Alphabetisierungssprache bald Französisch in Luxemburg, warum lassen sich die Luxemburger das gefallen?

3 Antworten

als Luxemburger kann ich nur sagen: es macht Sinn, den Schwerpunkt mehr auf Französisch zu legen.

Das "alte" System macht auch Sinn, aber nur für Luxemburger, die sich mit der deutschen Sprache, da eng verwandt mit dem Luxemburgischen, leichter tun als mit der Französischen. Also wurde in der Grundschule (6 Jahre) auf Luxemburgisch und Deutsch gelehrt (allerdings ab 2. Schuljahr parallel mit Französich begonnen), ab dem 7. Schuljahr (Lycée) auf Französisch.

Da es aber immer mehr Französichsprechende in Luxemburg gibt, die sich viel schwerer mit Luxemburgisch und Deutsch tun, und die legislative Sprache Französisch ist, wird das die Kommunikation zwischen den Migrierten und Luxemburgern erleichtern, und den Luxemburgern wird es nicht schaden, schon etwas früher Französisch zu lernen. Luxemburgisch kommt damit nicht schlechter weg als vorher, zu Hause wird trotzdem Luxemburgisch gesprochen.

Das Deutsche kommt etwas schlechter weg, aber es ist nun mal so, dass der deutschsprachige Anteil in Luxemburg der kleinste ist.

Allerdings kommen auch immer mehr Leute nach Luxemburg, deren Kommunikationssprache Englisch ist, ob sie aus Skandinavien, den Ostländern oder aus Asien kommen. Hier haben wir noch Nachholbedarf, da wir in den Schulen Englisch erst mit +- 14 anfangen zu lernen

Ich sehe aber kein Problem, dass sich Luxemburgisch verdrängen wird, dafür sind wir zu stolz auf unsere Sprache. Wir wissen allerdings auch seit jeher, dass wir mit Luxemburgisch als Sprache nicht all zu weit kommen.

SailorSea 
Fragesteller
 22.07.2019, 12:04

Wird Französisch nicht erst ab dem 9. Schuljahr komplett unterrichtet am Lycée classique? Also siehst du den Sinn des luxemburgischen Schulsystems darin, dass sich die Schüler/innen an die Sprachmehrheitsverhältnisse der Einwanderer anpassen sollen, und in diesem Fall ist es Französisch, anstatt das Luxemburgische in der Schule zu fördern? Ich sehe das kritisch, weil wenn die Luxemburger noch früher Franz. lernen, dann senkt das die Motivation der Französischsprechenden nochmehr das Luxemburgische zu lernen. Es entsteht eine Asymmetrie, in der Luxemburger sich des Französischen bedienen; während für die Französischsprechenden keine wirkliche Notwendigkeit besteht und wenn die Franzosen merken, dass sogar in der lux. Schule selbst nahezu fast gar nicht auf Luxemburgisch gelehrt wird, sondern recht viel auf Franz., dann demotiviert sie das sogar noch mehr, dadurch wird Französisch dann noch stärker. Außerdem halte ich das Lernen ab dem 2. Schuljahr bereits auch für sehr früh und das Vorschieben auf die Vorschule ist schon eine sehr drastische Maßnahme (in der Schweiz wird Franz. ab der 3. Klasse bereits als "Frühfranzösisch" bezeichnet), wenn man bedenkt, dass die Kinder bis zum 2. Schuljahr dann drei verschiedene Sprachen haben und das sehr fordernd ist.... Der starke Einsatz des Französisch wird des Weiteren verstärkt Deutsche abschrecken nach Luxemburg zu ziehen, während es Franzosen und Belgier noch stärker motiviert wird. Was ich damit sagen will: Die Luxemburger haben selbst großen Einfluss darauf, wie die Sprachenhierarchie ausschaut; wenn Französisch stark ist, dann nicht WEGEN den Franzosen, sondern WEIL die Luxemburger selbst zugelassen haben, dass das Franz. so stark wird, weil sie sich angepasst haben, obwohl sie die Möglichkeit hätten Sprachtests für Arbeit auf Lux., Sprachtests zum Kauf von immobilien auf Lux., etc. verpflichtend zu machen.

Und jetzt kommt der 2. Teil: Du sagst, dass sich Luxemburgisch nicht verdrängen lassen wird. Die Luxemburger selbst sind nur noch 55% in ihrem eigenen Land und in spätestens 15 Jahren, werden sie die 50%-Grenze unterschreiten und zu einer Minderheit werden. In Luxemburg-Stadt sind bereits Luxemburger in der Minderheit und Franz. die effektive Umgangssprache der Stadt. Über leg mal, vor 30 Jahren, wie weit wärst du mit Luxemburgisch in Luxemburg-Stadt gekommen? und wie weit kommt man jetzt damit in Luxemburg-Stadt? Das Lux. ist stark in der Hauptstadt verdrängt worden. Dass native Luxemburger unter sich immer Luxemburgisch sprechen werden, ja dem stimme ich zu, doch das Ziel sollte es doch sein, auch Migrantengruppen etc. ins luxemburgischsprachige Zelt zu holen? Bisjetzt wird gesagt: "Ihr könnt alles auch auf Franz." haben, das ist die größtmögliche Demotivation für Nicht-Luxemburger luxemburgisch zu lernen. Und weswegen ist Franz. die Gesetzessprache? Wegen den Franzosen? Nein, auch nicht. Sondern weil das eine Vorgängeregierung beschlossen hat und Nachfolgeregierungen es nicht geändert haben...das demotiviert dann Deutsche nach Luxemburg zu ziehen. Du sagst, der Antiel der deutschsprachigen ist gering in Lux. Das ist absolut richtig. Nur man sollte sich fragen, warum ist er so gering und warum ziehen Deutsche viel lieber in die Schweiz? Das liegt nicht daran das Luxemburg ein schlechtes Land ist, sondern eben weil die Luxemburger bestimmte Funktionen/Infos GAR NICHT auf deutsch anbieten - das schreckt potentielle deutsche Einwanderer ab! Und wenn das Deutsche sinken wird, dann wird auch automatisch das Luxemburgische sinken, weil Deutschsprachige die schnellsten sind, die Luxemburgisch lernen würden.

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SailorSea 
Fragesteller
 22.07.2019, 12:13
@SailorSea

Darüber hinaus hat die lux. Regierung spezielle "Auffangklassen" für Einwanderjugendliche geschaffen (die erst später nach Lux. gekommen sind), die hauptsächlich nur auf Franz. sind und Deutsch nur nebensächlich, mit der Begründung "Weil Französisch eine romanischen Sprache ist, ist dies einfacher" . Dies führt, dazu dass diese Leute direkt in eine französischsprachige Paralellgesellschaft integriert werden. Ich würde es für viel besser halten, wenn es stattdessen Intensivkurse auf Lux. und Deutsch geben würde. Und die neuen Einwanderer, aus nicht-romanischen Ländern, zeigen ja, dass Vorschulfranz. nicht für alle die beste option ist. Du sagst es macht nur Sinn für Luxemburger, das alte Schulsystem, aber ich finde es macht Sinn für alle Luxemburger UND für alle Menschen aus nicht-romanischen Ländern. Das Vorschulfranz wird dazu führen, dass die Migrantenkinder am Ende schlechter Deutsch sprechen werden, weil sie mit vier Sprachen (lux., franz. deutsch + ihrer migrantensprache) überfordert sein werden.

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Duponi  22.07.2019, 16:38
@SailorSea

nun, ich habe dir meine Meinung gesagt und wiederhole sie nicht nochmal.

Die Motivation für Ausländer, Luxemburgisch zu lernen, war noch immer sehr gering. Warum auch, wenn doch jeder Luxemburger 4-sprachig ist? Ich kenne zB Portugiesen, die seit 30 Jahren in Luxemburg sind, und kaum ein Wort Luxemburgisch können. Daran ändert die neue Regelung also auch nichts.

Dass wir irgendwann in naher Zukunft als Luxemburger in unserem eigenen Land i der Minderheit sein werden, ist auch eine Tatsache. Allerdings ist auch eine Tatsache, dass Luxemburg ohne Ausländer erst gar nicht überleben könnte.

Und ja, das neue System könnte Deutsche demotivieren. Na und? Sorry, wenn ich dir damit auf den Schlips trete, aber wir sind kaum auf Deutsche angewiesen. Dafür stehen zu viele andere Ausländer bereit.

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aquaedukt  25.07.2019, 17:33
@SailorSea
Die Luxemburger selbst sind nur noch 55% in ihrem eigenen Land und in spätestens 15 Jahren, werden sie die 50%-Grenze unterschreiten und zu einer Minderheit werden.

Es sind sogar nur noch etwa 52%, aber wirklich stören tut das kaum einen Luxemburger, auch wenn sie schon sehr bald eine Minderheit im eigenen Land darstellen werden. Zum einen intergrieren sich die Ausländer sehr gut. Zum anderen sind die Luxemburger durchweg davon überzeugt eine ausreichend starke und traditionsreiche Kultur zu haben, als dass diese sich einfach so verdrängen lassen würde. Eine Kultur die sich nur deswegen verdrängen lässt weil der Träger der Kultur keine Mehrheit mehr stellt, das ist keine vernünftige Kultur.

Davon abgesehen wäre das Land heute nicht so reich, wenn es nicht so viele Ausländer hätte. Das weiß jeder, selbst die rechtskonservative adr weiß das.

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So schlimm ist das nicht.

Wenn es heute eine Volksabstimmung in Deutschland darüber geben würde, ob wir Deutsch als Landessprache durch Englisch ersetzen sollten, dann würde ich für Englisch stimmen. Wär mal eine Abwechslung so ein Sprachwechsel und würde uns, da künftig Teil einer größeren Sprachgemeinschaft, nur Fortschritte bringen.

SailorSea 
Fragesteller
 21.07.2019, 01:43

Traurig, wie viele Deutsche sich am liebsten selbst abschaffen würden und ihre eigene Kultur nutzlos finden und sofort durch Englisch ersetzen würden... Teil einer großen englischen Sorachgemeinschaft zu sein bringt keinen Fortschritt, schau mal auf die vielen afrikanischen Länder, die Englisch haben und unterentwickelt sind. Dadurch das sie Englisch haben, haben sie sogar nur Rückschritte, weil die Globalen Konzerne bevorzugt dort investieren und ihnen die rohstoffe stehlen.

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Diterius  20.01.2020, 18:04
@SailorSea

Du selbst redest doch wie toll doch Korea und alle anderen um Deutschland herum sind z.B.die Schweiz. Alles dies ist oberflächlich. Ein Land,was von Banken und Investitionen lebt,kann nicht mit Deutschland verglichen werden. Vor allem dein Vergleich mit Afrika:Es liegt nicht an der Sprache,sondern dass die Briten echt miese Kolonialherren waren,die nicht wirklich viel in Afrika reingesteckt haben. Danach haben sie Unabhängig keit bekommen und...wussten nicht ,was sie machen sollten. Bis jetzt wissen es viele Länder Afrikas nicht. Auch ich finde maches deutsche schlecht und vergleiche es mit meiner 2.Heimat Russland. Doch Deutschland hat viele Dinge,die kein Land so gut macht,z.B. die Sozialhilfen oder Autos. Wenn kleine und arme Länder sich unnötig für Investoren ändern,sind sie selbst schuld. Man sollte schon eine stabile Wirtschaft und einen eigenen Markt haben.

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Gibt es Umfragen zu dem Thema (Frühfranzösisch)?

OlliBjoern  20.07.2019, 21:08

Mir ist auch nicht ganz klar, wie diese Links zusammenpassen. In dem französischen Text steht es ja auch anders drin, als du es beschreibst.

3 bis 5 Jahre (Frühphase): Schwerpunkt auf Luxemburgisch

6 bis 11 Jahre (Alphabetisierung): Deutsch

geschriebenes Französisch erst in der dritten Phase

Wie passt das zusammen?!

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SailorSea 
Fragesteller
 21.07.2019, 01:49
@OlliBjoern

Im französischen Text steht es genauso wie ich es beschreibe, lies ihn mal zu Ende und in Ganz: "Au cycle 1 (enfants de 3 à 5 ans), une importance particulière est accordée à l'apprentissage du luxembourgeois, langue de communication de ce cycle. Suite à l’introduction d’un programme d’éducation plurilingue dans les crèches et afin de garantir cohérence et continuité, l’apprentissage du français au cycle 1 de l’école fondamentale a été adapté lors de la rentrée 2017-2018. L’initiation à la langue française s’ajoute officiellement aux missions du cycle 1." = auf Deutsch = Vorschulkinder lernen Luxemburgisch zuerst. Seit der Einführung des Mehrsprachigkeitsprograms wird ab dem Schuljahr 2017/2018 auch Französisch gelernt und zwar bereits für 3-jährige. Das heißt Luxemburgisch in der Vorschule hat sich halbiert und ist durch Französisch massiv verdrängt worden. .. und vor allem, wen sowas Wichtiges im Internet nur auf französisch steht, was sagt das aus über die Wichtigkeit von Deutsch und Luxemburgisch?

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