Frage zu meiner Facharbeit in Deutsch zum Thema Jugendsprache?

5 Antworten

Hallo,

die anderen Antwortsteller haben Dir bereits wertvolle Ratschläge gegeben. Nichtsdestotrotz würde ich gerne noch einige Sachen hinzufügen:

  1. Wie unterscheiden sich Kap. 2.1 und 4? Für mich klingt das redundant.
  2. Kap. 5 solltest Du sehr kritisch behandeln und herausfinden (würde mich auch mal interessieren) wie diese Kommission eigentlich das Jugendwort des Jahres bestimmt und inwieweit es tatsächlich den Sprachalltag von Jugendlichen abbildet.
  3. Wie bereits bei den anderen Antworten festgestellt wurde, ist der Begriff des Sprachverfalls sehr schwierig und als analytische - weil nicht neutrale - Kategorie unbrauchbar. Viel interessanter wäre aber doch die Frage, welche Personen, warum Jugendsprache als Sprachverfall empfinden. So könntest Du den Begriff mit reinnehmen und Dich kritisch damit auseinandersetzen.
  4. Das leitet zu der geplanten Umfrage über. Empirische Erhebungen finde ich grundsätzlich immer super. Ich würde sie aber erst dann entwerfen, wenn Du Dir über die Forschungsfrage im Klaren bist. Ich würde beide Altersgruppen zusammenfassen und erst bei der Auswertung ggf. trennen. Es gibt schließlich auch Erwachsene, die sich am Vokabular der Jugend orientieren - inwieweit bestimmte Begriffe klar der 'Jugendsprache' zugeordnet werden können, halte ich - insbesondere im Internetzeitalter, das einen eigenen Sprachstil entwickelt hat, der zunehmend auch in Offline-Situationen verwendet wird - ohnehin für fraglich. Du musst Dich entscheiden, ob die Ergebnisse der Umfrage eine Grundlage sein sollen, von der Du Deine These ableitest oder ob diese eine bereits bestehende These stützen soll. Das ist entscheidend dafür, wie Du die Befragung aufbaust. Ferner solltest Du Dich für eine quantitative oder eine qualitative Befragung entscheiden - also mit vorgefertigten Antwortmöglichkeiten arbeiten, die eine große Anzahl an Befragten ermöglichen oder die Fragen so gestalten, dass möglichst frei darauf geantwortet werden kann (eher im Stile eines Interviews).
  5. Insbesondere solltest Du Dir aber überlegen, ob Dein Thema noch weiter eingegrenzt werden kann. Facharbeiten umfassen meines Wissens nach ca. 12-15 Seiten. Wenn Du nicht bei allen Kapiteln an der Oberfläche kratzen willst, musst Du das Thema definitiv mehr einschränken. Die Umfrage sollte - wenn Du sie durchführst - im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Wenn Du kaum Platz hast, auf ihre Ergebnisse einzugehen, kannst Du sie Dir auch ganz sparen. Immerhin ist das Thema in den Sprach- und Kulturwissenschaften gut erforscht. Mit der Suche nach Sekundärliteratur solltest Du also keine Probleme haben.
hello67 
Fragesteller
 22.02.2018, 18:39

Hey , danke fr deine ausführliche Antwort und Hilfe. Also sollte ich eher die definition des Sprachverfalls weglassen und mich mehr darum beschäftigen welche personen Jugendsprache als Sprachverfall sehen und warum diese es tun? aber das würde ich im nächsten Punkt eigntlich forschen oder wie meinst du das genau? findest du die idee denn ganz okay das ich mehrere Positionen höre und dann sozusagen ein Fazit dann draus schliesse inklusive meiner eigenen Meinung ?

0
Itayakkamalam  23.02.2018, 11:35
@hello67

Gibt es denn (wissenschaftliche) Definitionen für Sprachverfall? Ich hatte Kap. 8 so verstanden, dass Du Wissenschaftler_innen zu Wort kommen lässt, die sich mit dem Begriff 'Sprachverfall' auseinandergesetzt haben (und wahrscheinlich zu dem Schluss gekommen sind, dass es diesen nicht geben kann, wohl aber Sprachwandel - ich bin aber auch nicht vom Fach).

Gerade weil der Begriff pejorativ ist und zwar in der Wissenschaft m. E. nichts verloren hat, wohl aber in der Alltagssprache verwendet wird, ist die Meinung von 'Normalbürger_innen' von besonderem Interesse - ein diskursiver Ansatz eben. Wenn ich Dich jetzt richtig verstanden habe, hattest Du das aber ja ohnehin vor, also ist alles in Ordnung.

Verschiedene Positionen darzustellen ist natürlich gut, weil es den Anforderungen wissenschaftlicher Praxis entspricht. Ich weiß nicht, wie 'wissenschaftlich' so eine Facharbeit werden soll - wenn ich an das denke, was mir unsere Erstsemester erzählen, wohl weniger -, aber wichtig ist, dass Du Deine eigene Meinung mit einfließen lässt, aber auf gar keinen Fall eine persönliche, unbegründete. Wenn Du auf Grundlage Deiner Ergebnisse eine Position aus Gründen xy überzeugender findest, kannst Du es gerne schreiben, aber nichts was mit Deinem persönlichen Empfinden zu tun hat. Ich hoffe, das ist verständlich. Grundsätzlich kann diese 'wissenschaftliche Meinung' auch schon vor dem Fazit mit einfließen. Wenn Du also die Ergebnisse einer Studie hast, die einer Theorie widersprechen, kannst Du es ansprechen und betonen, dass die Theorie dadurch an Überzeugungskraft verliert.

0

Insgesamt gehst du zu wenig konzentriert auf das Thema zu. Halte dich nicht so lange bei der Beschreibung des allgemein Sprachwandels auf, sondern zeige an welchen Stellen die Jugendsprache Sprachwandel mit sich bringt und verbinde das dann mit der Frage des Verfalls. Dabei musst du sehr vorsichtig sein, weil es sich hier wirklich um einen negativen Kampfbegriff handelt. Da musst du genau begründen, warum etwas Verfall ist. Dazu ein Beispiel: als das Wort cool und später geil eingeführt wurde, konnte man feststellen, dass das Wort völlig undifferenziert verwendet wurde. Alles war cool oder geil. Das ist natürlich insofern ein Problem, als man die Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache nicht mehr benutzt, sondern ganz darauf vertraut, dass der betreffende in der Situation das schon irgendwie richtig verstehen wird.
Anderes Beispiel: wenn dein Chef dich später auf eine Veranstaltung geschickt du sollst hinterher sagen, wie sie war, wird er auch nicht einverstanden sein, wenn du sie als rattenscharf bezeichnest. Nicht, weil er gegen dieses Wort etwas hat, sondern weil eben genau wissen möchte, was an der Veranstaltung gut war, was weniger gut war.

hello67 
Fragesteller
 22.02.2018, 16:28

ja ich verstehe total was du meinst, aber wie könnte ich das dann in meiner Fachabreit bearbeiten bzw was kann ich dann in meiner Gliederung ändern?

0
gutifragerno  22.02.2018, 16:41

Wie ich schon sagte: zeige zuerst, in die weit Jugendsprache am Sprachwandel beteiligt ist, in einem zweiten Schritt gehst du auf das Problem des sprach Verfall sein und im dritten Kapitel zeigst du dann, in welchen Bereichen welche Art von Sprachverfall durch Jugendsprache erleichtert oder mit verursacht wird. Dabei kannst du jeweils unterscheiden, wie schwerwiegend beziehungsweise wie gefährlich eine bestimmte Entwicklung ist. Einfaches Beispiel: die Werbung arbeitet zum Beispiel mit gezielter falscher Rechtschreibung. Das ist sehr witzig aber natürlich verhängnisvoll für unsere Vorstellung von dem, was normal ist. Ich hoffe, das hilft dir bei deiner Arbeit weiter.

1

vielleicht das ich beim Fazit herausfinde ob nun eine gewisse Jugendpsrache zum Verfall führt

soll ich den Punkt Einflussfaktoren von Anglizismen noch einbringen ?

und ist die Aufteilung der Gliederung oky oder würdet ihr was dran ändern?

Joshua18  22.02.2018, 14:42

Das kannst Du unter Punkt 2 abhandeln. Ich nehme mal an, dass auch der Sprachgebrauch von Frau Nahles (SPD) negativen Einfluss auf die Jugend hat: "In die Fresse, Bätschie, Vogel und Pippi Langstrumpf".

Allein der Begriff "Alter" wäre mal eine Sonderuntersuchung wert.

1
hello67 
Fragesteller
 22.02.2018, 16:32

danke für deine Hilfe. ich weiss irgendwie nicht wie ich das alles darstellen könnte, hättest du einen Tipp? und was könnte ich unter punkt 2 nehmen?

0

Deine These ist falsch.

Jugendsprache hat noch nie zu einem dauerhaften Sprachwandel geführt. Es ist eher selten, dass Begriffe aus der Jugendsprache dauerhaft in den allgemeinen Sprachgebrauch einsickern.

Der Begriff "Sprachverfall" ist ein vorwissenschaftlicher Kampfbegriff der politischen rechten und spielt praktisch in der Sprachwissenschaft keine Rolle.

Sprache ist immer ein entwicklungsoffenes System und muss das auch sein, um seiner Funktion als Kommunikationsmittel gerecht zu werden. Ein irgendwie als "perfekt" imaginierter Sprachstand, der verfallen könnte, ist da nur die "Idee" von ganz ahnungslosen Dampfplauderern, die bestenfalls ihr ideologisches Mütchen kühlen möchten.

Du könntest als Teil Deiner Betrachtung auch die Änderung, bzw. den Verzicht auf Betonung anführen.

Als ich zur Schule ging (so ca. 50 Jahre her) lernten wir Gedichte und es wurde sowohl bei den Gedichten, wie beim Vorlesen, auf eine korrekte Betonung geachtet.

Wenn ich heute in der U-Bahn und bei sonstigen Gelegenheiten, junge Leute sprechen höre, scheint dieser Bereich entweder verloren zu sein, oder aber die Betonungen sind so verschoben, dass man das Wort kaum noch erkennt.

Auch das Sprechen in ganzen Sätzen scheint unmodern zu werden.

Auch das man sich selbst nicht zuerst nennen sollte, scheint völlig verloren zu gehen. "Ich und mein Bruder ....." das habe ich noch als "Mein Bruder und ich ...." gelernt.