Warum lassen sich Luxemburger soviel Französisch gefallen?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich finde deine Frage gar nicht doof, und seit langem beantworte ich auch wieder mal hier eine Frage - wo es aber wohl keine "richtige" Antwort drauf gibt.

Die gesetzliche Antwort lautet wohl:

In Luxemburg gibt es sehr viele Ausländer. Außerdem pendeln täglich sehr viele Franzosen (ca. 180.000 - danke google) und Belgier in unser Land um zu arbeiten. Hinzukommt dass Französisch unsere zweite Amtssprache ist, und auch die meisten Dokumente eher in französisch als in deutsch (oder gar luxemburgisch) verfasst werden. Deutsch lernt man sehr intensiv ab dem 1ten Schuljahr, Französisch beginnt ganz zaghaft ab dem 2ten, Englisch erst sehr viel später.

Meine Antwort und Meinung zu deiner Frage lautet:

Es gibt sehr viele ältere luxemburgische Menschen die der französischen Sprache nicht mächtig sind. (während dem Krieg war fr. verboten) Die haben natürlich richtige Probleme wenn jegliche Papiere nur in französisch verfügbar sind. Ich als "Luxemburgerin" bevorzuge die deutsche Sprache, da sie einfacher ist und dem luxemburgischen näher kommt als Französisch. (ich denke so sehen es sehr viele von meiner Sorte) Ich schaue z.b fast nur deutsche TV Programme und lese meine Bücher auch alle in der deutschen Sprache.

Und Luxemburgisch ist auch KEIN Dialekt wie so manche ungebildeten Menschen behaupten. :-) Leider jedoch wird unsere schöne Sprache bald aussterben. Wegen den vielen Ausländer redet man schon fast aus Gewohnheit sofort auf französisch. Des Öfteren wird man auch im Supermarkt angemotzt wenn man einen Verkäufer etwas auf luxemburgisch fragt, was ich sehr sehr schade finde! Bei vielen Stellenangeboten wird sogar schon portugiesisch verlangt, wo man als Luxemburger natürlich keine Chance mehr auf einen Job hat.

Weshalb wir uns das gefallen lassen? Ich verstehe es ehrlich gesagt selber nicht! Sehr viele Menschen ärgern sich über die jetzige Lage, aber ändern kann man wohl nix.

Ich glaube wir sind das einzige Land auf der Erde das sich den Ausländern anpasst, anstatt dass es umgekehrt sein sollte. Wenn ich in Deutschland Urlaub mache rede ich Deutsch, dasselbe in französisch wenn ich in Frankreich bin. In vielen skandinavischen Ländern erhält man nur einen Job wenn man deren Sprache auch mächtig ist, finde so sollte es überall sein.

Liebe Grüße

SailorSea 
Fragesteller
 30.03.2018, 22:17

Vielen Dank für deine Antwort, ich habe sie zur hilfreichsten Antwort gewählt. Ich wünsche Dir das deine Sprache Luxemburgisch auch in der Zukunft erhalten wird, auch wenn ich deinen Pessismus teile, da die Mehrheit der Migranten eher Französisch bevorzugt und dies -in Kombination mit den Pendler aus Frankreich und Belgien - das Luxemburgische immer weiter in den Schatten fallen lässt. Die einzige Lösung, die ich mir vorstellen könnte, wäre die Abschaffung des Französischen als Amtssprache und Ersatz durch das Luxemburgische mit Hilfe einer Petition/Volksabstimmung. Könnt ihr nicht eie Volksabstimmung durchführen (solange ihr noch in der Mehrheit seid) oder eine Partei wählen, die das Luxemburgische mehr aufwertet und die Dominanz des Französischen verrringert? So würden mehr Migranten dazu animiert werden Luxemburgisch zu lernen in staatlichen Berufen.

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Artemisgirl  02.01.2021, 21:10
@SailorSea

Irgendwie kämpfen viele für den Wert der luxemburgischen Sprache, kommen aber nicht an oder werden nicht ernst genommen. Wenn man bedenkt, dass auch viele Führungspositionen kein Wort Luxemburgisch können...

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BoNita92  01.06.2020, 22:56

Oh man, wie traurig. Aber wir Deutschen passen uns auch Migranten an, nur sind wir echt viele Leute, sodass wir immer noch die Mehrheit ausmachen. Luxemburg ist im Vergleich zu Deutschland echt klein und ich finde das sehr schade, dass Luxemburger und luxemburgerisch als Sprache in den Hintergrund rückt. Ich bin öfter in Luxemburg, die meisten sprechen fließend Deutsch und ich bin echt immer wieder beeindruckt, wie man so gut Deutsch und Französisch sprechen kann. Ich mag die Luxemburger sehr, immer sehr freundlich zu uns Deutschen.

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Artemisgirl  02.01.2021, 16:17

Tatsaach, honnert Prozent den Nool op den Kapp getraff 😂

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Hallo,

aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Luxemburger ohnehin sehr viele Sprachen sprechen. Allein in der Schule lernt man mindestens 4 Sprachen und kann je nach Wahlfächern noch 2 dazu wählen.

Zu meiner Zeit habe ich im 2 Schuljahr mit Französisch begonnen (momentan glaube ich, dass sie schon in der Vorschule beginnen) und mit fünfzehn konnte ich es fließend.

Trotzdem has du Recht mit der Frage wieso man sich das gefallen lässt. Zumal, da sogar im Kiosk, Supermarkt, Eisdiele etc. Französisch gesprochen wird, ist man als Kind andauernd mit Sprachbarrieren konfrontiert und ein Kaugummi zu kaufen wird schon zu einem wahren Abenteuer. (Learning by doing, es hat oft genervt, aber wenigstens haben wir aktionsreicher gelernt als bei langweiligen Grammatikstunden)

Es ist schon paradox, dass man ohne Luxemburgisch gerade so gut wie mit in Luxemburg klar kommt.

LG

SailorSea 
Fragesteller
 02.01.2021, 16:19

sind die Kinder nicht überfordert, wenn sie schon in der Vorschule Französisch haben und daneben Luxemburgisch sprechen und es gibt ja noch viele Migranten für die das alles Fremdsprachen sind? Es würde ja ausreichen ab dem 2. Schuljahr, was immernoch sehr früh ist? Sowie sich die Dinge in Luxemburg-Stadt entwickeln, glaube ich, dass sich diese Stadt Richitung Metz, Nancy unnd Thionville entwickelt und man für Einkäufe vielleicht nach Trier fährt zukünftig

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Artemisgirl  02.01.2021, 21:06
@SailorSea

Man muss auch bedenken, dass das Luxemburgische als Sprache selbst nicht so « fachgerecht » unterrichtet wird. Schreiben können die meisten Luxemburger ihre Sprache ohnehin nicht. In den Primärschulen steht es zwar auf den Stundenplänen, aber wird vernachlässigt bis ganz ausgeklammert. Im siebten Schuljahr hat man dann eine Stunde die Woche ( auf dem Lycée classique, auf dem Général wird es meist auch vernachlässigt) mit etwas Grammatik (die ständig ändert) und nach dem Schuljahr ist es dann aus dem Stundenplan gestrichen.

Was das Französisch in den Vorschulen betrifft... bin ich ganz derselben Meinung, viel zu früh. Mehr als 10-20 Vokabeln bei der richtigen Einschulung werden sie nicht behalten.

Momentan gibt es viele portugiesiche Migranten, die sich nicht mit Französisch sondern Deutsch schwer tun.

Die meisten Schüler straucheln mit den Sprachen, entweder mit den romanischen, oder germanischen. In der Schule lernt man sicher Luxemburgisch, Deutsch, Französisch und Englisch. Im achten Schuljahr kann man auf dem Lycée classique (glaube das wäre in Deutschland das Gymnasium) Latein (oder sehr neu und selten auch Chinesisch) dazu nehmen. In der 10. Klasse nehmen manche dann noch eine andere Fremdsprache (Spanisch, Altgriechisch, Chinesisch, Italienisch) dazu.

Deshalb schleifen die Naturwissenschaften auf den kleineren Stufen etwas. Aber das Französiche wird ab der 10. einfacher, weil dann alle Nebenfächer (Lycée classique) auf Französisch sind.

Kompliziert und viele Sprachen, typisch Luxemburg😅😅😅

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Artemisgirl  02.01.2021, 21:12
@Artemisgirl

Wo es aber ein schlimmeres Problem ist, ist das Gesundheits- und Pflegewesen. Zumal ältere Menschen verstehen durch die Vernachlässigung im Krieg kein oder nicht so gut Französisch. Da 70% der Pflegekräfte Pendler sind und die meisten nur Französisch können, sitzen die Patienten wirklich in Hilflosigkeit herum.

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weil der weitüberwiegende Teil der Luxemburger ohnehin zweisprachig ist, daher macht es für sie keinen Unterschied.

Mich juckt es ja auch nicht, wenn in der Uni teilweise englisch gesprochen wird, kann man die Sprache, dann stört man sich auch nicht daran.