Kennt ihr weitere schlimme Trainingsmethoden im Reitsport?

8 Antworten

das schlimmste ist unwissenheit.

das zweitschlimmste ignoranz.

beides zusammen ist bestialisch grausam.

jede form von hilfszügeln ist quälerei fürs pferd.

und ein von einem laien durchgeführter "join up" kann ein pferd unrettbar traumatisieren.

da ich hier keine anleitung für gewisse zeitgenossen geben möchte, zähle ich hier nicht mehr möglichkeiten auf. mir sind noch einige bekannt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Pilare, Kandarre und Gerte. Zwar werden zumindest letztere von den meisten Reitern akzeptiert werden, doch kann man auch dadurch viel Schaden anrichten:

Jede Methode (auch die von dir genannten) sind nur so gut wie derjenige, der sie anwendet.

WinniePou23  03.01.2017, 11:53

Meiner Meinung nach sind Pilarenarbeit, Kandaren und Gerten nicht mal annähernd mit den genannten TrainingsMETHODEN vergleichbar. Die von dir genannten sind Hilfsmittel, die alle samt nicht direkt schlecht sind.

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tryanswer  03.01.2017, 11:58
@WinniePou23

Pilaren sind mit Sicherheit mit den genannten Methoden vergleichbar. Im Grunde würde ich sagen, daß jede Methode ihre Berechtigung hat oder in einigen Fällen hatte, wobei sie natürlich richtig und mit Maß angewandt werden müssen.

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LyciaKarma  03.01.2017, 11:54

Kandare und Gerte ist eine sehr große Hilfe bei der täglichen Arbeit.

Mein Pferd liebt seine Kandare und nimmt sie sehr bereitwillig (ich benutze sie allerdings nur zum Fahrtraining) und die Gerte dient mir als verlängerter Arm.

Schreib doch bitte das nächste Mal dazu, dass es auf die Verwendung ankommt. 

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tryanswer  03.01.2017, 11:55
@LyciaKarma

Ja, es kommt auf die Verwendung an, das sollte der zweite Absatz zum Ausdruck bringen.

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Punkgirl512  03.01.2017, 12:13

Inwiefern ist die Pilarenarbeit, die heute noch kaum ausgeführt wird, denn schädlich?

Die Arbeit in den Pilaren ist die Arbeit im Stand bei voll ausgebildeten Pferden. Da geht es dann um Finetuning z.B. der Piaffen. Klar geht das alles auch frei, aber die Pilarenarbeit macht ja heute auch kaum noch einer. 

Was ist jetzt an der Versammlung, die zwischen den Pilaren gefordert wird, schlimm und richtet Schaden an? 

Oh -  und jede Methode, die von ihr genannt wurde, ist so gut, wie der, der sie anwendet? Heißt im Umkehrschluss daraus, Rollkur könnte sinnvoll sein, wenn man es "richtig" macht. 

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Dahika  03.01.2017, 12:55
@Punkgirl512

An den Pilaren arbeitet sogar die Wiener Hofreitschule. Und die war - bis vor kurzem!, bevor die unsägliche Frau Gürtler das Regiment übernahm - stets ein Hort der reellen Pferdeausbildung. Was Besseres gab es nicht.  Heute wird auch in Wien mit Rollkur geritten. Danke Frau Gürtler. :-(

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tryanswer  03.01.2017, 12:55
@Punkgirl512

Pilarenarbeit ist nicht grundsätzlich schädlich, jedoch ist sie sehr unfallträchtig, auch wenn sie von erfahrenen Ausbildern durchgeführt wird, da sich das Pferd strangulieren kann. (Deshalb wird es auch nur noch selten gemacht)

Rollkur ist ein heißes Eisen, daher wird auch diese Aussage sicher falsch verstanden werden: Zunächst einmal sollte klar sein, daß ein kontinuierliches Überstrecken langfristig Schäden anrichten wird. Doch wird auch heute schon das Dehnen als Rollkur bezeichnet (siehe diverse "Experten" am Abreiteplatz) - und in dieser Definition, ist es nicht zwangsläufig schädlich.

Ich möchte aber noch hinzusetzen, daß jede Übung nur von ausgebildeten Reitern ausgeführt wrerden sollte. Damit scheiden die Mehrheit (wenn nicht alle Freizeitreiter) schon mal aus.

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Punkgirl512  03.01.2017, 13:20
@tryanswer

Wie kann sich das Pferd in den Pilaren strangulieren, wenn es nach klassischer Methode an den Kappzaumringen seitlich befestigt wird? DAS müsstest du doch mal genauer erläutern. 

Kennst du auch irgendwen, der tatsächlich noch an den Pilaren arbeitet?Jemanden, der diese Kunst (und nichts anderes ist es - eine Kunst!) noch beherrscht? Welcher "Sportreiter" weiß, was Pilaren sind? 

Aus meiner Sicht reiten die meisten Freizeitreiter ihre Pferde weit reeller als die meisten Sportreiter. 

Was meinst du mit der Dehnung und der Rollkur nun?

Was Rollkur ist, weiß ich definitiv und jedes hinter die Senkrechte reiten bedeutet nicht gleich Rollkur, ist aber trotzdem schädlich, auch kurzfristig. Wo kann man da jetzt etwas positives darin sehen, mit dem Unterschied, dass es ein erfahrener und ausgebildeter Reiter macht? Wird es dadurch etwa weniger schädlich? Sprich: Bei Profis über das Überdehnen der Muskulaturen okay, bei Freizeitreitern nicht, weil die ja selten so ein hohes Niveau haben?

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tryanswer  03.01.2017, 14:04
@Punkgirl512

Mit Pilaren kann man noch wesentlich mehr anstellen. Ich kenne ein paar Leute, die sich beruflich mit historischen Ausbildungsweisen beschäftigen und auch über entsprechend praktische Erfahrung verfügen, einstimmig raten diese von Experimenten in der Hinsicht ab.

Was Rollkur angeht, scheinen wir uns schon zu verstehen - "nicht jedes hinter der Senkrechten ist Rollkur" - in diesem Sinne ist dann auch an der Rollkur nichts positives.

Das mit "dem Freizeitreiter" möchte ich noch etwas ausführen: Unter Freizeitreiter verstehe ich zunächst einmal jeden, der keine spezielle Ausbildung vorzuweisen hat (das kann auch ein Turnier- oder Sportreiter sein).

Um ein Pferd ausbilden zu können, bedarf es aber nun einmal fundierter Kenntnisse der Anatomie und auch der Ethologie - etwas, daß im normalem Reitunterricht nur geringfügig, meistens gar nicht vermittelt wird. Es gibt sicher auch Laien, die sich in diese Thematik einarbeiten, was aber die Ausnahme darstellt.

Problematisch wird es dann, wenn ein solcher Freizeitreiter nach Ausbildungsalternativen für sich und sein Pferd sucht. Meist damit beginnent: "Ich hab mal gelesen [...] ich werd das mal ausprobieren ..." Das muß nun nicht zwangsläufig in einer Katastrophe enden, doch das Ergebnis solcher Spielereien sieht selten "gut aus" (um es diplomatisch zu beschreiben).

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Punkgirl512  03.01.2017, 23:00
@tryanswer

Ah, da sind unsere Denkweisen doch nicht so gegensätzlich, wie ich zuerst dachte. 

Nungut, die Pilarenarbeit bleibt für mich nach wie vor eine Kunst und ich habe auch von noch niemandem gehört, der sein Pferd da für "Experimente" anbindet. Dafür hatte ich aber mit der Pilarenarbeit schlicht und ergreifend selbst nie etwas zu tun. Ich weiß, dass es eine ganz alte Tradition ist in den Lektionen der hohen Schule - und die Pilarenarbeit ist definitiv eine Kunst. 

Bzgl deiner Ausführung der Freizeitreiter - da stimme ich dir zu. Es gibt aber auch genug Trainer, die Tierquälerei betreiben, das sollte man dann noch ergänzen. 

Danke für die schöne sachliche kurze Diskussion! 

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Ich finde, dass es eine Menge Reiter gibt, die ihren Pferden unwissentlich schaden, weil sie sich nicht weiterbilden, keine Korrekturen annehmen und manchmal auch zu bequem sind, Änderungen tatsächlich in die Hand zu nehmen.

Natürlich ist Barren schlimm, oder diese Bleigewichte, die den Tennessewalkinghoreses an die Füße gebunden werden, damit sie noch aufwendiger strampeln. Auch das, was viele Isländer erleiden müssen, damit sie möglichst aufwendig tölten und die Dressurpferde, die nun exakt 9 Minuten in Rollkur geritten werden, weil 10 Minuten verboten sind, 2 Monaten Pause haben und wieder eingerollt werden, tun mir in der Seele leid. 

Aber ähnlich krass finde ich das, was viele Reiter ihren Pferden in der alltäglichen Arbeit antun. Wenn sie 10 gegen einen spielen (10 Finger gegen ein Pferdemaul) und das Pferd aufgrund des ständigen rechts/links Drucks wie ein Parkinson-Patient in einer Tour mit dem Kopf schüttelt, die Hinterhand irgendwie hinterschlurft, weil das arme Tier permanent auf der Vorhand geritten wird. Wenn Kinder auf ihren totenbraven Ponys unbeaufsichtigt durch die Halle perzen und es ohne Plan einen Wechsel nach dem anderen schleudern lassen, weil sie ihrem vermeintlichen Publikum was bieten wollen. Wenn Pferde 23 Stunden in der Box rumschimmeln, kurz übergeputzt werden, 30 Minuten irgendwie rumgejuckelt werden und dann wieder in der Box abgammeln. Wenn der Reiter ihnen dann auch noch einen Pausetag "gönnt" und aus 23 Stunden dann mal eben 47 und mehr werden. Wenn Pferde nur Sportgeräte sind und man haltlos pöbelt und meckert, wenn diese trotz teuren Beritt nicht die gewünschte Leistung erbringen. Wenn viel zu schwere und große Reiter auf Pferden sitzen, die ihnen körperbautechnisch nicht gewachsen sind. Wenn der Tierarzt nicht gerufen wird, obwohl dringend notwendig, weil kein Geld da ist. Wenn sie auf heruntergekommenen und abgerockten Weiden stehen, es keine Ausweichflächen gibt und es niemanden juckt, dass es den Pferden schlecht geht. Wenn aus Kostengründen schlecht sitzende Ausrüstungsteile (Sättel und Trensen) die Pferdegesundheit ruinieren, kein Schmied die Hilfe in Ordnung hält und Besitzer sich einfach nicht mehr um ihre Tiere kümmern.

Oh, ich schreibe mich in Rage. Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber ich denke, ich höre an dieser Stelle erst mal auf. Wird wohl auch nicht das sein, was Du für Deine Facharbeit brauchst.

in Italien ist jetzt das Anreiten von anderthalbjährigen WEsternpferden üblich. Ansonsten werden sie mit ca 2 Jahren angeritten.

Leute, die so was machen, sind sich sicher nicht zu schade, auch andere tierquälerische Methoden anzuwenden.

Ausbinder und Sperrriemen in seiner heutigen Verwendung.