Die FAZ bezeichnet den Bachelor als einen Abschluss für "Loser"?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

In dem FAZ-Artikel geht es um die Diskussion, die Juristenausbildung zu reformieren und einen integrierten Bachelor einzurichten, damit Studierende, die endgültig durch das Staatsexamen gefallen sind, nicht gänzlich ohne Abschluss dastehen. Die Gast(!)autorin ist Vorsitzende des Deutschen Juristen-Fakultätstages und befürchtet (aus teils abstrusen Gründen), dass der "Loser-Bachelor" der klassischen Staatsexamenausbildung schaden könne, dabei geht es beim integrierten Bachelor nach dem Schwerpunktstudium lediglich darum, Studierenden Prüfungsängste im Examen zu nehmen, weil durch den Alles-oder-nichts-Charakter des Examens teils enorme Existenzängste nach einem langen Studium bestehen.

Die Autorin bezieht den "Loser-Bachelor" also keineswegs auf alle Studiengänge, sondern lediglich auf den Abschluss, den ein endgültig durchs Examen gefallener (daher die Verwendung von "Loser") Studierender haben könnte (und meiner Meinung nach auch sollte), falls der integrierte Bachelor kommt.

Ich habe vor 30 Jahren angefangen zu studieren, mein Abschluss wäre ein Ingenieur gewesen. "Leider" habe ich im ersten Semester eine Frau kennengelernt, die sehr viel Geld gekostet hat (wegen der Entfernung), so dass ich mich immer mehr mit studentischen Nebenjobs und immer weniger mit dem Studium beschäftigt habe. Das Ergebnis war ein abgebrochenes Studium, zwei IHK-Abschlüsse und (das sollte nicht unerwähnt bleiben) eine Ehefrau (genau die, dir ich gleich nach Studienbeginn kennengelernt habe) und zwei Kinder. Meine Tochter studiert jetzt Sprachwissenschaften (naheliegend, da sie Zweisprachigkeit mit der Muttermilch bekommen hat). In meinem Leben sind einige Dinge falsch gelaufen, aber sicher nicht, dass ich meine Frau meinem Studium vorgezogen habe, und noch nicht einmal einen Bachelor habe. Ein Loser bin ich genau deshalb aber nicht. Sollen sich die Schreiber des Artikels in der FAZ doch als Winner ansehen und herablassend über all jene reden, die nur einen Bachelor haben (oder nicht einmal den). Allein dadurch beweisen sie, dass sie Loser sind.

Im Artikel geht es um den Bachelor für das Jurastudium, nicht um den Bachelor an und für sich und allgemein.


Kwalliteht  01.07.2022, 00:44

Na und? Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, einen Bildungsweg bis zu einem bestimmten Punkt zu beschreiten und nicht weiter. Genausogut könnte man alle, die daas Abi geschafft haben, dann aber kein Studium beginnen, als Loser bezeichnen.
Ja, mit einem Bachelor in Jura wird man wohl kaum (Staats)anwalt werden können. Und (man höre und staune) es gibt viele Angestellte in Rechtsabteilungen großer Firmen, die keinen Magister und kein Staatsexamen haben und ihren Arbeitgeber trotzdem gemäß geltenden Recht vertreten können. Vor Gericht sind solche Leute oft mehr wert als Anwälte, die (wenn sie einmal ihren Titel erworben haben) einfach nur eine ruhige Kugel schieben.

0

Der Begriff "Loser" ist hier natürlich nicht angebracht. Richtig ist, dass ein Bachelorstudium in der Regel nur die Grundlagen eines Studienfaches vermittelt und daher in der Berufspraxis meist nicht sehr hoch bewertet wird (auch bei der Bezahlung). Wenn irgend möglich, sollte man deshalb auch einen Master in seinem Studienfach machen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die FAZ scheint ein Bisschen zu vergessen, dass die akademische Karriere jedes späteren Top-Professoren mit einem Bachelorstudium beginnt...

Es ist allerdings tatsächlich so, dass der Bachelorabschluss in einigen Branchen ziemlich wenig wert ist und es zum guten Ton gehört, wenigstens noch einen Master drauf zu machen.