auch von einem Wettbewerbswesen im Kulturbereich.

Während bis in die 1968er Jahre dem Wettkampfsport eine erzieherische Bedeutung zugeschrieben wurde, der Sportwissenschaftskongress von 1961 in Göttingen z. B. unter dem Leitbegriff Wetteifer positiv thematisiert wurde,[3] hat sich dies in der Folge verändert. Nach Klaus Cachay geht es im Wettkampfsport (immer) um das Prinzip Sieg oder Niederlage. Bereits der Zweite ist ein Verlierer. Er lehnt daher den Wettkampfsport aus pädagogischen Gründen ab, da auf diese Weise im Sport die Mehrheit der Sportler negative Erfahrungen mache.[4] Dem widersprach Arnd Krüger, indem er auf die vielfältigen Möglichkeiten verwies, wie man Training und Wettkampf so gestalten könne, dass sie für jeden eine pädagogisch positive Wirkung im Sinne Herman Nohls entfalten könnten.[5]

https://de.wikipedia.org/wiki/Wettkampf

-------------------------

Zum Menschsein gehört das Herausfinden der individuellen Talente, die den Platz der jeweiligen Person in ihrem sozialen Umfeld und der Gesellschaft festigen. Seit Menschengedenken wollen wir dann jene Talente auch unter Beweis stellen, indem wir sie mit anderen vergleichen beziehungsweise uns mit ihnen messen. Diese Mechanismen sind immer noch ein fester Bestandteil unseres alltäglichen Zusammenlebens und wir vergleichen uns zum Beispiel oft auf intellektueller, körperlicher oder finanzieller Ebene. Dies geschieht in den meisten Fällen individuell, sodass wir uns selbst gedanklich in Relation mit anderen, erfolgreicheren Menschen setzen oder aber auch, dass wir uns wieder anderen gegenüber erhaben fühlen.

https://scienceblogs.de/wissens-ecke/2021/02/10/die-geschichte-des-wettkampfes-warum-messen-wir-uns-eigentlich-so-gerne/

-----------------------------

Was haltet ihr davon?

Ein interessantes Thema, das man von verschiedenen Seiten her betrachten kann.

Das haben Glaubensfanatiker und Glaubensgegner gemeinsam: Sie scheuen die Konkurrenz der anderen Weltanschauung und möchten darum deren Anhängern die Meinungsäußerung unterdrücken.

Peter Becker

Wenn es darum geht, einfach nur plump durch Wettkampf einen ersten Sieger zu ermitteln, dann bringt der Wettkampf / das Rennen sicherlich einigen Zuschauern Spannung und Kämpfern einen Kick.
Es gibt Menschen, die an ihre Grenzen gehen wollen, und dazu brauchen sie teils andere dazu, um noch mehr Leistung aus sich selbst herausholen zu können.

Meine Schnellzeichnungen sind nicht die Konkurrenz zu POLAROID, sondern einfach eine Steigerung der Sehschärfe.Andreas Otto

Der Mensch braucht auch Extreme immer wieder, um für sich überhaupt auch eine (goldene) Mitte erkennen zu können.
Immer wieder werden wir vom Leben dazu angeregt, uns in der Mitte einzupendeln, um ein Gleichgewicht zu finden, um ausgeglichen zu sein. Das geht oftmals über Extreme.

Man hebt einen Stand am besten dadurch, dass man sich eine gute Konkurrenz schafft.

Kurt Tucholsky

In deinem Fall denke ich, ist es schon auch Interesse und Neugier, die Menschen dazu führt, sich mit Maschinen zu messen.
Das erinnert mich an den Schachcomputer .... das wurde auch diskutiert....

Amateure versuchen immer, die Konkurrenz zu überbieten. Profis trachten immer danach, sich selbst zu übertreffen.

Karl Pilsl

Auch ist es immer eine Möglichkeit, eigene Kräfte und Aggressionen ins (Lebens-) Spiel zu bringen. Lieber noch bringt einer seine Kräfte bei einem Wettkampf gegen einen Gegner als ein Hasserfüllter im Krieg gegen einen Feind zum Ausdruck.

Über manche Höchstleistungen / Errungenschaften sind wir sicherlich alle froh und können das eine oder andere im Alltag genießen. Scharfe Konkurrenz trieb sicherlich ab und wenn zu diesen Höchstleistungen.

Natürlich gibt es auch die Kehrseite von allem, von der du überwiegend sprichst, schon klar:

Der Mensch braucht Stille, aber der Fortschritt gab ihm Lärm. Der Mensch braucht Güte, aber der Fortschritt brachte Konkurrenz. Der Mensch braucht Gott, aber der Fortschritt gab ihm Geld.

Phil Bosmans

--------------

Naja, wer am Abgrund steht, kann ja Höflichkeit demonstrieren und der Konkurrenz gerne den Vortritt lassen. ;-))

Für mich als Literatur- und Sprachwissenschaftler ist das jedenfalls alles andere als ein Grund/Anlass zur Aufregung. Ganz im Gegenteil: Man kann gar nicht oft genug auf den chimärenhaften Charakter von "Errungenschaften" wie ChatGPT hinweisen.

Tut mir leid, dass mir dazu nichts einfällt. Ist selten, gebe ich zu :)

Schreibe dir trotzdem einen Beitrag, damit du den anderen, der dir offenbar gefällt, auszeichnen kannst.

Das sozusagen als Freundschaftsdienst nach Jahren gemeinsamem GF :)

Machtnix53 
Fragesteller
 20.10.2023, 18:41

Danke!

3
dresscile  15.11.2023, 00:21

Wow, hätte nicht gedacht, dass es so etwas auf GF gibt!

1