Unterschied zwischen katholisch, evangelisch, orthodox etc.?

5 Antworten

Hallo Emilie,

mit deiner Frage machst du ein ziemlich großes Fass auf. Ich versuche trotzdem es möglichst übersichtlich zu gestalten.

"Wie nennt man das eigentlich?"

Konfessionen, nennt man das. "Konfession" kommt vom lateinischen Wort "confessio" und bedeutet Bekenntnis. Eine Konfession ist eine bestimmte Ausrichtung im Christentum.

Im folgenden werde ich zwei große Konfessionsfamilien unterschieden: die katholischen Kirchen und die evangelischen Kirchen. Jetzt wird es schon kompliziert, die orthodoxen Kirchen sind nämlich katholisch. Daneben gibt es noch die evangelischen (oder protestantischen) Kirchen und Gemeinschaften. Ich werde bei jeder Konfession nur ein paar Merkmale nennen - es gibt jeweils noch mehr.

Katholische Kirchen

Kennzeichnend für alle katholischen Kirchen im Unterschied zu den Protestanten ist, dass für den katholischen Glauben die Bibel und auch die übrige Überlieferung der Kirche maßgebend sind. Außerdem ist es für katholische Kirchen wichtig, dass die aus dem frühen Christentum stammenden Ämter des Bischofs, Priesters (Presbyter) und Diakons bewahrt werden. Die Sakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Krankensalbung, Weihesakrament) besitzen für den katholischen Glauben einen sehr hohen Stellenwert, während diese für die meisten Protestanten eine untergeordnete Rolle spielen.

(1.) Die Römisch katholische Kirche:

Wenn im Alltag "katholisch" gesagt wird, ist fast immer die römisch-katholische Kirche gemeint. Im Unterschied zu den anderen Kirchen stehen der Papst und die Kardinäle in Rom als zentrale Leitungsinstanz an der Spitze der Kirche. Seit dem 19. Jh. wird dem Papst sogar Unfehlbarkeit zugeschrieben. Fast alle Priester und Bischöfe müssen verpflichtend im Zölibat leben.

(2.) Die orthodoxen Kirchen:

In den ersten Jahrhunderten hatte der Papst in Rom keine besonderen Machtbefugnisse in der katholischen Kirche. Seit dem Mittelalter stellten manche Päpste jedoch immer größere Machtansprüche. Die orthodoxen Kirchen erkannten diese Machtansprüche nicht an, weil sie dafür keine hinreichen Grundlage in der Bibel und der übrigen Tradition fanden. So kam es im 11. Jh. zur Kirchenspaltung. Von allen christlichen Konfessionen ist es für die Orthodoxen am wichtigsten möglichst viel aus der christlichen Tradition der ersten Jahrhunderte zu bewahren und daran möglichst wenig zu verändern. Besonders bekannt sind die Orthodoxen dafür für ihre Verehrung von Ikonen (zweidimensionale Bilder).

(3.) Die anglikanischen und alt-katholischen Kirchen:

In England wurden die wachsenden päpstlichen Machtansprüche nie vollständig anerkannt. Im 16. Jh. sagte sich die katholische Kirche von England mehrheitlich von Rom los, weil die englischen Bischöfe eine andere Meinung über die Rechtmäßigkeit der Ehe des Königs hatten, als der Papst. In der Kirche von England wurden einige Ideen der evangelischen Reformatoren aus Kontinentaleuropa umgesetzt. Gleichzeitig bewahrte man jedoch auch wichtige Punkte der katholischen Tradition, so dass die Anglikaner gewissermaßen einen Mittelweg zwischen den anderen katholischen Kirchen und den evangelischen Kirchen gehen. Im 19. Jh. entstanden die alt-katholischen Kirchen, weil einige Katholiken sich weigerten an die Unfehlbarkeit des Papstes zu glauben. Die Alt-Katholiken schlossen sich dann mit den Anglikanern zusammen - so dass man hier quasi eine Konfession hat. Bei den Alt-Katholiken und Anglikanern ist die Heiligenverehrung zwar erlaubt, nimmt aber nicht so ausufernde Züge an, wie bei den anderen katholischen Kirchen. Außerdem können in vielen alt-katholischen und anglikanischen Kirchen auch Frauen Priesterinnen oder Bischöfinnen werden.

Die evangelischen Kirchen und Gemeinschaften

Im Unterschied zu den Katholiken wollen Protestanten (d.h. evangelische Christen) nur die Bibel als Norm für den Glauben gelten lassen. Es gibt eine unüberschaubar große Anzahl an evangelischen Kirchen und Gemeinschaften. Jedes Jahr entstehen neue. Daher werde ich mich auf die drei zahlenmäßig größten protestantischen Konfessionen beschränken.

(1.) Evangelisch-lutherische Kirchen:

Die lutherischen Kirchen sind im 16. Jh. aus der Reformation in Wittenberg hervorgegangen sind und beziehen sich besonders stark auf die Lehren Martin Luthers. Von allen protestantischen Kirchen sind die Lutheraner den Katholiken am nächsten. Der Gottesdienst wird meistens noch in der katholischen Messform gefeiert, die Sakramente (Taufe und Abendmahl) besitzen einen für protestantische Verhältnisse recht hohen Stellenwert und in den meisten evangelisch-lutherischen Kirchen dürfen nur unter Handauflegung ordinierte Pfarrerinnen oder Pfarrer einer Abendmahlsfeier vorstehen.

(2.) Evangelisch-reformierte Kirchen:

Die reformierten Kirchen sind aus den Reformationen in Zürich, Genf und Straßburg hervorgegangen, die jeweils wesentlich radikaler waren als Luther. Den Sakramenten wird nach reformierter Lehre oft ihre Gnadenwirkung abgesprochen - sie werden als bloße Zeichen, die den Glauben stärken sollen, gesehen. Reformierte glauben z.B. nicht an die Gegenwart Jesu im Abendmahl. Außerdem lehnen Reformierte traditionell jegliche Bilder in der Kirche ab. Früher waren reformierte Gottesdienste sehr karg und wenig feierlich - inzwischen ändert sich dies jedoch teilweise.

(3.) Die Pfingstbewegung

Die Pfingstbewegung ist die zahlenmäßig größte und bedeutendste protestantische Konfession geworden, obwohl diese erst während der letzten 200 Jahre entstanden ist. Im Gegensatz zu den anderen genannten christlichen Konfessionen lehnen Pfingstler übergemeindliche Leitungsgremien (z.B. Bischöfe oder Synoden) ab, so dass jede Gemeinde unabhängig ist. Pfingstler lehnen es außerdem ab Kinder zu taufen, da die Taufe lediglich Glaubensbekenntnis verstanden wird. Besonders charakteristisch für Pfingstgemeinden ist, dass die Leute dort beim Beten in unverständlichen Worten reden und man besonders häufig versucht übernatürliche Heilungen oder Dämonenaustreibungen durchzuführen.

Noch Fragen?

Die Antworten hier sind ja bisher wenig hilfreich, daher versuche ich es mal:

Zu Begriffen: Gemeinde meint hier nicht die politische Verwaltungseinheit einer Gemeinde im Sinne eines Dorfes oder Stadt, sondern die Gemeinschaft der Gläubigen bzw. Mitglieder einer christlichen Kirche. Kirche nutze ich hier eher als Begriff für eine örtliche christliche Gemeinschaft oder abstrakt übergreifend für die Konfession und weniger für das Kirchgebäude im Sinne des klassischen Doms oder ähnlichen.

Diese "Gruppen" nennt man Konfessionen, die größten Konfessionen und damit Hauptgruppen hast du genannt, Katholisch, Evangelisch und Orthodox.

Die Konfessionen unterscheiden sich in Praktiken, Feiern und vor allem in gewissen Details der Theologie.

Leider kann ich zum Orthodoxen wenig sagen, da kenne ich mich nicht allzu sehr aus.

Zu Katholisch und Evangelisch:

Ich beziehe mich nun auf grundsätzliche Unterschiede, diese können verschieden ausgeprägt sein in den Ländern, Gemeinden und natürlich den Untergruppen der Konfessionen.

Im Katholischen werden neben zu Gott auch zu den Aposteln, Jesu Mutter Maria und verschiedenen Heiligen (Personen die sich im Laufe der Geschichte durch Wunder und großen Glauben hervorgetan haben) gebetet um bei Gott als Fürsprecher für einen aufzutreten und diese werden auch zum Teil verehrt.

Diese sgn. Heiligen Verehrung und Marien Verehrung wird in der evangelischen Kirche grundsätzlich abgelehnt und nicht praktiziert. Hier wird nur zu Gott in Dreieinigkeit, Jesus, Vater und Geist gebetet und nur Jesus als Fürsprecher beim Vater erkannt.

Ein weiterer Punkt ist die Beichte, im Katholischen Kirchen kann (nur) der Priester die Beichte abnehmen (der Beichtende bekennt seine Verfehlungen), eine Buße (ein Weg zur Umkehr, Symbol der Reue usw.) auferlegen und Vergebung zusprechen. Nur der Priester darf das Abendmahl verteilen und segnen (dazu später mehr). Generell ist der Priester häufig die Hauptverbindung zu Gott und ihm kommen viele wichtige Rollen zu.

Im Evangelischen gilt das Prinzip der "Priesterschaft aller Gläubigen", soll heißen, das jeder Gläubige die Beichte dem anderen die Beichte abnehmen und Vergebung zusprechen kann, auch Segen zusprechen und das Abendmahl verteilen kann/darf jeder.

Stichwort Abendmahl, in der Katholischen Kirche werden Oblaten durch den Priester verteilt und Wein/Traubensaft, dabei wird durch das Gebet und den Segen des Priesters dies zu Fleisch und Blut Jesu. Auch sind meist nur getaufte Katholiken die die Erstkommunion erhalten haben zugelassen zum Abendmahl.

Im Evangelischen wird meist Fladenbrot und Wein/Traubensaft verteilt oder durch die Reihen gegeben, dabei stehen diese nur symbolisch für Fleisch und Blut Jesu. Hierbei wird meist von Gläubigen zu Gläubigen der Kelch mit dem Saft bzw. der Teller mit dem Brot mit der Formel "Jesu Blut, für dich vergossen" bzw. "Jesu Leib, für dich gebrochen" oder ähnliches weitergegeben.

Kindestaufe: Die Taufe von (religions) unmündigen Kindern. Hier muss ich wohl noch etwas zur Evangelischen Kirche bzw. Konfession erklären:

In Deutschland gibt es die Landeskirchen, diese sind ähnlich wie die Katholische Kirche relativ zentral organisiert und haben auch meist ein klassisches Kirchengebäude, diese finanzieren sich auch über die Kirchensteuer. Daneben gibt es aber viele verschiedene Freikirchen, dies sind Evangelische Kirchen bzw. Gemeinden die nicht der Landeskirche angeschlossen sind und sich meist in eigenen Verbänden vernetzen aber weitgehend eigenständig organisiert sind. Die Freikirchen unterscheiden sich Theologisch vor allem in der Ausrichtung und verschiedenen Praktiken bzw. Überzeugungen von einander und der Landeskirche.

Die größten Verbände sind der Bund Freie evangelische Gemeinden (FeG) und der Bund Evangelisch freikirchlicher Gemeinden (EfG). Dazu gehören u.a. sgn. Brüdergemeinden und Baptisten. Dazu gibt es u.a. auch noch den Bund der freikirchlichen Pfingsgemeinden. Für mehr Details solltest du selbst recherchieren.

In Evangelischen Kirchen besteht kein einheitlicher Konsens über die Praxis der Kindstaufe, aber die meisten Freikirchen lehnen diese Praxis ab und praktizieren ausschließlich die Glaubenstaufe (Taufe von mündigen Gläubigen auf deren Wunsch und Glauben hin). Ob die Kindstaufe dennoch anerkannt wird variiert zwischen den Verbänden und Kirchen.

In Katholischen Kirchen wird hauptsächlich die Kindstaufe auf den Glauben der Eltern und der Gemeinde praktiziert.

Papst und Priesterschaft: Wie bereits angedeutet ist die Bedeutung der Priesterschaft in den Konfessionen verschieden, ich kann hier leider nur grob meine Erfahrung damit beschreiben und kann nicht die theologischen Hintergründe liefern. In der katholischen Kirche sind die Priester hierarchisch geordnet und sind weltliche wie geistige Autoritäten für die Gläubigen, der Papst ist das globale Oberhaupt der katholischen Kirche und nach deren Überzeugung Vertreter Gottes auf Erden in Nachfolge des Auftrags Jesu an den Apostel Petrus. Daraus folgt eine Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubensfragen und das dieser in Streitfragen die letzte Autorität ist.

Dazu kommt: Frauen sind nicht als Priester und auch für die meisten kirchlichen Ämter nicht zugelassen, Priester dürfen nicht Heiraten und auch keine Beziehung zu Frauen eingehen.

In den Evangelischen Konfession gibt es kein gemeinsames Oberhaupt oder eine gemeinsame Hierarchie.

Priester heißen hier meist Pastoren und zeichnen sich durch Theologische Ausbildung und Studium aus.

In der Landeskirche kenne ich mich hier nur sehr wenig aus, daher nur soviel: Frauen dürfen hier grundsätzlich auch Pastoren werden, Pastoren dürfen Heiraten und Beziehungen mit Frauen eingehen (sollten hier aber sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein). Es gibt Pastoren und höhere Ämter innerhalb der Kirche, doch sind diese weniger Hierarchisch, sondern mehr organisatorische Zuständigkeiten und Arbeitsfelder. Eine Unfehlbarkeit gibt es weder in geistlichen noch weltlichen Fragen.

In Freikirchen: Hier gibt es um die Frage ob Frauen Pastoren werden können und über das Recht zu predigen für Frauen keine einheitliche Position, dies ist eine Streitfrage die sich vor allem an einer Bibelstelle aus dem Kolosserbrief aufhängt.

In FeG können Frauen meines Wissens nach Pastoren werden, kommt aber seltener vor. Pastoren die in einer Gemeinde angestellt sind leiten diese zusammen mit dem sgn. Ältestenkreis (Gemeindemitglieder die in einer Mitgliederversammlung für eine bestimmte Zeit gewählt werden, das Alter spielt keine entscheidende Rolle mehr). Der Pastor ist vor allem in geistlichen Fragen zuständig, also für die geistliche Entwicklung der Mitglieder und Besucher der Gemeinde, und für die Predigten, hat aber auch weitere Arbeitsfelder die in der Gemeinde abgestimmt werden.

Die freikirchlichen evangelischen Gemeinden verwalten und finanzieren sich übrigens weitgehend selbst, sind aber in Arbeitskreisen und Allianzen miteinander vernetzt und im Austausch. Der Bund dient zur Vernetzung wie auch zur Organisation von gemeinsamen Aktivitäten wie Treffen und Konferenzen, Freizeiten und Weiterbildungen, und Verwaltung gemeinsamer Institutionen wie Bibelschulen, Banken (zur Aufnahme von Krediten, Haltung von Gemeinde und Vereins Konten, etc.) o.ä., finanzierung erfolgt hauptsächlich über Mitgliederspenden und sonstiger Spenden oder Einnahmen aus Vermietung von Räumen oder Verkäufen oder sonstigem.

Damit dürfte zumindest einiges an Hauptunterschieden beleuchtet worden sein. Es gibt weitere Unterschiede die aber nicht so gravierend sind oder nicht klar abgegrenzt sind oder mir nicht eingefallen sind.

Wie gesagt ist die Ausprägung in den einzelnen Gemeinden verschieden.

Der christliche Glaube ist der Kern, die Erscheinungsformen sind einzelnen Konfessionen.

Grundsätzlich sind diese Konfessionen christlich geprägt.

Es gibt aber leider auch in den Konfessionen sehr radikale Strömungen, die die Unterschiede überbetonen..

LA

Der eventuelle Unterschied ist in den Lehren (Ps.53,1-2) zu finden, deren "Ursprung" (2.Kor.11,14) aber ist der selbe (Offb.12,9; 17,1-6).

Die größte Gruppe sind glaube ich die Katholiken. Die erste Teilung geschah im Jahr 1054 (Wikipedia: Morgenländisches Schisma). Dabei bildeten sich Rom als das Zentrum der katholischen West-Kirche und Konstantinopel als das Zentrum der Orthodoxen Ost-Kirche heraus. Später spalteten sich die Protestanten noch von der katholischen Kirche ab weil sie den Papst nicht als Autorität anerkannten und ausschließlich nach den Lehren der Bibel leben wollten. Es gibt aber auch innerhalb dieser drei Kirchen noch verschiedene Strömungen mit unterschiedlichen Ansichten und es gibt noch andere kleinere christliche Gruppen wie zum Beispiel die Kopten.

Viktor1  26.12.2017, 22:15

Hervorragend - jetzt hast du den Unterschied sehr gut erklärt.

Wow.

2
Abcdsf  26.12.2017, 22:18
@Viktor1

Versuche mal das ganze kurz und leserlich zusammenzufassen anstat deine zeit mit blöden Kommentaren zu verschwenden. Wenn man mehr wissen will muss man es einfach auf Wikipedia nachschlagen, das ist eine Ratgeberseite und keine Enzyklopädie, da genügt es einen kurzen überblick zugeben.

2
MisterMH  26.12.2017, 23:08

Vergiss nicht die Anglikanische Kirche ^^ Ansonsten gut recherchiert.

2