Autismus Verdacht, Eltern verleugnen dies, was tun?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo :)

Führt dein Therapeut selbst die Diagnostik durch oder empfiehlt er hierbei eine Diagnostikstelle? Viele Therapeuten leiten mittlerweile an externe Stellen mit mehr Erfahrung auf dem Gebiet weiter und machen vorher lediglich kleine Tests.

Du könntest bei einer der Diagnosestellen anfragen, ob auch ein Termin ohne deine Eltern möglich ist und ihnen erklären, dass deine Eltern gegen eine Diagnostik sind.

Ich bin selbst Autist und habe meine Diagnose auch ohne Unterstützung meiner Eltern erhalten, da diese sich geweigert haben, sich an dem Diagnostikprozess zu beteiligen. Der Diagnostikstelle haben dann meine eigenen Erzählungen, sowie Unterlagen meiner behandelnden Ärzte und Therapeuten, Schulzeugnisse und Hilfeplandokumentationen gereicht, um sich ein Bild von mir machen zu können. Zudem ist ja die Fremdanamnese nur ein Teil der Diagnostik und soll z.B. zur Differenzierung zwischen Asperger und frühkindlichen Autismus dienen. Da laut dem ICD 11 allerdings nicht mehr zwischen den einzelnen Formen differenziert wird, könnte der Diagnostikprozess ggf. auch nochmal angepasst werden. Am wichtigsten ist den Diagnosestellen in der Regel das persönliche Gespräch mit den Patienten selbst, da sie da natürlich vieles hinsichtlich sozialer Interaktion, Kommunikation, Gestik und Mimik beobachten können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Knoerf  05.01.2022, 21:05

Willst du der Autisten-Partei beitreten Autistenbruder? :)

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blueeyedemotion 
Fragesteller
 05.01.2022, 21:14

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort!

Mein Therapeut würde mich zu einer externen Diagnostikstelle schicken, weil er nicht auf Autismus spezialisiert ist.

Ich warte jetzt erst einmal ab, was als Nächstes passieren wird, aber deine Ausführung hat mir definitiv viele Fragen beantwortet!

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td12042007  10.01.2022, 23:58

Wie lange dauert der Diagnostikprozess? Und was wird genau gemacht ?

Danke :)

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koda13  11.01.2022, 00:10
@td12042007

Hallo :) Das ist oftmals sehr von den verschiedenen Diagnostikstellen abhängig und auch die Wartezeiten variieren sehr stark - habe von 3 bis 12 Monaten mitgeteilt bekommen und hatte hinterher Glück, dass ich nur 4 Monate warten musste.

Ich kann jetzt nur von meiner Diagnostikstelle schreiben, weiß aber von anderen, dass einige Kliniken wesentlich mehr Tests (z.B. IQ Tests durchführen - wobei ich nicht weiß, ob diese Tests ggf. nicht durchgeführt wurden, da sie bereits in der Jugend gemacht wurden).

Bei mir fand erst ein Termin bei einem Psychologen statt. Während des Termins sind wir meine bisherige Krankheitsgeschichte und allgemeine Biografie durchgegangen, haben Symptome und Probleme im sozialen und kommunikativen Bereich besprochen und Fragebögen besprochen, welche ich zuvor postalisch zuschicken musste. Der Termin dauerte ca. 1,5h und man teilte mir dann mit, dass sich der Verdacht in soweit bestätigt hat, dass ich einen zweiten Termin bekomme und dieser beim Chefarzt stattfindet.

Bei dem Termin mit dem Chefarzt (einen Monat später) war dann zusätzlich noch eine Psychologin anwesend und es wurde wieder erst viel über die Anamnese und Biografie gesprochen, dann haben wir uns Testauswertungen aus der Jugend und von vorherigen Psychiatern angeguckt und man teilte mir dann nach ca. 1,5h mit, dass die Diagnose bestätigt werden kann und ich einen Arztbrief postalisch innerhalb von 4-6 Wochen zugeschickt bekomme.

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td12042007  11.01.2022, 00:27
@koda13

Danke für die ausführliche Antwort !:)

Hast du durch die Diagnose Nachteile bemerkt ? Schulisch oder evtl. beruflich ?
Habe bedenken, dass es irgendwo gemeldet wird, und man dann Nachteile hat … Ich stehe zwischen den Stühlen, ob ich es machen soll, aber ich habe ja nichtmal den Weg zu einem Psychologen gefunden…

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koda13  11.01.2022, 00:38
@td12042007

Nein, bisher hatte ich keine Nachteile vermerkt. Sofern du die Diagnose nicht an deinen Arbeitgeber oder Schule weitergibst, erfahren die davon auch nichts. Auch wenn du z.B. einen Grad der Behinderung beantragen solltest, bist du nicht dazu verpflichtet, diesen anzugeben.

Bisher hatte ich durch die Diagnose nur Vorteile: Nachteilsausgleich an der Uni - z.B. wurden mündliche Prüfungen in schriftliche umgewandelt und bei Klausuren hatte ich einen eigenen Raum und mein Assistenzhund darf halt überall anwesend sein.

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Sofern deine Eltern der Diagnostik zustimmen, solltest du sie dennoch machen, wenn dein Therapeut den Verdacht äußert! Natürlich werden deine Eltern einen Teil ausfüllen müssen, ihre Wahrnehmung mitteilen müssen, aber es ist eben auch nur ein Teil. Es kommt auch auf deine Wahrnehmung an! Es ist ja nicht so, dass deine Wahrnehmung nicht zählen würde.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Schulsozialarbeiterin

Ich habe und hatte ein ähnliches Problem. Sebst als wir es zum 100sten mal hörten das ich ASS habe kapieren sie es immer noch nicht. Wäre es denn möglich das du mit deinem Therapeuten gemeinsam mit deinen Eltern darüber sprichst?

Deine Eltern scheinen mir sehr vermeidemd zu sein. Wie wäre es, wenn du, oder du gemeinsam mit jemandem, ihnen mal zeigst, was eine Fiagnose bewirken kann, wozu sie dient, was sich verändert, bzw. nicht verändert und so. Sie sollten sich bewusst werden das eine Diagnose nicht dich als Person verändert, sondern sie aufschluss über deine Probleme gibt und erklärt, warum du bist, wie du nun mal bist.

Ich wünsche dir viel Kraft und ganz viel Glück. Wenn du jemanden zum reden brauchst kannst du mir auch gerne schreiben. Ich hoffe ich konnte dir hiermit etwas helfen.

LG✨️🍀

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
RLFruitNinja  20.04.2022, 20:32

Oh, tut mir leid das ich so spät antworte, habe erst jetzt bemerkt das deine Frage bereits 3 Monate her ist🙈

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Trete der Autisten-Partei bei. Die können dir helfen. :) Ich bin übrigens selber Autist und Parteimitglied der Autisten-Partei. :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
blueeyedemotion 
Fragesteller
 05.01.2022, 21:16

Angenommen ich werde diagnostiziert, dann komme ich eventuell darauf zurück. Danke für das Angebot! :)

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