Liebe Elimay!
Dein Hilferuf hat mich total erwischt! Ich habe eine Alkoholkranke, nahe Verwandte. Jahrelang kenne ich den Zustand der Co-Abhängigkeit. Ich zitiere für Dich einen Text aus dem für mich ständigen Begleiter-Buch von Melody Beattie "Kraft zum Loslassen" welches mir immer wieder eine große Hilfe war.
"Beziehungsopfer
...Wir können lernen zu erkennen, mit wem wir gern zusammen sind, ob es nun um die Freunde,Berufskollegen, Geliebten oder Ehepartner geht. Wir alle müssen mit Menschen umgehen, denen wir lieber aus dem Weg gingen, wir müssen uns jedoch nicht zu langfristigen oder intimen Beziehungen mit diesen Menschen zwingen.
Wir besitzen die Freiheit, Freunde, Geliebte, Ehepartner auszuwählen. Wir besitzen auch die Freiheit zu entscheiden, wieviel Zeit wir mit Leuten verbringen, die wir uns nicht immer aussuchen können, beispielsweise Verwandte. Dieses Leben gehört uns. Wir können darüber verfügen, wie wir unsere Tage und Stunden verbringen. Wir sind keine Sklaven. Wir sitzen nicht in der Falle. Und es gibt niemanden, der keine Möglichkeiten hätte. Vielleicht sehen wir sie nicht ganz deutlich. Auch wenn wir uns durch Schamgefühle kämpfen und lernen müssen, unsere innere Stärke geltend zu machen, können wir unsere wertvollen Stunden und Tage mit den Menschen verbringen, die uns Freude bereiten und mit denen wir gerne zusammen sind.
Überlebensschuld
Wir beginnen, innerlich geheilt zu werden und Sorge zu tragen für uns selbst. Unser Selbsthilfeprogramm zeitigt erste Resultate in unserem Leben, und wir fühlen uns bereits wohler.
Da schlägt es zu. Das Schuldgefühl.
Sobald wir die Fülle und die Freuden des Lebens erfahren, fühlen wir uns schuldig, weil wir Menschen hinter uns gelassen haben - jene, die sich nicht auf dem Weg der Heilung befinden,die immer noch Schmerzen leiden. Diese >Überlebensschuld< ist ein Symptom der Co-Abhängigkeit.
Wir denken an unseren geschiedenen Ehemann, der immer noch trinkt. Wir denken an ein Kind, halbwüchsig oder erwachsen, das immer noch leidet. Wir werden von einem Elternteil angerufen, der seine Sorgen bei uns ablädt. Und wir fühlen uns in den Schmerz der Menschen, die uns nahestehen, hineingezogen.
Wie können wir uns so glücklich, so wohl fühlen, wenn sie immer noch im Unglück verhaftet sind? Können wir uns davon wirklich befreien und ein zufriedenes Leben führen, obwohl die Situation der anderen so schrecklich ist? Ja, das können wir.
Natürlich ist es schmerzlich, Menschen, die wir lieben, zurückzulassen. Setzen Sie dennoch Ihren Weg unbeirrt fort. Haben Sie Geduld. Die Genesung anderer Menschen ist nicht unsere Aufgabe. Wir können sie nicht heilen. Wir können sie nicht glücklich machen.
Wir mögen uns fragen, warum WIR für ein erfülltes Leben ausgewählt wurden. Vielleicht erhalten wir darauf nie eine Antwort. Manche Menschen schließen sich dem Heilungsprozeß in ihrem eigenen Tempo an; aber ihre Heilung ist nicht unsere Sache. Die einzige Heilung, die wir wirklich fördern können, ist unsere eigene.
Wir können uns von anderen in Liebe lösen und uns selbst ohne Schuldgefühle lieben."
Zitat Ende.
Sorge zu tragen für uns selbst, das ist das was zählt. Du musst nicht mit Deiner Mutter "untergehen". Als erste Maßnahme: Könntest Du bei jemandem kurzfristig unterkommen, Freund/Freundin, Tante/Onkel/Cousine/Cousin? Lerne Dich abzugrenzen. Schau, dass es DIR gut geht und Du in Ruhe Deine Ausbildung beenden kannst.
Es gibt in jeder einigermaßen großen Stadt die Anonymen Alkoholiker. Dort gibt es Angehörigen-Gruppen. Dort kannst Du Dich austauschen und Stärke im Umgang mit der Krankheit Deiner Mutter und Kraft durch die Begegnungen entwickeln.
Und bei den Beratungsstellen kannst Du sicher konkrete, auf Deine individuelle Situation zugeschnittene Hilfe bekommen.
Nur rate ich Dir Dich erstmal aus der jetzigen Lage rauszunehmen, das ist ok, Du bist ja auch schon volljährig und kannst darüber entscheiden, wo Du Dich aufhältst.
Begreife, dass nur Du etwas an Dir und Deinem Leben ändern kannst und Du nicht Deine Mutter ändern kannst. Es ist hart, aber es ist Ihre Entscheidung und vor allem ihre Verantwortung.
Allerbeste Grüße, chrissie und Viel Glück