Das Wahlplakat der DVP (Deutsche Volkspartei) ist auf die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 ausgerichtet.

1918 ist das deutsche Kaiserreich durch Abdankung des Kaisers und die Novemberrevolution beendet worden.

Die DVP (Deutsche Volkspartei) war eine Parteineugründung unter diesen Umständen, die an die Nationalliberale Partei des Kaiserreichs anknüpfte. Sie stand für den rechten Flügel des Liberalismus, während für den linken Flügel des Liberalismus die neugegründete DDP (Deutsche Demokratische Partei) stand.

Auf dem Wahlplakat steht oben „Die Deutsche Volkspartei“ in einer Form der Kurrentschrift, einer damals gebräuchlichen Schreibschrift, und unten in Fortsetzung der Selbstdarstellung der Partei „die Partei des Mittelstandes" in Fraktur, einer einer damals gebräuchlichen Druckschrift.

Der Begriff des Mittelstandes ist durch besondere Größe als sehr wichtig herorgehoben.

Der Mittelstand ist für die DVP die Zielgruppe, die sie ansprechen möchten und aus der sie auf Wahlstimmen hofft.

In der Abbildung sind im Vordergrund vier Personen dargestellt: ein Handwerker (bärtiger Mann mit Schmiedehammer und Lederschurz) ein Bauer (mit Sense, einem landwirtschaftlichen Gerät), eine Frau in Kleid un mit Halstuch (anscheinend eine Bäuerin/Frau des Bauern) und ein Geschäftsmann (kleiner bis Mittlerer Unternehmer in Anzug und mit Hut, hält rechts ein Buch/Heft, könnte ein Rechnungsbuch sein). Sie alle gehören zum Mittelstand.

Handwerker und Bauer halten einander die Hand, die Frau ist beim Bauern untergehakt und sie bittet mit ausgestrecktem linken Arm den Geschäftsmann herbei, der auch schon seine rechte Hand ausgestreckt hat. Dies soll bedeuten, sich zu vereinigen und als Mittelstand politisch zusammenzuschließen.

Im Hintergrund sind Männer als Silhouetten zu sehen. Zumindest einige sehen nach der Kleidung (Anzug und Hut) nach Geschäftsleuten aus, ingesamt ist die Gruppe als Ansammlung von Angehörigen des Mittelstandes gedacht.

Bei dem Auftreten der Frau kann daran gedacht werden, dass damals in Deutschland gerade ein Frauenwahlrecht eingeführt worden war.

Es gab damals auch andere Parteien, die den Mittelstand politisch umwarben, z. B. die DDP. Es gab also Konkurrenz um diese Gruppe.

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Kant sucht in der Ethik etwas, das uneingeschränkt gut ist, also unter allen Umständen und ohne Einschränkungen. Dies ist nach seiner Auffassung der gute Wille. Der gute Wille ist der von einem moralischen Gesetz bestimmte Wille. Nach Auffassung von Immanuel Kant haben moralische Gesetze unbedingte Geltung. Daher ist die Befolgung dieser Gesetze moralisch ganz notwendig. Bei Kant bedeutet Pflicht die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung vor dem moralischen Gesetz. Pflichten gelten objektiv, allgemein und unbedingt/notwendig.

Kant nennt die Vorstellung eines objektiven, den Willen nötigenden Prinzips ein Gebot (der Vernunft). Die Formel des Gebots heißt Imperativ. Der kategorische Imperativ gibt an, was den Willen moralisch bestimmen soll. Dabei wird eine Maxime (subjektiver Grundsatz des Handelns) darauf überprüft, ob sie widerspruchsfrei als Bestandteil einer allgemeinen Gesetzgebung der Vernunft gedacht und gewollt werden kann.

Moralische Überlegungen beziehen sich nach Auffassung von Immanuel Kant auf das, was gut an sich ist, also in sich selbst einen inneren Wert hat und unbedingt gilt.

Bei moralischen Überlegungen geht es um einen kategorischen Imperativ. Ein kategorischer Imperativ ist ein unbedingt geltendes Gebot, seine Befolgung Pflicht.

ein kategorischer Imperativ ist:

  • objektiv
  • unbedingt/als Pflicht notwendig
  • allgemeinverbindlich

Im Unterschied zum kategorischen Imperativ sind hypothetische Imperative, bei denen  es um Klugheitserwägungen geht, Gebote, die unter Bedingungen/Voraussetzungen gilt. Die Gültigkeit steht unter einschränkenden Voraussetzungen. Wenn ich x möchte, dann ist y notwendig. Die Absicht/der Vorsatz ist dabei aber nicht notwendig. Hypothetische Imperative haben bloß subjektive Gültigkeit, sie gelten nur unter der Bedingung/Voraussetzung, irgendwelche Zwecke als angestrebtes Ziel zu haben. Dann geht es darum, die zur Verwirklichung geeigneten Mittel zu verwenden. Danach, ob der Zweck selbst vernünftig und gut ist, fragt ein hypothetischer Imperativ nicht. Bei Vorschriften der Klugheit ist eine Handlung Mittel zu etwas ist und es besteht eine Abhängigkeit von äußeren Umständen der Erfahrungswelt.

ein hypothetischer Imperativ ist:

  • subjektiv
  • bedingt/zufällig
  • nicht allgemeinverbindlich
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Bei Immanuel Kant sind »Autonomie« und »Selbstbestimmung« Synonyme. In »Autonomie« steckt ausdrücklich ein Begriff des Gesetzes. Der Sache nach wird die Verwirklichung von »Selbstbestimmung« auch in einer Bindung an das moralische/sittliche Gesetz gedacht.

Das Wort »Autonomie« stammt von griechisch αὐτονομία (autonomia), eine Zusammensetzung aus αὐτός (selbst“) und νόμος („Gesetz“). Der Gegensatz zu Autonomie ist Heteronomie. Heteronomie bedeutet, fremdbestimmt/von etwas anderem bestimmt zu sein, nicht von eigenen Gesetzen eines Vernunftwesens/vernünftigen Wesens/vernunftbegabten Wesens. Das Wort »Heteronomie« stammt von griechisch ἑτεϱονομία (heteronomia) , zusammengesetzt aus ἕτερος („anderer“) und νόμος („Gesetz“).

Immanuel Kant versteht Freiheit als Selbstbestimmung. Unter dem Gesichtspunkt einer Selbstgesetzgebung des Willens aufgrund seiner Bestimmung durch die Einsicht der praktischen Vernunft in das, was getan und unterlassen werden soll, wird sie als Autonomie verwirklicht.

In der Ethik von Immanuel Kant geht es bei Autonomie in der Hauptsache um eine Autonomie des Willens. Die Autonomie des Willens besteht darin, von einer Selbstgesetzgebung/eigenen Gesetzgebung bestimmt zu sein. Diese ist beim moralischen/sittlichen Gesetz zugleich eine allgemeine Gesetzgebung der praktischen Vernunft. Freiheit wird nicht mit beliebiger Willkür gleichgesetzt. Autonomie hat ein Vernunftwesen/vernünftiges Wesen/vernunftbegabtes Wesen, wenn es in seinem Willen und seinem Handeln von Grundsätzen der Vernunft bestimmt ist. Dann folgt es seiner eigenen Einsicht und ist frei. Autonomie ist zugleich eine Unabhängigkeit von Bestimmungsgründen, die außerhalb der Vernunft stehen, und eine selbstbestimmte Gesetzgebung nach Grundsätzen der Vernunft.

Ein vernünftiges Wesen will das, was es als der praktischen Vernunft entsprechend eingesehen hat.

Ein allein durch die gesetzgebende Form bestimmter Wille fällt nicht unter die Erscheinungen und ihren Kausalitätsgrundsatz (Kausalität nach Gesetzen der Natur). Freie Entscheidungen und Handlungen haben einen Bestimmungsgrund, die Autonomie (Selbstbestimmung) der Vernunft, die sich unabhängig von Antrieben der Sinnenwelt, Neigungen, Begierden, Leidenschaften, Interessen ein Gesetz gibt (Selbstgesetzgebung). Der Bestimmungsgrund wird von Kant als eine Kausalität (Kausalität durch/aus Freiheit) verstanden, die aber kein fremder, von außen kommender und determinierender (unausweichlcih bestimmender) Zwang ist.

Der gute Wille ist nach Kants Auffassung der durch die reine Form der Gesetzlichkeit (Gesetzesförmigkeit; bezogen auf das moralische/sittliche Gesetz; nicht auf juristische Gesetze) bestimmte Wille.

Ein Reich der Zwecke ist bei Immanuel Kant eine Entsprechung zum Reich der Natur. Kant versteht Menschen als einerseits der Sinnenwelt/Erscheinungswelt zugehörig, andererseits als Wesen mit einer gesetzgebenden Vernunft einer intelligiblen (nur mit dem Verstand/der Vernunft zu erfassenden) Welt zugehörig.

Ein Reich ist ein System mit einem geordneten Zusammenhang, bei dem eine Gesetzmäßigkeit herrscht. Zwecke sind Ziele, die als angestrebte Wirkungen/Ergebnisse zu Triebfedern des Handelns werden können. Im Reich der Zwecke sind vernünftige Wesen durch gemeinschaftliche Zwecke verbunden.

Vernunftbegabten Wesen sind ihrer Natur nach autonome gesetzgebende Subjekte darin, sich Zwecke zu setzen. In ihnen ist ein Wille anzutreffen, der Vorstellung gewisser Gesetz gemäß sich selbst zum Handeln zu bestimmen bestimmen (auf der Grundlage praktischer Vernunft).

Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785. 2. Auflage 1786). Zweiter Abschnitt. Übergang von der populären sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik der Sitten. AA IV, 440 (Die Autonomie des Willens als oberstes Prinzip der Sittlichkeit):

„Autonomie des Willens ist die Beschaffenheit des Willens, dadurch derselbe ihm selbst (unabhängig von aller Beschaffenheit der Gegenstände des Wollens) ein Gesetz ist. Das Prinzip der Autonomie ist also: nicht anders zu wählen, als so, dass die Maximen seiner Wahl in demselben Wollen zugleich als allgemeines Gesetz mit begriffen seien.“

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Gaius Iulius Caesar, Commentarii de Bello Gallico 1, 1, 1 hat Gallien in seiner Beschreibung - abgesehen von der schon vorhandenen römischen Provinz Gallia transalpina (auch kurz Provincia genannt) mit keltischen Einwohnern (z. B. dem auch ein wenig beteiligtem Stamm der Allobroger) - in drei Teile eingeteilt, bewohnt von den Belgern (Nordosten), Aquitaniern (Südwesten) und Kelten/Galliern (Hauptteil Galliens).

Die übersetzte Textstelle (eine Stelle sollte ohne Komma sein: „von der Seite der Sequaner und Helvetier aus“) ist Gaius Iulius Caesar, Commentarii de Bello Gallico 1, 1, 5:

eorum una pars, quam Gallos obtinere dictum est, initium capit a flumine Rhodano, continetur Garunna flumine, Oceano, finibus Belgarum, attingit etiam ab Sequanis et Helvetiis flumen Rhenum, vergit ad septentriones.

Caesar beschreibt darin geographisch das Gebiet des einen Teils, des von Kelten/Galliern bewohnten Hauptteil Galliens (una pars, quam Gallos obtinere dictum est), mit seinen Grenzen. Caesar beschreibt also mit eorum una pars gar kein Volk (z. B. die Hevetier), sondern ein Gebiet und seine Lage mit Grenzverlauf.

Das Demonstativpronomen eorum (Genitiv Plural Maskulinum) bezieht sich auf die Bewohner Galliens ingesamt, die von Gaius Iulius Caesar, Commentarii de Bello Gallico 1, 1, 1 – 4 in Belger (lateinisch: Belgae), Aquitanier (lateinisch: Aquitani) und Kelten/Galliern (lateinisch: Celtae/Galli) unterteilt worden sind, und die von ihnen bewohnten drei Teile (partes tres).

Der Sache nach kann kann eorum una pars als „der eine Teil Galliens“ verstanden werden. Grammatisch ist eorum (Plural) an die erwähnten Einwohner und die von ihnen bewohnten drei Teile angehängt („Der eine Teil von diesen“).

Zur geographischen Lage der damaligen gallischen Stämme kann eine Landkarte Informationen bieten.

Im Internet gibt es z. B.:

https://de.wikipedia.org/wiki/De_bello_Gallico#/media/Datei:Map_Gallia_Tribes_Towns.png

https://de.wikipedia.org/wiki/Gallien#/media/Datei:Peuples_gaulois.jpg

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Gedacht ist vermutlich an Caesars Überschreiten des Flusses Rubikon, das in Verbindung mit dem Beginn des römischen Bürgerkrieges 49 – 45 v. Chr. steht.

Das Überschreiten des Flusses Rubikon (lateinisch: Rubico; griechisch: Ῥουβίκων) war in der Zeit des antiken römischen Reiches nicht an sich verboten. Verboten gewesen ist aber Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. das Überschreiten der Grenze zwischen der Provinz Gallia cisalpina (auch als Gallia citerior oder Gallia transpadana bezeichnet) und Italien mit bewaffneten Truppen für jemand in Ausübung militärischer Kommandogewalt (lateinisch: imperium).

Der Rubikon bildete damals eine Grenze zwischen der Provinz Gallia cisalpina und Italien.

Gaius Iulius Caesar hatte als Prokonsul militärische Kommandogewalt und war Statthalter der Provinzen Gallia Cisalpina, Illyricum und Gallia Transalpina (auch Gallia Narbonensis genannt). In der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 49 v. Chr. hat Caesar mit Truppen der 13. Legion den Rubikon Richtung Italien überschritten und damit militärisch einen Bürgerkrieg begonnen.

Quellen mit ausdrücklicher Erwähnung des Flusses Rubikon

  • Velleius Paterculus 2, 49, 4
  • Lucanus, De bello civili/Pharsalia 1, 213 - 232 (epische Dichtung)
  • Plutarch(os), Caesar 32
  • Plutarch(os), Pompeius 60
  • Sueton(ius), Divus Iulius 31 – 33 und 81, 2
  • Appian(os), Emphyla (griechisch: Ἐμφύλια; Bürgerkriege; lateinischer Titel: Bella civilia) 2, 35 [139 - 141] und 3, 88 [365]
  • Orosius 6, 15, 2 – 3

Quellen zu dem Vorrücken Caesars ohne Nennung des Flusses Rubikon

Ariminium war ein nahe am Rubikon gelegener Ort.

  • Gaius Iulius Caesar, Commentarii de Bello Civili 1, 8 (Aufbruch mit der 13. Legion nach Ariminium)
  • Florus 2, 13, 18 – 19 (Beginn in Ariminium)
  • Cassius Dio 41, 4, 1 (Caesar kam nach Ariminium, überschritt dann Grenzen seiner Provinz)
  • Eutropius 6, 19 (Soldaten in Ariminium zusammengeschart)
  • Livius, Periocha 109, 4 (Caesar betrat mit Heer Italien)
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Verteidigungsreden

Sokrates ist im Prozess gegen ihn (399 v. Chr.) seinen Überzeugungen treu geblieben und hat mutig Haltung bewahrt. Eine Abwendung von seinen Überzeugungen und Versuche, sein Leben durch rührseliges Erflehen von Mitleid zu retten, hat er unterlassen.

Sokrates wollte nicht sein philosphierendes Verhalten, das er für richtig hielt, verleugnen und widerrufen (z. B. durch Eingestehen einer Schuld) und nicht zu Verteidigungsmitteln greifen, die er für unwürdig und ethisch schlecht hielt, auch wenn er dadurch in seinen Verteidigungsreden eine für die Vermeidung eines Todesurteils ungünstige Taktik wählte.

Bei Platon, Apologie des Sokrates 23 a – c weist Sokrates darauf hin, mit seinen philosophischen Gesprächen gemäß dem Gott Apollon zu handeln. Er deutet eine Antwort des Orakels von Delphi auf eine Frage seines Freundes Chairephon, niemand sei weiser als Sokrates, so, darin weise zu sein, sich der Grenzen seines Wissens bewusst zu sein, und richtig vorzugehen, wenn er angebliches Wissen anderer Menschen im Gespräch einer Überprüfung unterzieht.

Sokrates weist auch auf sein hohes Alter (damals ungefähr 70 Jahre) hin (Platon, Apologie des Sokrates 38 c).

Sokrates erklärt, Frechheit und Schamlosigkeit sowie seiner selbst Unwürdiges unterlassen zu wollen und der Meinung zu sein, nicht aufgrund von Gefahr etwas Unedles tun zu dürfen (Platon, Apologie des Sokrates 38 d – e).

Sokrates gibt an, sein Daimonion (griechisch: δαιμόνιον), eine von ihm als göttlich gedeutete innere Stimme, habe ihm während des Prozesses nicht widersprochen, und schließt daraus, gut zu handeln (Platon, Apologie des Sokrates 40 a – c).

Bei Xenophon, Apologie des Sokrates 6, verweist Sokrates auf sein hohes Alter. Der Tod zu diesem Zeitpunkt sei einer, der von den Wissenden alls der leichteste beurteilt werde, bereite den Freunden am wenigsten Beschwerlichkeiten, bewirke am meisten Sehnsucht nach den Verstorbenen und hinterlasse nichts in den Meinungen der Anwesenden, das unanständig und misslich sei (Xenophon, Apologie des Sokrates 7). Sonst werde er unter Schmerzen durch Krankheiten oder durch hohes Amter mit beschweren und ohne Fröhlichkeit sterben (Xenophon, Apologie des Sokrates 8).

Sokrates erklärt, lieber zu sterben als unedel zu betteln, noch eine Weile leben zu dürfen, und statt des Todes ein viel schlechteres Leben zu haben (Xenophon, Apologie des Sokrates 10). Sokrates glaubt nicht, nicht zu sterben sei schön, sondern meinte, das für ihn jetzt der richtige Zeitpunkt sei, zu sterben (Xenophon, Apologie des Sokrates 23).

Die Schriften der Sokrates-Schüler Platon und Xenophon sind keine wortgenauen Wiedergaben der tatsächlichen Verteidigungsreden. Es ist zu überlegen, was inhaltlich echt ist.

Die Auffassung, Sokrates habe die Verhandlung genutzt, um sich töten zu lassen, wirkt nicht einleuchtend. Es ging ihm nicht schlecht.

Wegen des hohen Alters könnte es Sokrates leichtergefallen sein, es auf ein Todesurteil ankommen zu lassen.

Wesentlich ist offenbar gewesen, seine philosophischen Überzeugungen nicht preisgeben zu wollen und ein Verhalten, das er für schändlich hielt, zu vermeiden.

Einstellung zu Suizid

Die Darlegungen in philosophischen Dialogen stammen von den Verfassern. Inwieweit das, was die Dialogfigur Sokrates an Standpunkten vertritt, inhaltlich mit dem übereinstimmt, was  der historische Sokrates vertreten hat, ist nicht von vornherein klar.

Im »Phaidon« beruht die Aussage, der wahrhafte Philosph wolle sterben, auf einer Auffassung, die Seele sei unsterblich und der Tod sei Absonderung und Befreiung der Seele von Lasten des Leibes und Gefangenschaft, wonach es ihr gut ergeht und sie zu Erkenntnis gelangt.

Es gibt eine Auffassung (Platon, Phaidon 61 c – d), sich selbst keine Gewalt antun, denn das, sagt man, ist nicht recht (griechisch: θεμιτόν).

In pythagoreischen Geheimlehren heißt es, die Menschen seien auf einem Wachposten und dürften sich davon nicht losmachen und weglaufen (Platon, Phaidon 62 b).

Die Götter sorgten für die Menschen und diese gehörten zu ihrem Eigentum. Daher sei zu sterben nicht eher erlaubt, als bis der Gott eine Notwendigkeit verfügt hat (Platon, Phaidon 62 c). Es gilt als unvernünftig, unwillig aus der Pflege, der die besten Aufseher, die Gottheiten, vorstehen, fortzugehen. Denn es könnte jemand nicht meinen, frei geworden besser für sich zu sorgen. Nur ein unverständiger Mensch könnte vielleicht glauben, vor dem Herrn fliehen zu müssen, und nicht daran denken, dass man vor dem Guten nicht fliehen soll, sondern soviel als möglich dabeibleiben. Wer Verstand habe, begehre, immer bei dem zu sein, der besser ist als er selbst (Platon, Phaidon 62 d – e).

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Das Wort »Ethik« stammt von den griechischen Wörtern ἠθική (ethike; auf die Sitten bezogen) und ἦθος (ethos; Sitte, Denk- und Sinnesart, Brauch, Gewohnheit, Charakter).

Ethik ist eine Theorie des Sollens (in einer Formulierung von Immanuel Kant ist ihr Thema: „Was soll ich tun?“) bzw. anders ausgedrückt eine Theorie, welches Verhalten gut und richtig ist.

Ethik versucht auf begründete Weise Aussagen über gutes und richtiges Handeln und dessen personale Voraussetzungen zu geben.

Ethik ist ein Teilbereich der Philosophie. Ethik enthält ein Nachdenken (Reflexion und Diskussion über das gute Leben und das sittlich richtige Handeln). Sie systematisiert, sucht nach Begründungen und entwickelt Kriterien.

Diese allgemeine Bedeutung hat der Begriff »Ethik« auch in der Musik.

In der Frage wird außer dem Bereich der Musik kein Zusammenhang beschrieben, in dem zu klären ist, was Ethik bedeutet. Daher ist es schwierig, eine eingehende Darstellung zu geben. Möglich ist, versuchsweise einige Gedanken zu entwerfen.

Musik ist in der Hauptsache etwas, das Ästhetik betrifft.

Musik beeinflusst die Emotionen.

Musik kann ein Anwendungsgebiet von Ethik sein.

Denkbar sind Überlegungen, wie richtig und gut (im Sinn von etwas, das ethisch wertvoll ist) Musik betrieben wird und inwiefern Musikhören und Musizieren zu einem guten Leben/Glück beitragen kann.

Musik und Musizieren kann nach ethischen Maßstäben beurteilt werden.

Musik und Musizieren kann zur Einübung und Ausbildung eines Aufeinander-Hörens, zu einem Miteinander im Zusammenspiel und gemeinsamen Singen und zu differenzierter Wahrnehmung beitragen.

Musik kann verschiedene Wirkungen hervorrufen, die sich von einem ethischen Standpunkt aus beurteilen lassen. Einerseits kann Musik z. B. anregen, beruhigen, friedensstiftend sein, gemeinschaftsfördernd sein, Empathie (Einfühlungsvermögen) fördern, Solidarität stärken, andererseits auch agressiv stimmen, Hass und Gewalt schüren, rationales und kritisches Denken ausschalten.

In einer Ethoslehre wurden Auswirkungen von Musik auf das Ethos (die Seelenstimmunmg, die Denkweise, den Gefühlszustand, den Charakter) von Menschen dargestellt.

Aus der Antike ist z. B. einiges dargeboten bei

http://www.musikarchaeologie.de/ethik.html .

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Rhetorische Stilmittel in diesem Auszug aus Nepos Hannibal-Biographie?

Salvete, liebe Lateinfreunde!

Für eine meiner Nachhilfsschülerinnen, die ich bei uns am Gym betreue, bräuchte ich mal fachkundige Hilfe:

In der Schulaufgabe, die sie nächste Woche schreiben wird, müssen Stilmittel aus einem bekannten Text gefunden, benannt und in ihrer Bedeutung genau erklärt werden. Leider bin ich mit diesen Stilmitteln nur begrifflich firm - ich kann die Namen zwar, aber inhaltlich bin ich da bei den Tiefen, in die sie da absteigen, ziemlich unsicher. In unserem Kurs (bin 12. Klasse) reicht es aus, einfache Stilmittel, also Anapher, Alliteration, Trikolon etc. zu finden und zu sagen, dass sie etwas betonen (unser Lateinlehrer sieht das etwas entspannter, solange unsere Interpretation ansonsten stimmig ist). Leider hat meine Nachhilfeschülerin eine andere Lateinlehrerin, die das etwas strenger sieht und von Neuntklässlern verlangt, Stilmittel wie Chiamus oder Syndekoche zu erkennen und in ihrer genauen Bedeutung im Kontext des Textes und des Stilmittels zu erklären.

Aus sieben Texten, die für den Fragenteil zur Verfügung stehen, habe ich einen deutlichen Favoriten, da er sehr gut Beispiele für vor einigen Wochen besprochenen Grammatikkapitel in sich vereint, ich hänge euch den Text an:

Hac pugna pugnata Romam profectus est nullo resistente. In propinquis urbi montibus moratus est. Cum aliquot ibi dies castra habuisset et Capuam reverteretur, Q. Fabius Maximus, dictator Romanus, in agro Falerno ei se obiecit. 2 Hic clausus locorum angustiis noctu sine ullo detrimento exercitus se expedivit; Fabioque, callidissimo imperatori, dedit verba. Namque obducta nocte sarmenta in cornibus iuvencorum deligata incendit eiusque generis multitudinem magnam dispalatam immisit. Quo repentino obiecto visu tantum terrorem iniecit exercitui Romanorum, ut egredi extra vallum nemo sit ausus. Longum est omnia enumerare proelia. Quare hoc unum satis erit dictum, ex quo intellegi possit, quantus ille fuerit: quamdiu in Italia fuit, nemo ei in acie restitit, nemo adversus eum post Cannensem pugnam in campo castra posuit.

(Quelle LatinLibrary, der Text ist auch im Neuntklassbuch etwas gekürzt)

Wenn also jemand von euch sich die Mühe machen könnte, mir da die Stilmittel zu nennen und gerne etas ,,tiefgründiger" erklären könnte, wäre ich euch recht verbunden - ich mag in Latein 15 Punkte haben, aber hier halte ich mich nicht für fachlich kompetent genug, Stilmittel genau zu erklären.

Vielen Dank und beste Grüße

PS: Bitte nicht denken, ich hätte absolut keine Ahnung von Stilmitteln - pugna pugnata ist eine Alliteration und sonst was, meinetwegen auch ein Polyptoton (auch wenn es nicht dasselbe Wort sein mag), aber ich halte mich hier echt für unzulänglich - vielleicht auch deshalb, weil ein nicht unerheblicher Teil an Schülern, die letztes Jahr Zweien und Dreien hatten, in dieser 9. Klasse nun akut versetzungsgefährdet ist, das kommt an unserer Schule in Latein ziemlich gehäuft vor.

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Figura etymologica (etymologische Figur)

  • pugna pugnata: Verbindung von Wörtern verschiedener Wortarten aus demselben Wortstamm, nämlich des Substantivs pugna und des Partizips Perfekt Passivs pugnata vom Verb pugnare; das Kämpfen wird betont (auch durch p-Alliteration) und Kampf nachdrücklich als Thema eingeprägt.

Alliteration

  • pugna pugnata: siehe Figura etymologica
  • montibus moratus: Die Bedrohung durch den Aufenthalt auf Bergen nahe der Stadt Rom wird hervorgehoben.
  • multitudinem magnam: Die große Menge der Rinder wird betont und das Hervorrufen von Furcht als Wirkung so naheliegend.
  • tantum terrorem: Das große Ausmaß des Schreckens wird betont und damit die große Wirkung von Hannibals Trick.
  • egredi extra: Ein Heraus, das gewissermaßen zweifach ausgedrückt ist, wird verneint. Es wird betont, daß niemand ein Herausgehen aus dem Schutz des Lagerwalls wagt.
  • campo castra: Die entscheidende Aussage in diesem Teil des Satzes wird betont, nämlich das durch Hannibals große Erfolge in Italien bewirkte Unterlassen, ein römisches Lager auf offenem Feld gegenüber von Hannibal zu errichten.

Praeteritio (Übergehung)

  • Longum est omnia enumerare proelia. („Es wäre zu lange dauernd/weitläufig, alle Kämpfe/Gefechte/Schlachten aufzuzählen.“): Es wird ausgedrückt, einen Sachverhalt übergehen zu wollen, wobei sein Vorhandensein aber eben durch diese Mitteilung erwähnt wird und er Bedeutung erhält. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, wird der Eindruck einer sehr langen Reihe von Erfolgen Hannibals erzeugt.

Anapher

  • nemo ei in acie restitit, nemo adversus eum post Cannensem pugnam in campo castra posuit: Wiederholung des Wortes nemo am Anfang beider Teile des Hauptsatzes; Nachdruck bekommt, dass niemand ihm als Feldherr im offenen Kampf gewachsen war. Dies gilt in zweifacher Hinsicht: Keiner hielt stand, keiner traute sich, im offenen Feld ein Lager gegenüber von Hannibal zu errichten. Die Größe der militärischen Leistungen und Erfolge Hannibals und ihre einschüchternde Wirkung werden hervorgehoben.

Exemplum (Beispiel)

  • hoc unum satis erit dictum, ex quo intellegi possit, quantus ille fuerit: Ein Beispiel verdeutlicht anschaulich Hannibals Größe als Feldherr.

Pointe

  • nullo resistente: Durch diesen letzten Teil des Satzes bekommt die Aussage des Satzes einen wirkungsvoll zugespitzten Sinn. Hannibals Anmarsch auf Rom stößt auf keinen Widerstand.

Nicht direkt ein Stilmittel, aber eine Redewendung, die einer Metapher nahekommt, ist dedit verba (verba dare: leere Worte geben/bieten/darreichen = etwas vormachen, überlisten, täuschen). Hannibal übertrifft damit an Schlauheit den äußerst schlauen Feldherrn (Superlativ-Form callidissimo imperatori, als Elativ zu verstehen) Fabius, eine Steigerung nach ganz weit oben in einen Superlativ-Bereich.

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Ovid (Publius Ovidius Naso), Ars amatoria 3, 483 – 486

Sed quoniam, quamvis vittae careatis honore,

est vobis vestros fallere cura viros,

ancillae puerique manu perarate tabellas,

pignora nec iuveni credite vestra novo.

„Aber da ja euch, obwohl ihr der Ehre der Kopfbinde entbehrt, daran liegt, eure Männer zu täuschen, schreibt Briefe durch die Hand einer Dienerin und eines Dieners und vertraut eure Liebesunterpfänder nicht einem jungen Mann an, der neu ist.“

careatis ist 2. Person Plural Konjunktiv Präsens Aktiv vom Verb carere, das mit Ablativ steht. Dieser Ablativ ist honore, vittae ist dazu Genitivattribut. Die Kopfbinde (vitta) war ehrenvolles Kennzeichen freigeborener Frauen (im Gegensatz zu Sklavinnen und freigelassenen Frauen). Die Frauen, an die sich Ovid hier wendet, sind Freigelassene.

cura bedeutet  „Sorge“, „Bemühung“, „Bestrebung“, „Interesse“. est vobis cura („euch ist Sorge/Bemühung/Bestrebung/Interesse) kann mit „euch liegt an“ wiedergegeben werden. perarate ist Imperativ 2. Person Präsens. perarate tabellas: durchpflügt/durchfurcht Schreibtafeln = schreibt Briefe. Es wird geraten, bei Liebesaffären Briefe nicht selbst zu schreiben (eine erkannte Handschrift könnte später die Verfasserin verraten und der Mann, der getäuscht/hintergangen worden ist, ärgerlich werden), sondern sie jemand vom Dienstpersonal schreiben zu lassen. ancilla: Magd, die Dienerin, Sklavin; puer: Knabe, Diener, Sklave. Der junge Mann (iuveni ist durch credite [Imperativ 2. Person Präsens vom Verb credere] bedingter Dativ zu iuvenis) ist hier anscheinend auch jemand vom Dienstpersonal. Mit „neu“ ist „neu im Dienst“ gemeint. Daher ist nicht sicher, ob dieser zuverlässig und verschwiegen ist.

 

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Die Karikatur stammt von dem 1956 geborenen Karikaturisten Gerhard Mester und trägt als Bildunterschrift den Titel „Konsensgesellschaft“. Rechts oben ist ein Schriftzug zu sehen, wahrscheinlich der Nachname („Mester“) des Karikaturisten als Künstlersignatur.

Die Karikatur ist farbig. Der Künstler hat anscheinend einen allgemeinen Zeichenstil für Karikaturen. Die Personen sind z. B. mit sehr großen, oft knollenförmigen Nasen und oft mit großen, abstehenden Ohren abgebildet. Die Beine sind dünn gezeichnet, die Füße lang und schmal. Die Darstellung ist dadurch zum Teil realistisch, zum Teil abweichend.

Zu sehen ist ein Demonstrationszug, der auf einer Einkaufstraße geht. Viele der Beteiligten tragen Schilder mit Aufschriften. Im Vordergrund sind die Demonstrierenden deutlich sichtbar gezeichnet, in Hintergrund blasser, sie verschwimmen mehr zu einer Menge.

Seitlich ist beim Schaufenster eines Geschäfts ein Svhild mit der Aufschrift zu sehen: „Schlussverkauf! Alles muss raus“. Eine Person mit einer Tasche steht dort und wendet den Blick zum entlangziehenden Demonstrationszug.

Einige Demonstrierenden haben den Mund geöffnet, als ob sie laut etwas rufen (Parolen brüllen), wobei der Mund grob als Einschnitt in den Gesichtslinien gezeichnet ist.

Eine Konsensgesellschaft ist eine Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der gesellschaftliche Probleme gewöhnlich friedlich, einvernehmlich und in zuhörenden, respektvollen und Argumente austauschenden Gesprächen gelöst werden. Konsens bedeutet Übereinstimmung der Meinungen und Standpunkte, Einigkeit, Einvernehmen, Zustimmumg. Idealerweise entsteht Konsens auf der Grundlage gmeinsamer Werte und in einem rationalen Diskurs.

Der Titel „Konsensgesellschaft“ ist offenbar ironisch-satirisch gedacht. Denn die Demonstrierenden haben auf ihren Schildern sehr gegensätzliche Forderungen. Real würden diese Menschen nicht in demselben Demonstrationszug laufen. Es besteht unter ihnen kein Konsens in der Zustimmung zu etwas. Gemeinsam ist nur, bestimmte Menschengruppen abzulehnen und ihre Entfernung („weg“, „raus“, „fort“, verpisst euch“, verschwindet“, „abschieben“) aus der Gesellschaft bzw. aus dem Staat zu fordern.

Es gibt ein Demonstrationrecht, das auf Grundrechten beruht, der Freiheit der Meinungsäußerung und der Versammlungsfreiheit im Rahmen der Gesetze. Die Bundesrepublik Deutschland ist eine Demokratie und nach dem Prinzip der Volsksouvernäität geht Staatsgewalt geht vom Volke aus, ausgeübt in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung (Grundgesetz Artikel 20). Partizipation (Teilhabe) der Bevölkerung ist grundsätzlich demokratisch. In einer Gesellschaft mit Pluralismus. gibt es eine Vielfalt der Überzeugungen, Meinungen, Interessen und Lebensweisen. Es besteht Gewaltenteilung und Opposition zur Regierung ist erlaubt.

Die Demonstrierenden in der Karikatur nehmen Freiheit in Anspruch. Zugleich vertreten sie Forderungen, die mehr oder weniger weitgehend anderen Freiheit nehmen wollen, mit dem Wunsch nach Entfernung von ihnen abgelehnter Gruppen Pluralismus einschränken oder beseitigen würden. Viele der Parolen beachten nicht die Würde des Menschen und Grundsätze der Gleichheit und Freiheit. Die Umsetzung der Parolen zur Entfernung wäre mit einem echten Rechtstaat und einer Gewaltenteilung unvereinbar.

Der Mann vorne mit Hut und Mantel trägt ein Schild mit der populistischen Aufschrift „weg mit den Politikern“. Dabei ist gar nicht nachgedacht, dass Politik in Staat und Gesellschaft irgendeiner Weise immer stattfindet und es daher immer welche geben wird, die Politik betreiben.

Es erscheinen als Parole auf den Schildern „Ausländer raus!“, „FLÜCHTLINGE RAUS!“ und „ASYLANTEN RAUS!“.

Bei dem Schild „NAZIS, VERPISST EUCH!“ der Frau vorne mit rotblondem Haar, verkniffenem Mund und blauem Mantel einem Schild weiter hinten „WEG MIT DEN RASSISTEN!“ ist die Ablehnung menschenfeindlicher Ideologien gut nachvollziehbar, auch wenn sie besser als Wunsch nach Verschwinden von Nationalsozialismus und Rassismus geäußert werden könnte.

Der Mann vorne mit dem Schild  „FORT MIT DEN UNGLÄUBIGEN“ und nach oben gestrecktem Arm mit geballter Faust sieht aus, wie man sich einen islamischen „Hassprediger“ vorstellt. Weiter hinten ist ein Schild mit einer gegensätzlichen Aufschrift „MUSLIME RAUS!!“ zu sehen.

Das Schild „Gutmenschen, verschwindet“ verwendet einen polemischen Begriff, der Menschen, die Gutes anstreben, herabsetzt und sachliche Argumentation durch Etikettierung ersetzt.

Das Schild „PEGIDA raus“ bezieht sich auf die Organisation „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“.

Eine paradox zugespitzte Überdrehung enthält das Schild „RAUS-SCMEISSER-RAUS“. Es wird damit ein „Raus“ verlangt und als „Rausschmeißer“ in diesem Sinn würde der Mann mit diesem Schild seine eigene Entfernung verlangen.

Seitlich läuft ein Hund auf seinen Hinterbeinen und trägt ein Schild mit der Aufschrift „VEGETARIER RAUS“. Dies ist insofern ein seltsamer Inhalt, als Vegetarier kaum Nahrungskonkurrenten zu einem Hund sind. den Hund könnte nur stören, wenn ihm selbst eine vegetarische Ernährunsgweise aufgenötigt wird. Das Schild verdeutlicht eine Tendenz zur Vorgehen gegen Menschen wegen einer zu der eigenen andersartigen Lebensweise. Das Schild, bei dem nur „Schwule“ sichtbar ist, könnte auch ein Beispiel dafür sein.

Die Parolen zeigen keinen Konsens, sondern Konflikt und ein ziemlich intolerantes Verhalten.

Das Schaufenster zeigt in einem Kontrast ein „Raus“ in einem anderen Bereich, nicht in der Politik, sondern in der Wirtschaft, und auf andere Weise, in einem Verlauf von Waren. Überlegt werden kann, ob ein Gedanke angeregt werden soll, dass ein Ende einer Konsensgesellschaft eingetreten ist und metaphorisch ein Ausverkauf von Werten, die für eine Demokratie wichtig sind, stattgefunden hat.

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Theseus (griechisch: Θησεύς) hat den Minotauros (griechisch: Μινώταυρος), ein Mischwesen aus Mensch und Stier (Kopf), mit einer Hand am Kopf gepackt, zieht ihn anscheinend aus einer Stelle im Labyrinth auf Kreta hinaus, und hat mit der anderen Hand ein Schwert gezückt, um ihn zu töten.

Die Abbildung befindet sich auf der Mitte einer Trinkschale, griechisch κύλιξ (kylix) genannt. Fundort ist Vulci/Volci (etruskisch: Velch oder Velcal), eine etruskische Stadt in Italien. Die Datierung ist ungefähr 440 - 430 v Chr., zugeschrieben wird die Vasenmalerei dem Kodros-Maler.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Theseus_Minotaur_BM_Vase_E84.jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Theseus_deeds_BM_E_84.JPG

https://www.bmimages.com/preview.asp?image=01479765001

https://de.wikipedia.org/wiki/Theseus

https://de.wikipedia.org/wiki/Minotauros

https://de.wikipedia.org/wiki/Kylix_(Gef%C3%A4%C3%9F)

https://de.wikipedia.org/wiki/Vulci

https://de.wikipedia.org/wiki/Kodros-Maler

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Die Karikatur betrifft das Gebiet von Bismarcks Sozialpolitik. Otto von Bismarck versuchte als Reichskanzler mit sozialpolitischen Maßnahmen eine stärkere Bindung der sozial Schwachen, vor allem der Arbeiterschaft, an den Staat herzustellen. Dabei war die Einführung von Sozialversicherungen ein wesentliches Mittel.

Bismarck wollte außerdem gerne eine Reichseisenbahn, was sich allerdings nicht verwirklichen ließ (die einzelnen Bundestaaten behielten weitgehend die Hoheitsrechte über die Eisenbahn). In Preußen hat es aber zunehmend eine Verstaatlichung der Eisenbahn gegeben.

Die Karikatur nimmt vor allem Bezug auf die bisher nicht verwirklichte Unfallversicherung.

Auf einem Hügel (etwas Gras und ein paar Blumen wachsen auf ihm) ist in einer offenen Landschaft vor dem Hintergrund eines bewölkten Himmels ein Gebäude teilweise aufgebaut, aber noch nicht fertiggestellt. Es hat einen Baustil wie ein antiker Tempel mit Kuppel. Die auf einem Sockel stehenden Säulen haben alle ein ionisches Kapitell (Kopfstück/oberer Abschluss einer Säule; kennzeichnend sind die Voluten [schneckenförmiges eingerollte Verzierungen]). Auf der Kuppel stehen die Aufschriften „Patrimonium der Enterbten“, „Staats-Socialismus“ und „Social-Politik“.

Sichtbare Aufschriften von Säulen sind: „Kranken-Versicherung“, „Unfall-Versicherung“, „Invaliden-Versicherung“, „Verstaatlichung d.[er] Eisenbahn“.

Ein staatliches Tabakmonopol zur Gewinnung von Mitteln zur Finanzierung von Sozialgesetzgebung ist damals als „Patrimonium [väterliches Erbgut] der Enterbten“ bezeichnet worden. Bismarck selbst und einige Zeitgenossen haben einige geplante Maßnahmen zur Sozialpolitik und Stärkung des Staates als „Staatssozialismus“ bezeichnet.

Bismarcks Pläne werden wie das Errichten eines Bauwerks dargestellt, gedacht als schönes hochragendes Monument. Es ist aber nur teilweise durchgeführt, es fehlt noch etwas, an der Kuppel sind Risse bemerkbar, nicht alle Säulen stehen gerade. Die Sache ist noch wackelig und bedarf der Abstützung und Weiterführung.

Zwei Männer bemühen sich, die Säule „Unfall-Versicherung“ an eine passende Stelle zu bringen, haben aber offenbar große Schwierigkeiten mit dem Schleppen, Heben und genau passendem Einfügen des schweren Bauteils. Der vor dem Sockel stehende Mann ist der Aufschrift „Bödiker“ nach Tonio Bödiker, ein hoher Beamter im Reichsamt des Inneren (Innenministerium), der andere könnte ein weiterer Beamter sein. Bismarck stützt in Schräglage mit seiner linken Hand die Säule „Kranken-Versicherung“ ab. Ein Mann mit Kappe und der Aufschrift „Anti-Semiten“ stützt ihn in Schräglage. Mit ausgestrecktem Zeigefinder seiner rechten Hand weist Bismarck in die Richtung in der Nähe stehender Männer, wie eine Aufforderung zur Mitarbeit.

Diese Männer stehen in einem Halbkreis abgewendet, mit dem Rücken zum Bauwerk. Sie sind Vertreter politischer Parteien im Reichstag. Die Männer mit der Aufschrift „Centrum“, „Fortschritt“, „Sozial-Demokrat“, „Volkspartei“ und „Polen“ haben demonstrativ die Arme vor der Brust verschränkt und zeigen so ihre Ablehnung einer Mitarbeit. Der Mann mit der Aufschrift „National-Liberal“ hat seinen linken Arm vor die Brust gelegt und hält seine rechte Hand auf sein Ohr, will also anscheinend nicht unbedingt total untätig und gegen die Regierung sein, hat aber wenig bereitwillig, bei dieser sache auf sie zu hören und ihr zu folgen. Der Mann mit der Aufschrift „Conservativ“ scheint mit dem ausgestreckten Zeigefinger besonders gemeint zu sein. Er hat den Kopf halb umgedreht.

Es sind Vertreter mehrer Partein zu sehen.

„National-Liberal“: Nationalliberale Partei; der Mann könnte Rudolf von Bennigsen oder Johannes Miquel sein (die Leitung der Partei war 1883 von Bennigsen auf Miquel übergegangen; Ludwig Bamberger kann es nicht gut sein, weil er zu der Zeit der Partei „Liberale Vereinigung“ angehörte).

„Centrum“: Deutsche Zentrumspartei; Partei des politischen Katholizismus; der Mann ist Ludwig Windthorst

„Conservativ“: Deutschkonservative Partei; der Mann könnte der Parteivorsitzende Otto von Helldorff sein; auffällig ist die altertümliche Rüstung mit riesigem Schwert, der Helm hat ein wenig Ähnlichkeit mit dem preußischen Helm mit Spitze (»Pickelhaube«), was auf den Schwerpunkt der Partei in Preußen hinweist wie die Rüstung auf Rückwärtsgewandtheit und adlige Gutsbesistzer und Offiziere als wichtige Träger

„Fortschritt“: Deutsche Fortschrittspartei; linksliberal; der Mann ist Eugen Richter

„Sozial-Demokrat“: Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), im Oktober 1890 umbenannt in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD); der Mann ist August Bebel

„Volks-Partei“: Deutsche Volkspartei; linksliberal, Schwerpunkt in Süddeutschland; der Mann ist vielleicht Leopold Sonnemann

„Polen“: Vertreter der polnischen Minderheit im Deutschen Reich; der Mann ist vielleicht Ludwig von Jazdzewski

Die Karikatur gibt eine Darstellung, wie Bismarck mit den Regierungsentwürfen zu einer Unfallversicherung bisher im Reichstag auf weitgehende Ablehnung gestoßen ist. Bismarck arbeitet daran, die 1883 beschlossene Krankenversicherung umzusetzen, und wird allein von den Antisemiten (Hofprediger Adolf Stoecker mit seiner Christlich-sozialen Partei) politisch unterstützt.  

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Im ersten Teil ist das Ergebnis des Übersetzungsprogramms einigermaßen brauchbar, danach kommen zu viele Fehler in der Grammatik (Satzbau und Bezug der Wörter nach ihrer Satzfunktion) und den Vokabeln (z. B. ist das Adverb εἰκότως [„mit Recht“, „billigerweise“] mit dem Substantiv εἰκών [„Bild] verwechselt).

Bei dem Anfangsbuchstaben eines Wortes kommt in der Wiedergabe ein Fehler vor. Das altgriechische Zitat heißt (richtig ist θυρωρὸς):

Ἐν πνεύματι ἁγίῳ νοούμεναι καὶ ἀνοιγόμεναι αἱ γραφαὶ δεικνύουσιν ἡμῖν τὸν Χριστὸν, εἰκότως θυρωρὸς τὸ πνεῦμα τὸ ἅγιον.

„Die im Heiligen Geist/vermittelst des Heiligen Geistes verstandenen und geöffneten/aufgeschlossenen Schriften zeigen uns Christus, der heilige Geist (ist) mit Recht/billigerweise Türhüter/Pförtner.“

Zum Plural γραφαί ist der Singular γραφή. Lateinisch entspricht diesem Singular das Wort scriptura.

Im Kommentar von Theophylaktos (altgriechisch: Θεοφύλακτος; lateinisch: Theophylactus), Erzbischof von Ohrid, zum Johannes-Evanglium, Kapitel 10, ist der Satz noch länger:

ἐπεὶ γὰρ ἐν Πνεύματι ἁγίῳ νοούμεναι καὶ ἀνοιγόμεναι αἱ γραφαὶ δεικνύουσιν ἡμῖν τὸν Χριστὸν, εἰκότως θυρωρὸς τὸ πνεῦμα τὸ ἅγιον, ἐν ᾧ ὡς Πνεύματι σοφίας καὶ γνώσεως αἱ Γραφαι διανοίγονται, δι ̓ ὧν εἰσέρχεται ὁ Κύριος εἰς τὴν ἡμῶν κηδεμονίαν, καὶ δι ̓ ὧν ἀποδείκνυται ποιμήν.

„Weil nämlich die im Heiligen Geist/vermittelst des Heiligen Geistes verstandenen und geöffneten/aufgeschlossenen Schriften uns Christus zeigen, (ist) der heilige Geist mit Recht/billigerweise Türhüter/Pförtner, vermittelst dessen wie dem Geist der Weisheit und Erkenntnis/Einsicht die Schriften sich eröffnen/sich auslegen, durch die der Herr in die Pflege/Fürsorge unser/für uns hineingeht und durch die der Hirte sich aufzeigt/erweist.“

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Ovid (Publius Ovidius Naso), Remedia amoris 323 – 326:

et mala sunt vicina bonis; errore sub illo

pro vitio virtus crimina saepe tulit.

qua potes, in peius dotes deflecte puellae,

iudiciumque brevi limite falle tuum.

Eine sehr wörtliche deutsche Übersetzung ist ohne Erläuterung schwierig.

„Und die guten Eigenschaften sind den schlechten Eigenschaften benachbart; bei jener Ungewissheit [unter dem Einfluss jener umherirrenden, schwankenden Ungewissheit] hat anstatt des Fehlers oft die Vortrefflichkeit die Vorwürfe davongetragen. Wo du kannst, biege die Gaben [natürlichen Vorzüge/natürlichen vortrefflichen Eigenschaften] des Mädchens ins Schlechtere ab und lasse dein Urteil um eine kurze Grenzspanne [um Haaresbreite/knapp] einen Fehltritt tun.“

virtus (Vortrefflichkeit, Tugend) ist Subjekt, tulit Prädikat, crimina (Akkusativ Plural von crimen) Objekt. pro bedeutet hier „anstatt“. Gemeint ist mit pro vitio also keine Schuld am Laster, sondern der Umstand, dass Vorwürfe/Beschuldigungen/Tadel sich oft gegen die Vortrefflichkeit/Tugend richten und nicht gegen den  Fehler/die Schlechtigkeit/das Laster. Der zusammengehörige Rest ist in normalerer Wortreihenfolge sub illo errore. Die gemeinte Ungewissheit ist das nahe Beieinanderliegen Gutem und Schlechten, was die Gefahr eines Irrtums/Fehlgriffs mit Verwechslung von Gutem und Schlechten enthält. In der Ethik kann dies z. B. Tapferkeit und Tollkühnheit oder Sparsamkeit und Geiz sein, in der Ästhetik Schlankheit und Magerkeit.

deflecte und falle sind Imperativ 2. Person Singular Präsens. dotes ist Akkusativ Plural und puellae davon abhängiger Genitiv. brevi limite ist Ablativus discriminis/mensurae (Ablativ des Unterschieds/des Maßes). limes, die Grenze/Grenzlinie, ist hier der kurze/knappe Unterschied bei Gutem und Schlechten, das nahe benachbart ist. Ein geringes Maß an danebenliegender Beurteilung bedeutet dann Überschreiten der Grenze zwischen gut und schlecht. Dabei werden Vorzüge in Mängel/Makel verkehrt.

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Ausgeschrieben ist ein kürzerer Titel:

De Romano Pontifice

„Über den römischen Pontifex [Oberpriester/Bischof = Papst]“

Ausgeschrieben ist ein längerer Titel:

De Romani Pontificis Ecclesiastica Hierarchia

„Über die kirchliche Herrschaft/Obergewalt des römischen Pontifex [Oberpriesters/Bischofs = Papstes]“

Robertus Bellarminus [= Roberto Bellarmino], Disputationes de controversiis christianae fidei adversus huius temporis haereticos. Tomus primus. Ingolstadt : David Sartorius, 1588. Tertia controversiae generalis. De summo pontifice [capite militantis Ecclesiae]. Liber primus. De Romani Pontificis Ecclesiastica Hierarchia.

https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00096083/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00096083&seite=345

https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00096083/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00096083&seite=346

eine deutsche Übersetzung:

Robert Bellarmin, Streitschriften über die Kampfpunkte des christlichen Glaubens. Uebersetzt von Viktor Philipp Gumposch. Dritter Band. Augsburg : Verlag der Math. Rieger'schen Buchhandlung, 1843. Dritte Streitschrift. Ueber den Papst. Erstes Buch. Ueber die kirchliche Alleinherrschaft des römischen Papstes.

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Petra dedit Petro, Petrus diadema Rodulfo.

Der Fels [das heißt: Christus] hat die Krone Petrus gegeben, Petrus hat die Krone Rudolf gegeben.

Petra ist Nominativ Singular und im ersten Teil Subjekt, wie im zweiten Teil des Satzes Petrus. Als Prädikat für beide Teile des Satzes ist dedit zu denken, als Objekt für beide Teile des Satzes diadema.

Das lateinische petra stammt vom altgriechischen Wort πέτρα und bedeutet wie dieses „Fels“, „Stein“. πέτρα bzw. petra kann bildlich-metaphorisch auch Christus bezeichnen (Hinweis bei Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch).

Ein Beispiel (Christus als wahrhaft in die Mitte der Dinge gesetzter Stein: vere petra medio rerum posita) ist Orosius 7, 3, 1:

Igitur anno ab urbe condita DCCLII natus est Christus salutarem mundo adferens fidem, vere petra medio rerum posita, ubi comminueretur qui offenderet, qui crederet saluaretur; vere ignis ardens, quem qui sequitur inluminatur, qui temptat exuritur;

Das Papsttum beruft sich sich auf Petrus als Bischof von Rom und biblische Aussagen, in denen Jesus seinen Jünger mit dem Beinamen, der altgriechisch Πέτρος (Petros) lautet und „Fels“, „Stein“ bedeutet, als Grundlage der Kirche versteht und ihm große Macht zuspricht (z. B. Matthäus 16, 18: κἀγὼ δέ σοι λέγω ὅτι σὺ εἶ Πέτρος, καὶ ἐπὶ ταύτῃ τῇ πέτρᾳ οἰκοδομήσω μου τὴν ἐκκλησίαν καὶ πύλαι ᾅδου οὐ κατισχύσουσιν αὐτῆς. „Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“)

Rudolf von Rheinfelden (aus einer Nebenlinie des burgundischen Königshauses stammend), Herzog von Schwaben, war für das Heilige Römische Reich 1077 – 1080 Gegenkönig zu Heinrich IV. und nach einer Erzählung hat ihm Papst Gregor VII. (vormals der Mönch Hildebrand) eine Krone mit einer Inschrift geschicklt.

Sigebert von Gembloux, Chronica sive chronographia universalis. 1077:

Omnes enim qui prius Hildibrandum abiuraverant, periurio periurium cumulantes, imperatorem abiurant, et Rodulfum ducem Burgundionum super se regem statuunt missa ei corona a papa, cui erat inscriptum, 'Petra dedit Petro, Petrus diadema Rodulfo.'

„Alle nämlich, die vorher Hildebrand abgeschworen hatten, wobei sie Meineid auf Meineid häuften, schwören dem Herrscher ab, und setzen Rudolf, Herzog der Burgunder, als König über sich ein, als ihm vom Papst eine Krone geschickt worden war, auf der die Inschrift stand: 'Der Fels [das heißt: Christus] hat die Krone Petrus gegeben, Petrus hat die Krone Rudolf gegeben.'“

In einem Text zu einem Streit um das Bischofsamt in Lüttich wird zu dem lateinischen Wort ausdrücklich Christus hinzugefügt.

Vita Alberti episcopi Leodiensis 28:

Petra Christus apostolo Petro dedit potestatem ligandi et solvendi.

„Der Fels Christus hat dem Apostel Petrus die Amtsgewalt zum Binden und Lösen gegeben.“

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Acts and Mon.:  Acts and Monuments

Akten und Urkunden

Es handelt sich um ein Werk protestantischer Märtyrergeschichte.

John Foxe, Actes and Monuments of these latter and perillous days, touching matters of the Church

https://en.wikipedia.org/wiki/Foxe%27s_Book_of_Martyrs

Histor. Pap.: Historia Papatus

Geschichte des Papsttums

Anscheinend wird Bezug genommen auf das Werk:

Johannes Henricus Heidegger [= Johannes Heinrich Heidegger], Historia Papatus

https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10029352?page=5

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Heidegger

 

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Als plausibel erscheint für Ber. Ser. De Monte:

Bernardi Sermo ad fratres de Monte Dei

Sermo (lateinisch) kann „Gespräch“, „Rede“, „Predigt“ bedeuten.

Bernardi ist lateinisch Genitiv für Bernardus.

Bernhard von Clairvaux (Bernard de Clairvaux), Epistola ad fratres de Monte Dei.

Das Werk wird gelegentlich auch Epistola aurea (Goldener Brief) oder De vita solitaria (Vom Einsiedlerleben) genannt.

Der „Brief an die Brüder vom Berg Gottes“ ist zwar Bernhard von Clairvaux (Bernard de Clairvaux) als Werk zugeschrieben, aber er ist wohl nicht der tatsächliche Verfasser.

Als Verfasser wird angenommen: Wilhelm von St. Thierry (Guillaume de Saint-Thierry)

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Platon hat nach antiker Überlieferung Sklaven besessen. Dagegen wird eine Verwendung zu sexuellen Zwecken nicht überliefert.

Ein Besitz von Sklaven war bei reichen antiken Griechen verbreitet.

Über sexuelle Aktivitäten Platons ist nicht bekannt. Er war nicht verheiratet und hatte keine Kinder.

Eine Vermutung ist, Platon habe eher homoerotische Neigungen gehabt.

Eine Behauptung über Sklavinnen, die Platon zur Befriedigung seiner sexuellen Gelüste gehabt hätte, stimmt nicht. So etwas ist nicht durch irgendwelche Quellen bezeugt.

Platon erwähnt in seinem Testament eine Sklavin Artemis, der er die Freiheit gibt (testamentarische Freilassung), und vier Haushaltssklaven. Ingesamt ergibt dies für die Zeit der Testamentsabfassung 5 Personen mit Sklavenstatus.

die zwei Sätze dazu bei Diogenes Laertios 3, 43:

Ἄρτεμιν ἀφίημι ἐλευθέραν. οἰκέτας καταλείπω Τύχωνα Βίκταν Ἀπολλωνιάδην Διονύσιον.

Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt. Unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort, Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Hamburg : Meiner, 2015 (Philosophische Bibliothek ; Band 674), S. 157:

„Der Artemis schenke ich die Freiheit. Tychon, Biktas, Apolloniades, Dionysios hinterlasse ich als Sklaven.“

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Es gibt mehrere Rechte, die genannt werden können. Allerdings haben Frauen in der Gegenwart diese tatsächlich nicht überall. Ich nehme die Bundesrepublik Deutschland als Vergleich zum antiken Athen.

  • Grundrechte als garantierte Menschen- und Bürgerrechte, darunter Gleichberechtigung (Grundgesetz Artikel 3: Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz [Gleichbehandungsgrundsatz], Gleichberechtigung von Männern und Frauen), auch durch Regelungen zur Gleichstellung
  • politische Rechte: aktives und passives Wahlrecht, Beteiligung an Volksabstimmungen (auf kommunaler Ebene und auf Ebene von Bundesländern, auf Bundesebene nur zur Neugliederung der Bundesländer)

Im antiken Athen waren Frauen von politischen Rechten ausgeschlossen.

  • volle Geschäftsfähigkeit

Im antiken Athen besaß der Vater bzw. der Ehemann oder der männliche Vorstand des Hausverbandes die rechtliche Gewalt/Vollmacht (griechisch: κυριεῖα [kyrieia]) und damit das Bestimmungsrecht über die Haushaltsangehörigen. Frauen blieben rechtlich immer einem Herrn/Gebieter/Vormund (griechisch: κύριος [kyrios]) unterstellt.

  • Recht, sich selbst in einer Rechtssache zu vertreten, und eigene mündliche Aussage vor Gericht

Im antiken Athen wurden Frauen in Rechtssachen von einem Herrn/Gebieter/Vormund vertreten und konnten vor Gericht (mit vielleicht Ausnahme von Fällen von Tötungsdelikten) nur durch diesen oder durch schriftliche Erklärung aussagen

  • freie Entscheidung über Heirat und Wahl des Ehemannes

Im antiken Athen konnte der Herr/Gebieter/Vormund über eine Heirat und die Wahl des Ehemannes bestimmen.

  • Erbberechtigung

Im antiken Athen war eine Frau nur im Fall des Fehlens männlicher Erben erbberechtigt, als Erbtochter, die das zu erbende Gut an ihre Söhne weitergibt.

  • einige soziale Rechte, wie z. B. Elternzeit, Kindergeld, Arbeitslosengeld (Einzelheiten hängen von der Sozialgesetzgebung ab)

Im antiken Athen hat es keine sehr umfangreiche staatliche Sozialpolitik gegeben. Es gab Unterstützung (Gewährung von Unterhalt) für Angehörige von Gefallenen und seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. für arme arbeitsunfähige gebrechliche Personen, außerdem zeitweise (in Zeiten außerordentlich großer Not) Hilfe für größere Kreise der Bevölkerung.

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