Geschichte von "ego cogito, ergo sum" bzw ich denke, also bin ich?

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Der Satz (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Cogito_ergo_sum ) stammt von dem französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1659).

Dabei geht es nicht darum, bloß aus einem Vordersatz „ich denke“ die logische Folgerung „ich bin/ich existiere“ zu ziehen. Das „ich bin/ich existiere“ tritt in dieser kurzen Form nur als Intuition auf.

Der Gedanke ist: Wenn und solange ich zweifle, denke ich, weil Zweifeln eine Art des Denkens ist. Es kann unmöglich Denken geschehen, ohne daß es einen Denkenden bzw. etwas Denkendes gibt. Wer versucht, die Tatsache der eigenen Existenz anzuzweifeln, gerät in einen Widerspruch. Daher ist eine sichere Wahrheit, an der auf keine sinnvolle Art ein Zweifel aufrechterhalten kann: Wenn und solange ich denke, existiere ich.

Der grundlegende Gedanke ist, wenn auch nicht in dieser Formulierung, z. B. bei Augustinus, De civitate De (Vom Gottesstaat) 11, 26 enthalten.

René Descartes ist ein Vertreter eines Rationalismus (die Vernunft/der Verstand – Ratio – ist für Erkenntnisse das Wesentliche, Vorrangige und Leitende; Descartes hält die Gesamtwirklichkeit für ein geordnetes Ganzes, dem die Ordnung der vernünftigen Gedanken entspricht). Descartes tritt, da das, was wir glauben, falsch sein kann, für einen methodischen Zweifel ein: Alles ist in Zweifel zu ziehen, da Irrtum möglich ist. Alles, was als Wissen gelten soll, ist zu prüfen. Damit nimmt er den Standpunkt eines gemäßigten Skeptizismus ein. Descartes verneint mit seinem methodischen Zweifel nicht jede Erkenntnismöglichkeit, sondern sucht nach möglichst sicherem Wissen.

Bei René Descartes, Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la verité dans les sciences (1637, Abhandlung über die Methode, den Verstand gut zu gebrauchen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen), Teil 4, kommt die Formulierung in französischer Sprache vor: pense, donc je suis („Ich denke, also bin ich“).

Bei René Descartes, Meditationes de prima philosophia (1641), Meditationen über die erste Philosophie) steht in der 2. Meditation in lateinischer Sprache ego sum, ego existo, certum est („Ich bin, ich existiere; das ist sicher/gewiß“).

Bei René Descartes, Principia Philosophiae (1644; Prinzipien der Philosophie) 1, 7 steht in lateinischer Sprach ego cogito, ergo sum („Ich denke, also bin ich/existiere ich.“).

Descartes versucht in der Erkenntnistheorie als Grundlage etwas Unbezweifelbares aufzuweisen. Das Denken erfaßt unmittelbar: Denken schließt eine Existenz des in diesem Augenblick Denkenden ein und wer tatsächlich in einem Augenblick denkt, muss daher in diesem Augenblick existieren. Damit ist ein erster unbezweifelbarer Satz aufgestellt. Er ist ein beispielhafter Maßstab für richtiges Wissen.

Als wahr kann nach Auffassung von Descartes gelten, was ähnlich wie dieser Satz klar und deutlich erfaßt wird.

klar: dem aufmerksamen Geist gegenwärtig und offenkundig

deutlich: bei Voraussetzung der Stufe der Klarheit von allen übrigen Dingen so getrennt und unterschieden, daß sie gar keine andern als klare Merkmale in sich enthalten, die Vorstellung/Idee ist nicht nur in ihrem Gehalt richtig erfaßt, sondern auch unvermischt mit anderem allein in ihrer eigenen Tätigkeit gesehen

Descartes betont mit der Klarheit und Deutlichkeit die Evidenz. Logische Grundlage ist allerdings der Satz vom zu vermeidenden Widerspruch,. Réne Descartes hat das Wissen der Prüfung durch einen methodischen Zweifel unterworfen. Dieser hat mehrere Stufen:

1) Grundlage: Beruhen Meinungen auf einer zuverlässigen Grundlage oder stützen sie sie sich auf unzuverlässige Informationen der Sinneswahrnehmung?

2) Zustand: Befinden sich Menschen bei ihren Meinungen in einem Zustand des Wachseins oder des Träumens?

3) Autonomie: Sind die Meinungen die eines unabhängigen Subjekts oder eines Spielballs eines bösen Geistes?

Was für richtig gehalten wird, ist durch die Sinneswahrnehmung oder über sie vermittelt empfangen worden, die Sinneswahrnehmung kann aber täuschen, daher ist es nicht klug, ihr ganz zu vertrauen.

Die Existenz von etwas kann nur eingebildet sein und es fehlt ein zuverlässiges Mittel, Wach- und Traumzustand auseinanderzuhalten, solange nichts mit Gewissheit feststeht. Ein übermächtiges und verschlagenes Wesen könnte Menschen täuschen, auch durch Einwirkung auf den Verstand.

Die Erkenntnis der eigenen Existenz ergibt sich als einzige einfach aus einem „ich denke“ und hält auch einem radikalen Zweifel stand, weil dieser Zweifel ja selbst eine eigene Denktätigkeit ist.

Eines der häufigsten, falschverstanden philosophischen Zitate.

Réne Décartes wollte damit keine Bedingungen aufstellen, was unsere Existenz ausmacht, es heißt nämlich in Wahrheit: "Ich denke, ich bin"

Décartes sagt: Ein böser Dämon könnte mich alles anzweifeln lassen, ich könnte zweifeln, dass der Himmel blau ist oder Gras grün. Aber eins ist unbezweifelbar: Dass ich existiere. Denn: Wie könnte ich sonst zweifeln?

LG

adcde 
Fragesteller
 04.01.2019, 17:55

okay, danke

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Descartes hat damit nichts weniger als die Deutungshoheit der Kirche angezweifelt - samt Inquisition etc.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das Wort ist von dem Philosophen Descartes.