"Heute rastete sie dann aber völlig aus und sagte, dass das alles Müll ist, was ich vorhabe, ich soll mir einen Vollzeit Job suchen und keine Praktikas machen. Dazu beeinflusst wurde sie evtl von meinem Onkel. Ich frage mich wirklich, was gilt denn jetzt?"
Ich nehme an, die beiden haben festgestellt, das Du bei einem 450-€-Job nicht sozialversichert wärst. Du müßtest Dich "freiwillig krankenversichern" und das von Deinen 450 € zahlen. Da bleibt zum Leben zuwenig übrig. Dein Onkel wird Deine Mutter sicher darauf aufmerksam gemacht haben, das Deine Mutter dann ja noch weiter für Deinen Unterhalt aufkommen müßte - und das wird sie bei einem fast 25jährigen nicht wollen. Nicht sozialversichert heißt auch, Du erwirbst keine Rentenzeiten (was Dir im Alter dann fehlt und Dich ärmer macht, als es sein müßte) und keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wenn Du das Konzept "450-€-Job & Praktika" eines Tages beendest, stehst Du wieder ohne Geld-Ansprüche mit leeren Händen da. Und Deine Mutter könnte das Gefühl haben, Dich weiterhin unterstützen zu müssen, weil Du ihr Kind bist. Sie könnte rechtlich zwar auf stur schalten, denn verpflichtet wäre sie ab 25 nicht - aber welche Mutter läßt schon ihr Kind im Regen stehen? Also versucht sie Dich dahingehend zu beraten, das Du unabhängig wirst - und sie raus ist. Das ist aber nur die eine Seite - Die Deiner Mutter.
Deine Seite beinhaltet noch eine gewisse Unentschlossenheit, was genau Du eigentlich willst - wenn man das nicht genau weiß, fängt man eben vieles an, vielleicht um irgendwas zu machen - aber nix ist das wirklich Richtige. Dann ist da noch Deine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, die Du auf jeden Fall ernst nehmen mußt - mit Vollzeit überforderst Du Dich und produzierst nur neue Abbrecher. Damit wäre dir auch nicht geholfen.
Ich würde an Deiner Stelle über "Bundesfreiwilligendienst", "freiwilliges soziales/ökologisches Jahr" oder auch über WWOOF im Ausland nachdenken. Infos findest Du im Internet. Wenn Du Dir einen Platz etwas weiter entfernt von zu Hause suchst, kommst Du zuhause ganz elegant raus, bist sozialversichert, und hast für den Lebenslauf eine allgemein anerkannte "ehrenamtliche Tätigkeit". Dafür gibt es leider nur eine Aufwandsentschädigung in Taschengeldhöhe (Vollzeit ca. 380 € wenn ich mich recht entsinne), aber eben auch Verpflegung und Wohngelegenheit, Arbeitskleidung, ggf. Fahrtkosten - Du brauchst also gar nicht so viel Geld. Das kannt Du für 6-12-18 Monate vereinbaren. Allerdings weiß ich nicht, ob Du das auch in Teilzeit vereinbaren kannst. Versuche es - Ehrenamtliche werden viel gesucht, da könnte man den Bewerbern auch mal entgegen kommen - und Belege über die Notwendigkeit (psychische Gründe) solltest Du ja haben. Du kommst unter Leute, aber nicht unter die Räder. Hast etwas sinnvolles zu tun - und gewinnst Zeit, herauszufinden was Du eigentlich wirklich willst. Es macht nämlich wenig Sinn, schnell unter Stress eine Entscheidung treffen zu müssen, weil Du schon fast 25 bist. Ich glaube, das hast Du schon öfter gemacht und damit lauter abgebrochene Jobs, Studium etc. produziert, die Dich jetzt nicht weiter bringen. Viele junge Leute die noch nicht wissen, was sie beruflich machen wollen, machen ein BUFDI oder FSJ/FÖJ - und durch Seminare kommst Du mit einigen in Kontakt und kannst Dich austauschen. Da findest auch Du sicherlich Ideen, wie es für Dich weitergehen könnte. Inzwischen suchst Du Dir einen Ausbildungsplatz. Ganz nebenbei - wenn die BUFDI-Zeit dort vorbei ist, könntest Du im Notfall Hartz4 (oder evtl ALG1 - ich weiß es nicht genau) beantragen, da Du ja nicht bei Deinen Eltern wohnen würdest. Du bliebest von Deinen Eltern unabhängig.
Allerdings verstehe ich nicht, weshalb Du gerne Praktika machen möchtest (also gleich mehrere). Was willst Du denn eigentlich lernen? Mit einem 450 € Job (viele Std., wenig €) und Praktika kommst Du zeitlich allerdings auch auf eine Vollzeitstelle - nur für richtig wenig Geld. Wenn Du Dir sowieso den ganzen Tag beruflich um die Ohren hauen willst, mach das doch für einen anständigen Verdienst, soweit wie das für ungelernte möglich ist. Oder eben BUFDI/FSJ/FÖJ in Vollzeit.
Wenn Du zuhause bleibst, ist es mit dem Hartz4 in einer Bedarfsgemeinschaft schwierig. Wenn Du deshalb ausziehst, gibt es auch kein Hartz4, weil Du die Bedürftigkeit selbst herbei führen würdest. Daher würde ich mir unbedingt einen Job, Ausbildung, BUFDI etc. weiter entfernt suchen - das ist dann ausbildungs-/berufsbedingt. Damit könntest Du Dir -wie gewünscht- ein eigenes Leben aufbauen.