“Allround-Jagdrevier” welche Waffen?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Wie immer ist das auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Du wirst von drei Jägern fünf verschiedene Empfehlungen erhalten.

Der Drilling ist die deutsche Traditionswaffe. Sie wird in deiner Liste mit Abstand das teuerste sein. Sie stammt aus einer Zeit, in der Material vergleichsweise teuer und Arbeitskraft vergleichsweise billig war. Daher hatte man nur ein einziges Gewehr, eben den Drilling, in dem auch heute noch viel Handarbeit steckt, um drei Läufe zum Zusammenschießen zu bringen. Dafür nimmt man in jeder jagdlichen Situation einen Kompromiss in Kauf: Auf der Entenjagd trägt man den nutzlosen Kugellauf spazieren, bei der Drückjagd auf Sauen die beiden Schrotläufe. Bei der Ansitzjagd genauso. Und was die Präzision angeht: ein Drilling wird höchstens einmal zufällig so genau schießen wie eine gute einläufige Kugelwaffe. Schließlich musste der Büchsenmacher drei Läufe dazu bringen, in etwa auf einen Punkt zu treffen, und auch er musste dabei Kompromisse eingehen. Die Handhabung, drei Läufe mit Umschaltung über zwei Abzüge zu bedienen, erfordert Übung und ist kompliziert. Ich persönlich halte den Drilling, wenn man ihn nicht als einzige Waffe und immer führen will, für am ehesten verzichtbar. Ich habe von einer Entenjagd gehört, bei der unerwarteterweise Sauen im Schilf steckten, die unbeschossen das Treiben verließen. Da wärst du mit dem Drilling, vorausgesetzt, du hättest Kugeln (plus eventuell Zielfernrohr bzw Drückjagdvisierung) dabei gehabt, im Vorteil gewesen. Aber welche Waffe hättest du mitgenommen, wenn du außerdem auch die speziell für die Entenjagd gedachte Flinte besessen hättest?

Ich selbst habe mit Repetierer und Flinte (in meinem Fall Bockdoppel) angefangen, und hatte anfangs in manchen Ansitzsituationen eben beides dabei. Später habe ich mir noch eine Bockbüchsflinte zugelegt. Sie ist einfacher in der Handhabung, leichter und günstiger als ein Drilling. Das ersparte Geld habe ich in bessere Technik (Einschloss- Handspanner; gutes Zielfernrohr) gesteckt.

Das Wichtigste wäre für mich erst einmal eine gute Kugelwaffe (Repetierer) in einem hochwildtauglichen Universalkaliber.

Wels33 
Fragesteller
 18.05.2023, 13:24

Einen Repetierer würde ich mir auch holen. Und eventuell noch einen Drilling dazu, um immer für alles gewappnet zu sein. Also würdest du stattdessen einfach den Repetierer und eine Flinte nehmen?

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Pomophilus  18.05.2023, 13:37
@Wels33

Ja, weil "immer für alles gewappnet" bist du ja wirklich nur dann, wenn du den Drilling auch immer dabei hast. Und den Drilling immer zusätzlich mitzunehmen ist sicher keine Option. Also musst du ihn, um gewappnet zu sein, auch immer führen. Wozu dann aber Flinte und Repetierer?

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Waldmensch70  18.05.2023, 18:49
Ich selbst habe mit Repetierer und Flinte (in meinem Fall Bockdoppel) angefangen, 

Genau meine Empfehlung. 👍

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Pomophilus  19.05.2023, 18:10

🌟Dankeschòn!

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Mit einem Drilling mit "Tornado"-Einstecklauf (Firma Theo Jung) bist du sehr gut aufgestellt.

Ein Drilling ist jedoch preislich nicht gerade ein "Schnäppchen" aber oft gibt es einen aus dem Bestand eines verstorbenen Jägers zu einem moderaten Preis.

Auch wenn ein Drilling vielseitig ist, wirst du wahrscheinlich noch eine Büchse brauchen, wobei du mit einer, die auf einem 98er-System aufgebaut ist, gut beraten bist.

Natürlich gibt es auch bei Büchern sehr hochpreisige aber ich persönlich lege großen Wert auf Sicherheit - da ist die 98er-Sicherung wohl kaum zu übertreffen - und Funktionalität und ich kann gut auf kostenintensive Gravuren verzichten.

Ein 98er ist auch gut für Nachsuchen geeignet.

Ob du dir eine Vorderschaftrepetierflinte anschaffst, musst du selber entscheiden aber bei vielen Jägern sind die "Vollernter" nicht gerne gesehen - eine gute Bockflinte tut es auch, zumal die schneller ist, als ein Repetierer, insbesondere, wenn sie einen Einabzug hat.

Wenn du dir eine Kurzwaffe anschaffst, sollte die fangschusstauglich sein und da du dich ja nicht im Krieg befindest, reichen dir auch die "nur" sechs Schuss eines Revolvers.

Der sollte dann aber das Kaliber .357Mag. haben - .38spezial könntest du auch aus ihm verschießen - und den gäbe es auch in pflegeleichter, rostfreier Ausführung - 4 Zoll Lauflänge sollte er jedoch haben, um die Energie einer .357Mag. ausnutzen zu können.

Bei einer Pistole sollte es 9 x 19 mm (Luger) sein, denn für die gibt es auch spezielle Fangschußmunition.

WMH

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebenserfahrung und sehr vielseitige Interessen
Pomophilus  18.05.2023, 13:14

Ich selber führe auch einen 98er Stutzen aus Familienbesitz, aber inwiefern ist beim 98er die Sicherheit höher als bei einem modernen Handspannersystem?

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JochenOWL  18.05.2023, 13:26
@Pomophilus

Schön, dass du auch noch so ein 98er Schätzchen hast.

Meiner ist ein Erbstück meines Großvaters.

Natürlich ist ein Handspannersystem auch sicher - das bestreitet ja keiner.

Aber der 98er hat eine Sicherung, die den Namen wirklich verdient, weil bei ihm der Schlagbolzen gesichert wird und nicht der Abzug und die Waffe durch diese Art von Sicherung auch stoßsicher ist.

Das hat mir mein "Lehrprinz" vor vielen Jahren so beigebracht.

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Pomophilus  18.05.2023, 13:32
@JochenOWL

Ja, ist schon vergleichsweise sicher, seit vielen Jahrzehnten wird das auch in der Ausbildung so vermittelt. Ich mag meinen Stutzen auch, aber inzwischen ist die technische Entwicklung weitergegangen. Und auch die technisch beste Sicherung einer gespannten Waffe kann versagen. Wenn die Waffe aber erst gar nicht gespannt ist, kann sich kein Schuss lösen. Klar, das größte Problem ist nicht die Technik, sondern die Bedienung, beachte, wann die Waffe überhaupt nur gespannt bzw gesichert sein darf. Aber bei einer Neuanschaffung würde ich heute immer für die technisch bessere Lösung der Handspannung plädieren.

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JochenOWL  18.05.2023, 13:42
@Pomophilus

Da sind wir einer Meinung.

Aber mein Erbstück begleitet mich jetzt schon ein halbes Jahrhundert und hat mich nie im Stich gelassen...

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Wels33 
Fragesteller
 18.05.2023, 13:20

Kurzwaffe würde ich mir auch vor allen (bzw nur) für den Fangschuss kaufen. Und ich würde eh immer einen Revolver nehmen, schon allein deswegen, weil man damit weniger Probleme hat als mit einer “normalen” Pistole. Einen Drilling hole ich mir auf jeden Fall, da findet sich immer was gebrauchtes für 3000€ oder so. 98er kenne ich bisher nur von Repetierern. Also eine Repetierbüchse? Was die Flinte angeht, dachte ich, dass die Vorderschaft mehr Patronen fasst. Die Bockflinte wäre ja im Prinzip ein Drilling ohne den Kugellauf und übereinander statt nebeneinander. Wäre die dazu noch sinnvoll oder reicht ein Drilling und eine Büchse?

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Wenn du in Deutschland die Jägerprüfung erfolgreich abgeschlossen und den Jagdschein gelöst hast kannst du dir Waffen kaufen. Aber als Jungjäger bist du noch nicht Pacht fähig. Das heist 3 Jahre gibt's kein eigenes Revier. Das nur nebenbei erwähnt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – verbringe sehr viel Zeit mit der Jagd
Wels33 
Fragesteller
 18.05.2023, 15:09

Ich weiß, es war blöd ausgedrückt, ich darf die 3 Jahre im Revier meines „Mentors“ jagen und werde das Revier nach ein paar Jahren (vermutlich) übernehmen.

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Honeysuckle18  18.05.2023, 15:12
@Wels33

Warum fragst du dann hier wildfremde Leute, anstatt die Meinung deines "Mentors" einzuholen - der "sein Revier" wohl kennen dürfte wie kaum ein anderer ?

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Was meint ihr? Habt ihr noch Tipps für einen jungen Jäger?

Du willst meine Meinung hören? Ok.

Deine Liste ist zu groß.
Du brauchst keinen Drilling zusätzlich, wenn Du schon Repetierer und Flinte hast.

Mal ehrlich:
Wenn Du wegen Schalenwild oder Schwarzwild auf den Hochsitz gehst oder pirscht, dann wirst Du in dem Moment nicht anfangen plötzlich Federwild in der Luft mit Schrot zu jagen.

Kaufe ein Kaliber, das auch Hochwildtauglich ist. Ich persönlich mag .308 Winchester. Habe damit bisher noch alles erlegt.

Und das evtl. vorbei kommende Raubwild kannst Du auch mit einer Kugel erlegen, da musst Du nicht unbedingt Schrot verwenden. Und wie oft hast Du schon einen Waschbären im Revier auf dem Baum vorgefunden, den Du da (logischerweise) nur mit Schrot herunterschiessen kannst, weil mit einer Kugel hoch in die Luft zu schiessen natürlich nicht geht (Sicherheit).

Und kaufe statt der Pumpgun eine klassische Kipplauf-Schrotflinte (Bockdoppelflinte).

  • Dann wirst Du auch nicht komisch angeschaut, wenn Du (was bei Treibjagden und Flugwild-Jagden durchaus üblich ist) mit mehreren unterwegs bist ("Gesellschaftsjagd"). Denn eine Pumpgun oder eine halbautomatische Flinte sind von außen für Andere immer "unsicher", da sie den Ladezustand nicht sehen können. Eine gebrochene Kipplauf-Flinte ist immer eindeutig.
  • Außerdem sind sie beim Laden / fertigladen im Revier zu laut. Und auch beim ggf. wieder sicher machen der Waffe. (Denke daran, beim Übersteigen von Hindernissen ist die Waffe zu leeren). Willst Du da immer erst die Patronen eine nach der anderen "rausrackeln"?
  • Und wenn Du mit zwei Schrotpatronen nicht getroffen hast, dann brauchst Du die dritte im Magazin auch nicht mehr. Dann ist das Wild eh außer Reichweite. Merke: Jagd ist der einzelne, sauber angetragene Schuss. Das gilt auch bei der Jagd mit Schrot.

Und was die Kurzwaffe angeht:

Nein. Zu Anfang gar keine. Es sei denn, Du betreibst direkt ab Anfang aktiv Fallenjagd und benötigst etwas zum Abfangen. Dann einen Revolver mit Kleinkaliber (.22 lR oder .22 Magnum).

Als Anfänger mit großer Kugel in einer Kurzwaffe im Revier zu hantieren macht keinen Sinn, wenn Du nicht wirklich Übung hast und genau weisst was Du machst. Der kurze Lauf ist viel leichter in eine "gefährliche Richtung" gedreht als der lange Lauf einer Büchse.

Wenn es da wirklich mal eine Nachsuche-Situation gibt, dann überlasse das im Zweifel einem erfahreneren Jäger, lerne erst einmal in der Praxis von ihm und nehme Deinen Repetierer mit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger
Pomophilus  18.05.2023, 19:04

Ich habe zwar nur vom "hochwildtauglichen Universalkaliber" geschrieben, aber .308 Win ist für mich persönlich da auch die erste Wahl. International weit verbreitet, du kriegst im Zweifelsfall am einfachsten und günstigsten von deiner Wunschlaborierung über Schießkino- Munition alles was man so braucht. Dort, wo Waffenhersteller verschiedene Verschlusslängen für verschiedene Kalibergruppen haben, ist die kurze, dicke .308 regelmäßig die einzige hochwildtaugliche Patrone in der kurzen Verschlusslänge, was die Waffe leichter und kompakter macht.

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Wels33 
Fragesteller
 18.05.2023, 19:17
@Pomophilus

Hi, also du würdest eine BDF und einen Repetierer kaufen, richtig? Was Kugeln angeht hätte ich eh .308 Win genommen, aber welches Kaliber würdest du beim Schrot nehmen?

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Pomophilus  18.05.2023, 19:27
@Wels33

Bei Schrot hat sich die 12 sehr stark durchgesetzt. 16 oder gar 20 hatten mal Vorteile, solange Waffen noch mehr handwerklich hergestellt wurden, weil dann die Systemkästen, und damit auch die gesamte Waffe, insbesondere bei den Kombinierten, etwas zierlicher sein konnten. Aber heute greifen die meisten Hersteller in den Baukasten, und da haben sie nur noch eine einzige Ausführung des Systemkastens liegen, egal ob Kaliber 12 oder 16, das macht dann bei der fertigen Waffe keinen Unterschied.

Und dann ist es ähnlich wie bei den Kugelkalibern: schau mal in die Angebote für Schrotmunition: in welchem Kaliber bekommst du die größte Auswahl und die besten Angebote, wenn du bleifreie Munition, verschiedene Schrotgrößen, Patronen für den Tontaubenstand,... suchst?

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Blaser Bockdrilling BD14. Ist wie für mich gemacht. Aber da solltest du selber schauen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bin Jäger(auf dem Weg zum berufsjäger/oder Trapper)
Wels33 
Fragesteller
 18.05.2023, 12:29

Würde der das gesamte Wild in meinem Revier abdecken? Ein Drilling fasst ja normalerweise 2 Flintengeschosse und eine Kugel. Bei den Kugeln müsste ich ja dann nach jedem Schuss nachladen, deswegen dachte ich noch an die Repetierbüchse

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Huhn617  18.05.2023, 13:51
@Wels33

Natürlich kannst du andere nehmen. Wäre auch gut. Ich finde diese nur für den Start gut. Kostet aber auch 4000€

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