Habe etwas im internet über Asperger-Autismus gefunden, und festgestellt das ALLES auf mich zutrifft, findet ihr das sind alles gute eigenschaften?

6 Antworten

Ehrlichkeit - An sich eine sehr lobenswerte Eigenschaft, jedoch muss man bei manchen Menschen sehr genau darauf achten, wie man diese Ehrlichkeit verpackt, damit sie nicht als ein persönlicher Angriff gewertet wird.

Zuverlässigkeit - Hört sich nach einer positiven Charaktereigenschaft an.

Genauigkeit - Ja, das kann hin und wieder schon ganz praktisch sein, schätze ich.

Gradlinigkeit - Hört sich gut an.

Loyalität - Loyale Menschen sind immer gerne gesehen.

Kreativität - Richtig einsetz- und vermarktbar kann sie definitiv gewinnbringend sein, aber auch ohne kommerziellen Erfolg ist Kreativität etwas sehr Gutes und kann sicherlich auch (bis zu einem gewissen Grad) auf der Arbeit oder bei persönlichen Problemlösungen angebracht werden.

Gutes Gedächtnis - Das ist nur gut, wenn du dir ausschließlich die Dinge merkst, die du dir auch merken musst/sollst. Viele Autisten können sich nur das merken, was sie interessiert und ich (Ich bin Autistin) kann mich an die Namen von Leuten erinnern, mit denen ich seit über 10 Jahren keinen Kontakt mehr hatte.

wissbegierig - Joa, klingt gut.

ausgeprägte Sinne - Das geht mit der Reizfilterschwäche einher und das ist im Alltag sehr erschöpfend. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Autisten tatsächlich ausgeprägtere Sinne haben ... Na ja. Es kann eine gute Eigenschaft sein, aber wenn du einen Meltdown mitten im Unterricht bekommst, weil es dir zu laut ist und du die Geräusche nicht filtern kannst, ist es weniger lustig. Das kann dann sogar für dich und deine Mitmenschen gefährlich werden.

analytische/bildhafte Denkweise - Je nach Situation eine tolle Eigenschaft. (Dass alle Autisten super analytisch denken ist übrigens inkorrekt.)

Detailsehen - Erneut: Je nach Situation und Beruf von großem Vorteil.

starke Emotionen - Fluch und Segen zugleich. Kann sowohl positiv, als auch negativ sein, denn natürlich sind dann auch Emotionen wie Wut, Trauer, Frust, Enttäuschung etc. sehr stark.

kein Wettbewerbsdenken - Ob Autisten das tatsächlich nicht haben, weiß ich nicht (Ich zumindest habe es nicht), aber ich empfinde es natürlich als etwas Gutes, wenn das Wettbewerbsdenken nicht so stark ausgeprägt ist. Jedoch denke ich auch, dass dieses Denken einen dazu anspornen kann, immer besser und besser zu werden.

Vorurteilsfreiheit - Na, ich würde uns Autisten keine volle Vorurteilsfreiheit zugestehen. Alles in einem ist es aber selbstverständlich positiv zu verzeichnen.

mobben nicht - Hm, schwierig. Autisten sind höchstwahrscheinlich deutlich häufiger von Mobbing betroffen, als dass sie selbst mobben, allerdings würde ich nicht sagen, dass Mobbing von unserer Seite aus vollkommen ausgeschlossen ist. Nicht zu mobben ist aber natürlich eine gute Charaktereigenschaft, JEDOCH nichts, wofür man Lob erhalten sollte. Andere Menschen nicht zu mobben ist das absolute Minimum, was man tun (bzw. nicht tun) sollte. Mir applaudiert ja auch niemand, wenn ich mal durch die Wohnung kehre ...

umfangreiches Wissen zu bestimmten Themen - Ist gut, solange du weißt, wann du wen mit diesem Wissen zutexten darfst und damit haben viele Autisten ja so ihre Problemchen. (Ich kenne das von mir selbst.) Wenn ich mich nicht täusche, nennt sich das "Info-Dumping". Wir müssen eben wissen, wie wir unser Wissen auch einsetzen können und wann und wie viel wir über unsere Spezialinteressen palavern dürfen. Das sind die ungeschriebenen Regeln des Umgangs mit anderen und nicht selten laufen wir Autisten mit Anlauf ins Ölfass.

niemals hinterhältig - Also ob wir Autisten tatsächlich nicht hinterhältig sein können, ... Ich weiß ja nicht.

genießen den Moment - Wait, das machen viele neurotypische Menschen/Nicht-Autisten doch auch. Und ich denke eher, dass es sein kann, dass Autisten nicht so sehr den Moment genießen, aufgrund der vielen Reize und weil Autisten tendenziell eher zu Angsstörungen, Depressionen und dergleichen neigen. Doch auch hier denke ich: Es ist völlig individuell.

stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn - Ich hatte bereits häufiger gelesen, dass Autisten diesen haben sollen und konnte ihn bereits an mir selber feststellen. An und für sich eine positive Charaktereigenschaft. Es wird nur doof, wenn man bemerkt, dass die Welt ungerecht ist und man nichts dagegen unternehmen kann.

erkennen schnell Strukturen u. Muster - Hier und da von Vorteil, klar.

meinen genau das, was wir sagen - Ehrlich gesagt weiß ich im Moment nicht, was ich dazu schreiben soll. Es ist etwas Gutes, kann aber auch anstrengend sein, wenn unsere Mitmenschen denken, wir meinen etwas anderes.

können uns gut alleine beschäftigen - Na ja, klar ... An sich schon praktisch.

Schlussendlich sind alle diese Punkte nichtssagend. Nur bei Wenigen war ich mir zu 100% sicher, dass sie auf so gut wie jeden Autisten zutreffen. Autisten sind - genau so wie neurotypische Menschen und Nicht-Autisten - alle individuell.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Meolettalove2  27.03.2022, 18:32

Ja geb ich dir recht. Das Ganze erinnert mich sehr an Sternzeichen und was denken nachgesagt wird.

Mal ehrlich bei den Eigenschaften denkt doch fast jeder er wäre Autist.

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Wie wäre es denn mal damit.

Lärm/Licht/Geruchs Empfindlichkeit, leicht ablenkbar, Unaufmerksam, unzuverlässig, mag keinen körperkontakt, ungeschickt, vergesslich, unflexibel, gefühllos, schadenfroh, unversöhnlich, nachtragend, sogar rachsüchtig, Pedantisch, unflexibel, Rechthaberisch, Streitlustig, verbohrt, unfreundlich, respektlos.

So sind natürlich nicht alle Autisten, und vieles ist jetzt auch überspitzt dargestellt bzw aus dem Kontext gerissen, aber einige dieser "negativen" Eigenschaften kenne ich von meinem Sohn, der Autist ist.

Alle Eigenschaften sind "normale" menschliche Eigenschaften, die guten hängen auch oft mit den schlechten zusammen.

Zb hat mein Sohn einen sehr stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, das ist erstmal super, bis jemand etwas macht was er für unfair hält. Richtig kompliziert wird es wenn das eine Autoritätsperson ist, zb Lehrer. Da kommen dann das nachtragen sein, bis hin zur obsession und Rachsucht hinzu. Und das nur weil seine Lehrerin mit einem Schüler "gemeckert" hat, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Unfair, weil der Schüler krank war. Wie krank der Schüler war, spielt dabei keine Rolle (für meinen Sohn). Das Endergebnis war dann das er keinen Respekt mehr vor seiner Lehrerin hatte, unfreundlich war, sie bei jeder Gelegenheit korrigiert und teils sogar lächerlich gemacht hat (gefragt ob die blöd ist/ für wen sie sich hält usw.) das kommt in der Grundschule nicht so gut an.

Du unterliegst der "Täuschung der Gruppenmerkmale". Du darfst nicht von den Symptomen auf dich schliessen. Damit ist deine Analyse nicht mehr neutral.

Jeder Pudel ist ein Hund. Aber nicht jeder Hund ein Pudel.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die Liste ist eine Aneinanderreihung von Pauschalisierungen.

Autisten unterscheiden sich untereinander genauso wie NTs.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

Ich muss gerade schon etwas sehr schmunzeln. Das alles kann auf dich zutreffen und du bist trotzdem kein Autist.

Erstmal ist das so etwas wie mit den Sternzeichen das sind alles Dinge die auf viele irgendwie zutreffen zumindest so das man das von sich selber so denkt.

Beschäftige dich mal wirklich damit und sag das dann nochmal.

Gehen wir mal auf ein paar Punkte ein.

Ehrlichkeit. Der Hintergrund ist folgender: Autisten sehen teilweise nicht denn Sinn dahinter zu lügen. Teilweise lernen das mache mit der Zeit aber.

ansonsten ist vieles davon sehr stimmt vielleicht etwas aber nicht unbedingt bis auf das Gerechtigkeitempfinden das stimmt eigentlich schon.