Leben nach dem Tod - Ansichten katholisch/evangelisch/orthodox?

6 Antworten

Von Experte wolfruprecht bestätigt

Katholisch: Purgatorium (Läuterungszustand), Himmel, Hölle

Im Tod trennt sich die Seele vom Leib und steht vor dem lebendigen Gott. Das Gericht vollzieht sich, indem die Seele im Lichte der ewigen Wahrheit erkennt, wer sie ist und wer Gott ist. Sie spricht sich dann selbst ihr Urteil, weil sie auf Grund ihres Lebens weiß, wo sie hingehört. Die Begegnung mit Gott führt zur ewigen Freude, wenn nichts mehr zwischen Gott und Mensch steht. (Himmel). Sie führt zum zeitlichen Schmerz, wenn sie noch durchdrungen ist von den Folgen ihrer Sünden und schlechten Gewohnheiten (Fegfeuer/Läuterungsort) und sie führt zur ewigen Verzweiflung, wenn sie ihr Leben durch die Ablehnung der Gnade Gottes verwirkt hat (Hölle). Bei der Auferstehung vereinigt sich die Seele mit dem Leib, wobei man bedenken muss, dass die Ewigkeit keine Zeiten mehr kennt und Tod und Auferstehung für die Verstorbenen ganz anders erlebt wird als wir uns das zeitlich vorstellen (Jüngster Tag).

Evangelisch: Himmel, Hölle (viele glauben auch an die Allerlösung statt Hölle). Auf Grund der Rechtfertigungslehre Luthers wird ein Läuterungszustand abgelehnt. Im Tod kommt das Gericht. Die Seele erkennt ihre bösen Seiten und Taten, wird aber von Gott in einem Augenblick gereinigt für den Himmel. Viele Protestanten - besonders Freikirchen - lehren die Ganztodtheorie, wonach die Verstorbenen bis zum Jüngsten Tag warten müssen, bis sie Gott und dem Gericht begegnen.

Himmel und Hölle sind nach orthodoxer Lehre eine ungeschaffene Realität, sie sind als verschiedene Zustände und daher nicht als zwei unterschiedliche Orte zu verstehen. Die Hölle wäre somit der Zustand eines Menschen, der sich weigerte, mit der göttlichen Gnade zusammenzuarbeiten, und demnach nicht zur “ erleuchteten Schau“ Gottes und zur bedingungslosen Liebe gelangt. Die Verdammten sind somit jene, die ein verstocktes Herz haben, die das Böse getan haben.Der Zustand des Menschen (rein oder unrein, reumütig oder nicht reumütig) gibt also den Ausschlag, wie er Gottes Licht aufnimmt, als Himmel oder Hölle.

Die katholische Lehre ist in wesentlichen Punkten übereinstimmend, aber sie spricht nicht nur von einem Zustand, sondern in Bezug auf Himmel und Hölle auch von einer Art geistigem Ort.

Ich kann dir nur sagen wie sie sich beim Thema "Beginn des Lebens" unterscheiden.

  • Der katholische Pfarrer meint, das Leben beginnt mit der Zeugung.
  • Der Pastor denkt da eher an den Zeitpunkt der Geburt.
  • Der Rabbiner sagt zu ihnen, "Ihr habt keine Ahnung, Lebben beginnt, wenn Kinder sind aus dem Haus und Hund ist tot!"
Haben sie andere Ansichten zu dem Thema?

Im Prinzip nicht. Nur mache Sekten und Religionsgemeinschaften,welche die evangelischen Christen aus der Reformation hervorgingen haben da "spezielle" Lehren. Diese stützen sich oft auf die für Christen nicht relevante Offenbarungschrift des Johannes.

Firmian  16.10.2021, 15:28

(Naja, "nicht relevant" würde ich nicht unterschreiben für einen unstrittigen Bestandteil des NT. Aber der Unterschied ist die Wörtlichkeit der Auslegung des prophetischen Texts.)

0
Viktor1  16.10.2021, 19:29
@Firmian
für einen unstrittigen Bestandteil

Und ob diese strittig sind von Anfang an. Es war von Anfang an strittig ob sie in den Kanon der hl.Schriften(Bibel)aufgenommen werden sollten. Dies geschah wohl nur weil da Johannes drauf steht dessen Autorenschaft auch strittig ist. Im Kanon der orthodoxen Kirchen ist sie nicht aufgeführt bzw.sie wird zu keinen Lesungen benutzt.Sie hat nicht die geringste Bedeutung für die Botschaft Jesu. Nur einige Sekten toben sich daran aus.

0
Firmian  18.10.2021, 10:45
@Viktor1

Aha, das war mir neu, dass das strittig war.

https://de.wikipedia.org/wiki/Offenbarung_des_Johannes

Wikipedia [ist keine wissenschaftliche Quelle, das ist mir klar] meint:

. In der Ostkirche war dies umstritten, und die Offenbarung war dort lange Zeit kein Teil der kanonischen Schriften.

Also Vergangenheitsform. Ob sie nicht zu Lesungen benutzt wird, kann ich nicht beurteilen.

Aber solange man die prophetischen Bilder dort nicht als Tatsachen mißinterpretiert, habe ich kein Problem damit, wenn das im Kanon enthalten ist.

0

Ich kann nur schreiben, was die Bibel dazu sagt:

Nach der Bibel gibt es nach dem Tod Himmel (bei Gott) oder Hölle (Gottesferne).

Über den Himmel verheißt uns die Bibel z. B.:

  • "Was kein Auge jemals gesehen und kein Ohr gehört hat, worauf kein Mensch jemals gekommen ist, das hält Gott bereit für die, die ihn lieben" (1.Korinther 2,9).
  • "Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!" (Offenbarung 21,4-5a).
  • "Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, sodass man an die früheren nicht mehr gedenkt und sie nicht mehr in den Sinn kommen werden; sondern ihr sollt euch allezeit freuen und frohlocken über das, was ich erschaffe" (Jesaja 65,17-18a).

Auf die Ewigkeit in Gottes Herrlichkeit freue ich mich wirklich schon sehr!

Dass es nach der Bibel kein Fegefeuer gibt, wird hier recht gut erklärt: Was sagt die Bibel über das Fegefeuer?

Interessant zum Thema sind auch diese Artikel: Fragen über Himmel und Hölle