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Grünen-Chefin Ricarda Lang hat verärgert auf eine Äußerung von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert zur Europawahl reagiert. "Was mich etwas irritiert hat: Dass ich heute Stimmen gehört habe, auch aus der SPD, wo von einer Kontaktschande im Blick auf die Koalitionspartner gesprochen wurde", kritisierte Lang am Montag in einem Interview der ARD-"Tagesthemen". Wenn in der Regierung alle drei Koalitionspartner massiv verloren hätten im Vergleich zur Bundestagswahl, dann sollte jeder "bei sich vor der eigenen Haustür anfangen und mal überlegen: Was haben wir eigentlich falsch gemacht?".
Kühnert hatte sich im Sender Phoenix zum historisch schlechten Ergebnis seiner Partei bei der Europawahl geäußert. Unter anderem argumentierte er in dem Interview, man habe in zweieinhalb Jahren Ampel-Koalition eine Politik gerade für untere Einkommensgruppen gemacht. Trotzdem sagten genau diese Menschen in Umfragen, sie fühlten sich von der Ampel-Politik nicht repräsentiert. Er glaube, da spiele etwas rein, "was ich mal fast Kontaktschande nennen würde", sagte Kühnert. "Nämlich, dass unsere beiden Koalitionspartner von diesem Teil der Bevölkerung sehr stark abgelehnt werden und das auf uns auch abfärbt."
FRAGE: Muss man es nicht eher so sehen, dass Kühnert mit seinem Vorwurf verhindert, dass die Koalition zurückfindet zu erfolgreicher gemeinsamer Arbeit, er mit solchen Vorwürfen also den weiteren Niedergang der SPD in die Wege leitet: einer Partei, die man früher - unter Willy Brandt und Helmut Schmidt - geschätzt hat wegen ihres besonders hohen Verantwortungsbewusstseins?