Ist Mann/Frau sein ein Gefühl?

12 Antworten

Ich glaube nicht, dass ich mich anders fühlen würde, wenn ich eine Frau wäre.

Jedoch habe ich ein Gefühl von richtig und falsch. Ich fühle, dass ich keine Frau bin, sondern ein Mann. Dass es richtig ist, wenn ich als Mann gesehen werde.

naja, jeder empfindet sich doch in anderen Situationen als besonders Männlich oder besonders weiblich. ich fühle mich beispielsweise besonders weiblich, wenn ich ein bodenlanges Kleid. anziehe. für andere ist es ein Ausdruck ihrer Weiblichkeit, sich die Haare Blond zu färben. oftmals orientiert man sich da an den gesellschaftlichen Konventionen, aber es ist dennoch sehr individuell.

daher ergibt es für mich durchaus sinn, dass männlich oder weiblich hauptsächlich eine empfindungsfrage ist.

Irgendjemand708 
Fragesteller
 16.06.2023, 11:58

naja männlich und weiblich sind eigenschaften. Es kann eine männliche FRau geben, oder einen weiblichen Mann, aber macht es den Mann oder die Frau weniger zu ihrem Geschlecht?

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AryaSaphyra  16.06.2023, 13:45
@Irgendjemand708

ich gehe davon aus, dass die persönliche Empfindung des eigenen Geschlechts aussagekräftiger ist als Genetik, Soziale Konstrukte oder äusserliche Geschlechtsmerkmale. Besonders mit dem Grundgedanken, dass ich mich ja auch nicht in jeder Situation gleich weiblich fühle. lange Gel Nägel, die anderen Frauen erst das Gefühl geben, wirklich sie selbst zu sein würden bei mir nur das Gefühl auslösen, das ich mich lächerlich mache. damit würde ich mich unwohl und unweiblich fühlen. als würde ich etwas vorgeben zu sein, was ich eigentlich nicht bin. ich stelle mir das bei Transpersonen genauso vor, nur eben nicht mit Nägeln oder Haarfarben, sondern mit dem eigenen Körper oder mit der Fehlbezeichnung durch andere.

Dann kommt noch hinzu, dass wir als Gesellschaft so viele "Richtlinien" haben, wie sich beispielsweise eine Frau verhält oder wie ein Mann aussieht, die eigentlich absolut nichts damit zu tun haben, ob jemand einen männlichen oder weiblichen Körper hat. wir schreiben als Gesellschaft gewisse Attribute einem bestimmten Geschlecht zu, obwohl das genauso auch auf das andere Geschlecht zutreffen kann. Die beste Analogie, die ich zum Thema Geschlecht als gesellschaftliches Konstrukt gehört habe, ist, dass sich unser Geschlecht aus vielen Schichten aufbaut, wobei jede Schicht einen anderen Aspekt unseres Aussehens und unseres Verhaltensdarstellt. Dann ist es so, dass wir uns auf diesen schichten eher maskulin oder feminin bewerten und das Gesamtbild dann schlussendlich etwas darüber aussagt, ob wir Männlich oder weiblich sind.

ich habe das ganze unter dieser Frage noch etwas ausführlicher beschrieben: https://www.gutefrage.net/frage/geschlecht-als-binaeres-system--meinung

natürlich bedeutet das nicht, dass es eine Frau weniger weiblich macht, wenn sie typisch männliche Attribute an den Tag legt oder umgekehrt einen Mann zur Frau macht, wenn er sich feminin verhält. Aber genau weil es eben diese Differenzen zwischen Geschlecht und verhalten gibt, ist es meiner Ansicht nach auch wichtig zu erkennen, dass einzelne Aspekte einer Person nicht über deren Geschlecht bestimmen. denn nur weil ein Mann sich schminkt und Nagellack trägt, macht ihn das nicht zum Mann. Das Geschlecht ist eben mehr, als man von aussen betrachtet sehen kann. Und schlussendlich weis man selbst am besten, wer man ist- egal, was unsere Genitalien implizieren.

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Ist schwierig.

Ich habe darüber intensiv mit jemandem diskutiert, der das ganze Transthema gar nicht mitbekommen hat bzw. ausblendet.

Meine Frage war: Fühlt man sich als Mann anders als als Frau, unabhängig von anerzogenen Dingen wie typischer Kleidung oder Dingen, die man nicht machen würde, weil sie "für Frauen" oder "für Männer" sind?

Die Antwort, die wir dann fanden war: Das kann man nicht wissen. Keine Frau kann wissen, wie sich eine andere Frau fühlt, nicht mal ihre Zwillingsschwester, ob die sich exakt so als Frau fühlt wie sie selbst oder irgendwie anders. Sprache ist da unzulänglich, letztendlich können wir unsere Gefühle nie 100%ig sprachlich übermitteln. Wenn ich sage "ich liebe dich" oder "ich bin traurig" oder "am Boden zerstört" - woher will ich dann wissen, dass du exakt das gleiche Gefühl im Kopf hast oder unter gleichen Umständen empfindest wie ich? Das können wir beide gar nicht wissen!

Was bleibt also?

Die Vorstellung, wie man sich als Mann oder Frau fühlen würde.

Woran macht man die fest?

An den Konventionen der Gesellschaft, an den eigenen Beobachtungen (Männer machen oder sagen oder mögen dies, Frauen machen, sagen, mögen das.)

Man fühlt sich also nicht gut oder nicht optimal und hat die Vorstellung, dass man sich als Mann/ Frau besser fühlen würde, basierend auf seinen Beobachtungen und eigenen Schlussfolgerungen über Männer/ Frauen.

Überspitzt gesagt: Wir alle kennen doch dieses Gefühl durch Werbung, Einflüsse etc. zu denken "wenn ich DAS besitze, wird es mir besser gehen, ich werde glücklicher sein, mein ganzes Leben wird sich ändern!" - und dann kauft man sich diese Sache und oft sind die Gefühle dann doch nicht wie erwartet.

Was, wenn sich dieser Wunsch nun auf eine Geschlechtsangleichung beziehen würde und ebenfalls das erwartete Gefühl am Ende ausbleibt - man aber nicht mehr viel oder zumindest nicht alles mehr ändern könnte?!

Es ist auf jeden Fall ein Gefühl, nur nicht jeder erlebt es so.

Ich glaube, wenn man zum Beispiel selbst als Frau geboren ist und sich auch weiterhin als Frau identifiziert, kann es einem so vorkommen, als wäre das einfach ein Fakt oder eine Erfahrung, weil man an das dazugehörige Gefühl schon gewöhnt ist. Es ist ja immer da.

Ansonsten könnte man es auch eher darüber definieren, dass man mit dem falschen Geschlecht ständig das Gefühl hat, es stimmt etwas nicht. Wenn jemand zB. einen Transmann mit Frau statt Herr anspricht, empfindet dieser es als Beleidigung. Wenn man etwas trägt, was die Hüften oder Brüste betont, kommt es einem wie Verkleidung vor. Wenn man seine Periode hat, wundert man sich irgendwie darüber, weil einfach was nicht zusammen passt mit der eigenen Empfindung. Das sind alles Gefühle, die dem Grundgefühl "Mein Körper ist falsch" entspringen.

Und das als Nichts fühlen kommt wohl daher, wenn beides unangenehm ist. Wenn weder die Anrede Frau noch Mann stimmt. Wenn man über seine weiblichen Geschlechtsteile verwundert oder verärgert ist, aber nicht unbedingt die männlichen haben will. Und soweiter.

Ich persönlich bin non-binary, das bedeutet, dass ich mich weder als weiblich, noch als männlich identifizieren kann. Ich bin irgendwo dazwischen, wo genau, weiß ich aber nicht.

Für mich ist es sowohl ein Gefühl, als auch eine Art Erfahrung. Ich fühle mich nicht weiblich; nicht männlich. Für mich spielt das aber auch keine Rolle.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der LGBTQ+ Community