Geschichte - Ritterkultur?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Moin!

Ganz wichtig: Die Kirche gab es gar nicht! Die Kirche war kein geschlossener, fester Block der überall einheitlich dachte, handelte. Die Kirche war schon immer vielfältig und oft widersprüchlich.

Fehden waren nicht verboten, aber sie unterlagen strengen Regeln, die eingehalten werden mussten. Der fehdefordernde Ritter durfte nicht einfach angreifen, sondern musste dem Gegner 3 Tage Zeit geben seine Forderungen erfüllen. Dabei konnte es um Ehrfragen gehen oder um Grenzfragen.

Aus der Kirche heraus kam es immer wieder zu Bestrebungen, den Frieden zu stärken und so entstand schon früh die Gottesfriedenbewegung. Diese ist vermutlich von deinem Lehrer gemeint. Gläubige sollten in Frieden leben können und wenn sich das große Ziel schon nicht erreichen ließ, sollten zumindest an bestimmten Tagen die Menschen sicher sein. Als Strafe drohte dem Friedensbrecher die Exkommouion. Es gilt als erwiesen, dass diese Bewegung durchaus erfolgreich war, auch wenn natürlich nicht im Ganzen.

Daraus entwickelte sich übrigens spätere Friedensbewegungen bis in unsere Zeit!

Mit Kalender ist wohl gemeint, dass zu bestimmen Tagen, insbesondere hohen Feiertagen, keine Fehden stattfinden sollten. Diese finden sich im Kalender 📅

Die Kreuzzüge sollten keine Ablenkung sein! Da ging es um etwas völlig anderem. Da irrt sich dein Lehrer. Allenfalls wäre es für das Unterdrücken des Fehdewesens ein positiver Nebeneffekt.

Noch wichtig: Du darfst nicht glauben, dass nun die Ritter ständig Kriege / Fehden gegeneinander geführt hätten. Das gab es zwar und dann konnten diese Konflikte auch sehr lange dauern, aber sie sind insgesamt nicht besonders oft vorgekommen! Wie wissen nur so viel darüber, weil diese Dinge aufgeschrieben und judifiziert wurden, und weil Ritter eben spannend sind. Daher entsteht der Eindruck, dass sich die Ritter ständig gegenseitig bekämpft hätten. Dem war nicht so.

Es mussten schon schwere Gründe vorliegen und im Vorfeld musste es mehrere Versuche gegeben haben um zu einer Einigung zu kommen, bevor eine Fehde erklärt wurde.


Idkkkkkk687 
Fragesteller
 21.05.2023, 09:33

Danke! Bei mir steht auch noch das im Heft-> Untergang als Teil der Armee(wegen neuer Waffen)

Ich weiss nicht was mein Lehrer damit meint. Sind die Ritter untergegangen und wenn ja, warum war es wegen neuen Waffen?

Könntest du mir das bitte erklären?

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Eisenwind  21.05.2023, 10:59
@Idkkkkkk687

Klar

Also, die Ritter waren eine sehr lange Zeit die Hauptstreitmacht jeder Armee. Durch ihre Ausbildung, die ja schon im Kindesalter begann, und ihre Ausrüstung waren sie überaus gefährliche Kämpfer und als Panzerreiter sehr effektiv. In einer Zeit ohne stehende Heere waren sie der Garant militärischer Stärke. Zwar mussten sie auch erst zusammengerufen werden, wenn der König Krieg führen musste, doch hielten sie sich stets bereit.

Es waren weniger neue Waffen, als vielmehr neue Kampfweisen, welche die Ritter mehr und mehr ersetzten. Die Fußsoldaten wurden zahlreicher, es gab Söldnerheere die man anwerben konnte. Diese waren zwar teuer, aber viel flexibler als Ritter. Der einzelne, sehr gut ausgebildete Elitekrieger wurde einfach weniger wichtig und kaum noch gebraucht. Was zählte waren viele gut ausgebildete Männer mit verschiedenen Waffentypen.

Neue Waffen wie die ersten Schusswaffe veränderten aber nur langsam das Kriegswesen.

In den Städten waren schon viel früher bürgerliche an den Waffen. Du würdest vermutlich um 1460 nicht erkennen, wer nun Ritter war oder unfreier Kriegsknecht oder städtischer. Zwar waren die Rüstungen der Adligen wertvoller und maßgeschneidert, die einfacheren Rüstungen waren aber immer noch sehr gut und sahen auch so aus.

Die Ritter verschwanden nicht und sind auch nicht untergegangen. Sie hielten noch lange ihre kriegerischen Traditionen aufrecht und Turniere gab es noch lange, nachdem die Ritter militärisch keine Eolle mehr spielten. Der Riitterstand wurde weniger wichtig und änderte sich im Laufe der Jahrhunderte. In Großbritannien kommt es auch heute noch vor, dass die Queen (jetzt König) verdiente Bürger in den Ritterstand erhebt. Gerade in Ostdeutschland und unseren verlorenen Ostgebieten gab es bis 1945 noch unzählige Rittergüter, große Bauernhöfe mit viel Land und prächtigen Herrenhäusern.

Also:

Untergang als Teil der Armee bedeutet, dass die Ritter nicht mehr gebraucht wurden, weil sich die Armeen verändert hatten. Der gepanzerte Reiter konnte nicht mehr in Formation feindliche Reihen aufbrechen, da diese zu zahlreich wurden und nach und nach neue Waffen hinzukommen. Vor allem die Organisation von Krieg hatte sich verändert.

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  1. Nein es gab das Fehderecht.
  2. Weil dadurch durchaus Schäden angerichtet wurden. An Sachen und Menschen. Was auch zu wenuger Steuereinnahmen (der Zehnt) führte
  3. Durch Feirtage die mit allerlei Verboten und Geboten versehen waren. Wenn du am "heiligen Rübenkraut jemanden den Kopf einschlägst oder ein Kind zeugst kommst hat in die Hölle. Erwartungsgemäß wenig erfolgreich.
  4. Wer auf Kreuzug ging war nun mal nicht mehr vor Ort, der schlug dann in einem anderen Kand seinen Mitmenschen den Schädel ein oder bekam den eigenen eingeschlagen. Aus dem Auge aus dem Sinn.