Kaiser Wilhelm 2.

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Kaiser Wilhelm II. hat am 9. November nicht abgedankt. Der Reichskanzler Prinz Max von Baden hat eine Abdankung bekanntgeben lassen, ohne dazu offiziell autorisiert zu sein. Dabei kam der Gedanke einer Regentschaft vor, also eine Möglichkeit, die Monarchie als Staatsform noch zu bewahren. Kaiser Wilhelm hat am 9. November 1918 sich zunächst (innerlich schwankend) zu einer Abdankung bereit erklärt, kam dann aber auf den Gedanken einer Teilabdankung. Er erklärte, zu einer Abdankung als deutscher Kaiser bereit zu sein, aber König von Preußen bleiben zu wollen. Dies war eine unrealistische Vorgehensweise, weil bei politischen Gegnern die Akzeptanz als König von Preußen genau fehlte wie als deutscher Kaiser und staatspolitisch und verfassungsrechtlich eine Teilabdankung eine Unmöglichkeit war.

Erst am 28. November 1918 hat Wilhelm II. endgültig seine Abdankung erklärt.

Gründe, warum er den Thron verlor:

  • Abdankung wird von der öffentlichen Meinung zunehmend gefordert, auch weil Wilhelm II. für ein Hindernis für rasch und nicht allzu ungünstig erfolgenden Waffenstillstand und Frieden gehalten wurde (Woodrow Wilson, Präsident der USA und vom deutschen Reich um Vermittlung bei einem Waffenstillstand gebeten, hatte am 23. Oktober 1918 als Vorbedingung genannt, der König von Preußen dürfe nicht mehr die Macht besitzen, die Politik des Reiches unter seiner Kontrolle zu halten; dies konnte als Forderung einer Abschaffung der Monarchie gedeutet werden, auch wenn die Äußerung in dieser Hinsicht nicht völlig klar war)

  • Ausbruch der Novemberrevolution, deren Anhänger die Monarchien in Deutschland stürzen wollen

  • Forderung einer Abdankung Kaiser Wilhelms II. durch die SPD als Bedingung, weiter in der Regierung zu bleiben (die SPD wollte unter anderem auch Linkskradikalen nicht zu großen Spielraum geben, der mit einem Festhalten an Wilhelm II. entstanden wäre)

  • mangelnder Rückhalt bei den Soldaten

  • fehlende Bereitschaft der Generäle zu einem Versuch, Wilhelms II. Stellung als Monarch mit einem Truppenmarsch nach Berlin zu erhalten

Fast alle Generäle darunter Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, Chef der Obersten Heeresleitung, und Generalleutnant Wilhelm Groener, Erster Generalquartiermeister, hielten die Durchführung eines Marsches zur Niederschlagung der Gegner für aussichtslos. Dies hätte Bürgerkrieg und Krieg mit den Alliierten zugleich bedeutet und es mangelte an Soldaten, die zuverlässig ein solches Unternehmen unterstützt hätten. Es kamen Meldungen über Truppenteile, die Sympathie für die Revolution zeigten. Von ins Hauptquartier eingeberufenen Truppenführern kam eine uneingeschränkte Zustimmung für einen solchen Plan von fast keinem. Nahezu keiner wollte Gewähr dafür geben, daß ihre Truppen sicher dahinter stehen würden. Wilhelm Groener, den Hindenburg die unangenehme Aufgabe des Mitteilen dies Ergebnisses überließ, erklärte: „Das Heer wird unter seinen Führern und Kommandierenden Generalen in Ruhe und Ordnung in die Heimat zurückmarschieren, aber nicht unter dem Befehl Eurer Majestät, denn es steht nicht mehr hinter Eurer Majestät.“

Wilhelm II. hatte sich am 29. Oktober 1918 ohne Rücksprache mit dem Reichskanzler aus Berlin nach Potsdam entfernt und dieses dann am späten Abend Richtung Spa (in Belgien) verlassen. Dort befand sich das Große Hauptquartier der Armee, bei der er sich Rückhalt erhoffte. In der Presse hatten sich Forderungen nach seiner Abdankung verstärkt, auch unter dem Eindruck, der Monarch (und eventuell die Monarchie überhaupt) sei ein Hindernis für einen raschen und nicht allzu ungünstigen Friedenschluß. Die Sozialdemokraten stellten dem Reichskanzler Prinz Max von Baden am 7. November ein Ultimatum zur Abdankung Wilhelms II., sonst wollten sie seine Regierung nicht mehr mittragen.

Wilhelm II. hat sich am 9. November zunächst widerstrebend zur Abdankung bereit erklärt (überlegt wurde auch ein Marsch der Truppen unter Führung des Kaisers zur Niederwerfung der Revolution, aber überwiegend aufgrund mangelnder Bereitschaft der Soldaten dazu als aussichtslos eingeschätzt und für einen nicht wünschenswerten Bürgerkrieg gehalten). Der Reichskanzler Prinz Max von Baden (der am 8. November eine Abdankung des Kaisers bei gleichzeitiger Benennung eines Stellvertreters und Einberufung einer Nationalversammlung oder Abdankung des Kaisers bei gleichzeitigem Thronverzicht des Kronprinzen und Übernahme des Thronfolge durch dessen Sohn mit Hilfe eines Regentschaftsrates vorgeschlagen hatte) erhielt über Telefonate die Mitteilung, Wilhelm II. habe sich zur Abdankung entschlossen, die schriftliche Erklärung werde ausgearbeitet und die Formulierung bald übermittelt. Max von Baden ließ dann unter dem Druck der Umstände gegen 12.30 Uhr eigenmächtig über das Wollfsche Telegraphenbüro die Abdankung bekanntgeben (Entsagung auf den Thron), ohne eine formulierte offizielle Erklärung erhalten zu haben.

Albrecht  18.06.2012, 22:54

„Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Thron zu entsagen. Der Reichskanzler bleibt noch solange im Amt, bis die mit der Abdankung des Kaisers, dem Thronverzicht des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen und der Einsetzung der Regentschaft verbundenen Fragen geregelt sind. Er beabsichtigt, dem Regenten die Ernennung des Abgeordneten Ebert zum Reichskanzler und die Vorlage eines Gesetzentwurfes wegen der sofortigen Ausschreibung allgemeiner Wahlen für eine verfassunggebende Nationalversammlung vorzuschlagen, der es obliegen würde, die künftige Staatsform des deutschen Volkes endgültig festzustellen.

Berlin, den 9. November 1918 Der Reichskanzler Max, Prinz von Baden.“

Gegen 13 Uhr wurde in Spa dann in einem gewissen Zurücknehmen der angekündigten Absicht der Entschluß gefaßt, eine Abdankung als deutscher Kaiser vorzunehmen, aber König von Preußen zu bleiben. Diese (vorher mit dem Reichskanzler gar nicht erörterte) Teilabdankung war politische eine nicht realistische Halbheit und auch verfassungsrechtlich kaum möglich (aufgrund des engen Zusammenhangs von Kaiserwürde und preußischem Königtum). Gegen 13.30 Uhr teilte Staatssekretär Paul von Hintze telefonisch die formulierte Entschließung Kaiser Wilhelms II. an das Reichskanzleramt in Berlin mit. Darin heißt es unter anderem:

„2. Um Blutvergießen zu vermeiden, sind Seine Majestät bereit, als Deutscher Kaiser abzudanken, aber nicht als König von Preußen. Seine Majestät wollen auch aus dem Grunde König von Preußen bleiben, um zu vermeiden, daß durch den bei Abdankung erfolgenden gleichzeitigen Abgang der Mehrzahl der Offiziere die Armee führerlos wird und sich auflöst.“

Dies war von den Ereignissen schon überholt und Wilhelm II. wurde geraten, auch als König von Preußen abzudanken, weil die Truppen nicht sicher seien. Wilhelm II. begab sich am 10. November von Spa aus in die Niederlande, wo er im Exil lebte. In der offiziellen Abdankungsurkunde (Verzichterklärung) vom 28. November 1918 (Veröffentlichung: Deutscher Reichanzeiger Nr. 283 vom 30. November 1918) dankte er als deutscher Kaiser und König von Preußen ab: „Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preußens und die damit verbundenen Rechte an der deutschen Kaiserkrone. Zugleich entbinde Ich alle Beamten des Deutschen Reiches und Preußens sowie alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Marine, des preußischen Heeres und der Truppen der Bundeskontingente des Treueides, den sie Mir als ihrem Kaiser, König und Obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich erwarte von ihnen, daß sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reichs den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland helfen, das deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.

Gegeben Amerongen, den 28. November 1918. gez. Wilhelm“

Manfred Messerschmidt, Das preußische Militärwesen. In: Handbuch der Preußischen Geschichte/Historische Kommission zu Berlin. Herausgegeben von Wolfgang Neugebauer. Band 3: Vom Kaiserreich zum 20. Jahrhundert und Große Themen der Geschichte Preußens. Berlin ; New York : de Gruyter, 2000, S. 487 – 490 (§ 6 Das Heer im Weltkrieg III. Die 3. OHL und ihr Einfluß auf die Politik 4. Demobilisierung und Revolution)

S. 489: „Reichskanzler Max von Baden verkündete am 9. November, ohne autorisiert zu sein, die Abdankung des Kaisers und übergab das Amt des Kanzlers Friedrich Ebert, dem Führer der MSPD. Kaiser und Kronprinz verzichteten auf die Krone und ergriffen die Flucht. Scheidemann proklamierte die Republik. Die Armee hatte ihren „Obersten Kriegsherrn“ verloren. Dagegen hatte sich Wilhelm II. zunächst heftig gesträubt. Im Großen Hauptquartier in Spa hatte er noch am 1. November erklärt, er werde nicht abdanken, weil dies mit den Pflichten als preußischer König und Nachfolger Friedrichs des Großen unvereinbar sei. Noch am 8. November behielt er sich die Entscheidung über das Abschiedsgesuch des Reichskanzlers bis zum Abschluß des Waffenstillstands vor. Dann überstürzten sich die Ereignisse. Am 28. November verzichtete er auch auf die Krone Preußens. Kronprinz Wilhelm verzichtete am 1. Dezember.“

zu dem Ablauf in Spa:

Irene Strenge, Spa im Ersten Weltkrieg : (1914 - 1918) ; Lazarett und großes Hauptquartier ; deutsche Besatzungspolitik in Belgien. Würzburg : Königshausen & Neumann, 2007, S. 139 – 170

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Eigentlich war seine Abdankung eine Falschinformation von Prinz Max von Baden.

Als die Novemberrevolution ausbrach und bereits als erster deutscher Staat Bayern zum Freistaat (zur Republik) ausgerufen worden war, war die Stellung des Kaisers nicht mehr zu halten. Dieser hatte am 29. Oktober Berlin fluchtartig verlassen und hielt sich nun im Hauptquartier der Obersten Heeresleitung im belgischen Spa auf. Um zumindest die Monarchie als solche zu retten und die Revolutionäre zu beschwichtigen, verkündete Max von Baden am späten Vormittag des 9. November 1918 eigenmächtig die Abdankung des Kaisers, auch den Thronverzicht des Kronprinzen. Kaiser Wilhelm hatte tatsächlich nur in Aussicht gestellt, als Kaiser, nicht aber als preußischer König abzudanken. Die Handlung Max von Badens wurde durch Wilhelm II. und dessen Sohn erst im Nachhinein schriftlich bestätigt (vom Kaiser am 28. November 1918 und vom Thronfolger am 1. Dezember 1918).

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Prinz_Max_von_Baden

Text der Abdankungsurkunde:[

„Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preussens und die damit verbundenen Rechte an der deutschen Kaiserkrone. Zugleich entbinde Ich alle Beamten des Deutschen Reiches und Preussens sowie alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Marine, des Preussischen Heeres und der Truppen der Bundeskontingente des Treueides, den sie Mir als ihrem Kaiser, König und Obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich erwarte von ihnen, dass sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reichs den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland helfen, das Deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel. Gegeben Amerongen, den 28. November 1918. Wilhelm“ ,

Quelle Rudolf Weber-Fas: Epochen deutscher Staatlichkeit. Vom Reich der Franken bis zur Bundesrepublik. Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 3-17-019505-0, S. 163.

Weil er vielleicht den 1. Weltkrieg angezettelt und verloren hat?

Scharnhorst  20.06.2012, 18:26

Kaiser Wilhelm II hat den 1. Weltkrieg nicht verursacht - England war Kriegstreiber. England versenkte preußische Handelsschiffe wenige Stunden vor Beginn des I. Weltkrieges. England überfiel (provozierte) preußische Schutzgebiete... und schon vor dem I. Weltkrieg wurde Afrika unter den Kriegstreibern aufgeteilt und so geschah es:

Die deutschen Kolonien im Ersten Weltkrieg (1914–1918) Bei Kriegsausbruch 1914 hoffte man in den nichtkriegsgerüsteten deutschen Kolonien die Einhaltung des Beschlusses der Kongo-Konferenz von 1885, der alle Kolonialstaaten zur Handelsfreiheit und friedlichen Lösung kolonialer Probleme in Afrika verpflichte. Doch nur wenige Tage nach dem deutschen Kriegseintritt begann ein hoffnungsloser Widerstand der deutschen Truppen. Bis Ende 1914 waren Togoland, Deutsch-Neuguinea, Samoa und Kiautschou in die Hände der Alliierten gefallen.

Die 5.000 Mann starke südwestafrikanische Schutztruppe ergab sich Juli 1915 gegen die zehnmal so starken südafrikanischen Unionstruppen. In die Kolonie Kamerun schickten die Briten und Franzosen insgesamt 19.000 Soldaten und 24 Kriegsschiffe. Trotzdem ergaben sich die letzten Kompanien erst im Februar 1916. Nur in Deutsch-Ostafrika blieben die 15.000 Soldaten, darunter 11.000 afrikanische Askaris, unter Führung von Oberstleutnant Paul von Lettow-Vorbeck bis zur deutschen Kapitulation 1918 unbesiegt. Als man in Deutschland noch an einen sicheren Sieg glaubte, wurden sogar Pläne für ein geschlossenes Deutsch-Mittelafrika geschmiedet. Es sollte sich vom Niger bis zur Kalahari-Wüste erstrecken und auch Angola, Mosambik, Belgisch-Kongo und weite Teile Französisch-Äquatorialafrikas miteinschließen. Nach der Niederlage 1918 verlor Deutschland durch den Versailler Vertrag offiziell alle Kolonien. Die Alliierten teilten die Kolonien unter sich auf:

Großbritannien: Deutsch-Südwestafrika, Deutsch-Ostafrika, Teile Kameruns und Westtogo

Frankreich: Kamerun und Osttogo

Japan: Kiautschou (fiel 1922 wieder an China), die Marianen, Karolinen, Marshall-Inseln und Palau

Belgien: Ruanda und Burundi (ehemals Teil Deutsch-Ostafrikas)

Portugal: Kionga-Dreieck (ehemals Teil Deutsch-Ostafrikas) Australien: Großteil Deutsch-Neuguineas Neuseeland: Samoa (als Völkerbundmandat)

Dt Kaiserreich Verwaltung der Kolonien Die Verwaltung aller Schutzgebiete sollte zunächst in den Händen kaufmännischer Gesellschaften liegen. Doch nur in Ostafrika, Neuguinea und den Marshallinseln ist dieses System voll angewandt worden. Seit 1899 befanden sich alle „Schutzgebiete“, mit Ausnahme der Marshallinseln (seit 1906 auch diese), unter direkter Verwaltung des Deutschen Reiches. An ihrer Spitze standen Gouverneure, denen Kanzler (zur Vertretung und Rechtspflege), Sekretäre und sonstige Beamte beigegeben waren. Die Stationen wurden durch Bezirkshauptmänner verwaltet. Dazu kamen Schutztruppen (in Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika), militärisch organisierte Polizeitruppen und nach dem Vorbild der Konsulargerichte geschaffene Schutzgebietsgerichte. Die oberste Instanz war das Reichsgericht in Leipzig.

Wirtschaftsgeschichte Wirtschaftlich waren die deutschen Kolonien ein Verlustgeschäft, lediglich Togoland erwirtschaftete einen geringen Überschuss. Auch die Hoffnung, den Strom deutscher Auswanderer in die Kolonien lenken zu können, erfüllte sich nicht. 1914 lebten nicht mehr als 25.000 Deutsche in den Kolonien. Als die deutschen Kolonien nach dreißig Jahren Investitionen langsam wirtschaftlich rentabel wurden, begann der Erste Weltkrieg, der das Ende der deutschen Kolonialzeit mit sich brachte.

Was den Einheimischen nicht gemundet hat, war der preußische Drill und dieser Drill blieb als negative Erinnerung erhalten. :)

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Skulleto58  25.06.2012, 22:56
@Scharnhorst

Ja, schön, dass du mich in diese Richtung aufgeklärt hast. Und jetzt geh wieder zufällige Wikipediaeinträge lesen.

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Hat er nicht. Es wurde ihm beim Suppeessen mitgeteilt, dass er abgedankt habe. Aber zu dem Zeitpunkt war das deutsche Reich schon gut zwei Jahre in den Händen der OHL, also quasi eine Militärdiktatur.