Kann jemand hier Kölsch?

3 Antworten

Ich spreche das selber nicht, aber meine Großeltern sprachen eine Variante des Kölschen (die eher zum "Landkölschen" gehört, Erftland). Ich kenne dies aus den 1980er und 1990er Jahren.

1920 (also vor 100 Jahren) habe ich natürlich nicht selber miterlebt. :)

Das hier habe ich noch gefunden:

"Auf jeden Fall entwickelt sich die Kölsche Lexik auf das Hochdeutsche zu und legt alte Stämme und Formen ab. So kennzeichnet etwa Adam Wrede, der einen Sprachstand von um 1870 bis um 1950 gesammelt hat, einen nicht unerheblichen Teil der in seinem Wörterbuch erfassten Wörter als veraltend oder veraltet. Es ist wahrscheinlich, dass zugleich Anteile der Grammatik verschwinden, darauf deutet zumindest ein Vergleich hin zwischen den von Fritz Hönig 1877 und 1905 angeführten 435 verschiedenen Konjugationen mit der Grammatik von Christa Bhatt und Alice Herrwegen aus dem Jahr 2005, die 212 Konjugationen verzeichnet."

Als Standardbeispiel des Kölschen aus dem Jahre 1936 nehme ich gerne "Heidewitzka, Herr Kapitän". Das ist immerhin 84 Jahre her.

https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6lsch_(Sprache)#Stadtkölsch

https://www.youtube.com/watch?v=kMAHqLIdTqg

Ich hoffe, du verzeihst, dass ich als Düsseldorfer Kind auf eine kölsche Frage antworte:

Mitte des letzten Jahrhunderts wurde wesentlich mehr Dialekt gesprochen, auch im Berufsleben. Umgeschwenkt ins Hochdeutsche wurde nur, wenn "offizielle" Gespräche stattfanden, aber auch da hatten die meisten Leute einen rheinischen Einschlag in der Sprache. Das änderte sich erst in den bzw. nach den Sechzigerjahren, als die gesamte Welt internationaler und auch die Schulbildung höher wurde. Aber es gibt Düsseldorfer Familien, die nur Hochdeutsch reden ohne Dialekt (vielleicht mit dem Singsang der rheinischen Sprache) oder grundsätzlich einen Dialekteinschlag haben.

Wie Dahika auch schreibt, man erkennt, aus welchem Stadtteil die Leute kommen. Was Düsseldorf betrifft, kann man genau erkennen, ob jemand z.B. aus Flingern oder aus Heerdt kommt. Wir Altstadtkinder haben "natürlich" die anderen Stadtteilkinder wegen ihrer Sprache verhöhnt, aber trotzdem mit ihnen gespielt bzw. sie als Schulkameraden akzeptiert und gemocht. Sticheleien wie zwischen Kölnern und Düsseldorfern. :)

Als Kölnerin verstehe ich Kölsch natürlich. Ich kann es auch akzentfrei vorlesen. Da ich aber sonst nie Kölsch spreche, kann ich es nicht gut einfach frei sprechen.

Ich könnte also meinen Text, den ich gerade geschrieben habe, nicht fehlerfrei übersetzen. Allerdings kann ich kölsche Texte, die mir vorgelegt werden, ins Hochdeutsche übersetzen.

Allerdings gibt es mehrere kölsche Akzente. Ein Experte kann erkennen, ob jemand in Nippes aufgewachsen oder auf der Schäl Sick, das ist die rechtsrheinische Seite von Köln. Das eigentliche Köln ist auf der linksrheinischen Seite.

Mein Vater, der immer eine extreme Bewunderung für Menschen hatte, die mehrere Sprachen beherrschen, wurde mal von meinem Bruder verarscht. Der brachte einen Freund mit und erzählte meinem begeisterten Vater, dass sein Freund 12 Sprachen fehlerfrei beherrsche. Mein Vater war begeistert und fragte dann den Freund, welche Sprachen er denn spreche. Die Antwort war: Nippeser Kölsch, Ehrenfelder Kölsch, Mülheimer Kölsch, Kalker Kölsch, Junkersdorfer Kölsch.... etc...

Der Typ konnte übrigens wirklich die Leute je nach Tonfärbung verschiedenen Viertel zuordnen.

Guli123 
Fragesteller
 10.02.2020, 18:28

Wenn ich dir also einen hochdeutschen Text geben würde, könntest du den nicht ins Kölsche übersetzen, oder schon?

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Guli123 
Fragesteller
 10.02.2020, 19:15
@Dahika

Oke, trotzdem vielen Dank für deine Antwort! :)

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Dahika  10.02.2020, 18:30

Nachtrag: Früher wurde sicher mehr Kölsch gesprochen als heute, wo so viele Immis (Leute, die von außerhalb nach Köln zogen) in Köln wohnen. Aber es ist eigentlich immer noch so, dass jemand, der was werden will in Köln, tunlichst auch Kölsch können sollte. Ein Bürgermeister ohne Kölschkenntnisse kommt nicht gut an. Zumal die Honoratioren der Stadt alle auch etwas mit dem Karneval zu tun haben sollten. Und Karneal ohne Kölsch geht gar nicht.

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Guli123 
Fragesteller
 10.02.2020, 19:16
@Dahika

Hat man also zu Zeiten des 2. Weltkrieges im normalen Alltag nur Kölsch gesprochen oder war das dazumal auch schon eher eine Zweitsprache und ein Zusatz?

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