Extreme Tagträume - Stellen sie eine Gefahr da?
Hey,
Ich denke, ich werde nicht um den heißen Brei herumreden.
Täglich verfalle ich zwischen 2 und 6 Stunden in einen Rausch aus Tagträumen.
Tagträumen stellt sich der ein oder andere möglicherweise, als ruhige Angelegenheit vor, bei der man auf seinem Bett liegt und selig ins Nichts starrt.
Bei mir ist etwas ganz anderes der Fall.
Ich brauche Musik, um mich auf Tagträume einzustellen. Dadurch erwachen sie zum Leben und Emotionen werden ihnen eingehaucht. Außerdem muss ich währenddessen immer in Bewegung sein.
Es ist eine Sucht.
Die Tagträume sind immer gleich aufgebaut.
Ich lebe das Leben einer Fernsehserien Figur oder einer selbstausgedachten, also keine Tagträume, wo man sich sein eigenes Leben beliebig gestaltet.
Immer öfter ertappe ich mich wie ich dann auch Bewegungen, Emotionen (Lachen, Weinen, Wut, etc...), die sonst nur in meinem Kopf ablaufen, auf meine reale Person projeziere.
Meinen Eltern (Ich bin 15) ist das auch schon aufgefallen und meiner besten freundin ebenfalls.
Beide Partien denken sich nichts dabei.
Meine Frage an euch: kennt sich jemand mit dereilei Fällen aus/ ist selber davon betroffen und kann mir erzählen, was mit mir los ist?
Ich habe Angst, dass etwas mit meiner Psyche nicht stimmt.
Jede Antwort wird mit tiefer Dankbarkeit empfangen!
3 Antworten
Im englischen Bereich nennt man das was du machst "maladaptive daydreaming". Es ist ernst.
Die häufigste Ursache scheint ein Kindheitstrauma, emotionale Vernachlässigung oder Missbrauch durch Familienmitglieder und / oder Gleichaltrige zu sein. Menschen mit MaDD (maladaptive daydreaming) haben normalerweise chronische Angst vor Kritik, Ablehnung und negativer Bewertung. Dies führt dazu, dass sie extreme Tagträume über eine idealistische Fantasiewelt als Bewältigungsmechanismus und Form des Eskapismus verwenden. Wenn du also aufgewachsen bist und dich von der Gesellschaft oder der Familie nicht akzeptiert fühlst, ziehst du dich in deine Vorstellungskraft zurück, um dir die Gefühle der Liebe und Akzeptanz zu geben, die du dir so sehr wünschst.
MaDD hat einige Attribute, zu denen sich die meisten Leute in diesem Feld einig sind:
1.Die Tagträume handeln von einer Fantasiewelt oder mehreren Fantasiewelten, in denen man sich in einem günstigen Licht vorstellt. Sie machen sich normalerweise zum Gegenstand der Zuneigung durch die Charaktere, die sie in der Fantasie erschaffen haben. Der „MDer“ stellt sich oft als eine Art Berühmtheit, bemerkenswerte Person oder nur als idealisierte Version seines tatsächlichen Selbst vor. Die Charaktere sind entweder vollständig originell oder sie basieren auf Menschen im wirklichen Leben oder Charakteren aus TV-Shows, Büchern oder Prominenten.
2.MaDD wird meistens von lauter Musik begleitet, während du wiederholende Bewegungen ausführst, z. B. auf und ab gehen, laufen, sich im Kreis drehen, mit den Füßen klopfen, Mimik machen, murmeln usw. Neben dem Laufen wäre es sehr peinlich, während einer maladaptive daydream-Episode erwischt zu werden!
3.MaDD kann leicht durch Musik oder Medien jeglicher Art wie Fernsehsendungen oder Bücher ausgelöst werden. MDer wenden sich häufig den Medien als Inspirationsquelle für die alternativen Realitäten zu, die sie in ihrem Kopf erschaffen. Bis heute habe ich Mühe, alle Fernsehsendungen oder Filme zu durchlaufen, ohne dass ich dazu veranlasst werde, einen MD zu bekommen, der auf dem basiert, was ich bereits gesehen habe.
Es ist eine Form der Dissoziation.
Ich möchte dir gerne empfehlen zu einem Therapeuten zu gehen und das anzusprechen.
Vielen Dank für diese ausführliche Antwort!
Ich möchte auf jeden Fall betonen, dass ich durch Menschen in meiner Umgebung NICHT (Familie, Freunde, etc.) negativ beeinflusst werde. Also, auf gar keinen Fall liegt hier Missbrauch oder sonst etwas schwerwiegendes vor, was diese Räusche auslöst.
Deshalb beschämt mich die Sache ja auch so, weil mein soziales Umfeld komplett gesund ist, aber trotzdem fast alle Punkte, die du aufgezählt hast auf mich zu treffen.
Das muss an meiner eigenen Psyche liegen und ich gehe seit Monaten Auf verzweifelte Suche nach Antworten, was das ausgelöst haben könnte.
Aber was vielleicht genannt werden sollte, ich kann beispielsweise keine Zuneigung zeigen.
Die Zuneigung passiert in meinem Kopf DURCH die Figuren.
LG
Hey Traumschaf42,
ich empfehle dir dich mal einer Person anzuvertrauen, von der du weißt dass sie dir glaubt und dich auch ernst nimmt.
Ansonsten gibt es vielleicht gerade etwas in deinem Leben dass dich beschäftigt, dir keine Ruhe lässt. Möglicherweisr bist du auch einfach nur gestresst.
Eine Therpie dagegen könnte helfen, wenn es dich stört.
Alles Gute
Eben. Wie du beschreibst, es ist nicht normal dass dich deine Träume so "fesseln" und von der Außenwelt "entführen", sag ich mal.
Vielleicht denkst du mal über eine Therpie nach ^^
Das erinnert mich an Franz Kafka und seine Erzählungen und Romane - vielleicht hilft ja auch das Aufschreiben :-) das Medizinische kann ich nicht beurteilen.
Hey, 2731 jj,
Vielen Dank für deine schnelle Antwort!
Den Menschen denen ich vertraue, habe ich mein "Problem" schon anvertraut, wurde bis jetzt aber noch nicht ernstgenommen. Das dumme ist ja, dass ich sobald ich in Stress verfalle zu diesem Mittel (Tagträume) greife und sie mich von wichtigeren Sachen abhalten, wie zum Beispiel Schule. Mit Corona hat sich das ganze durch Distanz Unterricht verschlimmert.
Die Sache mit dem Stören ist eine gute Frage. An sich sind die Tagträume eine Erlösung ABER sie fesseln mich auch und haben mich fest im Griff.
Deshalb schätze ich die Angelegenheit auch als nicht mehr normal ein. Ich meine, Tagträume sollen den Alltag ein wenig verschönern, aber den Kopf nicht total einnehmen, sodass man sich auf nichts anderes mehr konzentrieren kann?
LG