Glaubt ihr gut in Mathematik zu sein ist eine Begabung?

12 Antworten

Nein.

Wie in allem was Menschen tun gibt es eine Normalverteilung zwischen völlig unfähig und absolut fähig/hochbegabt. Je weiter links auf dem Verteilungsspektrum man für bestimmte Fähigkeiten angesiedelt ist umsomehr muss man für passable Anwendungsfähigkeiten/Kenntnisse lernen und man wird auch entsprechend länger brauchen.

Es ist eigentlich bei allem was wir so tun und treiben ähnlich, die Masse (die Häufung in der Mitte der Verteilung) stellt die meisten Menschen mit bestimmten Fähigkeiten, die zwar selten ins Geniale gehen, aber für alle praktischen ausreichend sind. Durch Üben und Studieren kann man besser werden und vielleicht auch ab und zu einen Hauch des Genialen erfahren, aber generell kommt man über "normale" (mittelprächtige) Leistungen nicht heraus.

Im Sport, der Musik (Kunst generell), allen Wissenschaften usw. kann man sich ein passables Level (mehr oder weniger hart) erarbeiten ohne Gefahr zu laufen ins Geniale abzugleiten.

In meiner Erfahrung ist das größte Hemmnis um ausreichende Mathematik-Kenntnisse zu erlangen, mieser Unterricht, schlechte Lehrer und (im Studium) frustrierte Matheprofessoren, die sich nicht geschätzt fühlen. Dazu kommt noch die frühkindliche Konditionierung, dass Mathe zum einen schwer und zum andern kaum nützlich ist (den Stolz deutscher Mütter, wenn sie untereinander mit ihren mangelhaften Mathekenntnissen prahlen finde ich abstoßend).

MachBasics 
Fragesteller
 11.04.2023, 20:25
In meiner Erfahrung ist das größte Hemmnis um ausreichende Mathematik-Kenntnisse zu erlangen, mieser Unterricht, schlechte Lehrer und (im Studium) frustrierte Matheprofessoren, die sich nicht geschätzt fühlen

Könnte man dieser Liste noch hinzufügen, dass man im Kindesalter nicht genügend oder angemessen gefördert wurde(von den Eltern, Lehreren oder dem Umfeld etc.)?

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PeterJohann  11.04.2023, 21:51
@MachBasics

Ich denke Förderung per se ist immer positiv, aber in meinen Augen nicht zwingend notwendig um Lernziele & Erkenntnis zu erreichen. Wichtig ist eine materielle Grundsicherung, ein sicheres Umfeld und ein liebendes Elternhaus, das dem Lernen positiv gegenüber steht.

Meine Eltern kamen aus dem Arbeiter/Bauern/Handwerker-Milieu und waren naturwissenschaftlich sehr unbeleckt, aber sie hatten einen wachen Verstand, große Neugier, waren bereit alles zu diskutieren und haben uns Kindern beigebracht Spaß am Lernen zu haben.

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Man kann für Mathe begabt sein. Aber das kann auch alles jeder lernen, es ist ohne Begabung einfach nur mehr Arbeit.

Leute die glauben, schlecht in Mathe zu sein können sich oft einfach nicht richtig mit den Themen auseinander setzen, weil man es ihnen nicht richtig beigebracht hat, und weil sie jetzt schnell in den Panikmodus verfallen, wenn Mathe auftaucht.

Also wenn du jetzt nicht gut in Mathe bist - lass dich nicht abhalten. Mit genug Arveit geht das, und wenn du in Ruhe dafür lernen kannst (wie eben auf der Uni), statt zwei Mal die Woche gestresst im Klassenzimmer zu hocken, wirds auch was.

Weiß jetzt nicht wie sehr das auf dich zutrifft, aber mir gings mit anderen Fächern so. Ein neuer Start hilft da sehr.

Ist es eher eine angeborene Begabung wenn jemand gut in Mathe ist

Meiner Meinung nach ist das in seiner Allgemeinheit formuliert Quatsch. Es gibt für alles Begabungen und nur ganz selten hat man eine Beeinträchtigung, die man im Fall von Mathematik Dyskalkulie nennt. Zwischen diesen beiden Polen spielt sich alles ab. Und ein "fauler" Begabter bringt es am Ende auch nicht weiter als ein begeisterter Interessierter.

In der Mathematik genauso wie in der Physik wird allzusehr eine etwas elitäre Haltung nach dem Motto "wer es nicht kann, dem fehlt eben die notwendige Begabung dafür" gepflegt und hochgehalten. Dabei sollte man auch hier, wie in fast allen anderen Disziplinen auch, mehr hervorheben, dass auch in diesen beiden Disziplinen Übung den Meister macht. Zu sagen, dass man bestimmte Dinge "auswendig" lernen oder gar "einfach mal akzeptieren muss" ist meiner Erfahrung nach geradezu verpönt und wird sofort mit "man muss es verstehen" gekontert. Meiner Erfahrung nach kommt aber das Verstehen zumeist erst nach dem Üben und ist nicht a-priori vorhanden.

DerRoll  08.06.2023, 21:17
In der Mathematik genauso wie in der Physik wird allzusehr eine etwas elitäre Haltung nach dem Motto "wer es nicht kann, dem fehlt eben die notwendige Begabung dafür" gepflegt und hochgehalten.

Meiner Meinung nach ist es eher umgekehrt. Es gilt ja schon quasi als Qualitätsmerkmal "in Mathe immer schlecht" gewesen zu sein.

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Hallo,

wie in vielen anderen Bereichen gilt auch in Mathe: 10 % Inspiration, 90 % Transpiration.

Will sagen: Für die letzten 10 % bis zum Gipfel der Mathematik brauchst Du Begabung. Die anderen 90 % kannst Du durch Fleiß erreichen. Diese 90 % sollten für Ingenieurswissenschaften und andere mathelastige Berufe locker reichen.

Herzliche Grüße,

Willy

MachBasics 
Fragesteller
 10.04.2023, 13:10

Hallo,

Diese 90 % sollten für Ingenieurswissenschaften und andere mathelastige Berufe locker reichen.

Wie kann ich diese lernen? Ich bin 23 und gehe auch nicht mehr zur Schule bzw. habe keinen Matheunterricht in der Uni.

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Willy1729  10.04.2023, 13:19
@MachBasics

Besorge Dir die drei Bände Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler von Lothar Papula, die den Leser beim Schulstoff abholen und sehr anschaulich mit vorgerechneten Beispielen weiterführen. Diese Bände sind nicht so theorielastig wie viele Werke für das reine Mathestudium, sondern beziehen sich eher auf die angewandte Mathematik. Es gibt in dieser Reihe auch noch eine sehr ausführliche Formelsammlung mit Erklärungen und ein Buch mit Übungsaufgaben und Lösungen. Eventuell vorher - falls die Mathekenntnisse stark eingerostet sind - einen Brückenkurs Mathematik, von denen es eine Vielzahl auf dem Büchermarkt gibt und die den Schulstoff bis zum Abitur behandeln. Ergänzend dazu VouTube-Videos, etwa von Daniel Jung.

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MachBasics 
Fragesteller
 10.04.2023, 13:44
@Willy1729

Vielen Dank ich werde mich diezbezüglich weiterhin informieren.

Eventuell vorher - falls die Mathekenntnisse stark eingerostet sind - einen Brückenkurs Mathematik, von denen es eine Vielzahl auf dem Büchermarkt gibt und die den Schulstoff bis zum Abitur behandeln.

Ja, genau, das ist ein wenig das Problem. Ich hatte schon seit 3 Jahren keinen Matheunterricht mehr. Deshalb ist ein sanfter Übergang von nöten.

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Willy1729  11.04.2023, 08:38
@MachBasics

Dann besorge Dir zunächst einen Brückenkurs un arbeite ihn durch. Die Aufgaben darin haben alle Lösungen, so daß Du Deine Lösung kontrollieren kannst.

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Willy1729  20.04.2023, 13:55
@MachBasics

Habe ich auch. Es gibt aber eine erweiterte Neuauflage. Ist gut und manchmal recht launig erklärt. Die Neuauflage hat auch ein Kapitel zur Statistik, das in der davor noch nicht enthalten war.

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Von Experte Willy1729 bestätigt

Nein,

gut in Mathematik zu sein - insbesondere in höherer Mathematik - ist Arbeit, nicht Begabung (Ausnahmen ("Savants")gibt es immer, aber die sollte man bei der Betrachtung außen vor lassen).