Handelsgesellschaft erklären?

1 Antwort

Die Handelshäuser sorgten für den gesamten Warenaustausch zwischen den Staaten.

Die angeschlossenen Banken kümmerten sich um den Geldtransfer, der wie heute, nicht unbedingt den Transport des Geldes vom Handelshaus zum Verkäufer bedeutete, sondern auch in Form von Überweisungen, Wechsel o. ä. vonstatten ging.

Schließlich gab es die Verleger, die den Handwerkern Rohstoffe zur Verfügung stellten, aus denen sie dann die beauftragten Arbeiten herstellten. Sei es Waffen, Gebrauchsgegenstände, Schmuck, Ziergegenstände oder einfach nur wertvolle Teile, mit denen man andere beeindrucken kann. Diese Gegenstände wurden dann wieder vom Handelshaus verkauft, zum Tauschen verwendet oder verschenkt.

Mächtige Handelshäuser, wie z. B. die Fugger in Augsburg, hatten durch Kredite, die sie den unterschiedlichen Herrschern der Länder gaben, diese auch in der Hand nach dem Motto, machst Du nicht das, was ich will, gibt es auch keinen Kredit für z. B. Krieg, Militär, Schlösser oder was auch immer.

Das Haus Fugger hatte auf diese Weise z. B. den Habsburger Kaiser Maximilian weitgehend im Griff, sowie auch den Papst in Rom, für den sie überall in Mitteleuropa und wohl darüber hinaus, das Geld für den Bau des Petersdoms einsammelten. (Stichwort Ablaßhandel)


UniverseBeMine 
Fragesteller
 05.04.2022, 15:13

danke für die Hilfe

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UniverseBeMine 
Fragesteller
 05.04.2022, 15:32

Was bringen denn eigentlich die ganzen Geschäftsfelder insgesamt? Wird somit die Wirtschaft aufgebaut?

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bwhoch2  05.04.2022, 17:28
@UniverseBeMine

Das kann man wohl so sagen:

  1. Überseehandel:

Die Schiffseigner, die die Waren nach Europa brachten, haben die Waren irgendwo in Übersee gekauft und brauchten natürlich zuverlässige Abnehmer, damit sie von vornherein kalkulieren konnten. Die Handelshäuser wussten, an wen sie bspw. die Gewürze weiter verkaufen konnten. Ohne diese Abnehmer, kein lohnender Überseehandel, denn sonst wäre das viel zu risikoreich gewesen.

2. Bergwerke, Minen:

Sie lagen natürlich unter den Ländern, die bestimmten Landesfürsten gehörten, die aber wiederum weder die Technik noch die Materialien, noch das Knowhow für die Ausbeutung und Verarbeitung hatten und sie brauchten natürlich auch die Verarbeiter, um die Metalle verkaufen zu können. In welcher Form auch immer.

Die Beschaffung von Ausrüstung und Manpower kostete erst einmal Unmengen von Geld, das die Fürsten nicht hatten. Deshalb haben die Handelshäuser, wiederum z. B. die Fugger, die Nutzungsrechte von den Fürsten gekauft und von diesen auch den Schutz bekommen durch Soldaten etc., damit sie die Minen ungestört ausbeuten konnten. Die Handelshäuser wussten, was man am besten mit den Materialien anstellt, um möglichst großen Gewinn zu erzielen.

Sie brachten viele Menschen für Gewinnung und Verarbeitung in Lohn und Brot, die dann auch wiederum in der Umgebung eingekauft haben, wodurch Wirtschaft in der jeweiligen Bergbauregion in Schwung kam. Wenn auch nicht immer zum Wohl der untersten Schichten, die gerade so viel bekamen, dass sie nicht verhungerten und für das tägliche Essen bereit waren, möglichst ausdauernd mit nahezu 0 Freizeit zu schuften.

3.Banken der Handelshäuser: Die Fuggerbank gibt es z. B. noch heute. Sie verliehen Geld an die immer geldgierigen Fürsten, die für die Landesverteidigung oder für die Eroberung neuer Gebiete ständig Geld brauchten. Dafür zahlten sie an die Banken eifrig Zinsen und wenn sie mal nicht mehr zahlen wollten oder konnten oder die Zinsforderungen einfach zu hoch wurden, waren sie pleite. Es lag durchaus im Interesse der Handelshäuser, die Fürsten, mit denen sie gut konnten oder wo es viele Rohstoffe gab, fleißig zu unterstützen, während man andere, die sich eher widerspenstig zeigten "verhungern" ließ. Somit wurde dann nicht nur Wirtschaft, sondern auch Politik gemacht.

4.Schließlich noch die Rolle der Verleger: Die Handelshäuser wussten auch, wo sie Rohstoffe her bekommen und sie mussten dafür sorgen, dass die Rohstoffe da hin kommen, wo sie zu guten Produkten weiter verarbeitet werden können. Die Handwerker wiederum hatten nicht das Geld, um die Rohstoffe für ihre Arbeiten einzukaufen. Letztlich mussten die Handwerker ihre Produkte auch verkaufen, aber das war gar nie ihr Job. Also übernahm das auch das Handelshaus als Verleger. Sie gaben die Produkte in Auftrag, die sie gut verkaufen konnten und bezahlten die Handwerker somit nur für ihre Arbeit. Gute Handwerker wiederum zogen da hin, wo es auch genug Aufträge gab. Das sorgte an diesen Plätzen somit für ein reges Wirtschaftsleben.

Ich denke, allein diese 4 Punkte zeigen, wie wichtig die Handelshäuser für die Wirtschaft ihres Landes waren. Ohne sie wäre wohl eine derart arbeitsteilige Wirtschaft, wie man sie auch schon im ausgehenden Mittelalter hatte, gar nicht entstanden.

Der Handelsplatz Augsburg mit den Familien Fugger und Welser entwickelte sich Anfang des 16. Jahrhunderts zu einer wirtschaftlichen Blüte, die kaum eine andere Stadt in Deutschland und Europa zu dieser Zeit hatte. Man kann die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt ohne weiteres mit New York oder London in der heutigen Zeit vergleichen.

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