Inwieweit ist ein Studium schwieriger als Schule?

10 Antworten

Abitur kommt eher den Prüfungsstoff eines Studiums ran

ich war von der Schule gewohnt dass man normalerweise kleinere Lernpakete zum lernen hat. Also den Stoff maximal von einem halben Jahr und der ist geprüft worden. Die Menge die man beim Abitur lernen musste, war dann doch "etwas" mehr.

Ähnlich ist es beim Studium. Da hast du normalerweise ein halbes Jahr Vorlesungen und am Ende vom Semester wird er stoff von ALLEN Fächern geprüft. Da gab es auch Vorlesungen wo man 200-300 Seiten stoff hatte - pro Fach. Hier musste ich lernen das wichtigste aus den hunderten Seiten raus zu lesen und nur das zu lernen, viel auf Verständnis zu lernen (denn Auswendig kann man so viel sich nicht merken) und den Lernstoff in kurzer Zeit halt lernen )

Das Studium stellt Anforderungen die sich von dem unterscheiden, was Du von der Schule gewohnt bist. Je nach Disziplin können sich diese Anforderungen unterschiedlich sein, wie Du damit zurecht kommst hängt letztendlich von Dir ab. Ich habe noch von keinem gehört der die Uni leichter fand als das Abi, aber das mag es auch geben. Ganz grundsätzlich ist mehr Eigenverantwortung gefragt, ds liegt allein schon manchen mehr als anderen.

Kurse und Veranstaltungen: Du hast die weitgehende Freiheit Dir Deine Kurse aussuchen zu dürfen, zu Vorlesungen zu gehen oder auch nicht, oft (aber nicht immer) ganz wie es Dir passt. Allerdings wird niemand Dir das Zeug mehr nachtragen. Wenn Du etwas nicht verstehst oder etwas verpasst hast, dann ist es Deine Aufgabe Dir die Informationen zu beschaffen. Viele Vorlesungen sind freiwillig, aber das heißt nicht, dass Du die Inhalte nicht trotzdem können musst und die alle in den Klausuren drankommen können. Wenn Du Dich entscheidest zB nicht zur Vorlesung zu gehen und dann Deine Prüfungen versemmelst, dann ist das ganz allein Dein Problem. Niemand sagt Dir in der Vorlesung was Du mitschreiben sollst, im Prinzip kann alles wichtig sein. Man schreibt also ziemlich viel mit (bzw kommentiert in den Folien) und macht sich Notizen und Randnotizen zu Dingen, die man nochmal nachschauen muss. Das Tempo und das Niveau sind wesentlich höher, eine Vorlesung umfasst deutlich mehr Stoff (den Du teilweise dann noch nachbereiten musst um ihn zu verstehen) als eine Schulstunde. Dazu kommt, dass die Themen, je nach Fach, nicht unbedingt aufeinander aufbauen. Während eine Woche ein Thema besprochen wird, kann in der kommenden auch ein ganz anderes dran sein.

Wissenschaftliches Arbeiten: Jede Disziplin hat eigene Methoden und Herangehensweisen, die Du lernen und dann befolgen musst. Nicht jedem liegt die akademische Arbeitsweise. Du musst wesentlich strukturierter Argumentationsketten aufbauen unter Beachtung wissenschaftlicher Vorgehensweisen Deiner Disziplin.

Eigenständiges Nach - und Mitdenken: In der Schule wird oft der Lösungsweg zu einer Aufgabe ausführlich behandelt, Übungsaufgaben besprochen und Fragen gestellt. An der Uni werden oft nur Thesen und Ergebnisse präsentiert, die kritische Auseinandersetzung damit, das Hinterfragen, das Üben von Beispielen, die Beleuchtung in anderen Kontexten - das ist Aufgabe der Studenten. Du sollst ja lernen Inhalte Deines Fachs zu verstehen und bewerten zu können. Oft muss man sich erstmal einlesen um die Problematik Aufgabe zu verstehen.

Dozenten: Dozenten sind dafür da die Informationen anzubieten und bei Fragen zur Verfügung zu stehen. Anders als Lehrer fühlen sie sich aber nicht für die Entscheidungen ihrer Studenten verantwortlich. Ob Du da bist oder nicht, ab Du mitarbeitest - das ist Deine eigene Verantwortung, Du musst aber auch mit den Konsequenzen leben. Dozenten sind auch nicht dazu da Dir weiterführende Informationen oder Materialien zu beschaffen, das machst Du selbst zB in der Bibliothek. Oft gibt es zB eine Liste mit Literaturhinweisen, diese zu besorgen und zu lesen ist aber Deine Aufgabe. Fachschaften sammeln manchmal Altklausuren, aber Du musst schauen wie Du an die drankommst usw.

Arbeit außerhalb der Veranstaltungen: Meistens hast Du aber nicht mehr als drei Veranstaltungen pro Tag. Das heißt allerdings nicht, dass Du den Rest der Zeit frei hast. Du wirst Referate und Hausarbeiten vorbereiten müssen (das ist viel Arbeit), Vorlesungen nachbereiten und dann natürlich auf die Prüfungen lernen.

Prüfungen: Prüfungen sind nicht das selbe wie Klassenarbeiten, der Inhalt der Seminare und Vorlesungen gibt die Grundlagen vor, um wirklich gute Noten zu bekommen sind aber ein wirkliches Verständnis dieser Themen gefragt sowie Transferleistungen, die Du oft nur durch die Lektüre weiterer Quellen erreichen kannst. Du musst nicht nur wissen wie etwas ist, sondern auch was es bedeutet Es kann sein, dass in der Klausur ein ganz anderes Thema drankommt als in der Vorlesung und Du Gelerntes auf die neuen Zusammenhänge übertragen musst. Diese Informationen muss man oft in Fachzeitschriften und Büchern nachlesen. Außerdem deckt der Stoff ein gesamtes Semester ab und nicht nur ein paar Wochen. Ich habe für meine erste Prüfung mehr gelernt als für mein gesamtes Abitur - und hatte zwar eine gute, aber keine Top-Note.

Formales und Fristen: Zwar weisen nette Dozenten vielleicht auf Fristen und formale Dinge hin, aber diese einzuhalten oder Dich darüber zu informieren ist Deine Sache. Das gilt zB auch für die Planung des kommenden Semesters, Dein Stundenplan kommt nicht automatisch, sondern Du musst Dich gerade für die Seminare selbst anmelden und ggf hoffen, dass Du einen Platz bekommst. Auch wenn Du z.B. eine Klausur nicht mitschreiben kannst ist das Deine Aufgabe Dich abzumelden, sonst wird das als "nicht bestanden" gewertet.

Allgemeine Organisation: Wie so Vieles: deine Aufgabe. Woher bekomme ich ein Semesterticket? Wo ist Hörsaal 3? Wieviel kostet Kaffee im Fachschaftsraum? Woher bekomme ich Vorlesungsskripte? Wann ist Sprechstunde? Brauche ich da ein Attest?... Oft gibt es schon Stellen an die man sich mit Fragen wenden kann, aber auch die muss man erstmal selber finden. Kommilitonen sind oft die ersten Ansprechpartner, nicht die Dozenten.

Insgesamt wird im Studium ein Interesse für Dein Fach angenommen, das Dich motiviert mehr über die Inhalte wissen zu wollen. Du bist freiwillig an der Uni und hast die Chance Dir soviel Wissen anzueignen wie Du möchtest. Das ist dann auch das was ein Studium so spannend und gewinnbringend macht. Klar hat man Verantwortung, aber man hat eben auch so viel Freiheiten und darf sich mit Dingen beschäftigen, die einen wirklich interessieren.

Das hängt sehr stark von dem Studiengang ab. Aus meiner Sicht (MINT) ist das Studium bedeutend schwerer als das Abitur. Gerade die Theorie, die das Studium ausmacht ist bei uns sehr mathelastig und ist auch für jene, denen Schulmathe leicht viel anspruchsvoll. Außerdem ist es ein ganz anderes Lernen. Es wird erwartet, dass man "erwachsen" ist: Die Sachen werden einem nicht mehr hinterhergetragen. Wer nicht lernt fällt einfach durch und das interessiert dann auch niemanden. Daher ist ein hohes Maß an Selbstorganisation gefordert und auch das liegt nicht jedem.

Wie das in anderen Studiengängen ist, weiß ich nicht, aber aus meiner Perspektive: Ja, Studium ist schwerer.

Ich habe schon von vielen gehört, dass einigen ein Studium für einige einfacher war, als das Abitur. 

Den Satz habe ich so noch von keinem gehört.

Eigentlich haben die, mit denen ich darüber gesprochen habe, im ersten Semester genau wie ich kaum ein Wort verstanden.

Wir alle mussten uns erst mal diese ganzen Fachbegriffe aneignen. Das bedeutete lernen, lernen und noch mal lernen. Insgesamt hat mir das wesentlich mehr Spaß gemacht als das Abitur. Aber danach hast du nicht gefragt. ;)

Einige Klausuren waren deutlich schwieriger als das Abitur. Nur die kann man ja als Maßstab heranziehen. Es war ein Ingenieurstudium.