Bei der Beurteilung der Alopezie ist zunächst die Frage, um welche Art an Alopezie es sich handelt.
Es wird eine echte von einer scheinbaren Alopezie unterschieden. Bei der echten Alopezie sind die Haarfollikel leer, bei einer scheinbaren Alopezie sind die Haare an der Hautoberfläche abgebrochen durch Juckreiz, Ektoparasiten oder bakterielle Infektion. Diese beiden Alopezie-Arten können mit Hilfe einer Biopsie unterschieden werden.
Bei dem Juckreiz hinter den Ohren ist auch abzuklären, ob vielleicht eine Ohrenentzündung (erkennbar durch eine Untersuchung mit einem Otoskop) den Juckreiz hervorruft und die Alopezie von dem Bauch eine andere Ursache hat, als die Alopezie hinter den Ohren. Hinweisend auf eine Ohrenentzündung können blutige Krusten im Bereich des äußeren Gehörgangs sein, die durch die mechanische Manipulation des Hundes mit den Krallen am Ohr entstehen.
Ansonsten hat Haarverlust in Kombination mit Juckreiz vier verschiedene Themenbereiche als Ursache: Parasitär, Bakteriell, Endokrinologisch (hormonell) und Allergisch.
Sehen wir uns zunächst den Bereich der parasitären Ursachen näher an. Hierbei können die Demodikose, Cheyletiellen und die Sarkoptesräude Juckreiz in Verbindung mit Haarverlust hervorrufen. Alle drei Parasiten können theoretisch mit einem Hautgeschabsel nachgewiesen werden. Leider ist gerade die Sarkoptesräude nicht immer zuverlässig in jedem Hautgeschabsel nachzuweisen. Allerdings hilft in manchen Fällen eine diagnostische Therapie mit einem wirksamen Spot on wie beispielsweise Stronghold. Mit Stronghold werden nicht nur die Sarkoptes-Milben abgetötet, sondern auch die Cheyletiellen. Wichtig ist aber, dass bei einem Befall nach 4 Wochen erneut behandelt werden muss, um die nachwachsenden jungen Milben auch abzutöten.
Eine bakterielle Hautinfektion (Pyodermie) lässt sich ebenfalls durch ein Hautgeschabsel oder ein Haut-Abklatschpräparat diagnostizieren. Behandelt wird mit lokalen antimikrobiellen Waschungen (z.B. Pyoderm) und ggf. systemischen Antibiotika-Gaben.
Die Alterswarzen können evtl. keine Warzen, sondern Papeln oder Komedonen sein. Papeln kommen öfters bei einer Pyodermie vor, Komedonen werden häufiger bei Cushing gesehen. Zum Thema Cushing siehe unten.
Endokrinologisch kommen eine Schilddrüsenunterfunktion (laut deinem Bericht nicht der Fall), Cushing und ein Ungleichgewicht der Sexualhormone in Frage. Bei Cushing bildet der Körper selber zu viel Kortison, weshalb vor allem am Bauch die Haare ausfallen, die Haut ist sehr dünn mit deutlich sichtbaren Gefäßen. Meist ist die Haut sekundär infiziert mit Bakterien, Pilzen, Parasiten und dadurch chronisch entzündet, weshalb sie schuppig und schwärzlich wird.
Letztes großes Thema ist die Allergie. Hierbei unterscheidet man drei Allergie-Typen: die Flohspeichel-Allergie, die Futtermittel-Allergie und die Umwelt-Allergie (Atopie). Die Flohspeichel-Allergie hat eigentlich als typisches Symptom den Juckreiz, die Haarlosigkeit und Hautwunden auf der Kruppe. Aber ab und zu gibt es auch atypische Fälle. Mit der Behandlung von Stronghold werden aber auch die Flöhe zuverlässig am Beißen gehindert. Grundsätzlich bei der Behandlung der Flohspeichel-Allergie ist ein Präparat, welches die Flöhe abtötet, BEVOR diese Beißen.
Die Atopie wäre eine mögliche Ursache, da vorberichtlich der Juckreiz in veränderter Umgebung (auch mit Futterwechsel?) nachgelassen hat.
Auch die Futtermittel-Allergie ist noch nicht ausgeschlossen, da noch keine korrekte Ausschlußdiät durchgeführt wurde. Ausschlußdiät bedeutet, dass nur eine einzige Fleischsorte (möglichst reines und frisches Fleisch beim örtlichen Metzger zum Beispiel) gefüttert wird ohne Öl, Gemüse, Vitaminpulver, kommerzielle Leckerli, etc. Ob das Fleisch nun roh oder gekocht gefüttert wird, bleibt der jeweiligen Vorliebe überlassen, wichtig ist aber, dass es nicht mit einer anderen Fleischsorte kontaminiert ist. (Vorsicht bei gewolftem Hundefleisch: da wandert eine Fleischsorte nach der anderen in den Fleischwolf ohne dass zwischendrin saubergemacht wird.) Richtig gemacht, entsteht auch durch selbst hergestelltes Hundefutter keine Fehlernährung.
Bei einer Futtermittel-Allergie verursacht nicht nur die Allergie den Juckreiz, sondern auch der Befall mit Malassezien (Hefe-Pilzen). Wenn die Haut schon sehr geschädigt ist, muss nachgeholfen werden, diese Malassezien zu bekämpfen. Dies lässt sich gut mit Clotrimazol-Lösungen oder Malaseb-Waschungen erreichen.
Als letzte Ursache für den Juckreiz mit dem Haarverlust kommt noch das paraneoplastische Syndrom in Frage. Wie der Name schon sagt, ruft eine tumoröse Erkrankung im Körper diese Entgleisung hervor.