Ist gleichgeschlechtliche Liebe von Gott gewollt, da Jesus sich nicht zur Homosexuellalität geäußert hatte?
Hey,
Es gibt verschiedene Meinungen zu dem Thema. Manche sagen ja und manche sagen eben nein. Weiß jetzt nicht ob es gewollt ist oder eben nicht. Heute ist ja der Wissensstand, dass die Homosexuellalität angeboren ist, dennoch sagen viele das es nicht gewollt ist. Jesus nahm nie Stellung zu dem Thema, nur Paulus der sich berufen gefühlt hatte äußerte sich in den Paulus Briefen dazu. Lag es vielleicht daran, dass der Wissenstand von Paulus zu damaligen Zeit anders war als heute?
LG und ich freue mich auf jede Antwort, um Klarheit zu schaffen 🙏🏻.
15 Antworten
Paulus hatte von sexueller Orientierung keine Ahnung, das gilt für die gesamte Antike und somit für alle Bibelautoren.
Paulus beschreibt Homosexualität als von Gott vorgesehene Konsequenz von Unglauben (Römer 1,26). Und darum glauben viele Christen, dass Homosexualität eine freie Entscheidung und Lifestyle wie Skifahren ist.
Zum neuen Testament: es ist unklar, was Paulus mit μαλακός (malakos) und α̉ρσενοκοίτης (arsenokoitēs) gemeint haben könnte:
Paulus benutzt keine besonders gängigen Begriffe zur Umschreibung gleichgeschlechtlichen Verhaltens. Eventuell war ihm das Phänomen mehr als unvertraut.
Bereits Zeitgenossen war unklar, was mit μαλακός (malakos) gemeint sein kann:
Den unsicheren Gebrauch der Vokabel führt eine Notiz bei Dionysios von Halicarnass vor Augen.
Ein gewisser Aristodemus wird als μαλακός bezeichnet und man wisse nicht, ob es sich darauf beziehe, dass er weibisch sei und sich wie eine Frau gebrauchen lasse oder aber dass er fein und milde sei (Dion. Hal. Antiquitates Romanae 7.2,4).
Mehrere Bedeutungen sind möglich:
a) μαλακός bezeichnet jemanden, der geschmeidig und gepflegt ist;
b) μαλακός ist ein moralisch fragwürdiger Weichling;
c) μαλακός ist ein mit weiblichen Attributen belegter Mann, der gegen Geschlechterkonventionen verstößt;
d) μαλακός ist ein Mann, der nicht der geforderten Pflicht nachkommt, aktiv zu sein oder nicht die gesellschaftliche Potenz hierzu besitzt und sich gebrauchen lassen muss.
Ähnliches bei α̉ρσενοκοι̃ται (arsenokoitai):
Noch weit ungewöhnlicher als μαλακός ( malakos) ist der andere Begriff, α̉ρσενοκοι̃ται ( arsenokoitai), bei dem es sich vielleicht um einen von Paulus geschaffenen Neologismus handelt.
John Boswell sieht mit α̉ρσενοκοι̃ται ( arsenokoitai) ursprünglich nur männliche Prostituierte gemeint, genauer: Männer, die allgemein Geschlechtsverkehr haben, nicht aber spezifische Formen gleichgeschlechtlichen Verhaltens. Erst im 4. Jahrhundert n. Chr. sei es zu einer Bedeutungsverschiebung gekommen, der Begriff wurde nun „antigay“ (Boswell, 350–353).
Paulus hatte nicht nur keine Ahnung von Homosexualität, sondern hat auch bei der Parusieerwartung verkackt. Hier ist er sich sicher, dass er und die anderen noch zu Lebzeiten die Parusie erleben:
17 Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft.
https://www.bibleserver.com/LUT/1.Thessalonicher4%2C17
Wie Adventisten und Zeugen Jehovas wurde er von der Realität eingeholt und er musste sich Neues Licht aus den Fingern saugen.
Also, es gibt da verschiedene Ansätze. Und es gibt Ansätze, die du wählen kannst, die offen sind.
Der Ansatz, der offen ist und am verbreitetsten unter den offenen Ansätzen ist der "Was würde Jesus tun"-Ansatz. Und ja, Jesus ist laut Bibel eine Person gewesen, die sich auf die Seite von Außenseitern gestellt hat und diese verteidigt hat. Jesus wäre die Art von Person, die Steine auf Polizisten wirft, die versuchen, einen schwulen Club zu räumen. Jesus wäre die Art von Person, die HIV-Positive im Sterben begleitet. Jesus wäre die Person, die im Vatikan mit Molotov-Cocktails schmeißt, wenn dieser die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare verbieten will - was weiter geht, als selbst die meisten Leute, die LGBTQ+ sind, tun.
Allein die Evolution hat Leben gemacht und die Ausprägungen sind Teil der Natur. Götter sind mystische Erfindungen der Menschen und somit können die auch nichts erschaffen.
Das Konzept Homosexualität, wie wir es kennen, wurde erst im 19. Jahrhundert entsprechend festgehalten und benannt.
Ergo kann in den biblischen Schriften nichts konkretes dazu stehen. Wenn gleichgeschlechtliche Handlungen verurteilt werden in den Texten, dann ist es ausschließlich Analsex. Und das hat einen ganz einfachen Grund:
zum damaligen Zeitpunkt war Sex primär ein Fortpflanzungsmechanismus, kein Genussakt. Und durch Analverkehr entstehen keine Kinder. Das hat aber mit heutigen soziokulturellen Realitäten wenig bis nichts gemein.
Wir unterschätzen, wie menschlich die Bibel ist. Sie ist nicht das Buch der Wahrheiten, sondern das christliche Glaubensdokument, das nicht von seiner Historie einfach entrissen werden kann.
Gott ist die Liebe. Jesus und Paulus sprechen immer wieder von der Liebe als treibende, entscheidende Kraft und dass wir alle (!) eins in Jesus Christus sind. Ergo ist keine christlich begründete Schwulenfeindlichkeit legitim.
LG
Gleichgeschlechtlichen Sex auf Analverkehr zu reduzieren hat auch nichts mit heutigen soziokulturellen Realitäten gemein.
Das ist richtig, claime ich aber auch nicht bzw. wollte ich nicht.
Nur war das der damalige Argumentationsstrang.
Weiß jetzt nicht ob es gewollt ist oder eben nicht.
Wie Du selbst bemerkt hast, gehen die Meinungen dazu auseinander. Aber bei einer entscheidenden Sache nicht:
Jesus nahm nie Stellung zu dem Thema
Als Jesus gesagt hat "Liebe deinen Nächsten wie Dich selbsr!", hat er keine Ausnahmen hinzugefügt.
Das widerspricht sich.