Auf was bezieht sich das Wort "es"?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt im Deutschen eine Reihe von sogenannten "unpersönlichen Verben", die kein echtes Subjekt haben. In diesen Fällen erfüllt "es" die Funktion eines Ersatzsubjekts.

Ich stimme dir zu, dass dies eine seltsame Eigentümlichkeit des Deutschen ist, zumal es auch subjektfreie Verben gibt (mich friert, ihr schaudert, uns graut, mir ist übel), die kein Ersatzsubjekt fordern.

Leider kann man deine Frage wirklich nur so beantworten, dass "es halt so ist". Es ist eine Eigentümlichkeit des Deutschen und das "es" heißt Ersatzsubjekt. Es erfüllt die Funktion des Subjekts in Sätzen mit unpersönlichen Verben als Prädikat.

Fälle wie es regnet und viele andere Wettererscheinungen wie schneien, blitzen, donnern haben eben kein Subjekt, der dies ausführt. Für mich ergibt es Sinn, hier ein Ersatzsubjekt zu ergänzen.

Bedenke auch Verben, die sowohl persönlich als auch unpersönlich verwendet werden können. Will oder kann man das echte Subjekt nicht angeben, so ergänzt man das Ersatzsubjekt "es":

Peter klingelt an der Tür.
Es klingelt an der Tür. <unbekanntes Subjekt>

"Wie geht es Dir?"

Wie > Modaladverbiale (Wie?)

geht > Prädikat

es > Subjekt (Wer oder was?)

dir? > Dativobjekt (Wem?)

Noch 2 Hinweise auf das grammatisch korrekte Standarddeutsch:

Das Fragepronomen "auf was" lautet korrekt "worauf".

"Wenn wir uns begrüßen sagen wir: "Wie geht es Dir?" "

Wenn wir einander begrüßen, sagen wir: "Wie geht es dir?"

Das Verb "begrüßen" ist nicht reflexiv; richtig ist also die Verwendung des reziproken Pronomens "einander".

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
1ooFragen 
Fragesteller
 04.12.2019, 11:05

Hallelujah! Sehr interessant, auf was Du mich aufmerksam gemacht hast.

Du schreibst bei "Wie geht es dir?" das "dir" klein? Schreibt man es nicht mehr groß?

Gab es da eine Änderung? Oder war das immer schon so? Noch nie hat mich jemand auf den Fehler hingewiesen.

0

Diese Konstruktion nennt man „unpersönlich“: Das es steht für gar nichts, es wird nur eingefügt, weil jeder deutsche Satz ein Subjekt braucht. Andere Beispiele sind es reg­net oder es ist eine Tatsache, daß … oder jetzt reicht es!

In anderen Sprachen ist das nicht notwendigerweise so: Auf Italienisch heißt ‘es geht gut’ z.B. einfach nur va bene ‘geht gut’, weil die Sprache kein Problem damit hat, Sätze ohne explizites Subjekt zu formulieren (das Subjekt ist implizit in der Verbform va ‘er, sie, es geht’ enthalten).

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
1ooFragen 
Fragesteller
 19.11.2019, 17:09

Zunächst mal danke für die Antwort. Klingt zwar plausibel, ist aber für mich nicht ausreichend. Ich nehme diese Antwort als gegeben hin, komm aber nicht umhin, ein aber nachzusetzen:

Ich kann - was Deine Beispiele betrifft - das "es" ersatzweise nutzen. Z.B. "es regnet", hier könnte ich sagen: "das was vom Himmel kommt ist Regen". Beim zweiten Beispiel "es ist eine Tatsache" kann ich sagen: "Dieses Geschehen ist eine Tatsache". Beim dritten Beispiel "jetzt reicht es", kann ich ebenso vervollständigen: "jetzt reicht dieses (z.B. Verhalten).

Aber! Bei "wie geht es Dir?" kann ich nichts vervollständigen.

Dass jeder deutsche Satz ein Subjekt benötigt, und es dabei zwingend zu einem "toten, wert- und sinnlosen" Wort kommt, ist für mich im Land der Dichter und Denker sehr merkwürdig.

0
indiachinacook  19.11.2019, 19:41
@1ooFragen

Dein Einwand ist teilweise berechtigt — das reicht! ist bestimmt möglich, allerdings sehe ich keine Möglichkeit, es regnet mit einem anderen Subjekt zu sagen, ohne den ganzen Satz vollständig umzuformulieren (so wie Du es auch machst). Ich be­zweif­le auch Deine Interpretation, das es in es regnet sei der Regen (der Regen regnet kann man ja wohl nicht sagen).

0
1ooFragen 
Fragesteller
 19.11.2019, 20:04
@indiachinacook

Richtig! "Es regnet" ist tatsächlich nicht zu vervollständigen. War ein Denkfehler von mir!

0
Kajjo  19.11.2019, 18:57

Ich schätze deine Antworten sehr, indiachinacook, trotzdem die kurze Anmerkung, dass deutsche Sätze NICHT generell ein Subjekt erfordern.

Imperativ: Lauf!

Vorgangspassiv: Den Flüchtlingen wird geholfen!

Subjektfreie Verben: mich friert, ihr schaudert, uns graut, mir ist übel, ... und etliche mehr

2
indiachinacook  19.11.2019, 19:35
@Kajjo

Es stimmt, daß es jede Mengen Ausnahmen gibt — wann ist das im Deutschen auch schon anders? Verglichen mit romanischen Sprachen sind subjektlose Sätze trotzdem eine verschwindende Minderheit.

0
Aischylos  04.12.2019, 09:26

Es gibt auch Sätze ohne Subjekt.

0