Ich glaube das Hauptargument ist, dass die Folgen nicht absehbar sind auch wenn alle gerne so tun als ob dann Milch und Honig fließt. Oder zumindest Steuern.
Interessant ist, dass die Diskussion Parallelen zu der beschlossenen Lockerung der Prostitution aufweist, über deren Folgen auch noch gestritten wird. In beiden Fällen geht es darum ob eine Legalisierung eines vom kriminellen Milieu dominierten Geschäftes zu einer Verbesserung der gesellschaftlichen Bedingungen führt. Die Betrachtungsweise ist dabei oftmals recht simpel (Kriminelle Strukturen werden geschwächt, die Arbeitsbedingungen für die nun legalen Tätigen werden verbessert, die Möglichkeit für Aufklärung und Prävention verbessert, der verantwortliche Umgang mit Drogen oder Prostitution nimmt zu....)
Ob das bei einer Legalisierung von Cannabis der Fall ist, ist schwer absehbar. In jedem Fall scheint das Thema geeignet, sich als "progressiv" bei jüngeren Wählern anzubiedern, das kann man besonders bei der FDP sehen.
Bei der Prostitution hat man den Eindruck, dass es die kriminellen Strukturen eher gestärkt hat, weil jetzt ein sehr lukrativer grauer Markt entstanden ist, in dem vermeintlich freie Ich AGs ihre "Dienstleistungen" im Flatrate Puff anbieten müssen und Deutschland angeblich zur Drehscheibe für den Menschenhandel gemacht hat. Richtig langfristige Daten dazu sind aber schwer zu erhalten.
Warum Aufklärung und Prävention nur funktionieren sollen, wenn etwas legal ist, erschließt sich mir nicht. Beim Alkohol und Nikotin scheinen die bisherigen Konzepte beim Jugendschutz auch nicht besonders erfolgreich zu sein. Wieso sollte das bei Cannabis ohne neue Konzepte anders sein?
Das die organisierte Kriminalität freiwillig ein so lukratives Geschäft aufgibt erscheint mir auch als naiv, wahrscheinlich wenden Sie sich dann vermehrt den Gruppen zu, die illegal bleiben (also Jugendliche bei Cannabis und Zwangsprostitution im Rotlicht) und waschen das Geld aus anderen Aktivitäten im jetzt legalen Geschäftszweig. Das scheint ja auch in USA zu passieren. Auch wenn es sehr früh ist, die Entwicklung da einzuschätzen.
Leider bleibt die Diskussion meist auf Stammtischniveau in der nur sehr selektiv auf einzelne Aspekte hingeschaut wird. Eine ernsthafte Diskussion dazu kann ich noch nicht erkennen, dazu müsste man auch die Vermischung von Freizeitkonsum und medizinischem Einsatz trennen und anerkennen, dass es bei vielen ein sehr reales Bedürfnis gibt, sich durch den Konsum von Drogen, Medien, Konsumgütern und Aktivitäten jeglicher Art von der eigenen (vielleicht auch eher als traurig und sinnfreien) empfundenen Realität zumindest zeitweise zu entfernen.