Genitiv mit/in einer Adverbialenbestimmung?
Beispielsatz: Er besuchte uns eines Abends.
Ich kenne Adverbialebestimmungen nur mit einer Kasusforderung durch eine Präposition.
Er besuchte uns an einem Abend.
Kann mir bitte jemand sagen warum die Adverbialebestimmung im Genitiv stehen darf und wie der Satz semantisch zu interpretieren ist.
Lieben Dank.
4 Antworten
eines Tages/Morgens/Abends/Nachts etc.
- an irgendeinem Tag/Morgen/Abend, in irgendeiner Nacht in der Vergangenheit: Dieser Tag/Morgen/Abend bzw. diese Nacht ist nicht mit einem Datum bezeichnet. Man benutzt die Formulierung hauptsächlich in Erzählungen, Märchen etc.
- Besonders "eines Tages" kann auch in die Zukunft gerichtet sein: Eines Tages werde ich euch noch beweisen, was alles in mir steckt. ("eines Morgens" etc. natürlich auch, aber das kommt nicht so häufig vor.)
an einem Tag/Morgen/Mittag/Nachmittag/Abend bzw. in einer Nacht, an einem Wochenende, z.B.
- wenn man sich auf einen bestimmten Zeitraum bezieht oder auf etwas, was den Tag, Morgen etc. in einer bestimmten Weise charakterisiert: an einem Morgen im April, an einem Tag ohne Schmerzen, in einer Nacht voller Ängste, an einem Abend im Kreise der Familie, an einem Wochenende wie diesem, an einem Mittag auf dem Balkon
- mit leichter Betonung von ein__ zur Gegenüberstellung bzw. im Vergleich innerhalb einer bestimmten Zeit: Im Urlaub haben wir an einem Tag eine Wanderung gemacht, an einem anderen Tag waren wir am Strand, an einem Morgen waren wir in einem Kloster, am nächsten im Museum, in einer Nacht gab es ein riesiges Feuerwerk, in einer anderen war Disko angesagt etc.
Generell an einem bestimmten Tag in der Woche oder zu einer bestimmten Tageszeit passiert immer oder meistens etwas:
- am Samstag = samstags
- am Tag = tags/tagsüber
- am Morgen / Vormittag = morgens / vormittags
- am Mittag = mittags
- am Nachmittag = nachmittags
- am Abend = abends
- in der Nacht = nachts
Ich war
- (am) Anfang dieses Jahres /dieses Monats / dieser Woche in Hamburg.
- (am) Anfang des letzten Jahres / des letzten Monats / der letzten Woche in HH.
- Anfang letzten Jahres / letzten Monats / letzter Woche in Hamburg.
dsgl. (am) Ende und (in der) Mitte + Genitiv
Weshalb greifst du dir (mal wieder!) einen" kleinen "Schi** in der Landschaft" heraus? Nur, um was zum Nörgeln zu haben?
Wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass es bei meiner Antwort um "abends" geht?
Ich nehme zu den 2 Beispielsätzen des FS ausführlich Stellung, erwähne der Vollständigkeit halber aber auch die temporalen Adverbien "morgens" (= am Morgen / des Morgens) etc.
Wenn ich deine Frage richtig verstehe, geht es um Wendungen mit einem Kasus, der nicht durch eine Präposition bestimmt wird.
Solche Fälle gibt es in der Tat, wo Substantive bestimmte adverbielle Funktionen durch einen bestimmten Kasus markieren. Das nennt man Adverbialkasus.
Das findet man bei Akkusativ und Genitiv:
den ganzen Tag (Zeitdauer)
eines Tages, eines Abends (Zeitpunkt)
Dass der Genitiv hier reine (adverbielle) Funktion hat und keineswegs grammatikalisch fundiert ist, zeigt die Wendung "eines Nachts" recht deutlich (die Nacht, und trotzdem ein männlicher bzw. neutraler Genitiv!).
Für mich deshalb hilfreich, weil ich die Bezeichnung "Adverbialkasus" bisher nicht kannte. Wieder was dazu gelernt👍! Und danke vor allem für das Beispiel am Ende, wodurch die Funktion des Genitivs hier besonders deutlich wird. Hast du noch mehr solche Beispiele, bei denen die Deklination eigentlich nicht zum Geschlecht passt (aber eben doch korrekt ist)?
Semantisch gesehen hat 'eines Abends' eine andere Wertigkeit als 'an einem Abend'.
Er besuchte uns eines Abends - setzt den Rahmen (Vorzeitigkeit) für einen Kontext, der dann weitergeführt wird. (....., um uns von seinem Problem zu erzählen)
Dies ist mit Er besuchte uns an einem Abend nicht (so gut) machbar - hier geht es eher um einen linearen Erzählkontext.
Dabei handelt es sich meiner Ansicht nach um stilistische Finessen.
Genauso wie bei eines Abends: ich habe (früher :-)) mal gelernt, dass das 'eleganter' klinge und vorzuziehen sei - möglicherweise ist es von der Form her dem Lateinischen entlehnt: sowas hat meine Lehrer immer sehr beeindruckt und war ein Qualitätsmerkmal *lächel.
Der jeweilige Kasus ergibt sich - wie Volens schon sagt - aus den Präpositionen; man muss ihn einfach auswendig lernen.
Bei den Adverbialen Bestimmungen wird nicht über den Kasus gesprochen. Er ist Bestandteil der Adv. Best.
"an einem Abend" ist einfach eine Zeitbestimmung.
Bei Präpositionalobjekten hat man eine andere Vorstellung, obwohl Adv. Bestimmungen grammatisch kaum etwas anderes sind. Diese werden nach dem Kasus benannt, den die davorstehende Präposition erfordert.
Er ist trotz des Hausverbots gekommen. (Genitiv wegen trotz)
Er ist mit dem Hausverbot nicht zurechtgekommen. (Dativ wegen mit)
Ohne das Hausverbot wäre er gekommen. (Akkusativ wegen ohne)
Ich halte das aber nicht für Objekte, weil sie nicht vom Prädikat gefordert werden (Definition für Objekt), sondern ebenfalls für adverbiale Bestimmungen.
Beispiel für Genitivobjekt, das zum Präpositionalobjekt wird:
Er erinnert sich eines Vorgangs. - Gen.-Obj.
Er erinnert sich an einen Vorgang. - Päpos.-Obj.
Präpositionalobjekte erfragst du mit einer Präposition:
Ich komme zur Sache.
Er käme ohne das Hausverbot.
Das überzeugt mich noch nicht:
Natürlich haben alle Präpositionalobjekte eine Präposition. Aber nicht alles, was eine Präposition hat, ist auch ein Präpositionalobjekt.
Beispiel:
Er ist trotz des Hausverbotes gekommen.
Gleiche Konstruktion: Er ist verbotswidrig gekommen.
Bei gleicher Satzkonstruktion kann schlecht der eine Ausdruck eine adv. Bestimmung und der andere ein Objekt sein.
Dein Link gibt übrigens die Kriterien gut an.
Es geht bei der Frage aber nicht um "abends" (klein).