cos, sin, tan ohne Taschenrechner?

3 Antworten

Für bestimmte Winkel wie die Vielfachen von 90° haben Sinus, Cosinus und Tangens besonders einfache Werte. Bei Deinen 90° etwa ist der Cosinus 0, was übrigens auch bei 270° der Fall ist. Der Sinus ist bei 90° gleich 1 und bei 270° gleich –1, und der Tangens ist überhaupt nicht definiert.

Spezielle Winkel

Es gibt noch ein paar Winkel wie sin(30°)=cos(60°)=½, bei denen man sich andere Winkel wie –cos(120°)=sin(150°)=½ herleiten kann.

Für Winkel, die ungeradzahlige Vielfache von 45° darstellen, ist der Tangens entweder 1 oder –1 (je nach Quadrant).

Der Sinus und der Cosinus müssen hier beide den Betrag √{½} haben, und Winkel wie cos(30°) oder sin(60°) müssen den Betrag √{¾} haben.

Der Kreis und der Satz des PYTHAGORAS

Das kannst Du Dir an einem Kreis mit dem Radius r (der beim Einheitskreis gleich 1 ist) verdeutlichen, wobei der feste Winkelschenkel immer die x≥0-Halbgerade bzw. die Strecke zwischen dem Ursprung (0|0) und (1|0) ist.

Der bewegliche Winkelschenkel ist dann eine Halbgerade vom Ursprung aus durch einen Punkt (x|y) auf dem Einheitskreis bzw. die Strecke zwischen (0|0) und (x|y), der mit dem festen Winkelschenkel den Winkel φ bildet.

Diese Strecke ist die Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreiecks, dessen Katheten die orthogonalen Projektionen auf die Achsen sind, nämlich

x = r·cos(φ)
y = r·sin(φ)
x/y = tan(φ).

Deshalb ist nach dem Satz des PYTHARGORAS

r = √{x² + x²}
(cos(φ))² + (sin(φ))² ≡ 1.

Wenn Du also den Sinus hast, kannst Du den Cosinus daraus herleiten und umgekehrt.

Primitive pythagoreische Tripel

Bei bestimmten Winkeln übrigens, die leider ziemlich krummzahlig sind, etwa knapp 37°, stehen x,y und r in einem einfachen Verhältnis wie 4:3:5, wie auch übrigens im Schaubild. Die Zahlen 3,4 und 5 bilden ein primitives Pythagoreisches Tripel, was sich aus

3² + 4² = 9 + 16 = 25 = 5²

ergibt.

Winkel im Bogenmaß

Bei sehr kleinen Winkeln φ sind sowohl der Sinus als auch der Tangens nahezu gleich dem Verhältnis des zwischen den Winkelschenkeln liegenden Kreisbogenstücks zu r.

Letzteres ist (immer, nicht nur bei kleinen Winkeln) φ im Bogenmaß, hier jetzt als φ[rad] (Radian) bezeichnet. „Grad“ ist nämlich eine Pseudo-Maßeinheit, auch Hilfsmaßeinheit (s. Wikipedia-Artikel) genannt.

Das trifft eigentlich auch auf den Radian zu, der ja eigentlich auch ein dimensionsloses Verhältnis zwischen zwei Längen ist. Man kann „rad“ auch weglassen.

Das Bogenmaß ist nicht so willkürlich wie das Gradmaß. Dass man den Vollwinkel in 360 Teile teilt, die man „Grad“ nennt, ist historisch bedingt durch das Zahlensystem der antiken Babylonier, in dem die 60 eine große Rolle spielte. Daneben gibt es auch das Gon, den 400. Teil eines Vollwinkels.

Der Vollwinkel im Bogenmaß ist 2π Radian oder einfach 2π (Verhältnis Kreisumfang/r), und daraus ergibt sich

φ[rad] = φ[°]·π/180°
φ[°] = φ[rad]·180°/π.

Ich habe die Zusammenhänge in einem beigefügten Bild zu verdeutlichen versucht.

Veranschaulichung der trigonometrischen Funktionen - (Schule, Mathematik, Bildung)