Ist Jesu Tod am Marterinstrument überhaupt von Bedeutung?

annie80  17.03.2024, 08:37

Du meinst, wenn man nicht daran glaubt, dass dieser Tod deine Sünden vor Gott getilgt hat?

gromio 
Fragesteller
 17.03.2024, 09:37

Nee - CHRISTEN finden Gründe für die Bedeutung des Todes von Jesus Christus. Was aber ist mit den anderen 6 Milliarden Menschen?

joergbauer  18.03.2024, 09:57

Jesus ist nicht nur ein Mensch gewesen - das Wort wurde Fleisch! Nur ER kann Sünden vergeben (Johannes 3,16, 14,6).

gromio 
Fragesteller
 18.03.2024, 10:08

Was genau ist Deine Nachfrage?

13 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich selbst bin urchristlich orientiert und finde die Frage berechtigt, denn der gängigen Ansicht vieler christlicher Kirchen, dass wir durch den physischen Tod von Jesus nun bis heute dauerhaft errettet und wenn wir an ihn glauben quasi "automatisch" unsere Sünden aufgehoben seien (praktisch ein "Freibrief"), folge ich nicht. Diese Sichtweise widerspricht meiner Anicht nach etlicher grundlegender Lehren von Jesus selbst, wie der Lehre von Saat und Ernte etc., wir werden immer wieder zu guten Taten aufgerufen, die nur wenig relevant wären, wenn wir "sowieso" errettet sind, allein wg. des christlichen Glaubens.

"Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen." (Mt 6,20) und "lrret euch nicht, Gott lässt sich nicht verspotten. Denn was ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten, wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten." (Galater 6,7-8)

Für mich ist diese dauerhafte Errettungsaussage und die Überhöhung der Kreuzigung tatsächlich eine Form alter Kirchenpropaganda, so wie ja die kath. Kirche nachweislich auch Ablassbriefe verkauft hat, was für mich eine wirklich krasse Sünde darstellt, um sich an den Ängsten der Gläubigen selbst zu bereichern.

Belegen kann es sicherlich niemand, aber ich glaube daran, dass Jesus größte Bedeutung in seiner Lehre, seinem idealen moralischen Vorbild und seinem erhabenen Wesen als Gottes Sohn liegt. Für mich ist sein körperliches Sterben am Kreuz kein Höhepunkt seines Wirkens, sondern der krasseste Beweis für seine unerschütterliche Erhabenheit, dass er selbst unter den schlimmsten Bedingungen allem entspricht was er lehrte, ein für normale Menschen unerreichbares, aber ideales Vorbild dessen was Gott sich von uns wünscht. Trotz allem vergibt er seinen Peinigern, wünscht allen nur Gutes und die Gnade Gottes. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34). Und er vertraut weiterhin bis zum allerletzten komplett auf Gott, seinen Vater, auch wenn er fast verzweifelt im körperlichen Schmerz - „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“

Ein schöneres Zeugnis für den moralischen Stand der Menschheit wäre es für mich gewesen, wenn Jesus nicht grausam ermordet worden wäre, sondern physisch noch viele Jahre hätte weiter lehren und wirken können, vielleicht auch in verschiedenen Teilen der Welt. Aber viele Menschen, wie etwa damals die Römer, waren einfach zu grausam und zu machtbesessen, moralisch zu verkommen, um jemand wie ihn zu akzeptieren. Andererseits bleibt wohl der Punkt, dass dieses Sterben am Kreuz viele Jahrhunderte später noch so eine starke Symbolwirkung hatte, dass es zweifellos sehr stark zur schnelleren Verbreitung der christlichen Lehre beigetragen hat. Aber ich persönlich könnte mir definitiv auch ein weit verbreitetes Christentum auf Grundlage der Lehre Jesu vorstellen, ohne das diese grausame Marterung dafür eine Bedingung gewesen wäre, vermutlich wäre das sogar die schönere Welt gewesen, aber die damaligen Menschen waren jedenfalls moralisch noch nicht bereit dafür, soviel ist sicher...
(Ergänzung: Selbstverständlich wusste Gott vorher bereits, dass auf der Erde in dieser Zeit Jesu Tod unvermeidbar war, da er das Schlechte in all den Seelen kennt, aber ich glaube nicht so sehr, dass sein physischer Foltertod der entscheidende Punkt seiner Mission war, sondern das er eher "trotzdem" lehren und wirken musste, weil dies so bedeutsam war für die Entwicklung der Menschheit).

gromio 
Fragesteller
 17.03.2024, 09:41

Vielen Dank für die Darstellung Deiner Ansicht.

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Justus795  17.03.2024, 10:00

Du hast viele gute Gedanken geäußert. Und in vielem stimmst du mit der Bibel überein. Doch was seinen Tod und seine Auferstehung betrifft, sagt Gott in seinem Wort etwas anders. Denn Jesu Tod und seine Auferstehung wurde schon von den Propheten vorher gesagt.

Die Opfervorschriften im Tempel und die Sühnopfer und Sündopfer waren eine Vorschau auf Jesus Christus und seinen Opfertod. Paulus erklärt das in seinen Briefen sehr gut. Philipper 2:5-11 ist einer von vielen Textpassagen die darauf hinweisen. In Hebräer 10 wird das auch sehr gut erklärt. Wenn du noch Fragen hast, darfst du gerne fragen.

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ksa01  17.03.2024, 12:29
@Justus795

Ja, völlig richtig, denn Gott wusste ja bereits vorher das es unvermeidbar so kommen wird, weil er die menschlichen Seelen exakt kennt und klar war, dass zu viel Grausamkeit, Eifersucht, Machtgier etc. vorherrschte.
Mir ging es bei dem Aspekt der Frage eines körperlich noch länger lebenden Jesus eher um eine fiktive Überlegung "was wäre, wenn", um einfach aufzuzeigen, dass für mich der primäre Wert des Christentums nicht darin besteht, dass der moralische Stand der Menschheit damals so niedrig war und Jesus nicht unbedingt in einem "konstruktiven" Sinne grausam sterben musste, wie es in meiner Wahrnehmung von vielen argumentiert wird, sondern es war durch das etablierte Böse nicht vermeidbar. Aber da hier niemand Gottes exakten Plan vor dieser Zeit kennt, nicht die Kirchen, nicht ich, war der Teil sowieso nur eine Hypothese einer evtl. schöneren Welt, die aber dafür vorher bessere Menschen gehabt haben müsste.
Primär ging es mir, um das Aufzeigen des Fehlschlusses, dass man "automatisch" durch den Glauben errettet sei, ohne für das Gute arbeiten zu müssen, da Jesus selbst dies anders lehrt, wie ich ja auch oben ausführte, mit Saat und Ernte etc.

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Justus795  24.03.2024, 10:38
@ksa01

In der Bibel steht Gottes Plan schon lange vor der Geburt Jesu. Die erste Prophezeiung seines Plans kannst du in 1.Mose 3:15 nachlesen. Im Laufe der Zeit offenbarte Gott immer mehr darüber, wie sich diese Prophezeiung erfüllen wird.

Dass Glauben allen nicht ausreicht, damit hast du Recht. Und das kann man schon im Brief von Jakobs 2:24-26 lesen.

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Ja, auf jeden Fall...

Das hat damit zu tun, warum Jesus gekreuzigt wurde:

Jesus wurde von den religiösen Führern der Juden angeklagt, vom römischen Stadthalter Pontius Pilatus auf ihren Druck hin verurteilt und von römischen Soldaten gekreuzigt.

Natürlich hätten sich die jüdischen Führer auf die Seite von Jesus stellen und ihn als den von den Propheten des Alten Testaments verheißenen Messias annehmen können. Stattdessen ließen sie ihn verhaften und lieferten ihn den Römern aus.

Natürlich hätten die Römer darauf verzichten können, einen völlig unschuldigen zu kreuzigen. Der römische Stadthalter Pontius Pilatus fragte, was Wahrheit und wusch seine Hände, um Unschuld zu demonstrieren.

Aber eigentlich sind wir alle am Tod von Jesus schuld. Der Grund dafür ist, dass Jesus in die Welt kam, um am Kreuz zur Vergebung unserer Sünden zu sterben. 

Alle Menschen sind Sünder und werden vor Gott in Worten, Taten und Gedanken schuldig. Da Gott rein, heilig und gerecht ist, kann er Sünde nicht tolerieren. Deshalb müssten eigentlich alle Menschen in die Hölle kommen, da niemand ein völlig sündloses Leben geführt hat.

Doch Gott hat uns einen Rettungsanker ausgeworfen. Er ist selbst in Jesus Mensch geworden, hat Versuchungen erlebt und hat als einziger jemals ein völlig sündloses Leben geführt. Deshalb konnte er am Kreuz als reines und makelloses Opfer zur Vergebung unserer Sünden sterben. Wenn wir dieses Opfer für uns in Anspruch nehmen, bekommen wir die Vergebung unserer Sünden und können reingewaschen und geheiligt vor Gott stehen. Nach der Bibel gibt es nur diesen einen Weg.

Jesus hat den Tod besiegt. Deshalb schrieb Paulus: "Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?" (1. Korinther 15,54-55).

Durch den Sündenfall von Adam kam der Tod in die Welt - durch Jesus die Auferstehung der Toten: "Denn weil der Tod durch einen Menschen kam, so kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen" (1. Korinther 15,21).

Jesus sagte: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen" (Johannes 5,24).

"Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn" (Römer 6,23).

In Jesus Christus wurde Gott selbst Mensch, um am Kreuz stellvertretend für unsere Sünden zu sterben. "Jesus kam in die Welt, um Sünder zu erretten" (1. Timotheus 1,1,5).

"Jesus ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt" (1. Johannes 2,2).

"Darin besteht die Liebe - nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sünden" (1. Johannes 4,10).

"Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Johannes 1,9).

Der Grund dafür war, dass Gott uns liebt: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat" (Johannes 3,16).

gromio 
Fragesteller
 17.03.2024, 17:45

Vielen Dank für die Darstellung Deiner Ansicht.

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Hm...

Auch für uns geht es um ewiges Leben (Joh.14,6).

Woher ich das weiß:Recherche

Offensichtlich ja, sonst hätten nicht Jahrtausende lang unschuldige Lämmer für die Schuld der Menschen geopfert werden müssen. Das sehe ich als den "Schattendienst", der auf das kommende und abschließende, entgültige Opfer Christi hinweisen sollte.

CHRISTEN finden Gründe für die Bedeutung des Todes von Jesus Christus. Was aber ist mit den anderen 6 Milliarden Menschen?

Nicht Christen finden Gründe, sondern Gott selbst wollte allen Menschen (auch die anderen 6 Milliarden Menschen) den Zugang zum ewigen Leben und die ewige Gemeinschaft mit Gott ermöglichen.

Dieser Zugang ist nur möglich, wenn die Menschen Gott ein hochheiliges Opfer darbringen können. Dazu hat er seinen Sohn gesandt (also sich selbst im Grunde), um den Menschen dieses reine, hochheilige Opfer zu ermöglichen: indem Christus bei seiner Himmelfahrt sein Opfer in den Himmel trug und es nun fortwährend dem Vater in Liebe darbringt, brauchen wir dieses Opfer konkret auf der Erde nicht mehr vornehmen, sondern können an diesem Opfer teilhaben, indem wir das Opfer im Himmel hier auf Erden repräsentieren, vergegenwärtigen, gegenwärtig machen.

Was bei der Heiligen Messe geschieht, ist also weder ein blosses Erinnern, daß zu einem bestimmten raumzeitlichen Zeitpunkt (33. n. Chr. in Jerusalem) ein bestimmter Mensch (Jesus von Nazareth) gekreuzigt wurde, noch eine Wiederholung des Opfers selbst, sondern die in unsere Gegenwart-bringende himmlische Opferhandlung Christi.

Warum ist der Zugang zu Gott prinzipiell nur durch ein (reines, hochheiliges) Opfer möglich? Weil Gott es so verfügt hat (siehe Altes Testament, Exodus, ab Kapitel 12 ff.). Und diese Verfügung wird auch später im AT und auch nicht von Jesus selbst aufgehoben. Im Gegenteil:

Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang ist mein Name groß unter den Nationen. Und an allerlei Orten lässt man ⟨Opfer⟩rauch aufsteigen und bringt meinem Namen ⟨Gaben⟩ dar, und zwar reine Opfergaben. Denn mein Name ist groß unter den Nationen, spricht der HERR der Heerscharen. (Maleachi 1:11)

Zur Zeit Maleachis gab es dieses reine Opfer unter den Nationen (oder Heiden) noch nicht. Es ist erst ermöglicht worden durch die Einsetzung des Hl. Messopfers durch unseren Herrn Jesus Christus während des letzten Abendmahls.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Gläubiger Katholik