Jutedecke gut für Pferde?

8 Antworten

@ GERequestrian ,

nee, Jute mit Wolle ist wirklich nicht mehr zeitgemäß (Frau BeckMesser hat die Nachteile schon aufgezählt), da gibt es heutzutage wesentlich pferde- und besitzerfreundlichere Neuerungen.

In Deinem Fall würde ich eine wasserdichte, atmungsaktive Decke (z.B. Horseware) empfehlen.

Da gibt es jetzt div. einklettbare Unterdecken ("Liner") in verschiedenen Stärken (die dann auch easy in die Waschmaschine passen).

Wenn Du mehr dazu wissen willst, melde Dich einfach noch einmal.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Lass die Schererei und die Decken sein, Du nimmst dem Pferd damit die Möglichkeit der Klimaregulierung. Das führt u.a. zu Husten...

Zu Jutedecken: Auch wenn Du eine Regendecke drüberziehst, saugen sie sich mit Wasser voll, wenn das Pferd sich im Matsch oder in einer Pfütze wälzt.

FrauBeckmesser  05.09.2018, 11:21

Langsam wird's zur Grundsatzfrage: Entweder man hält sich ein Pferdchen, weil man Pferdchen halt mag. Dann darf es gerne so "natürlich" wie möglich leben - aber eigentlich sollte man dann nicht reiten, denn wenn's im Winter nicht schwitzen darf, kann man es nicht so gymnastizieren, dass es reiten langfristig unbeschadet übersteht.
Wenn man sich aber zum Reiten entschließt, sollte man es konsequent und richtig machen - und dann ist eben manches nicht mehr total "natürlich" zu machen. Dann muss ich dafür sorgen, dass das Pferd auch im Winter richtig arbeiten kann, damit es da seine Kondition nicht verliert. Und damit komme ich um Scheren oder zumindest relativ früh eindecken, damit sich eben kein dickes Winterfell entwickelt, nicht rum.

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FelixFoxx  05.09.2018, 11:38
@FrauBeckmesser

Da die Bildung des Winterfelles mit der Tageslänge und nicht mit der Kälte zusammenhängt, nutzt frühes Eindecken gar nichts. Zwar fahre ich meine Zwei im Winter nicht so häufig, weil es einfach zu früh dunkel wird und das Wetter oft zu mies ist, aber wenn sie gearbeitet werden, schwitzen sie auch ordentlich. Nach der Arbeit wird dann für 20-30min eine Abschwitzdecke aufgelegt und anschließend die Pferde sich selbst überlassen. Der Wind trocknet nasses Fell nämlich am schnellsten. Und meine Zwei kommen gesund durch den Winter, während der Husten bei den mit Decken und Schur belasteten Sportpferdchen reihum geht...

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Baroque  05.09.2018, 14:46
@FelixFoxx

Unsere Jagdpferde waren auch nie geschoren, auch nicht die, die im Winter voll trainiert wurden. Genausowenig die, die S auf Turnier liefen ... und Abschwitzdecken hatten wir auch nie. Wann diese "Mode" aufkam, weiß ich nicht.

Meine Herren, dann schwitzen die halt. Was ist denn kaputt am Schwitzen, dass man das nicht mehr darf? So lange man sie dann nicht in eine Box steckt mit zwei kleinen Fenstern gegenüber voneinander, sodass sie richtig im Zug sind und nicht ausweichen können, ist das doch null Problem, dafür haben sie doch das Fell und die Thermoregulation? Wir haben in den 1980ern, wo Boxenställe als "neumodisches Zeug" abgetan, die Pferde überwiegend noch in Ständern gehalten wurden, die Pferde einfach draußen lassen im Freien. Angebunden. Bis wir alles aufgeräumt hatten und dann waren sie nicht mehr schweißnass, bestenfalls regennass. Dann kamen sie rein und fertig. Kranke Pferde kannte ich erst, als ich auch Schermaschinen und Pferdedecken kennenlernte.

Wär auch irgendwie komisch, wenn ein wild lebendes Pferd sagen würde "ähm, lieber Angreifer, ich kann nicht flüchten, bin nämlich gar nicht geschoren" oder eine Herde nach der Flucht gemeinsam krank würde, weil sie dabei ja geschwitzt haben.

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wenn dein pferd nach dem schritt im winter schon schwitzt und ein "teddyfell" bekommt, dann stimmt was mit dem stoffwechsel nicht.

vermutlich eine vorstufe des cushing.

das kann man ganz einfach über die fütterung regulieren. heu mit stroh 1:1 gemischt ist die hauptnahrung. dazu kann man 500ml luzernecobs trocken verfüttern wenn die andern kraftfutter kriegen. eventuell noch eine handvoll sonnenblumenkerne und eine karotte runden das ganze ab.

dein pferd braucht weder müsli noch mash oder was in den ställen so standardmässig gefüttert wird.

pferde, die viel schwitzen bekommen zuviel melasse oder zuviel getreide. wird nämlich über die leber verstoffwechselt und über die haut als schweiss ausgeschieden.

eine decke braucht dein pferd nicht. jedenfalls keine "tagesdecke", sondern allenfalls eine decke zum abschwitzen. schrittarbeit an den schluss legen und dann ohne sattel zum abschwitzen 15 minuten trockenführen. danach abschwitzdecke runter und eine frische abschwitzdecke weitere 15 minuten auflegen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!
GERequestrian 
Fragesteller
 05.09.2018, 05:33

Mein Pferd ist gesund und schwitzt logischer Weise wie jedes andere Pferd bei vernünftiger Arbeit im Winter. Ich habe außerdem auch nicht gefragt, ob ich scheren soll oder nicht, sondern nach dieser einen Decke. Denn ob ich schere ist beschlossene Sache und bleibt auch so!

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FrauBeckmesser  05.09.2018, 11:16

Heidewitzka! Eine Viertelstunde mit Abschwitzdecke trockenführen, umdecken, nochmal 15 Minuten trockenführen ...
Ich hab' einige Winter lang zwischen 5 und 8 Pferden pro Tag bewegt - und wir hatten Buschis, also kamen wir nicht mit einer halben Stunde Gehoppel auf dem Platz rum, sondern waren an vier Tagen mindestens ausführlich im Gelände und haben Kondition gemacht (und außerdem habe ich eine Deckstation versorgt, also sechs Hengste täglich abgesamt und die Samen in den Eisschrank gepackt - nach Präparation im Labor natürlich. Und so 'ne halbe Stunde Formularkrieg hat man da eigentlich auch täglich).
Ich find's ja schön, wenn Freizeitreiter sich viel Zeit für ihr Hottemäxchen nehmen, aber ich hätt' mir das in den letzten Jahren noch nicht mal mit meinen ein oder zwei Privatpferden leisten können. Ich musste nämlich ganz nebenbei auch noch den Hafer und das Heu für die Jungs verdienen und Ich denke,meine Jungs hatten mehr davon, dass ich sie zweimal am Tag rausgeholt und bespaßt habe als dass ich bei einmal reiten 30 Minuten Gedöns zum Trockenführen gemacht hätte.
Und übrigens: Ein Pferd, das bei seriöser Ausbildungsarbeit nicht ins Schwitzen kommt, hat nicht richtig gearbeitet. Es soll nicht unter'm Sattel und hinten triefen, aber der Hals soll bitt'schön schon warm (und dadurch auch feucht) werden - sonst war die ganze Bewegerei für die Katz' und kein Muskel wird auch nur im mindestens aufgebaut.
Das ist als wenn man sagen würde: "Ich geh' ins Fitness-Studio, um an Kondition und Geschmeidigkeit zu arbeiten, möchte aber nicht ins Schwitzen kommen!"

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Decken haben alle überwiegend Nachteile, genauso wie das scheren - sie zerstören das Fell und die Haut. Wenn Feuchtigkeit unter die Decken gelangt kann sie idR nicht mehr raus.

Pferde haben nicht umsonst ein Fell. Den Sinn dieses zu scheren und Decken anzuziehen, erschließt sich mir irgendwie nicht. Warum macht man sowas?

Pferde haben eine super funktionierende Thermoregulierung durch ihr Fell, welches man ihnen solange sie noch gesund sind auch lassen sollte.

GERequestrian 
Fragesteller
 04.09.2018, 21:27

Aber mein Pferd bekommt leider so ein Teddyfell, dass er schon nach der Schrittarbeit schwitzt und sonst nach dem Reiten 2h zum trocken braucht 😉 Ich möchte ja nicht umsonst scheren! Aber so kann ich es ja nicht lassen und sonst holt er sich ne Erklärung weg.

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FrauBeckmesser  04.09.2018, 21:43

Da sind wir nicht konform. Ich habe einige meiner Pferde "deckenfrei" über die Winter gebracht, aber das funktioniert nur, wenn Du sie abtrainierst und wenig reitest. Bei meiner ersten Stute zum Beispiel - mit der habe ich gezüchtet und die war dann im Dezember/Januar meist schon so kugelrund, dass selbst der längste Gurt kaum noch zuging. Am Februar kam kein Gurt mehr um ihre Wampe, ergo sind wir dann ohne Sattel im Schritt spazieren geritten - halt Schwangerschaftsgymnastik bis zur Geburt. Da sie zudem auch im Winter stundenlang auf der koppel war, war's natürlich gut, dass sie ihr dickes Teddyfell hatte.
Ebenso bei meinem superschwierigen Schwarzbraunen. In den ersten zwei Wintern mit ihm ging er eh nur Schritt im Gelände - also ließ ich ihm sein dickes Winterfell. Aber im dritten Winter wurde es schwierig - da hat er ein bisschen mehr getan und wollte auch mehr. Ich hab' ihn da zwar nicht geschoren, aber ab Mitte September eingedeckt, damit er nicht so ein dickes Fell schiebt. Das blieb dann bei ihm so.
Beim Schimmel schließlich habe ich ab dem zweiten Jahr geschert. Der bekam einen Klaps, wenn er nicht richtig arbeiten konnte. Er wollte lernen, er wollte im Kopf beschäftigt werden, er wollte im Gelände richtig laufen - und das wäre mit Winterfell die Pest geworden! Da wäre ich jeweils nach 20 Minuten eine Stunde Schritt durch den Park geritten, um ihn wieder einigermaßen trocken zu kriegen - und mir dabei die Kehrseite abfrieren und mit ihm immer wieder Stuss kriegen, weil er eine Stunde Schritt stinklangweilig gefunden hätte.
Ich finde, man sollte kein Credo aus dem "deckenfrei" oder scheren machen. Je nachdem, wie es passt und wie Pferd und Mensch damit klar kommen.

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VanyVeggie  04.09.2018, 21:50
@FrauBeckmesser

Sorry, aber das sehe ich als Bequemlichkeit des Menschens. Pferd schwitzt nun mal bei entsprechender Arbeit, dann führt man es eben trocken. Wenn es übermäßig schwitzt, dann muss man die Fütterung überdenken.

Ich persönlich würde auch abtrainieren und im Winter weniger reiten. Gibt schließlich auch jede Menge was man vom Boden aus erarbeiten kann, das nutze ich vor allem im Winter.

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FrauBeckmesser  04.09.2018, 22:00
@VanyVeggie

Trocken reiten? Das dauert eine halbe Ewigkeit und am Ende musst du trotzdem eindecken, weil sie nachschwitzen (und dann natürlich die Decke wieder runter, weil du im Winter ja keinen "feuchten Wickel" auf dem Pferd willst). Und nicht trainieren ist bei einem Sportpferd bestimmt keine Option; ebenso wenig geht das bei Zuchthengsten - abgesehen davon, dass die auch im Winter decken müssen (sonst ist nämlich ihre Quote - befruchtungsfähige Spermien im Ejakulat - im Frühjahr unter aller Sau, vor allem bei den älteren Hengsten! Auch der Fortpflanzungsapparat braucht Training), werden sie ja im Januar/Februar vor der Saison auf diversen Zuchtvorstellungen gezeigt - da kann man sie nicht mit Winterwampe und Teddyfell bringen.
Schließlich und endlich solltest Du auch ältere Pferde nicht abtrainieren. Die brauchen ihre Form!
Mein Schimmel zum Beispiel hat schon mit 14 angefangen, steifer zu werden. Er hat Arthrose (kein Wunder bei seiner Vorgeschichte. Er ist als dreijähriger beim Bundeschampionat platziert worden - da weiß man dann, wie der "ausgebildet" wurde und was der schon als Babypferd arbeiten musste!) - und das ging so lange relativ gut, wie er gut im Training war. Aber als er dann wegen einer angedotzten Sehne (da hatte er sich auf der Koppel geprügelt) sechs Wochen stehen musste, war's vorbei. Er baute seine Muskeln ab und er wurde richtig, richtig steif. Wir haben noch mal probiert, ihn anzuschieben, aber er ging immer wieder unklar (und ich habe dreimal den Tierarzt gewechselt. Zwei haben mir nämlich erklärt, der hätte nix. Aber ich spüre doch im Hintern, wenn ein Pferd unklar geht! Klar hat er nicht gelahmt wie noch was, aber er trat hinten nicht mehr so sauber und schwungvoll wie ich es von ihm kannte) und da habe ich ihn dann in Pension geschickt.

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VanyVeggie  04.09.2018, 22:27
@FrauBeckmesser

Trockenführen, nicht reiten. Geht schneller. Und wie gesagt, wenn das Pferd klatschnass ist, dann liegen die Probleme ganz woanders. Habe noch nie erlebt, das ein Pferd dabei nachschwitzt. Du schwitzt doch auch nicht gleich beim ganz normalem Laufen, oder? Falls du im Offenstall stehst, kannst du das Pferd allerdings auch so raus stellen.

Zu dem Rest enthalte ich mich. Ich habe da ganz einfach eine andere Ansicht und finde wir Menschen sollten uns am Tier orientieren und ihr Wohl an erster Stelle stellen, statt Bequemlichkeit oder irgendwelche Sportziele.

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FrauBeckmesser  04.09.2018, 22:53
@VanyVeggie

Ich verstehe, wo Du herkommst und es ist aller Ehren wert, wie Du Dich um Dein Pferd bemühst. Privat sehe ich es ähnlich (und ich bin übrigens 1986 zum letzten Mal ein Turnier geritten und meine beiden letzten Pferde haben, solange sie in meinem Besitz waren, nie einen Turnierplatz von nahem gesehen - sehr zur Enttäuschung unserer Azubiene, die schon gerne mit dem Schimmel gestartet wäre), aber ich habe meine Erfahrungen größtenteils in Profi-Ställen gesammelt. Gelernt habe ich auf dem Gestüt Birkhof, heute eine der größten privaten Deckstationen in Deutschland (und eine der erfolgreichsten), danach habe ich eine Deckstaiton gemanagt, die gleichzeitig Zuhause für zwei Vielseitigkeitsreiter war. Beide waren auf internatonaler Ebene unterwegs. Und heute steht mein letztes Ross, der pensionierte Schimmel, in Oxfordshire im Stall einer Freundin, die Vielseitigkeit reitet und bei der nächsten Olympiade starten will.

Ich finde, das ist genauso legitim wie Freizeitreiterei - und da wird genauso nach den Pferden geguckt und da bemüht man sich auch, ihnen gerecht zu werden.

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Baroque  05.09.2018, 14:49
@FrauBeckmesser

Warum eigentllich trocken führen oder reiten? Draußen lassen, ganz einfach. Als ich reiten gelernt habe, gab es dafür im Freien alle Meter einen Anbindering, damit man da ein komplettes Jagdfeld voller Pferde nebeneinander anbinden konnte, bis man seine Sachen aufgeräumt hatte und dann war die Sache erledigt. Heute hat jeder Angst vorm nassen Pferd, scheint mir und heute gibt es mehr kranke Pferde als jemals zuvor. Zusammenhang? Nein, natürlich nicht! Alles purer Zufall!

Die "Jagdpferde" liefen übrigens alle auch Military, das war völlig klar, dass ein Pferd nicht nur "zum Vergnügen" da war. Achselschwang war deren zweite Heimat, bei vielen auch die erste, weil sie von dort als Deckhängste über halb Bayern ausgesandt waren.

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Channel2000Anna  04.09.2018, 22:18

Genau! Meine ist 18 und ich werde dieses Pferd definitiv nicht abtrainieren im Winter! Um wir haben weder eine Halle noch werde ich sie scheren. Ich hab nichts dagegen, aber kenn mich zu wenig mit den ganzen Decken aus und warte dann lieber bis sie trocken ist, außerdem kommt sie nachts rein. Wenn ich sie jeden Winter abtrainieren und im Sommer wieder hoch bekommen müsste würden wir niemals weiter kommen. Sie wäre steif und verspannt und vorallem unmotiviert. Dazu ist sie eh schon leichtfuttrig und man merkt wenn sie 2 Wochen steht. Was hat es für einen Sinn abzutrainieren... ich mache lieber mehr Schrittarbeit, Seitengänge oder verfeinere einige Sachen wenn der Boden gefroren ist - ansonsten mache ich alles wie immer.

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FrauBeckmesser  04.09.2018, 22:55
@Channel2000Anna

Richtig. Ich würde auch nicht abtrainieren, denn man möchte ja - und das bitt'schön im interesse des Pferdes - in der Ausbildung weiterkommen! Das Pferd soll Muskeln aufbauen und immer geschmeidiger werden . und das geht nicht, wenn man all' halbes Jahr sagt: "Stillstand der Ausbildung. Jetzt wird abtrainiert."

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Jute ist absolut keine gute Idee. Das stinkt und schrumpft, wenn es nass wird. Reinigungsfähig ist das Material auch nicht.