Ich bin eigentlich erstaunt, das es nicht schon viel mehr antworten gibt. Ok, also man nannte das damals EK (Entlassungskanidaten) Bewegung. Die EK-Bewegung bestand aus Wehrpflichtigen im dritten Diensthalbjahr (gesamt 18 Monate Grundwehrdienst), die in der Regel zum Gefreiten befördert waren. Man nannte sie auch "die Alten" Und wenn ein "Alter" einem "Juppi" (Dienstanfanger im ersten Diensthalbjahr oder auch "Tages(a)ck" (weil er noch die meiste Dienstzeit vor sich hatte) eine Anweisung gab hatte der Juppi die zu befolgen (z.B. Bude reinigen, Kaffee kochen oder Schnapsflasche abklären (entsorgen) usw.) Tat er dies nicht wurde er durch die Alten (alle) gemaßregelt, durch Dinge wie Toilette reinigen oder Flur keulen (bohnern mit dem schweren Bohnerbesen, auch Keule genannt). Machte er dies nicht, kam es schlimmer, er wurde nun von allen gemobbt, auch von den Fizen (2. Diensthalbjahr). Die Alten veranstalteten dann auch Spiele, wie eben Musikbox, oder Schildköte, Spind umkippen (alles viel durcheinander) oder eben auch Schläge, oder tausend andere Dinge im täglichen Dienst und zusammenleben wurden erheblich erschwert (Deine Stiefel konnten verschwinden, Kaffee konnte in Deinen Spind laufen, schwarze Schuhcreme in Dein Bett gelangen und und und ...
Man hatte also als Dienstanfänger das reinigen der Reviere zu erledigen (Unterkunftsbereich, und andere zugewiesene Objekte (z.B. Flur der Stabsbaracke, oder Küchendienst, Naßreviere, heizen des Boilers für die Duschen (Gefreite durften zuerst duschen, dann die Fizen, und dann die Juppis). Die Einteilung der Reviere nahmen meist die Fizen vor (im Auftrag der Alten), und sollte ein Juppi sich explizit weigern, "kümmerten" sich die Alten dann um diesen und veranstalteten ein Exempel, das dann auch den letzten gefügig machte. Im Idealfall hatte man also als Alter das sagen und musste sich um nix mehr nach dem Dienst kümmern, da das Reinigen nun die Juppen machten, und die Fizen das einteilten und überwachen erledigten. Das lief dann so ab, das die Juppen ihr zugewiesenes Revier beim Fizen abmelden mussten wenn er fertig war, und der Fize das dann inspizierte, und evtl. nochmal reinigen ließ.
Der Sinn der EK Bewegung war also nur im ersten Diensthalbjahr beschissen dran zu sein, und ab dem 2. Diensthalbjahr seine Ruhe zu haben, also nicht mehr putzen zu müssen und ab dem Dritten dann das uneingeschränkte sagen zu haben. Im dritten Diensthalbjahr hatte man sich dann dann der Regel auch ein Maßband gebaut. Dies war ein kleines Behältnis mit einer Kurbel an der Seite, mit der ein Maßband aufgerollt wurde, auf dem die Samstage und Sonntage speziell markiert wurden. Am Ende jeden Tages wurde dann ein Tag (1 cm) abgeschnitten. diese Schnipsel wurden dann oft nach Hause geschickt, und dort von der Freundin/Frau auf eine Sektflasche geklebt, die dann nach Beendigung des Wehrdienstes feierlich geköpft wurde.
Das Maßband wurde so immer kürzer, und wurde dann bei vielen Gelegenheiten vor Juppis oder auch Fizen komplett abgerollt (Ende festhalten und Behälter fallen lassen) mit Bemerkungen wie "Na Du Tages(a)ck", und "wenn Du eines hättest" (nur Gefreite durften eines haben!) der Behälter auf dem Boden aufschlagen würde oder auf der anderen Seite der Erdkugel wieder rauskommen würde (wurde Unteroffizieren auf Zeit (3 Jahre Dienstzeit) oft so gestichelt. Die Unteroffiziere ließen sich das in der Regel mit einem Grinsen gefallen, da sie selbst viel weniger Stress hatten, wenn die Gefreiten den Laden im Griff hatten. So profitierten beide Seiten von der Hackordnung.
Eigentlich wurden alle Dienstanfänger "gebrochen/eingenordet". Man begriff eigentlich schnell das man sich unterordnen muss, und das man nur dieses halbe Jahr durchstehen musste, dann stieg man zum Fizen auf und die nachkommenden neuen Juppis waren dann dran.
In unserer Pionierkompanie war es dann so, das zum Ende der Dienstzeit ein Stück Eisenbahnschiene im Objekt "beerdigt" wurde auf eine Schweißnaht gebrannt wurde mit der EK Zahl, also z.B. "EK 88-II" (Entlassungskanidaten 1988 Herbst)