Ich verliere meinen Glauben an das Christentum wegen der Evolution?

Ubald  23.08.2020, 14:31

Meinst du die Evolutionstheorie oder die Evolution? Das sind grundverschiedene Dinge.

verreisterNutzer 
Fragesteller
 23.08.2020, 14:33

Ich meine die Evolutionstheorie

40 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt Christen, die die Evolutionstheorie mit ihrem Glauben vereinbaren können und die Schöpfungsgeschichte als Mythos ansehen.

Andere Christen nehmen die Schöpfungsgeschichte wörtlich. Darunter befinden sich sogar Wissenschaftler wie Prof. Dr. Werner Gitt, Prof. Dr. John Lennox, Dr. Walter Veit (Zoologe), Dr. Markus Blietz (Physiker), Dr. Günter Bechley (Fossilienforscher), von dem der folgende interessante Artikel stammt: https://www.erf.de/themen/glaube/glaube-an-schoepfung-fand-ich-primitiv/2803-542-6173

verreisterNutzer  23.08.2020, 16:10

Danke. Du hast meinen Glauben gerettet.

LG

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Nefesch  23.08.2020, 18:37
@verreisterNutzer

Das freut mich, dass chrisbyrd dir helfen konnte. Hier ist noch ein kleiner Kommentar von mir:

Schöpfung contra Evolution

Alles, was wir sehen und anfassen können - die Dinge des täglichen Lebens sind von jemandem gemacht worden - auch wenn wir die Handwerker nicht kennen. 

Die lebendigen Dinge, die wir ansehen, anfassen und zum Teil essen können; und dann der Himmel über uns und die Erde unter unseren Füßen - also die lebendigen und großartigen Dinge - unsere Welt - sollen durch Zufall und ohne einen Macher von selbst entstanden sein? Das ist unlogisch, das ist unmöglich und unglaubwürdig, UNVORSTELLBAR!

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SlowPhil  23.08.2020, 19:30
@verreisterNutzer

Gerade christlicher Glaube sollte sich nicht auf „Wunder“ im Sinne eindrucksvoller göttlicher Machtdemonstrationen im Widerspruch zu allen bekannten Naturgesetzen stützen oder nur dadurch „gerettet“ werden können.

Du ganz persönlich bist nach christlichem Verständnis doch auch ein Werk Gottes, und zugleich bist Du auf vollkommen natürliche Weise gezeugt und geboren worden, ohne dass dabei Zauberei oder ein Konstrukteur am Reißbrett im Spiel hätte sein müssen.

Warum sollte die Entwicklung des Lebens auf der Erde dann unbedingt eine übernatürliche Reißbrett - Aktion gewesen sein? Nicht, weil es so in der Genesis steht, das ist ein Hymnus auf der Grundlage des damaligen Weltwissens.

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SlowPhil  23.08.2020, 19:21

Dass jemand, der Wissenschaftler ist, auch religiöse ÜBerzeugungen hat, die sein Denken u.U. extrem beeinflussen kann, so stark, dass er Bekenntnisse zu Intelligent Design ablegt, heißt nicht, dass seine Argumente stichhaltig sind.

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chrisbyrd  23.08.2020, 19:30
@SlowPhil

Ich habe von den von mir zitierten Wissenschaftlern einige Vorträge gehört und auch Literatur gelesen. Ihre Argumente waren m. E. durchaus "stichhaltig"...

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SlowPhil  23.08.2020, 19:48
@chrisbyrd

Argumente erscheinen immer stichhaltig, wenn sie in glaubhafter Weise vorgebracht werden und man dabei ausnutzt, dass Menschen über Halbwissen verfügen. Beispiel 2. Hauptsatz der Thermodynamik: In einem geschlossenen System wächst die Entropie, was in der Popularisierung oft mit „Unordnung“ wiedergegeben wird. Ordnung, so die Schlussfolgerung, kann nur durch Eingriff von außen, sprich, göttlichen Eingriff.

Der Denkfehler daran ist, das es sich beim Planeten Erde um kein geschlossenes System handelt. Sie ist ein Fließgleichgewicht, in das Energie mit niedriger Entropie eingetragen wird und Energie höherer Entropie abstrahlt. Dazwischen kann sie eine Menge zur Bildung von Strukturen beitragen.

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Salatkoch  23.08.2020, 20:23

Man darf auch Wissenschaftler sein und gläubig. Nur die, die die altsumerischen Schöpfungsmythen in der Bibel für bare Münze nehmen, kann ich ehrlich gesagt kaum ernstnehmen - wird auch eher der wissenschaftliche Bodensatz sein.

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Stine1224  23.08.2020, 22:21

Das ist ein wirklich lesenswerter Link!

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chrisbyrd  17.01.2021, 16:57

Vielen Dank für den "Stern", ganz liebe Grüße und Gottes Segen!

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Die Evolutionstheorie widerlegt nicht das Christentum. Sogar Charles Darwin, also der Begründer der Evolutionstheorie sagte „Ich glaube, dass die Entwicklungstheorie absolut versöhnlich ist mit dem Glauben an Gott. Die Unmöglichkeit des Beweisens und Begreifens, dass das großartige, über alle Maßen herrliche Weltall ebenso wie der Mensch zufällig geworden ist, scheint mir das Hauptargument für die Existenz Gottes.“

Bist du beruhigt?

Ich lese die Schöpfungsgeschichte auch nicht Wort für Wort ohne darüber nachzudenken wenn zum Beispiel die Schöpfungsgeschichte besagt dass Gott den Menschen am 6. Tag erschaffen hat heißt das ja nicht dass das in unserer heutigen modernen Zeitrechnung gemeint ist.

Nein, die Evolutuonstheorie wird weltweit immer noch als Theorie gehandelt. Sie ist kein Fakt und sie wird auch nie ein Fakt werden, weil sie im Gesamtpaket nicht stimmt, wenngleich auch nicht alles falsch war, was Darwin erforscht hat. Es kann auch einen Zusammenhang geben mit der Schöpfung. Natürlich. Wie gesagt, es sind nicht alle Thesen falsch.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid
Midgardian  28.08.2020, 12:26
immer noch als Theorie gehandelt

Ja, als was denn sonst? Mehr geht ja nicht. Die diversen Schöpfungslegenden hingegen werden immer noch nicht als Theorie gehandelt, weil sie die Qualitätskriterien dafür nicht erfüllen können.

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Hallo Marvin596,

gerade christlicher Glaube sollte sich nicht auf „Wunderglauben“, sprich, erkennbar übernatürliche göttliche Machtdemonstrationen stützen und Gott im vermeintlich Unerklärlichen suchen oder gar ausgerechnet dadurch ins Wanken geraten, dass Phänomene, die man früher nicht erklären konnte, auf ganz natürliche Weise erklärbar werden.

Was meinen christlichen Glauben erschüttert…

…ist nicht die Wissenschaft, sondern sind gerade die Fundamentalisten, da das Weltbild, das sie anbieten, totalitär ist. Noch mehr allerdings sind es Menschen, die im Namen der Liebe Christi Einschüchterung und Gewalt ausüben.

Wenn Christen mehr hassen und verachten als viele kompletten Agnostiker oder gar überzeugten Atheisten, mag dies stutzig machen. Für Muslime oder Angehörige anderer Religionen gilt natürlich genau dasselbe.

Allerdings: Wenn ich Satan wäre, würde ich genau das stiften, was sich historisch auch realisiert hat: Fundamentalismus, Aberglauben (mit Hexenprozessen als Folge), religiöse Verfolgung und Religionskriege. Ich könnte meinen Ex-Chef wohl kaum besser ärgern als indem ich Leute dazu bringe, seinen Namen zu schänden, indem sie in in ihm ihre Mitmenschen terrorisieren.

Kreationismus (von lat. creare, „erschaffen“) ist nicht die Glaubensaussage, dass Gott die Welt und das Leben erschaffen habe, sondern die Auffassung, Evolution als ganz innernatürliche Beschreibung der Entstehung der Arten sei unvereinbar mit dem Glauben der Erschaffung durch Gott.

Damit aber widerspricht er auch dem Glauben, dass wir selbst alle von Gott erschaffen wurden, denn Zeugung und Geburt sind innernatürlich beschreibbare Vorgänge. Dies kann also für einen göttlichen Schöpfungsakt kein Hindernis sein und macht Kreationismus zu schlechter Theologie. Sie versucht, den Glauben zu erzwingen, und zwar nicht nur an Gott, sondern zugleich an widerlegte Weltbilder, indem sie sich gegen eine einfache und logische Theorie wendet und die Entstehung der Arten quasi künstlich unerklärlich zu machen sucht.

Die Stärke der Evolutionstheorie
Ist die Evolutionstheorie 100%ig bewiesen?

Das Wort „beweisen“ ist der Mathematik als exakter Wissenschaft vorbehalten. Naturwissenschaftliche Theorien können falsifiziert werden bzw. Falsifikationsversuchen standhalten, was eine Bestätigung darstellt.

Allerdings ist Evolution keinesfalls ein Phänomen der Vergangenheit. Sie findet permanent statt, man kann ihr dabei regelrecht zugucken.

Die Evolutionstheorie ist vor allem ungeheuer einfach und logisch. Sie erfordert nichts als ganz die Tatsache, dass es in einer Population Variationen in den erblichen Merkmalen gibt und die Chancen, weitergegeben zu werden, von den Merkmalen abhängen. Außerdem muss man noch akzeptieren, dass getrennte Populationen, die sich über genügend Generationen nicht mischen, mit der Zeit so weit auseinander entwickeln, dass sie sich miteinander nicht mehr fortpflanzen können. Aus einer Art mach zwei.

Kein Widerspruch zur Erschaffung durch Gott
Widerlegt Die Evolution das Christentum?

Nein. Das Gegenteil von Evolution ist nicht Erschaffung durch Gott, sondern die sog. Konstanz der Arten, die zu den Theorien zählt, die den Falsifizierungsversuch nicht überlebt haben.

Natürlich wird durch jede Wissenschaft, nicht nur die Evolution, sondern ebensogut auch Naturwissenschaften wie Astronomie und Physik und sogar die Mathematik, das frühantike Weltbild widerlegt, das die Bibel bei oberflächlicher Betrachtung zu transportieren scheint.

Nicht einmal übrigens der 6-Tage-Schöpfung im Herbst 3761 v. Chr. (das Schöpfungsdatum nach jüdischer Zeitrechnung), wenn man Gott als eine Art Schriftsteller denkt, der einen Roman mit einer bestimmten Szene beginnt, die aber eine Vorgeschichte hat. Nur dass diese Vorgeschichte in diesem Fall ganz real ist. Gerade Gott ist noch weniger an die sozusagen von ihm erzählte und damit geschaffene Zeit gebunden, als es ein Schriftsteller an die von ihm erzählte Zeit ist.

Der Gedanke ist mir gekommen, als ich einen Scheibenwelt von Terry Pratchett gelesen habe, in dem es von einem durch Magie erschaffenen Stein heißt, er habe nur Sekunden gebraucht, um seit Jahrmillionen dort gewesen zu sein.

Die Evolution ist eine erwiesene Tatsache. Es gibt millionen Belege dafür. Niemand streitet sie ernsthaft ab.

Eine Evolutionstheorie ist eine Erklärung der Ursachen und Abläufe der Evolution. Naturwissenschaftliche Theorien werden nicht bewiesen, Beweise gibt es in der Mathematik und bei den Juristen. Sie können allenfalls widerlegt werden, wie es mit der ET von Lamarck geschah. Die ET von Darwin beschreibt die Evolution bislang korrekt und widerspruchsfrei, daher gilt sie als anerkannt.

Das schreibe ich wegen deiner Entgegnung auf die Nachfrage von Ubald, denn ich glaube, dass du die Evolution meinst. Denn nicht dass irgendwelche Menschen irgendwelche Theorien aufstellen ist für manche Gläubige ein Problem, sondern die Tatsache, dass sich Lebewesen entwickelt haben und weiter entwickeln.

Die Tatsachen (Funde von Fossilien u.v.a.) widerlegen die Schöpfungsmythen der Genesis und natürlich auch die Geschichte von Noah. So wie die physikalischen Gesetze diverse Wunder widerlegen.

Wie man das Ganze mit dem Glauben zusammen bringt, ist mir kaum verständlich. Aber manche schaffen es. Jedenfalls solltest du dir mal Gedanken machen, wie schwach oder erbärmlich ein Glaube ist, der nur dadurch erhalten werden kann, dass man die Wahrheit verleugnet.