Heiße Luft oder ernsthafte Gefahr? Warum fürchten linke Lehrer in Brandenburg ihre Schüler?

Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen

In unserer Schule ist Rechtsextremismus kein Problem. 58%
Freie Antwort/etwas dazwischen. 32%
In unserer Schule gibt es viele Rechtsextremisten. 11%

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
In unserer Schule gibt es viele Rechtsextremisten.

"gab es viele Rechtsextremisten". Bin in MV zur Schule gegangen, die Schulleitung war regelmäßig damit beschäftigt, irgendwelche NPD-Faschos und ihre Schulhof-CDs vom Schulgelände zu entfernen.

Und warum prangern das nur junge, linke Lehrer an, der Sportlehrer will aber nichts gesehen haben?

Ich glaube, die Antwort auf die Frage steht in deinem verlinkten Artikel

Doch dabei zieht das Kollegium offenbar nicht an einem Strang. "Von unserem Kollegium ist die eine Hälfte aktiv, die andere schaut lieber weg", erzählt eine Lehrerin aufgebracht. 

Der besagte Sportlehrer gehört dann wohl zur "anderen Hälfte".

Aber mal eine Gegenfrage: woher nimmst du es, dass das "junge, linke Lehrer" sind? Das "links" gibt dein Artikel nicht her. Ich denke, es hat nichts mit "links" oder "rechts" zu tun (extreme Spielarten ausgenommen), dass man Neonazis shice findet, sondern etwas mit einer grundsätzlichen humanistischen Einstellung. Damit, dass aus der Schule idealerweise Schüler rauskommen, die ein nützlicher Bestandteil der Gesellschaft (also u.a. keine Neonazis) sind.

vanOoijen 
Fragesteller
 27.04.2023, 16:46

Naja, ich wollte nicht den kompletten Artikel in die Frage kopieren. Quellenangabe ist ja vorhanden.

Ich poste hier nicht für Bestätigung von Auffassungen und finde Bubbles gibt es schon genug.

Ich möchte ein Meinungsbild, wie bei einer Straßenumfrage.

Und dabei interessieren mich alle Meinungen.

Daher nutze ich auch gerne leicht provokative Formulierungen.

Ich bin nicht der Öffentlich-Rechtliche-Rundfunk, sondern möchte auch mit den geschmähten Rechten reden und gerade die eben nicht canceln, was ich für einen journalistischen Fehler halte.

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bluebird5  27.04.2023, 17:05
@vanOoijen
sondern möchte auch mit den geschmähten Rechten reden und gerade die eben nicht canceln

In dem konkreten Fall schmäht doch keiner "die Rechten". Der betreffende Sportlehrer wurde gehört und gibt an, keinen Hitlergruß gesehen zu haben. Niemand wurde gecancelt. Dass es nicht gerade für die Kompetenz des Lehrers spricht, sowas zu übersehen, ist vielleicht logisch (vielleicht aber auch mal wieder linksgrünversiffte Hetze, wer weiß). Dass die Rechten ebenfalls gerne Leute canceln, führt der Artikel lang und breit aus.

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vanOoijen 
Fragesteller
 27.04.2023, 17:42
@bluebird5

Mich interessiert doch nicht diese eine Kack-Schule in Brandenburg, oder dieser Sportlehrer vs. dem woken Kollegium.

Ich bin interessiert an einem gesamtgesellschaftlichem Bild.

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bluebird5  27.04.2023, 18:27
@vanOoijen

Nochmal: woher nimmst du, dass die anderen Lehrer "woke" und "links" sind? In deinem verlinkten Artikel steht das nicht.

Aber vielleicht ist dieses "links vs. rechts"-Mindset, das du formulierst, ja ein Teil des Problems.

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vanOoijen 
Fragesteller
 27.04.2023, 18:33
@bluebird5

Natürlich steht das da nicht.

Aber ich bin medienkompetent und kenne die Richtung des RBB.

Ich kann mir die Situation an der Schule lebhaft vorstellen.

Alte Ossi-Lehrer vs. junge Lehrer die frisch vom Studium aus Berlin kommen.

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bluebird5  27.04.2023, 18:48
@vanOoijen

Und da kommt dein links vs. rechts-Mindset wieder durch. Du gehst davon aus, dass "die anderen" die Linken und "die Woken" sind und damit unrecht haben müssen. In die Richtung, dass der Sportlehrer ein dreckiger Neonazi ist (wie es sie in brandenburgischen Shitholes öfters gibt) denkst du nicht nach, sondern wehrst dich mit Händen und Füßen dagegen. Man könnte das ganze tiefer analysieren und schauen, ob Mobbing (welches an der genannten Schule ebenfalls ein Problem ist), Perspektivlosigkeit und psychische Probleme vielleicht der wahre Kern sind, aber dafür müsstest du als erstes aufhören, alle Menschen strikt in "links" und "rechts" einzuteilen.

Das ist ein Punkt, den ich sowieso nicht verstehe - in einem anderen Kommentar schreibst du darüber, damals von einer türkischen Gang in der Schule gemobbt zu werden, hier findest du das Mobbing einer deutschen Gang in der Schule ganz superdupertoll. Weil letztere sich als "rechts" branden.

Ich bin übrigens ebenfalls medienkompetent, mit dem Wort gewinnt man hier ja jede Diskussion.

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vanOoijen 
Fragesteller
 27.04.2023, 19:09
@bluebird5

Diesen Kommentar gebe ich sogar ein 👍.

Du bist durchaus auf dem richtigen Weg und ich habe tatsächlich nichts an Deinem Gedankengang auszusetzen.

Und ein Fan von Neonazi-Sportlehrern bin ich ebensowenig wie Du.

Überrascht?

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Freie Antwort/etwas dazwischen.

Ältere Lehrer haben oft (auch durch Misserfolge) resigniert; es sind meist jüngere Lehrer, die gegen Missstände angehen und ihre Stimme erheben. Das hat mit politischen Einstellungen wenig zu tun. Man schaut besser weg, auch um sich selber zu schützen, und hat weder die Kraft noch den Wunsch, irgendwie Idealismus oder Aktionismus zu zeigen, auch weil man weiß, es fällt nur auf einen selber zurück und bewirkt nichts. Man sitzt nur noch die Jahre bis zur Pensionierung oder der Dienstunfähigkeit ab.

Ist das ein einmaliger Vorfall an einer Brandenburger Schule, oder steht er exemplarisch für den politischen Zustand im Osten der Republik?

In dieser Extremität ist es wahrscheinlich nicht die Regel, gibt aber den grundsätzlichen Tenor sicher wieder - wobei es soweit auch nur kam, da die Volksparteien versagt haben und speziell Ostdeutschland zu weiten Teilen auf der Strecke blieb; bis 1995 flossen zwar Billionen in "blühende Landschaften", aber eben nur in Prestigeprojekte wie Kirchen und Bibliotheken, der Rest blieb auf der Strecke.

Freie Antwort/etwas dazwischen.

Kumpel von mir war Lehrer. Mit Rechtsextremismus war er nie konfrontiert. Aber damit, dass jedes Mal, wenn er Missstände vor der Rektorin angesprochen hat, und zwar völlig egal welche, er dafür persönlich verantwortlich gemacht wurde. Wenn er damit nicht umgehen könne, solle er sich einen anderen Job suchen, er sei dafür nicht geeignet.

Er hat sich dann wirklich irgendwann einen neuen Job gesucht, wo er deutlich mehr verdient und deutlich weniger Stress hat. Es gibt einen Grund für den massiven Lehrermangel überall. Lehrer sollen heute aus den Kindern perfekt erzogene Fachkräfte machen, ohne dabei auch nur die geringste Form von Druck auszuüben. Wer etwas dagegen sagt, der hat einfach die reine Seele des lernlustigen Kindes nicht verstanden und schränkt dessen Entfaltungsfreiheit und -potential ein. Das ist das aktuelle allgemeine Paradigma in der Bildung.

Zur Erziehung gehört aber beides. Belohnung und Strafe. Das "moderne" Schulsystem hat das nicht verstanden.

Persönlich bin ich noch nicht so lange aus der Schule. Ich wurde bei uns nie mit Rechtsextremismus oder Rassismus konfrontiert. Bin auch in einer guten Gegend auf dem Land aufgewachsen. Wir hatten generell nicht so viele Probleme.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
vanOoijen 
Fragesteller
 27.04.2023, 16:51

Sehr gute Antwort.

Ich wollte in der heutigen Gesellschaft ganz bestimmt auch kein Lehrer mehr sein.

Ganz egal was man mir zahlt.

Dieses Spannungsfeld unter diesen Bedingungen...

Nein danke.

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Miniaturwelt  30.04.2023, 14:13

Du hast moderne Erkenntnisse der Pädagogik schlichtweg missverstanden. Strafe und Belohnung züchtet dir einzig Kinder mit psychischen Störungen herbei.

Super Sache....

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eingew  30.04.2023, 18:22
@Miniaturwelt

Danke für deinen interessanten Kommentar. Ich finde es gut, dass du dich kritisch mit dem Thema auseinandersetzt. Ich würde mich freuen, wenn du mir das ausführlicher erklärst.

Belohnung und Strafe sind wichtige Formen von Feedback. Feedback hilft uns, zu lernen und uns anzupassen. Das gilt nicht nur für Kinder, sondern für alle Menschen.

Es gibt zahlreiche Studien dazu, die zeigen, dass der beste Erziehungsstil der autoritative ist. Dabei werden die Kinder mit Liebe und Respekt behandelt, aber auch mit klaren Regeln und Konsequenzen. Solche Kinder sind im Durchschnitt glücklicher, erfolgreicher und sozialer als Kinder aus anderen Erziehungsstilen. Hier kannst du mehr darüber erfahren: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-55792-1 Kapitel 6 "Sozialbeziehungen zur Herkunftsfamilie", Unterkapitel 3: "Erziehung im Jugendalter".

Wie siehst du das? Was sind deine Erfahrungen mit Erziehung und Schule? Ich bin gespannt auf deine Antwort.

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In unserer Schule ist Rechtsextremismus kein Problem.

Bei uns äußern sich zwar auch viele manchmal etwas kritisch (Hitler Gruß, Heil Hitler), aber viele von denen haben auch nen Migrationshintergrund. Fast alle.

Fie nehmen das sowieso nicht wirklich ernst.

Man sieht es den Leuten auch eigentlich an, wenn sie zum Rechtsextremismus neigen.

vanOoijen 
Fragesteller
 30.04.2023, 18:21

Da hätte ich zwar auch Probleme das ernst zu nehmen, wenn ein Ausländer Heil Hitler sagt und den Hitlergruß zeigt, aber vermutlich muss man das doch.

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Freie Antwort/etwas dazwischen.

Das ist jetzt reine Spekulation.

Ich würde hier einfach eine Gruppendynamik sehen. Es gibt viele rechtsextreme Schüler, die bewusst - möglicherweise aus einer Vielzahl individueller Gründe - gegen den Erziehungsversuch der Lehrer angehen und dabei Anklang bei ihren Mitschülern finden. Es sind dann zu viele Schüler, als dass Lehrer noch etwas machen können, es gibt keine oder seltene Sanktionen, Sanktionen werden eher als Akt der Ehre vor den Mitschülern ausgegeben (haha, ich habe x gemacht und musste y machen!") und man kann nicht alle Schüler sanktionieren.

An Stelle der Lehrer würde ich mich hier vermutlich auch ans Schulamt wenden und fragen, was man in dieser Situation machen kann.

Aus eigener Erfahrung: Ich war in der Mittelstufe in einer Klasse, in der Mobbing herrschte und viele Schüler rauchten/ tranken. Nach eigenen Angaben kam es da auch schon bei 13jährigen regelmäßig zum Filmriss. Eine Mitschülerin war in der 9. süchtig und brachte eine Schnapsflasche für die Pause mit, weil sie es ohne nicht durch den Schultag schaffte.

Mir fiel damals auf, dass das Klima an der Schule meines Bruders ganz anders war, lernzentrierter, der Umgang miteinander war ganz anders, es wurde auch von einigen geraucht und getrunken, aber das war nicht Lebensmittelpunkt.

In meiner Klasse fanden ab Klasse 7 mehrere Versuche der Beratung und Sanktionierung statt, die alle das Problem eher verstärkten, die Schüler wollten dann halt "jung sterben". Auf der Klassenfahrt sagte die sehr engagierte, aber selbst rauchende Lehrerin (Klasse 8), dass sie nichts sehe (bezogen aufs Rauchen). Vermutlich, weil sie wusste, dass die Raucher ihre Sucht nicht 5 Tage lang unterdrücken konnten.

Ab Klasse 9 fand kein Versuch mehr statt, das Thema seitens der Schule anzugehen. Andere Probleme, die ebenfalls herrschten - einem Lehrer wurde der Unterricht komplett boykottiert, es wurde gerufen, herumgelaufen, er wurde mit Papierkugeln beworfen, bei den Klassenarbeiten hatten einige offen Spickzettel oder Bücher auf dem Tisch - wurden ignoriert, weil in dem Fall der Lehrer nicht wusste, was er noch machen sollte und einfach aufgab.

In dem Klima war es für Mitschüler schlecht, offen zu sagen, dass sie nicht rauchten oder tranken oder gute Noten haben/ im Unterricht mitarbeiten wollten.

In der Schule meines Bruders war es für Mitschüler schlecht, offen zu sagen, dass sie alkoholsüchtig waren und die Mitarbeit im Unterricht verweigerten.

Von daher sehe ich hier auch eher eine Dynamik, die sich hochgeschaukelt hat, eine Art Parallelwelt, in der jetzt andere Regeln gelten und die entstehen konnte, weil man nicht ganz frühzeitig etwas gemacht hat.

Interessant wäre die Frage, was passiert wäre, wenn man konsequent diese rechtsextremen Schüler frühzeitig an andere Schulen verwiesen hätte und lernwillige, nicht rechtsextreme Schüler aufgenommen hätte. Ob das die Dynamik durchbrochen hätte.

Die andere Frage ist, welche Strafen greifen könnten und warum die Eltern rechts eingestellt sind. Woher diese Überzeugung kommt. Habe sie das Gefühl, abgehängt zu sein und nirgendwo anders Interesse für ihre Probleme zu finden? Haben sie das ihren Kindern vermittelt? Wie viele davon sind überzeugte Rechte und warum?

Wie viele in der Schule sind überzeugte Linke und was vermitteln die? Es gibt ja auch Linke, die es extrem übertreiben und anderen ständig Schuldgefühle einreden wollen. Wenn solche Schüler darunter sind, könnten sie Mitläufer sogar noch in die Gruppe der Rechten treiben.

Ein Fehler ist es jedenfalls, einfach als Einzelkämpfer dazustehen und ggf. dann aufzugeben. Man müsste wirklich das Problem mit Experten besprechen, sich ans Kultusministerium oder Schulamt wenden und fragen, wie man das Problem gemeinschaftlich angehen kann.

Es gibt ja auch die Möglichkeit, dass Kinder/ Jugendliche in der Schule lernen, kritisch mit den Ansichten ihrer Eltern umzugehen! Daran muss man aber frühzeitig arbeiten.

Oft rebellieren Jugendliche gegen ihre Eltern.

Warum rebellieren sie hier nur gegen ihre Schule, übernehmen aber die Werte ihrer Eltern?

Das wäre für eine Analyse und mögliche Lösungen des Problems eine interessante Ausgangsfrage mMn.

vanOoijen 
Fragesteller
 30.04.2023, 18:27

Vielen Dank für Deine Erfahrungen.

Ich habe in meiner Schulzeit mitbekommen, dass das Klima sogar zwischen einzelnen Klassen stark variieren kann.

Die schlimmste Klasse war eine, wo 9 türkische Cousins waren, die allesamt graue Wölfe/Bozkurt (türkische Rechtsextremisten) waren und die viele Mitschüler mobbten.

Meiner Meinung hätte man das Problem nur lösen können, in dem man diese Gruppe aufgelöst hätte, also vielleicht je 2 von denen pro Klasse und 3 von der Schule werfen.

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